Cover-Bild Gespräche mit Freunden
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 22.07.2019
  • ISBN: 9783630875415
Sally Rooney

Gespräche mit Freunden

Roman
Zoë Beck (Übersetzer)

Frances und ihre Freundin Bobbi, Studentinnen in Dublin, lernen das gut zehn Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick kennen. Sie treffen sich bei Events, zum Essen, führen Gespräche. Persönlich und online diskutieren sie über Sex und Freundschaft, Kunst und Literatur, Politik und Genderfragen und, natürlich, über sich selbst. Während Bobbi von Melissa fasziniert ist, fühlt sich Frances immer stärker zu Nick hingezogen … Ein intensiver Roman über Intimität, Untreue und die Möglichkeit der Liebe, eine hinreißende, kluge Antwort auf die Frage, wie es ist, heute jung und weiblich zu sein.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2019

Im unaufgeregtem Stil geschrieben

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Der Roman „Gespräche mit Freunden“ der Irin Sally Rooney ist eine Erzählung über verschiedene Beziehungen in einer Freundschaft zwischen drei Frauen und einem Mann. Erzählt wird die Geschichte von der ...

Der Roman „Gespräche mit Freunden“ der Irin Sally Rooney ist eine Erzählung über verschiedene Beziehungen in einer Freundschaft zwischen drei Frauen und einem Mann. Erzählt wird die Geschichte von der 21-jährigen Frances. Neben ihrem Studium hat sie einen Praktikantenplatz bei einer Literaturagentur. Sie ist in einfachen Verhältnissen in Dublin aufgewachsen. Ihre Eltern haben sich getrennt als sie 12 Jahre alt war und sie leben jetzt einige Kilometer westlich.

Frances ist seit ihrem 17. Lebensjahr mit Bobbi befreundet. Beide waren für ein Jahr ein Paar, trennten sich, blieben Freunde und treten bei Poetry Veranstaltungen auf, bei denen sie die Spoken-Wort-Stücke von Frances zusammen aufführen. An einem dieser Abende lernen sie die 37-jährige Fotojournalistin Melissa kennen, die mit einem fünf Jahre jüngeren Schauspieler verheiratet ist. Melissa lädt die beiden zu einem Abendessen zu sich nach Hause ein. Hierbei und auch später entwickeln die Anwesenden in unterschiedlichen Konstellationen tiefere Gefühle füreinander.

Frances ist eine eher introvertierte Persönlichkeit. Außer Bobbi hat sie keine nennenswerten Freunde. Sie hält weiterhin losen Kontakt zu ihren Eltern, wobei sie das Verhalten ihres Vaters bedrückt. Bei ihren Auftritten mit Bobbi agieren beide gleichwertig. Nachdem die zwei Freundinnen Melissa und ihren Ehemann Nick kennengelernt haben, kann Frances einen Anflug von Eifersucht auf Bobbi dem Leser gegenüber jedoch nicht verbergen. Sie selbst hält sich für wenig emotional, doch sie zeigt, dass sie es genießt, geliebt zu werden. Während der gesamten Geschichte versucht sie immer wieder ihre Grenzen auszuloten, lehnt sich auf und versucht Provokationen abzuwenden.

Vielleicht ist es der ungewohnte Input durch die vielen Gespräche mit den neuen Freunden über die verschiedensten, auch kritischen Themen, von denen ihr Innerstes aufgewühlt wird. Immer häufiger sucht sie durch das Beibringen von Schmerzen von ihrem quälenden Verhalten, dem Ergründen wann sie sich wie verhalten soll, abzulenken.

„Gespräche mit Freunden“ ist das Debüt von Sally Rooney. In einem eher unaufgeregten Stil steuert die Geschichte auf ein von mir vermutetes aber nicht gewünschtes Ende zu. Die Autorin beeindruckte mich dadurch, dass sie jede Stimmungslage erfassen, beschreiben und mir als Leser auf eine manchmal beiläufigen Art vermitteln konnte.

Veröffentlicht am 28.10.2019

berechtigter Hype um das Buch

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Cover: Das Cover hat mich direkt angesprochen und passt sehr gut zum Stil des Romans, denn wie die Frau auf dem Cover ist man eher Beobachter als Teilnehmer.

Inhalt: Frances und ihre beste Freundin studiert ...

Cover: Das Cover hat mich direkt angesprochen und passt sehr gut zum Stil des Romans, denn wie die Frau auf dem Cover ist man eher Beobachter als Teilnehmer.

Inhalt: Frances und ihre beste Freundin studiert in Dublin und lernen das etwa 10 Jahre ältere Ehepaar Melissa und Nick kennen. Melissa will einen Beitrag über die beiden Studentinnen schreiben und die vier lernen sich näher kennen. Sie treffen sich immer wieder und diskutieren über die verschiedensten Themen. Bobbi fühlt sich zu Melissa sehr hingezogen und Frances interessiert sich zunehmend für Nick.

--- Fazit beinhaltet Spoiler -----

Fazit: Das Buch ist vom Schreibstil her sehr ungewöhnlich, da dieser durchgehend eher distanziert ist und ich mich als Leser eher dem Voyeurismus verfallen bin als wirklich mit den Protagonisten mitzufiebern. Ich hatte mich sehr schnell an diese Distanz gewähnt und empfand sie als erfrischend und passte zum Buch einfach perfekt. Allen voran bei den Diskussionen die sie zu gängigen gesellschaftlichen Konventionen führten. Die Beziehungen unter den Protagonisten sind ebenfalls sehr interessant, da sie sich zum einen versuchen gegenseitig zu helfen und gleichzeitig sich gegenseitig das Leben schwermachen. Die bereits genannte Distanz empfand ich auch als sehr angenehm, da ich das Verhalten und Denken von Frances als recht gewöhnungsbedürftig empfand, das liegt keineswegs an einer konservativen Denkstruktur meinerseits, sondern viel mehr an ihrer psychischen Verfassung. Ihr Hang zur Selbstverletzung den sie mehrfach selbst als für sie normal darstellt und die Auswahl ihrer engeren Bezugspersonen sind für mich eher besorgniserregend. Entsprechend hatte ich mir ein anderes Ende gewünscht, eins in dem sie vielleicht beim Therapeuten sitzt und über ihre Beziehung zu ihren Eltern, zu Bobbi & Nick und letzten Endes auch zu sich selbst spricht. Auch wenn dies nicht so kommt kann ich „Gespräche mit Freunden“ bereits jetzt als eines meiner Jahreshighlights betiteln. Von mir eine absolute Empfehlung. 5 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 08.10.2019

Faszinierend und fesselnd!

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Meine Meinung
Dieses Buch habe ich tatsächlich in irgendeiner Zeitung gefunden und es hörte sich wahnsinnig interessant an. Besonders der Satz wie „Sie ist die Stimme der jungen Generation“ hat sich sehr ...

Meine Meinung
Dieses Buch habe ich tatsächlich in irgendeiner Zeitung gefunden und es hörte sich wahnsinnig interessant an. Besonders der Satz wie „Sie ist die Stimme der jungen Generation“ hat sich sehr in meinem Kopf festgesetzt. Ich war sehr gespannt auf die Geschichte der jungen Studentin.

Und damit wären wir bei Frances, die 21-Jährige Studentin in Dublin. Sie schreibt gerne, besonders Gedichte und ist allgemein nicht unzufrieden mit sich, obwohl sie es sich immer mal wieder in Erinnerung rufen muss. Sie studiert und macht Praktika, möchte aber mit diesem Leben am liebsten gar nicht mehr aufhören. Sie ist ein ruhiger Charakter, der vor Emotionen brodelt, diese aber aufgrund von Geschehnissen in der Vergangenheit kaum an die Außenwelt trägt. Dadurch wird sie oft als „die Coole“ oder „die Gelassene“ beschrieben, obwohl sie häufig alles andere als gelassen ist.
Sie hat mir gleich sehr gut gefallen, einerseits weil ich mich selbst sehr stark in ihr sehe und andererseits weil ich mich vielleicht ein kleines bisschen in sie verliebt habe.

Bei Nick wusste ich zu keinem Zeitpunkt, was genau ich von ihm halten sollte. Er war immer wieder sehr faszinierend, aber doch blieb seine Intention für mich sehr unklar, wobei es Frances da schließlich sehr ähnlich ergehen musste.

Die Handlung ist ebenso aufregend, wie alltäglich und normal. Es gibt keine wahnsinnig hohen Höhepunkte, auf die das Buch hin arbeitet, aber trotzdem ist es nicht langweilig, im Gegenteil.
Während Frances sich ihrer Leidenschaft zu Nick immer mehr hingibt, durchläuft sie eine wahnsinnige Entwicklung, die sehr spannend anzuschauen war. Sie lernt sich selbst immer weiter kennen und trifft Entscheidungen, die sie immer weiter verändern und trotzdem kommt sie immer wieder zu sich zurück.
Es geht viel um Frances‘ Emotionen und Gefühle und weniger darum, eine wahnsinnig fantasievolle Geschichte zu entwickeln. Es geht um eine Geschichte, die jede junge Frau erleben könnte, ohne dass Dinge geschönt werden. Ohne, dass alles perfekt läuft.

Es wird gezeigt, was Liebe und Wut aus einem Menschen machen könen, wie viel uns Freundschaft bedeutet und wie weit jemand gehen würde, wenn es um seine Gefühle geht und das ohne romantisierten Schnick Schnack, sondern als pure Realität.

Zudem geht es natürlich auch noch um die Gespräche unter Freunden – die vier Hauptfiguren diskutieren gerne über sämtliche Themen, besonders aber auch über Politik, Feminismus, Diskriminierungen und Sexualität. All diese Gespräche waren wirklich sehr interessant dargestellt, sodass es niemals zu viel von einem wurde. Es gab einen guten Wechsel und die Gespräche kann ich wahnsinnig gut auf mich un meine Freunde übertragen.

Fazit
Sally Rooney hat mich wahnsinnig begeistern können. Ihr Buch spiegelt ehrlich und unromantisiert die Emotionen einer jungen Studentin wieder, die sich in einem großen Gefühlschaos befindet und das in einem wundervollen Schreibstil. Die Handlung hat mich sowohl gefesselt, als auch süchtig gemacht und ich wollte nicht, dass dieses Buch endet.

Veröffentlicht am 23.09.2019

Faszinierend unperfekte Gespräche

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Ja, eigentlich ist die Handlung von „Gespräche mit Freunden“ arg überschaubar. Es geht um die verworrenen und wechselnden Beziehungen zwischen den beiden Freundinnen und ehemaligen Liebhaberinnen Frances ...

Ja, eigentlich ist die Handlung von „Gespräche mit Freunden“ arg überschaubar. Es geht um die verworrenen und wechselnden Beziehungen zwischen den beiden Freundinnen und ehemaligen Liebhaberinnen Frances und Bobbi, beide Anfang 20, und dem Ehepaar Nick und Melissa, beide in ihren 30ern. Sie verbringen mal zu viert, mal zu zweit oder dritt Zeit miteinander, sie lieben, streiten, zweifeln und reden. Diese Gespräche finden mal persönlich, mal per E-Mail oder Messenger statt. Das fühlt sich ziemlich authentisch an, denn statt gestelzter Dialoge liefert die Autorin Gespräche, bei denen die Beteiligten manchmal aneinander vorbeireden, sich manchmal missverstehen und manchmal ihre wahren Gefühle krampfhaft vor dem Gegenüber zu verstecken versuchen. Das empfand ich als ziemlich faszinierend zu lesen. Es geht hier sowohl um das, was gesagt wird, als auch um das, was nicht gesagt wird.
Frances bleibt als Ich-Erzählerin merkwürdig schwer zu greifen, was zu ihrer Unsicherheit passt. Die junge Studentin und Autorin hat keine Pläne für die Zukunft, ist in vielen Situationen gehemmt und unehrlich, obwohl sie geschätzt und geliebt wird. Sie verschleiert ihre Gefühle und Wünsche, tritt nach außen oft eher emotionslos auf, aber verletzt sich dann insgeheim selbst. Die Menschen in ihrem Umfeld nehmen sie teilweise ganz anders wahr als sie sich selbst.
Leider haben sich einige Klischees bei der Personenzeichnung eingeschlichen. Nick ist Schauspieler und natürlich umwerfend attraktiv. Melissa, die ein Portrait über Frances und Bobbi schreibt, kann für den kurzen Artikel mehrere Fotosessions mit den beiden durchführen, was für einen Freiberufler finanziell völlig unrealistisch ist. Und Frances mit ihrem destruktiven Verhalten ist natürlich Scheidungskind mit einem alkoholkranken Vater.
Abgesehen davon lohnt sich „Gespräche mit Freunden“ schon allein wegen des großartigen Schreibstils und dem Talent der Autorin, alltägliche Szenen und Gespräche so präzise einzufangen.

Veröffentlicht am 18.09.2019

Pseudointellektuelle Belanglosigkeiten

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Wir schreiben das Jahr 2019 und “Gespräche” sind eigentlich aus der Mode gekommen - also die tiefgründigen, echten. Wir zeigen heute übers Internet, anhand von Fotos und Texten was uns bewegt ...

Wir schreiben das Jahr 2019 und “Gespräche” sind eigentlich aus der Mode gekommen - also die tiefgründigen, echten. Wir zeigen heute übers Internet, anhand von Fotos und Texten was uns bewegt - auf ein Gegenüber gehen wir kaum noch ein, allenfalls noch durch ein “Like” oder höchstens einen Kommentar. Aber der Beitrag muss uns schon sehr “triggern”, wie man heute sagt, im positiven oder negativen, um zu kommentieren.

Vor diesem Hintergrund mutet es dann doch ein wenig anachronistisch an, dass einer der literarischen Shootingstars dieses Jahres ausgerechnet “Gespräche mit Freunden” (OT: “Conversations with friends”) heißt. Wie herrlich altmodisch und so “Parisienne” mutet dann auch noch das deutsche Cover dieses Buches an - da sitzt tatsächlich eine Frau im Fenster, dem Betrachter mit dem Rücken zugewandt und sie macht etwas ganz Außergewöhnliches - sie telefoniert! Mit einem Festnetzapparat!

Im Buch selber finden die “Gespräche” tatsächlich als “richtige” Gespräche - manchmal sind es auch Selbstgespräche - der 4 Hauptfiguren (3 Frauen und 1 Mann) sowie einiger Nebenfiguren statt. Aber die modernen Kommunikationsmittel wie Chats übers Internet und Smartphones sowie Email-Nachrichten werden trotzdem fast gleichwertig verwendet.

Dass man dieses Buch so wie eine bekannte Schauspielerin, die deutlich über das Alter der Protagonistinnen hinaus ist, an einem Tag durchliest, kann ich nicht verstehen. Für mich zog sich die durchweg repetitive Handlung wie Kaugummi. Es passiert einfach sehr wenig und die Essenz der titelgebenden Gespräche sind pseudo-intellektuelle Gemeinplätze und Beobachtungen der Protagonistinnen über ihr Gefühlsleben und das der anderen, aber lange nicht auf dem Niveau von Marcel Proust oder James Joyce - das Buch spielt lediglich in Irland und auch mal für eine Weile in Frankreich, der jeweiligen Heimat dieser beiden großen Autoren.
Die Autorin will sich und ihrem Buch einen besonders intellektuellen Anstrich geben, aber es reicht nicht den Protagonisten Namen wie Slavoj Žižek, Jaques Lacan oder Gilles Deleuze in den Mund zu werfen oder ihre Ablehnung für Yeats kundzutun, um ein kluges und "intellektuelles" Buch zu schreiben.

Die 21-jährige Literaturstudentin und Schriftstellerin Frances als Ich-Erzählerin ist egozentrisch, sehr von sich überzeugt ("Dafür würden sich meine Biografen später nicht interessieren." S. 339) und nervig. Die ständigen Selbstverletzungen (ich drücke irgendwelche Gliedmaßen gegen Gegenstände oder wasche mich mit zu heißem Wasser um mich dann zu spüren, sie nennt es "sich ausleben") wirken aufgesetzt und postpubertär. Aber sie ist halt auch erst 21. Sie gibt sich betont cool und gefühllos, dabei ist sie eigentlich ein Häuflein Elend, das sich über ihre Gefühle definiert. Natürlich hatte sie keine schöne Kindheit, stammt aus einfachen Verhältnissen, ein Scheidungs- und Einzelkind: Selbstläufer!

Melissa, die 37-jährige Widersacherin von Frances und Ehefrau von Nick bleibt als Persönlichkeit ziemlich blass. Man fragt sich echt: wer lädt die junge Geliebte des eigenen Ehemannes zum Abendessen ein und plaudert dann mit ihr als wäre nichts gewesen?

Nick, der Hahn im Korb, ist ein supertoll aussehnder, in der Blüte seines Erfolgs und Lebens stehender Schauspieler. Auch er bleibt leider profillos, denn seine Schwäche für junge Lyrikerinnen scheint seine einzige besondere Eigenschaft neben seiner Schönheit zu sein.

Die einzige mit etwas Charakter und annähernd menschlich-sympathisch ist die lesbische Bobbi, die gut zu Frances ist und es immer war. Bedingungslose Liebe? Vielleicht. Sie ist links, kommt aber aus einem "reichen" Elternhaus des irischen Establishment.

Diese 4 Personen also befinden sich in unterschiedlich geprägten Beziehungen zueinander, die immer neu ausgelotet werden. Liebe spielt dabei eine gewisse Rolle.

Zum Formalen: Es ist ziemlich anstrengend ein Buch über "Gespräche" zu lesen, in dem die Dialoge nicht durch Anführungszeichen gekennzeichnet sind.

Alles in allem: viel Lärm um sehr, sehr wenig! Ich kann den Hype um dieses Buch leider nicht nachvollziehen.