Cover-Bild Kein Ort ist fern genug
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Aufbau
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 184
  • Ersterscheinung: 21.07.2020
  • ISBN: 9783351038311
Santiago Amigorena

Kein Ort ist fern genug

Roman
Nicola Denis (Übersetzer)

Der internationale Bestseller über den Umgang mit Schuld und die unerschütterliche Kraft der Liebe

Santiago Amigorena erzählt die bewegende Geschichte seines Großvaters: In den Zwanzigern flüchtet Vicente Rosenberg aus Warschau nach Buenos Aires. Dort verliebt er sich in Rosita, gründet mit ihr eine Familie und betreibt ein Möbelgeschäft. Fernab von dem, was in Europa geschieht. Doch mit jedem neuen Brief seiner Mutter aus dem Warschauer Ghetto wachsen Schuld und Ohnmacht. Bis Vicente verstummt und ins innere Exil geht. Rosita aber kämpft weiter – um ihre Liebe, um ihre Familie, um eine Zukunft. Ein ergreifender Roman von großer Dringlichkeit, plastisch und virtuos erzählt.

„Ein tragisches Schicksal, eine erschütternde Erzählung – überwältigend.“ OLIVIER GUEZ

„Dieses wunderbare Buch erzählt die Geschichte eines Schweigens, das vielleicht die einzige Antwort auf das Undenkbare darstellt. Und die Geschichte der Worte, die ein Mann für dieses Schweigen findet: Jedes einzelne von ihnen ist treffend gewählt, direkt aus dem Kern des Wesens. Genau das vermag auf ebenso seltene wie kostbare Weise die Literatur.“ EMMANUEL CARRERE

"Die ganz eigene Klangfarbe dieses sensationellen Romans hallt nach der Lektüre noch lange nach.“ Le Figaro littéraire

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2020

Die große Frage der Schuld

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Klappentext
Santiago Amigorena erzählt die bewegende Geschichte seines Großvaters: In den Zwanzigern flüchtet Vicente Rosenberg aus Warschau nach Buenos Aires. Dort verliebt er sich in Rosita, gründet ...

Klappentext
Santiago Amigorena erzählt die bewegende Geschichte seines Großvaters: In den Zwanzigern flüchtet Vicente Rosenberg aus Warschau nach Buenos Aires. Dort verliebt er sich in Rosita, gründet mit ihr eine Familie und betreibt ein Möbelgeschäft. Fernab von dem, was in Europa geschieht. Doch mit jedem neuen Brief seiner Mutter aus dem Warschauer Ghetto wachsen Schuld und Ohnmacht. Bis Vicente verstummt und ins innere Exil geht. Rosita aber kämpft weiter – um ihre Liebe, um ihre Familie, um eine Zukunft. Ein ergreifender Roman von großer Dringlichkeit, plastisch und virtuos erzählt.

Cover und Schreibstil
Ein sehr schönes Cover welches für mich super zur Geschichte passt und die Farbauswahl ist gut. Ein Schreibstil der sehr eindringlich ist und bei diesem wirklich ernsten Thema auch sehr wichtig.

Inhalt
Ich maße mir hier nicht an über den Inhalt zu Urteilen. Dafür ist das Thema viel zu wichtig und es sind eigne Erlebnisse. Ich kann nur so viel sagen, ich hatte beim Lesen Gänsehaut. Es ist für mich ein Jahreshighlight und zwar nicht nur wegen dem Thema sondern auch wegen der grandiosen Umsetzung. Ich bin tief beeindruckt wie sensibel das Thema umgesetzt ist. Welche Qualen man über die Ferne haben kann und das es nicht heißt, man ist in Sicherheit wenn man früh genug entkommen ist. Wie schlimm es auch ist es einfach nicht zu wissen und was bedeutet die eigne Identität im Angliz solcher Gräueltaten.

Fazit
Mehr als 5 von 5 Sternen kann ich nicht geben, ich kann nur sagen lest es!

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Veröffentlicht am 20.09.2020

Eine Romanbiografie, die wohl keinen Leser unbeeindruckt lässt

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REZENSION – Das Schweigen der am Holocaust direkt beteiligten oder nur indirekt davon betroffenen Generation ist den Älteren in Deutschland noch aus persönlicher Erfahrung, den Jüngeren vielleicht aus ...

REZENSION – Das Schweigen der am Holocaust direkt beteiligten oder nur indirekt davon betroffenen Generation ist den Älteren in Deutschland noch aus persönlicher Erfahrung, den Jüngeren vielleicht aus der Literatur vertraut. Das Schweigen über das Unfassbare und Unvorstellbare als Thema des im Juli in deutscher Übersetzung erschienenen und für den Prix Goncourt nominierten französischen Romans „Kein Ort ist fern genug“ des argentinischen Schriftstellers Santiago Amigorena (58) wäre insofern nichts Neues. Doch bemerkenswert und deshalb lesenswert macht diesen internationalen Bestseller, dass es sich eben nicht um eine der üblichen Erinnerungen eines Holocaust-Opfers oder um eine Täter-Biografie handelt, sondern – eine völlig neue Sichtweise dieses Themas – um die Frage einer persönlichen Mitschuld des während des Nazi-Regimes längst in der fernen argentinischen Hauptstadt Buenos Aires lebenden Vicente Rosenberg, Großvater des seit Jahren in Paris lebenden Autors.
Vicente hatte bereits 1928 seine Heimatstadt Warschau verlassen und war als junger Mann nach Argentinien ausgewandert, um dort ein freies Lebens zu führen – frei von der Mutter, frei vom erstarkenden Antisemitismus in Polen. Bis 1940 führte er ein glückliches Familienleben, verheiratet mit Rosita, Vater kleiner Kinder, Inhaber eines vom Schwiegervater finanzierten Möbelgeschäfts. An seine in Warschau verbliebene Mutter Gustawa, seinen Bruder Berl und die in Russland verheiratete Schwester dachte und schrieb er kaum.
Mit jedem weiteren Brief der Mutter aus dem Warschauer Ghetto verdüstert sich auch Vicentes bisher so sorgloses Leben im fernen Buenos Aires von Mal zu Mal, wachsen Schuld und das Gefühl der Ohnmacht. Denn „kein Ort ist fern genug“, um nicht vom Geschehen in Europa und persönlicher Verantwortung unbehelligt bleiben zu können. Welches Grauen das Leben der Juden im Warschauer Ghetto bestimmt, ließ sich aus den Briefen der Mutter erahnen: „Wie die übrige Menschheit konnte Vicente wissen und gleichzeitig nicht wissen wollen“, beschreibt der Autor diese uns vertraute Haltung. Vicente verweigert sich anfangs diesem Wissen – aus Egoismus, aus Angst. Doch letztlich „wusste er genug, um zu beschließen, nicht mehr nur mit halbem Auge, sondern gar nicht mehr hinzuschauen“. Das Wissen, er hätte seine Mutter rechtzeitig nach Argentinien holen müssen und das Bewusstsein der tiefen Schuld, als Sohn versagt zu haben, lässt ihn bald verstummen und seiner Familie fremd werden. „Jetzt war er ein Flüchtiger, ein Feigling, der nicht da war, wo er hätte sein sollen, der geflohen war und noch lebte, während die Seinen umkamen.“ Vicente flieht in die innere Emigration, wird ein „Gefangener im Ghetto seines Schweigens“. Wann Großvater Vicente nach dem Krieg erfahren hat, dass Mutter Gustawa ins Vernichtungslager Treblinka II deportiert wurde und Bruder Berl schon beim Ghetto-Aufstand umgekommen waren, weiß der Enkel nicht. Denn auch in seiner Familie waren diese Jahre später kein Gesprächsthema.
Doch aus dem Wenigen, dass er und sein Bruder recherchieren konnten, schrieb Santiago Amigorena eine ergreifende Romanbiografie, die jeden Leser wohl tief beeindruckt und nachdenklich zurücklässt. Der Autor schafft es auf unvergleichliche Weise, uns an den quälenden Gedanken und der schmerzenden Verzweiflung seines schweigenden Großvaters, den er selbst kaum noch gekannt hat, lebensnah teilhaben zu lassen.

Veröffentlicht am 15.09.2020

wahrhaftig und wichtig

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1928, als das noch relativ leicht war, verlässt Vincente Rosenberg Warschau und macht sich auf nach Buenos Aires, wo er fern von Familie und Heimat sein neues Leben aufbaut. Er heiratet Rosita, bekommt ...

1928, als das noch relativ leicht war, verlässt Vincente Rosenberg Warschau und macht sich auf nach Buenos Aires, wo er fern von Familie und Heimat sein neues Leben aufbaut. Er heiratet Rosita, bekommt drei Kinder, wird erfolgreicher Geschäftsmann. Alles scheint gut und richtig zu sein. Wie viele junge Männer wirft er nur noch flüchtige Blicke zurück, schreibt der Mutter nur sporadisch, ist mit sich selbst beschäftigt. Bis die Briefe aus Europa plötzlich düster und dringlich werden und ihn wachrütteln. Er begreift endlich, dass sich in Polen eine mächtige Gefahr manifestiert hat und seine Mutter und der Rest seiner europäischen Familie im Warschauer Ghetto mittendrin ist.

Vincente ist ein sehr einfühlsamer und liebevoller Mann und als solcher trifft ihn die Erkenntnis, dass er das Unheil nicht hat kommen sehen und dass er seiner Mutter und seinem Bruder nicht helfen kann, mit großer Macht. Die Hilflosigkeit, seine übermächtig werdenden Schuldgefühle und die Sorge um die Angehörigen ziehen ihn in einen tiefen schwarzen Strudel der Depression und er zieht sich in sich selbst zurück und wird sprachlos.

Der Autor, Santiago Amigorena, spricht über das Schicksal seines Großvaters und seiner jüdischen Familie. In eindringlichen leisen Worten und mit unglaublicher Wahrhaftigkeit erzählt der Roman von denen, die ihre Familien an den Holocaust verloren haben und sich fürs Überleben schuldig fühlten. Allein schon das seelische Dilemma berührt den Leser und Vincentes Verzweiflung ist greifbar und nachvollziehbar.

Trotz des traurigen Themas ein wundervolles wichtiges Buch.

Veröffentlicht am 23.08.2020

Erschütternd

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1928 macht sich der junge Vincente Rosenberg auf nach Südamerika. Er verspricht seiner Mutter noch, wöchentlich zu schreiben. In Buenos Aires trifft er Rosita, heiratet und gründet ein Möbelgeschäft. Rosita ...

1928 macht sich der junge Vincente Rosenberg auf nach Südamerika. Er verspricht seiner Mutter noch, wöchentlich zu schreiben. In Buenos Aires trifft er Rosita, heiratet und gründet ein Möbelgeschäft. Rosita und er bekommen drei Kinder. Alles läuft gut. Während seine Mutter ihm regelmäßig schreibt, werden seine Briefe immer seltener. Die Nachrichten seiner Mutter aus Warschau werden immer besorgniserregender. Doch was kann Vincente aus der Entfernung tun? Er macht sich Vorwürfe. Hätte er seine Mutter auch gegen ihren Willen früher aus Warschau herausholen sollen? Irgendwann ist es soweit, dass Vincente die Nachrichten nicht mehr ertragen kann. Er zieht sich in sich selbst zurück, ignoriert Frau und Kinder und schafft sich sein höchsteigenes Ghetto.
Es ist ein sehr eindringlicher und erschütternder Roman, der mich wirklich berührt hat. Der Autor schildert in diesem Roman sehr einfühlsam die Geschichte seines Großvaters und seiner Familie.
Vincente fühlt sich nicht wirklich als Jude, er ist nicht religiös. Doch das, was in Deutschland geschieht, macht ihm bewusst, dass er immer als Jude betrachtet wird und sich so zu fühlen hat. Die Artikel in den Zeitungen sind nicht wirklich aussagefähig, trotzdem fühlt er sich zunehmend schuldiger, was vor allem an den Briefen der Mutter liegt, die nicht wirklich schreibt, was sie aushalten müssen und die dennoch das Schreckliche deutlich machen.
Mir hat seine Familie leidgetan. Rosita versucht alles, zu ihm durchzudringen. Auch mit ihr kann Vincente seine Not und seine Schuld nicht teilen. Wie sollen die Kinder dann begreifen?
Es ist wirklich ein berührender Roman, der einen nicht loslässt. Meine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 08.08.2020

Das Leid der Verstummten

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1940-1945. Vicente Rosenberg emigrierte 1928 von Warschau nach Buenos Aires, wo er schon bald mit Rosita Szapire, der Liebe seines Lebens, eine Familie gründete. Schnell hat sich Vicente in seiner neuen ...

1940-1945. Vicente Rosenberg emigrierte 1928 von Warschau nach Buenos Aires, wo er schon bald mit Rosita Szapire, der Liebe seines Lebens, eine Familie gründete. Schnell hat sich Vicente in seiner neuen Wahlheimat eingelebt und besitzt neben drei Kindern auch ein gutgehendes Möbelgeschäft. Alles wäre wunderbar, wären da nicht die alarmierenden Briefe seiner Mutter, die die sich zuspitzende Lage in Europa sowie ihr Leben und das seines Bruders im Warschauer Ghetto eindringlich beschreiben und in Vicente übermäßig große Gefühle von Ohnmacht, Schuld und Unvermögen hervorrufen, so dass er sich immer mehr von allem zurückzieht. Doch er hat die Rechnung ohne seine liebende Ehefrau Rosita gemacht, die ihn nicht aufgibt und für die Familie kämpft…
Santiago Amigorena hat mit „Kein Ort ist fern genug“ einen sehr berührenden Roman vorgelegt, in dem er dem Leser die Geschichte seines Großvaters nahe bringt. Mit eindringlichen, ruhigen und bildhaften Worten lässt der Autor Vicente wieder lebendig werden und gibt dem Leser mit einer Zeitreise die Möglichkeit, dessen Schicksal hautnah mitzuerleben. Dabei schildert er nicht nur Vicentes Mut und Tatkraft, sich in einem fremden Land eine neue Zukunft aufzubauen, sondern spiegelt dabei auch die damalige Zeit wunderbar wieder. Im fernen Argentinien war der zweite Weltkrieg für die Auswanderer weit entfernt, das Ausmaß der dort stattfindenden Tragödie kannten Auswanderer nur aus Briefen, die sie zeitverzögert erreichten.
Amigorena gelingt es hervorragend, die Gedanken- und Gefühlswelt seines Großvaters an die Oberfläche zu holen, dessen Zerrissenheit ob der Handlungsunfähigkeit, die ständig weiterwachsenden Schuldgefühle sowie die Frage nach der eigenen Identität, die vorher für Vicente kein Thema war. Obwohl Vicente nicht direkt dem Holocaust ausgesetzt war, fühlt er sich den fernab Leidenden so verbunden, während seine Schuldgefühle ihm zusätzlich zusetzen. Virtuos zeichnet Amigorena das Bild einer Generation, die das Leid der KZs und der Verfolgung zwar nicht selbst erleben mussten, doch in ihren Herzen und Seelen durch Ohnmacht gekennzeichnet wurden und sich selbst dafür bestraften. Besonders interessant ist die Sichtweise, aus der Amigorena erzählt. Sein Großvater kannte die Lage von 1940 bis 1945 nur aus den Briefen seiner Mutter und dennoch hat dies ausgereicht, dass Vicente sich von allem abkapselte, während sein Enkel all die Gräueltaten inzwischen durch belegte Fotos, Augenzeugenberichte etc. kennt und somit viel mehr Zugang zu den Emotionen seines Großvaters hat. Gerade dies macht den Roman so besonders, denn die intensive Recherche nebst der engen familiären Bindung lässt diese sehr berührende Schilderung zu, die Vicente nach Jahrzehnten doch noch zum Leser sprechen lässt.
Absolute Leseempfehlung für ein literarisches Highlight! Ergreifend und einfach wunderbar – Chapeau!