Cover-Bild Rote Kreuze
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 26.02.2020
  • ISBN: 9783257071245
Sasha Filipenko

Rote Kreuze

Ruth Altenhofer (Übersetzer)

Alexander ist ein junger Mann, dessen Leben brutal entzweigerissen wurde. Tatjana Alexejewna ist über neunzig und immer vergesslicher. Die alte Dame erzählt ihrem neuen Nachbarn ihre Lebensgeschichte, die das ganze russische 20. Jahrhundert mit all seinen Schrecken umspannt. Nach und nach erkennen die beiden ineinander das eigene gebrochene Herz wieder und schließen eine unerwartete Freundschaft, einen Pakt gegen das Vergessen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.04.2020

Rote Kreuze in Russland

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Alexander ist neu eingezogen in den Wohnkomplex und sofort läuft ihm seine 90ig jährige Nachbarin Tatjana Alexejewna über den Weg…natürlich möchte sie Alexander besser kennenlernen, fängt auch gleich an ...

Alexander ist neu eingezogen in den Wohnkomplex und sofort läuft ihm seine 90ig jährige Nachbarin Tatjana Alexejewna über den Weg…natürlich möchte sie Alexander besser kennenlernen, fängt auch gleich an ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Während Alexander zu Beginn noch genervt ist lässt sich Tatjana von ihrer Geschichte nicht abbringen…solange der Alzheimer sie noch nicht ganz vergesslich macht…und die beiden unterschiedlichen Menschen kommen sich näher und beginnen sich zu vertrauen…
„Ich glaube, Pascha hat seine Festnahme vorausgeahnt. Geburtsort? Genua. Alles klar. Ein rotes Kreuz, das sein Schicksal besiegelt.“(Seite 49)
Ich mag die Covergestaltung des Diogenes Verlag einfach, sie zeigen alles und doch wenig und hier trifft es das Cover, in meinen Augen, auch direkt auf den Punkt.
Vom Autor Sasha Filipenko ist dieses Buch das Erste welches im deutschsprachigen Raum erschienen ist, seine weiteren Werke sollen folgen und ich freue mich jetzt schon darauf. Denn der Autor bringt einem ein Russland näher dass so unterschiedlich ist wie das Volk, die Sprache, das Wetter und seine Traditionen. Der Schreibstil konnte mich sehr schnell packen, ich war neugierig auf die Geschichte von Tatjana, ich war neugierig was mit Alexander passiert ist. Der Autor nimmt den Leser mit durch die Geschichte von Russland, von damals mit der jungen Tatjana, zum Aktuellen mit Alexander.
Der kleine aber feine Humor kommt nicht zu kurz, ich mochte die Konstellation von beiden zu Beginn, das Genervte von Alexander, die forsche aber lustige Art von Tatjana, dass sie sich nicht aus der Ruhe bringen lässt, dass sie ihre Alzheimer Erkrankung für vieles als Vorwand nimmt.
Und doch ist das Buch keine leichte Lektüre, keine dauerhaft lustige, denn sie erzählt nun mal die Geschichte von einem Russland welches man hier und da aus den Geschichtsbüchern kennt, aus Erzählungen oder Berichten. Gerade der Teil den Tatjana von sich erzählt schmerzt, schockiert, bewundert die Frau für ihren Mut, für ihre Offenheit, für das Nicht aufgeben und weitermachen. Auch hier denke ich dass es die Stärke des russischen Volkes zeigt denn aufgeben und nicht mehr aufstehen, das passt so gar nicht zu diesen Menschen.
Alexander selbst hat ebenso sein „Päckchen“ zu tragen, muss mit Verlusten, neuen Situationen zu Recht kommen, wie Tatjana damals, während und nach dem Krieg. Es geht um die Familie, welche Liebe und Hoffnung in dieser Institution liegt, wie man daraus Kraft und Zuversicht ziehen und zerren kann.
Beide Protagonisten kommen zu Wort, beide berichten ihre Geschichten, ihren Schmerz, ihre Zuversicht, aber auch ihre Ängste und Sorgen. Beide stehen für ein Russland aus verschiedenen Zeiten, dass nicht überall einen neuen Weg gegangen ist. Hier und da wäre wohl eine Triggerwarnung angebracht denn das Buch behandelt auch sehr schwer annehmbare Themen, es geht ans Herz, an den Verstand und über das zu ertragende Maß hinaus.
„Nie werde ich diese mit Kuverts vollgestopften Postkästen vergessen. An wen waren diese Briefe adressiert? Würde sie je jemand lesen?“. (Seite 45)
Der Autor versteht wahrlich ein Russland zu präsentieren welches viele begeistern wird. Ich kann für dieses Buch nur eine Leseempfehlung aussprechen!

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Veröffentlicht am 21.04.2020

Ein Teil wichtiger russischer Zeitgeschichte

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Die 90-jährige Tatjana wohnt in Minsk und leidet an Alzheimer. Sie versucht ihre Wohnung nicht zu vergessen wenn sie ausgeht, indem sie ein rotes Kreuz an die Tür malt, damit sie wieder nach Hause findet. ...

Die 90-jährige Tatjana wohnt in Minsk und leidet an Alzheimer. Sie versucht ihre Wohnung nicht zu vergessen wenn sie ausgeht, indem sie ein rotes Kreuz an die Tür malt, damit sie wieder nach Hause findet. Als der junde Alexander direkt über ihr einzieht ist er anfangs etwas skeptisch als die alte Dame ihn sofort in ihr Haus lockt um ihm direkt mit ihrer Lebensgeschichte zu konfrontieren. Er selbst will nach einem Schicksalsschlag ein neues Leben mit seiner kleinen Tochter beginnen und die Gechichte der alten Dame beeindruckt ihn letzlich zutiefst. Denn als ihr Mann im 2. Weltkrieg in Kriegsgefangenschaft gerät versucht sie ihn als Übersetzerin und Sekretärin im Volkskommissariat für Auswärtige Angelegenheiten (NKID) zu retten. Denn Kriegsgefangene galten in der Stalinzeit praktisch als Verräter. Somit legt sie ihr Leben aufs Spiel, was für ihre weitere Zukunft große Auswirkungen hat.
Die generationsüberholte Freundschaft der beiden lässt keinen unberührt und beide vertrauen aneinander ihre Geheinmnisse an, wobei Alexander der jüngere Teil ist der ihre Geschichte verfolgen und weitererzählen soll.
Die historischen Hintergründe der Geschichte wirken bei mir gut recherchiert und die Geschichte selbst regt zum Nachdenken an und auch als Einleitung um sich detailierter mit dem Thema zu beschäftigen. Einige Längen und die vielen zitierten Dokumente störten ein wenig den Lesenfluss, aber man kann darüber hinwegsehen.

Veröffentlicht am 14.04.2020

Dieser Roman konnte mich leider nicht erreichen

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Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Diogenes (26. Februar 2020)
ISBN-13: 978-3257071245
Originaltitel: Krasny Krest
Übersetzung: Ruth Altenhofer
Preis: 22,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Dieser ...

Gebundene Ausgabe: 288 Seiten
Verlag: Diogenes (26. Februar 2020)
ISBN-13: 978-3257071245
Originaltitel: Krasny Krest
Übersetzung: Ruth Altenhofer
Preis: 22,00 €
auch als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Dieser Roman konnte mich leider nicht erreichen

Inhalt:
Alexander bezieht seine neue Wohnung. Da macht er die ungewollte Bekanntschaft seiner Nachbarin, der über 90-jährigen Tatjana, die ihm sogleich ein Gespräch aufdrängt. So erfährt Alexander zwischen Tür und Angel die Lebensgeschichte der alten Frau.

Meine Meinung:
Hauptsächlich geht es hier um die Stalin-Ära, um die „Säuberungen“, willkürliche Unterdrückung der Sowjetbürger. Eigentlich ein sehr interessantes Thema, wie ich finde. Ich hatte hohe Erwartungen an die Erzählungen der alten Tatjana. Doch leider konnte mich die Geschichte überhaupt nicht abholen. Ich schreibe dies dem nüchternen, relativ emotionslosen, mehr berichtartigen Schreibstil zu.

Im Klappentext ist die Rede von einer unerwarteten Freundschaft und dass die beiden Protagonisten ineinander das eigene gebrochene Herz erkennen. Weder das eine noch das andere konnte ich aus der Erzählung herauslesen.

Fazit:
Der Roman ist sicher nicht schlecht, aber mich konnte der Autor leider nicht begeistern.

★★★☆☆

Veröffentlicht am 09.04.2020

Dramatische Schicksale - im Gestern und Heute

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Der dreissigjährige Alexander ist nach einem schweren Schicksalsschlag mit seiner kleinen Tochter nach Minsk gezogen. Direkt beim Einzug lernt er seine Nachbarin kennen, die über 90jährige Tatjana, die ...

Der dreissigjährige Alexander ist nach einem schweren Schicksalsschlag mit seiner kleinen Tochter nach Minsk gezogen. Direkt beim Einzug lernt er seine Nachbarin kennen, die über 90jährige Tatjana, die ihm ungefragt ihre Lebensgeschichte aufdrängt. Widerwillig hört er ihr zu und ist doch völlig gefesselt von ihren dramatischen, schmerzlichen Erlebnissen, die sogar sein eigenes Leid etwas in den Hintergrund rücken lassen.
Dass die Zeit unter Stalin für viele Menschen eine Tragödie war, ist zwar bekannt, aber mehr oder weniger verdrängt bzw. vergessen. Stattdessen wird er in Russland wieder zu einer Kultfigur - der starke Mann, der Erlöser - und die Zahl seiner AnhängerInnen wächst. Gegen dieses Vergessen schreibt Sasha Filipenko an mit seinem Buch 'Rote Kreuze'. Glaubhaft und überzeugend zeigt er am Schicksal der mittlerweile an Alzheimer erkrankten Tatjana, wie völlig Unschuldige während des II. Weltkriegs wegen Nichts in Lager und Gefängnisse geschickt oder getötet wurden.
Die fiktive Geschichte dieser alten Dame, die vermutlich für die vieler anderer 'echter' Menschen steht, wird mit dokumentarischen Belegen wie den Briefen des Roten Kreuzes ergänzt, die versuchten, die russische Regierung zum Austausch von Kriegsgefangenen zu bewegen. Doch diese lehnte stets ab oder reagierte überhaupt nicht, denn für sie waren russische Kriegsgefangene Verräter, sonst wären sie nicht gefangen genommen worden - und was zählt schon ein Menschenleben?
Dass der junge Alexander, das Gegenüber im Heute von Tatjana, ebenfalls ein Schicksal aufweist, das für ein ganzes Buch reichen würde, ist mir fast zuviel des Guten (oder Schlechten). Ob der Autor damit zeigen wollte, dass kein Leid das einzige ist? Oder dass es immer noch Schlimmeres gibt? Was auch immer, es wäre nicht nötig gewesen.
Ungeachtet des traurigen Themas gibt es dank der unkonventionellen alten Dame immer wieder Stellen, die mich grinsen ließen. "Mademoiselle hat zu lange im vorsintflutlichen Russland gelebt, das als einzige Leistung für sich beanspruchen kann, die Zahl der Finger beim Bekreuzigen von zwei auf drei erhöht zu haben." Oder als Tatjana mit zehn Jahren 1920 nach Russland kommt: "Wie hätte es einem Kind im Land des zunehmenden Infantilismus auch nicht gefallen sollen?".
Ein schnörkelloser, sehr direkter Sprachstil und eine tragische Geschichte - auch wenn es etwas zu viel Dramatik gibt, ist dieses Buch sehr zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.04.2020

Win-Win-Situation

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Zu Beginn der Lektüre begleitet man den 30-jährigen Alexander beim Bezug einer neuen Wohnung. Die Maklerin macht ihm die Wohnung damit schmackhaft, dass auf seinem Stockwerk nur eine alleinstehende 90-jährige ...

Zu Beginn der Lektüre begleitet man den 30-jährigen Alexander beim Bezug einer neuen Wohnung. Die Maklerin macht ihm die Wohnung damit schmackhaft, dass auf seinem Stockwerk nur eine alleinstehende 90-jährige Frau lebt, die an Alzheimer leidet. Doch Alexander ist wortkarg bis hin zur Unhöflichkeit. Nur aus einzelnen Andeutungen erfährt man, dass er eine dreimonatige Tochter hat, er aber allein in der Wohnung mit ihr leben wird. Man ahnt, dass ihn ein schwerer Schicksalsschlag getroffen hat.
Seine neue Nachbarin, Tatjana Alexejewna, versucht freundlich zu Alexander zu sein und ihn in Gespräche zu verwickeln, was dieser zunächst rüde abweist. Noch versteht man als Leser nicht, warum Alexander sich so schroff verhält. Doch nach und nach öffnet er sich und Tatjana, die immer vergesslicher wird, erzählt ihm ihre Lebensgeschichte, eben damit diese nicht in Vergessenheit gerät. Da Tatjana Alexejewna 1910 geboren wurde, umfasst ihr Leben fast das ganze 20. Jahrhundert. Und was sie in Russland, im Krieg, während der Stalinzeit, aber auch später erlebt hat, erfährt Alexander, und somit auch der Leser nach und nach. Und trotz aller Schrecken und unvorstellbaren Ungerechtigkeiten ist Tatjana Alexejewna keine gebrochene Frau, sondern eine Kämpfernatur, die weiß, dass Gott Angst hat vor ihr. ,,Zu viele unangenehme Fragen kommen da auf ihn zu." (S: 11)
Allmählich schließen Alexander und die alte Frau Freundschaft, und je mehr der junge Mann von Tatjanas Lebensgeschichte erfährt, desto mehr scheint er sich auch mit seinem persönlichen Schicksal zu arrangieren.
Schwierig an diesem Roman fand ich die sehr nüchterne, sachliche Darstellungsweise, die durch die Einbindung von authentischen Dokumenten noch verstärkt wurde.
,,Rote Kreuze" ist ein Roman, der weniger durch Emotionen als durch eine starke Protagonistin und eine wichtige Thematik überzeugen kann.