Cover-Bild Die Nacht, als das Feuer kam
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Goldmann
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 560
  • Ersterscheinung: 13.01.2020
  • ISBN: 9783442315499
Sinclair McKay

Die Nacht, als das Feuer kam

Dresden 1945
René Stein (Übersetzer)

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges, im Februar 1945, bombardierten die Alliierten Dresden: Circa 25.000 Menschen fanden den Tod, die Überlebenden waren zutiefst traumatisiert, das einst prächtige Elbflorenz lag in Schutt und Asche. In »Die Nacht, als das Feuer kam« begibt sich der britische Journalist und Autor Sinclair McKay auf eine ganz besondere Spurensuche. In den Archiven der Stadt entdeckte er tief verborgene persönliche Aufzeichnungen, die es ihm ermöglichen, die Geschehnisse dieser drei verhängnisvollen Tage und Nächte aus der Perspektive der Bewohner der Stadt zu erzählen: Schülern, Mitgliedern der Hitlerjugend und des Kreuzchors, Künstlern, Musikern, aber auch des Kriegsgefangenen Kurt Vonnegut und nicht zuletzt Victor Klemperer sowie Piloten und Besatzungsmitgliedern der britischen und amerikanischen Verbände. Noch nie zuvor wurde das Ausmaß dieses Luftangriffs für die Zivilbevölkerung der Stadt so vielstimmig, emotional und zutiefst menschlich geschildert wie in diesem Meisterwerk der narrativen Geschichtsschreibung – und das noch lange, nachdem die letzte Seite umgeblättert ist, im Gedächtnis bleiben wird.

Ausstattung: 24-seitiger Bildteil s/w

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.11.2020

Ein Buch gegen das Vergessen

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Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs prasselt ein Regen aus Brandbomben auf die Stadt Dresden nieder. Die zerstörerischen Luftangriffe der Alliierten erfolgen in Wellen und lösen einen katastrophalen Feuersturm ...

Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs prasselt ein Regen aus Brandbomben auf die Stadt Dresden nieder. Die zerstörerischen Luftangriffe der Alliierten erfolgen in Wellen und lösen einen katastrophalen Feuersturm aus. Das einst prächtige Elbflorenz verwandelt sich in eine brennende Hölle, die für rund 25.000 Menschen zur tödlichen Falle wird. Obwohl auch andere deutsche Städte (wie z.B. Hamburg oder Pforzheim) schwere und z.T. deutlich schlimmere Schäden erleiden, wird es die sächsische Metropole sein, die fortan als Sinnbild für den Luftkrieg gegen Deutschland stehen wird.

Der britische Literaturkritiker und Erfolgsautor Sinclair McKay hat die Ereignisse jener Zeit in einem gleichermaßen fesselnden wie erschütternden Sachbuch niedergeschrieben, in welchem er politische Hintergründe näher beleuchtet und den Lesern durch ungeschönte Zeitzeugenberichte das Grauen direkt vor Augen führt. Ich habe Dresden schon oft besucht und fühle mich dieser außergewöhnlichen Stadt sehr verbunden. Keine der zahlreichen Dokumentationen, die ich zu diesem historisch interessanten und in vielerlei Hinsicht noch heute relevanten Thema angeschaut habe, hat mich dermaßen aufgewühlt und nachdenklich gemacht wie dieses Werk. Schonungslos ehrlich, emotional und zugleich nüchtern und neutral lässt der Autor uns an den Erkenntnissen seiner immensen Recherche teilhaben.

Anhand von einzelnen Schicksalen und frei von Schuldzuweisungen erleben wir die Tragödie um den 13. Februar 1945, die sich erst kürzlich zum 75. Mal gejährt hat, aus Sicht der Dresdner Bevölkerung wie auch aus der Perspektive einiger Bomberpiloten.

"In dieser Phase des Krieges gab es nur noch wenige, die eine exakte Unterscheidung zwischen der deutschen Zivilbevölkerung und deutschen Soldaten machten, zwischen der deutschen Kultur und dem allumfassenden Nazikult."

Dieses chronologisch aufgebaute Buch ist spannender als jeder Thriller und beängstigender als jeder Horrorfilm, denn man weiß, dass es sich hierbei um keine Fiktion handelt. Immer wieder musste ich beim Lesen innehalten, um die schrecklichen Eindrücke zu verarbeiten. Es ist mir unbegreiflich, wie Menschen einander so viel Leid zufügen können. Von den drei großen Abschnitten ("Die Katastrophe rückt näher", "Die Schreckensnacht" und "Das Nachbeben") ist mir der zweite Abschnitt besonders nahegegangen. Die traumatisierten Überlebenden erlitten oftmals schwerste Verbrennungen und andere furchtbare körperliche Verletzungen, vor allem an den Augen. Hinzu kam die Sorge um Liebsten, die Panik vor weiteren Angriffen, das Gefühl der völligen Hilflosigkeit.

Zu Beginn des beim Goldmann Verlag erschienenen Werkes mutet der Schreibstil McKays beinahe poetisch an, der Autor erweckt mit wunderschönen, bildhaften Beschreibungen das Dresden der Vergangenheit zum Leben, schildert die verschiedenen kulturellen Einflüsse, welche die Stadt nachhaltig geprägt haben, sei es (Bau-)Kunst oder Musik. Bald darauf liegt der Fokus zwar auf sachlicher Berichterstattung, aber dennoch gelingt es McKay mit seiner eindringlichen Erzählweise, an den Emotionen der Leserschaft zu rütteln. Man ist mittendrin im Geschehen, hört das ohrenbetäubende Heulen der Sirenen, die Schreie der Menschen, das berstende Glas, findet sich in stickigen Luftschutzkellern unter flackernden Glühbirnen wieder, kämpft sich durch das Inferno, welches durch die Stadt wütet, durch die glühende Hitze, die den Asphalt der Straßen verflüssigt…vorbei an verkohlten Leichen und abgetrennten Körperteilen.

Ich habe so viel neue Informationen zu diesem düsteren Abschnitt der Geschichte aus dem Werk mitgenommen, nicht nur in Bezug auf die Feuernacht. Auch die inkludierten Schwarzweißfotografien und Karten sind hervorragend ausgewählt worden.

Fazit: Ein wichtiges Buch, das unter die Haut geht. Klare Empfehlung für alle historisch interessierten Leser/innen.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Eine große Stadt ist aus dem Anlitz Europas getilgt.

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„In den 1930er-Jahren erklärte Lord Tiverton, dass „das Mädchen, das eine Granate in einer Fabrik herstellt, genauso Teil der Kriegsmaschinerie ist wie der Soldat, der sie wirft“. (Seite 156)
Jeder kennt ...

„In den 1930er-Jahren erklärte Lord Tiverton, dass „das Mädchen, das eine Granate in einer Fabrik herstellt, genauso Teil der Kriegsmaschinerie ist wie der Soldat, der sie wirft“. (Seite 156)
Jeder kennt die Bilder aus Geschichtsbüchern, aus Dokumentationen, aus Museen, von Erzählungen – Dresden völlig zerstört im Februar 1945, ein Feuersturm ohnegleichen, ausgebrochen durch verschiedene Arten von Bomben, hat grausam durch die Gassen gewütet.
Wer trägt Schuld?
Wurde dadurch der weitere Verlauf über Sieg und Niederlag des Zweiten Weltkrieges bestimmt?
Wie erging es der Bevölkerung die diese schreckliche Nacht erleben musste?
Wem geben sie die Schuld?
Wie gingen die Piloten mit diesen Bildern und Geschehnissen um als sie über das schon brennende Dresden erneut flogen?
Kann man verzeihen und auf diesen Grundlagen neu beginnen?
Das Buch besticht durch Bilder die Dresden vor dieser Nacht zeigen, es gibt Fotos von den Menschen die hier zu Wort kommen, es gibt ebenso die Bilder nach dieser Nacht. Karten zu Beginn des Buches zeigen auf wie der Angriff wo erfolgte, gibt genaue Einblicke.
Der Autor hat sein Buch in 3 Kapitel unterteilt.
Im Ersten lernen wir Dresden kennen, seine Geschichte, seine Architektur, seinen Glanz, die Kunst und Musik die in dieser Stadt schon immer herrschte, die vielen Kirchen mit ihren Türmen, ihrem Inneren, wie es Menschen begeistert durch Museen und die Oper zu schlendern, schöne Einkaufsgassen, berühmte Künstler und Komponisten, Architekten die ihre Liebe zu Dresden in Bilder, Noten, Gebäude, Worte fassen. Der Autor bringt einem das Dresden von damals unglaublich nah, sehr bildgewaltig flaniert man ebenso im Kopf durch die Stadt und kann sich den Worten und diesem Zauber nicht entziehen.
Im Zweiten erfolgt die Schreckensnacht. Wann der erste Bombenangriff begann, wie die Bevölkerung sich darauf vorbereitet hat, konnte, musste. Wie hoch waren die Sicherheitsmaßnahmen, wie viele Bunker standen Dresden zur Verfügung? Zeitzeugen, die damals diese Schreckensnacht erleben musste kommen zu Wort, geben einen tiefen und sehr aufwühlenden Einblick in die Geschehnisse was am 13. Februar 1945 passierte. Der Autor erklärt gekonnt, realistisch und eindringlich was dieses ganze Arsenal von Bomben anrichten konnte und auch tat. Welche Art von Bomben ihren Einsatz fanden, wie sich daraus dieser Feuersturm durch die Strassen entfachen konnte, welche Auswirkungen er auf Gebäude, Strassen, Natur, Tier und Mensch hatte.
Im Dritten beginnt der Wiederaufbau, die Zeit der Erholung, des Nachdenkens, der Diskussionen über das Geschehene. Die Schuldfrage. Der Aufbau durch die Besatzungsmacht der Sowjetunion, das Entstehen der DDR, wie sich Dresden gewandelt hat. Wie nach dieser Bombennacht die Welt zu diskutieren begann, ob und wie weit dieser Angriff seine „Richtigkeit“ hatte. Kann man diese Tausende von Opfern entschuldigen weil man den Krieg unbedingt gewinnen wollte? Hatte es den „gewünschten“ Effekt wie von den Alleierten erhofft? Wie gehen die Generationen damit um? Wie und wo hat sich Dresden verändert, gerade nach dem Ausbau?
Der Schreibstil ist fesselnd, einfach aber gut erklärt, ich war schnell von diesem Buch eingenommen und fand es bewundernswert wie Sinclair McKay diese ganzen Eindrücke bildlich geschaffen hat. Da einige Personen zu Worte kommen wäre ein Personenregister manchmal sehr hilfreich gewesen. Auch sehr bewundernswert war das nicht nur die Bevölkerung ihre Zeit bekam, sondern auch die Politik, egal ob durch die Machtschergen der Nazis die in Dresden damals das Sagen hatten, wie sie gewisse Dinge handhabten. Oder in England und Amerika, als Politiker, Militär und oberste Generäle stritten, überlegten, überzeugten wie und ob der Krieg gewonnen werden kann mit solchen Bombennächten. Ebenso gibt es noch den ein oder anderen Piloten der damals nach Dresden fliegen musste, ihre inneren Gefühlskämpfe kamen ebenso zu Wort wie auch die hohe Belastung und Gefahr als Bomberpilot damals im Krieg zu fliegen.
Die Schuldfrage ist gar nicht das große Thema in diesem Buch, die kann sich jeder selbst beantworten, wenn die Antwort denn so leicht wäre. Denn „von Deutschland ging ein Feuer aus, machte einen großen Bogen um die Welt und kehrte zurück nach Deutschland“. (Seite 419)
Vielleicht sollte man sich hier ein großes Beispiel an den Generationen der Dresdner nehmen die heute Partnerstädte in England haben, die darüber reden und diskutieren ohne Hass und Vorurteile, die versuchen aufeinander zuzugehen. Dies gelingt, wie auch der Autor weiß, nicht überall, gerade auch in Dresden, aber es gibt, zum Glück genug Menschen die diesem „neuen“ Gedankengut entgegenstehen.
Ein Buch, ein Tag dem wir alle gedenken sollten, auf dass es nie wieder passieren möge und von daher empfehle ich es wirklich jedem!

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Veröffentlicht am 14.02.2020

Umfassendes und zutiefst erschütterndes Zeugnis der dunkelsten Tage Dresdens

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„Dresden selbst ist so gastfreundlich und so schön so reich an Kultur und Musik und auch an faszinierenden Spaziergängen durch einladende Straßen, dass ich mir wünschte, wir könnten jetzt alle dort sein.“ ...

„Dresden selbst ist so gastfreundlich und so schön so reich an Kultur und Musik und auch an faszinierenden Spaziergängen durch einladende Straßen, dass ich mir wünschte, wir könnten jetzt alle dort sein.“

Auch wenn dieses Zitat nicht aus dem eigentlichen Text, sondern aus der Danksagung stammt, so finde ich sie hier erwähnenswert. Als Dresdnerin bin ich erfreut darüber, wie hoch meine Stadt geschätzt wird und wie sehr Besucher und Touristen sie bewundern. Denn dieses Buch verdeutlicht: dass Dresden so aussieht wie es aussieht, ist nicht selbstverständlich – es ist nichts weniger als ein Wunder.

Der renommierte britische Literaturkritiker und Autor historischer Sachbücher Sinclair McKay gibt mit diesem Sachbuch ein umfassendes und zutiefst erschütterndes Zeugnis der dunkelsten Tage Dresdens. Er beschreibt die politische, kulturelle und wirtschaftliche Situation der Stadt Anfang 1945 sehr detailliert, bevor er sich im Mittelteil des Buches den Geschehnissen des 13. bis 15. Februar 1945 zuwendet. Den Abschluss bildet ein Teil, der sich mit den Aufräumarbeiten und der weiteren Entwicklung der Stadt durch die DDR-Geschichte bis zum Wiederaufbau der Frauenkirche beschäftigt.

Zunächst mein kleiner Kritikpunkt: Die Beschreibung der historischen Situation vor der Bombardierung geriet für meine Begriffe etwas zu ausführlich und ausschweifend. Unzweifelhaft hat McKay ein immenses Wissen über diese Zeit angehäuft – aus meiner Sicht verdient aber nicht jedes Detail (z. B. aus anderen bombardierten Städten) eine Erwähnung in diesem Buch über Dresden. Positiv aufgefallen ist mir aber, dass McKay auch die Perspektiven der Angreifer einbezieht und ebenfalls mit Hilfe von Augenzeugenberichten die Situation der britischen und amerikanischen Streitkräfte zum Zeitpunkt des Angriffs darstellt.

Die Beschreibung der Bombennacht sowie der Folgetage ist jedoch ein Bericht, für den das Wort „Sachbuch“ viel zu wenig aussagekräftig ist. Ehrlich gesagt, mir fehlen die Worte, um das dort Geschriebene auch nur ansatzweise zusammenzufassen. McKay begleitet Zeitzeugen durch diese schrecklichen Tage, kommt immer wieder auf ihre Erlebnisse zurück – von bekannten Namen wie Victor Klemperer bis zu unbekannten Bürgern, die dem Bombardement als Kinder oder Jugendliche ausgesetzt waren. Diese Originalberichte machen das Buch so eindringlich und erschütternd, dass man nach dem Lesen in-nerlich nicht mehr zur Ruhe kommt.

Bei mir kam noch dazu, dass ich das Buch rund um den 13.02.2020 las, als der 75. Jahrestag der Bombardierung an-stand. Die mediale Aufmerksamkeit war groß und in der Stadt waren aufwändige Gedenkfeiern geplant. Der Moment, als ich am Abend des 13. Februar um 21.45 Uhr am Küchenfenster saß, in den von Straßenlampen rötlich erhellten Nachthimmel über dem Stadtzentrum blickte und alle Kirchenglocken der Stadt läuten hörte, die an den Fliegeralarm vor genau 75 Jahren erinnerten – das war bewegend und dieses Bild werde ich wohl noch lange in mir tragen.

Nach der Bombardierung lag Dresden in Schutt und Asche. Ich kann nicht sagen, wie stolz ich darauf bin, dass die Stadt mittlerweile – abgesehen von zu DDR-Zeiten gebauten Wohnblock-Siedlungen, wo ehemals Villen standen – wieder in ihrer alten Pracht erstrahlt. Und das ist auch eine Kernaussage des Buches: man hat Dresden alles genommen. Aber es ist wie Phönix aus der Asche wieder auferstanden.

Dieses Buch hilft, die Geschichte der Stadt und seiner Bewohner zu verstehen und verdeutlicht vielleicht auch, weshalb Dresden in Diskussionen um das politische Spektrum immer noch besonders reizbar und sensibel ist. Ein Muss für alle, die sich mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen möchten.

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Veröffentlicht am 29.11.2020

Dresden im Feuersturm

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Sinclair McKay beschäftigt sich in seinem Buch mit einem dunklen Kapitel des Zweiten Weltkriegs: Mit der Bombardierung von Städten, in denen tausende von Zivilisten im vom Bombenhagel ausgelösten Feuerinferno ...

Sinclair McKay beschäftigt sich in seinem Buch mit einem dunklen Kapitel des Zweiten Weltkriegs: Mit der Bombardierung von Städten, in denen tausende von Zivilisten im vom Bombenhagel ausgelösten Feuerinferno starben. Stellvertretend für diese Städte steht die Stadt an der Elbe Dresden.

„Die Stadt ist nun zu einer Art Totem für die Obszönität des Totalen Krieges geworden…. Ihr Name wird mit der totalen Vernichtung in Verbindung gebracht.“

Neben einem ausführlichen Vorwort beleuchtet der Autor die Zeit vor, während und nach dem Feuersturm auf Dresden in drei Teilen, die zahlreiche Unterkapitel gefasst sind:

Die Katastrophe rückt näher
Die Schreckensnacht
Das Nachbeben

In den ersten 222 Seiten beschreibt er die Stadt, ihre Bewohner sowie ihre Kunstschätze und spart dabei die Nazi-Größen und ihre Propaganda nicht aus.
Anschließend wendet er sich unter anderem den Besatzungen der Flugzeugstaffeln, jenen jungen Männern der Royal Airforce und den amerikanischen Luftstreitkräften, die Tag für Tag, Nacht für Nacht ihre Bomben über die Städte des Deutschen Reiches abwarfen, zu.

Im Mittelteil wird der gewaltige Feuersturm der Nacht des 13. auf den 14. Februar 1945 detailreich geschildert. Technisch, sachlich, wie die Vorbereitungsarbeiten laufen, wie der Feuersturm vorbereitet wurde. Wann welche Bomben fallen, zuerst die „Christbäume“, dann die „Wohnblockknacker“ und letztlich die Stabbrandbomben, die alles was noch übrig ist, in Flammen aufgehen lassen. Dazu kommen Menschen zu Wort, die als Augenzeugen das Inferno er- und überlebt haben. Das sind zum Beispiel der jüdische Schriftsteller Victor Klemperer, der mit einer arischen Frau verheiratet ist und gerade noch den Transport ins KZ entkommen ist, oder Kurt Vonnegut, ein Amerikaner, der als Kriegsgefangener den Feuersturm miterlebt und später einen Roman darüber schreiben wird.

Im dritten Teil „Nachbeben“, es ist März/April 1945 und die Menschen sind mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Sie haben keine Zeit zu trauern, sie müssen überleben. Auf S. 446 wird beschrieben, wie ein Gruppe junger deutscher Soldaten, kaum alter als 17, auf dem Dachboden einer Villa eine Märklin-Modelleisenbahnanlage finden und damit spielen. Für wenige Stunden können sie den Krieg, den Albtraum vergessen.

Neben den Dresden wurden ja auch andere Städte Deutschlands zerstört. Man darf auf Hamburg verweisen, das bereits Ende Juli/Anfang August 1943 der „Operation Gomorrha“ zum Opfer gefallen ist und rund 35.000 Tote zu beklagen hatte. Die Opferzahl in Dresden ist immer noch höchst umstritten und wird nach neuesten Erkenntnissen mit bis zu 25.000 angegeben. Die oft 6-stelligen Zahlen stammen aus der Propagandawerkstatt von Joseph Goebbels. Es ist müßig, über die Gesamtanzahl der Toten zu streiten. Ebenso können die berichteten Tieffliegerangriffe nicht verifiziert werden. Auch Historiker Sven Kellerhoff kann keine historisch haltbaren Beweise finden. Nach heutigem Standard sind solche Flächenbombardements als Kriegsverbrechen anzusehen. Doch damals waren die Stimmen, die solches angedeutet haben, zu leise. Der Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki standen ja noch bevor.

Meine Meinung:

Der Autor hat sich redlich Mühe gegeben, in den Archiven der Stadt Dresden alte Urkunden, Berichte und Akten einzusehen, die den Feuersturm überdauert haben. Zahlreiche Zitate aus Briefen und Zeitzeugenberichte lassen die schreckliche Nacht des Februars 1945 wieder auferstehen.

Erschreckend ist für mich die Wiedergabe der Befehle bzw. Korrespondenz zwischen Winston Churchill und Arthur „Bomber“ Harris.

Der erste Teil scheint ein wenig zu ausführlich geraten zu sein, denn es dauert „ewig“ bis Sinclair McKay zum Thema kommt. Doch im Nachhinein betrachtet, sind diese vielen kleinen Details notwendig, um die Ereignisse, wenn schon nicht zu verstehen, wenigstens zu sichten und zu sortieren.

An manchen Stellen, vor allem zu Beginn, holpert die Übersetzung, was einen Stern kostet. Nebenbei habe ich bei den historischen Fakten den einen oder anderen kleinen Zweifel. Denn ich habe vor einigen Jahren Alexander McKees „Dresden 1945. Das deutsche Hiroshima“ und Götz Berganders „Dresden im Luftkrieg“ gelesen.

Fazit:

Dieses Buch zeigt, dass der Krieg zwar Sieger und Besiegte hervorbrachte, aber keinen Gewinner, sondern nur Opfer - auf beiden Seiten. Gerne gebe ich diesem Sachbuch, das Zahlen, Daten und Fakten gemeinsam mit Augenzeugenberichten das Grauen dieses Feuersturms lebendig werden lässt, 4 Sterne.

Veröffentlicht am 16.04.2020

Dresden 1945 - Der Tag der Finsternis

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"Die Nacht, als das Feuer kam" ist ein Sachbuch von Sinclair McKay zum Bombenangriff auf Dresden 1945 wenige Monate vor Ende des 2. Weltkrieges. Das Buch ist dabei im wesentlichen in drei große Abschnitte ...

"Die Nacht, als das Feuer kam" ist ein Sachbuch von Sinclair McKay zum Bombenangriff auf Dresden 1945 wenige Monate vor Ende des 2. Weltkrieges. Das Buch ist dabei im wesentlichen in drei große Abschnitte gegliedert: Die Zeit vor der Bombardierung, die eigentliche Bombennacht und zuletzt die Zeit danach. Im ersten Abschnitt erfährt der Leser dabei wie das Leben in der einst prächtigen Elbflorenz unter dem Nationalsozialismus und den Tagen vor der Schicksalsnacht waren. Es zeigt das Leben der Bürger, aber auch der in der Stadt verbliebenen Juden und Kriegsgefangenen. Anhand dieser Zeitzeugen bekommt der Leser Einblick in das damalige Dresden. Besonders interessant ist dabei aber auch der Einblick in das Leben der britischen und amerikanischen Besatzungen anhand der Berichte von Soldaten, die bei den Kriegseinsätzen an Bord der Bomberflugzeuge waren. Der zweite Abschnitt zeigt dann die grausamen Stunden während der drei Wellen der eigentlichen Bombardierung. Das Erleben der Menschen dieses Kriegsereignis aus der Luft und am Boden. Im letzten Abschnitt geht es um das Dresden danach, den Werdegang der Stadt und ihrer Bewohner nach dieser Nacht und in den Jahren nach dem Krieg. Während der ersten beiden Abschnitte musste ich immer wieder innehalten, denn vieles wird einem detailliert näher gebracht, auch zusätzliches Wissen vermittelt. Es sind die grausamen Erlebnisse der Dresdner Bevölkerung, aber auch die immensen psychischen Belastungen der Soldaten an Bord dieser Maschinen. Mit dreißig Feindflügen war man praktisch ein Glückspilz immer noch am Leben zu sein. Anhand der Schilderungen von Zeitzeugen bringt einem der Autor näher, das der Krieg zwar Sieger und Besiegte kannte, aber keinerlei Gewinner sondern nur Opfer auf beiden Seiten. Im letzten Abschnitt geht der Autor bis in die Gegenwart. Hier hätte ich mir aber ein wenig mehr von den Tagen und Wochen nach der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 thematisch gewünscht. 75 Jahre nach dieser Bombennacht und der Beendigung des zweiten Weltkrieges hinterlässt diese Lektüre zwei große Eindrücke. Zum einen was all dieser Wahnsinn damals für ein riesengroßes Leid über die Menschen brachte und zum anderen wie dankbar wir sein dürfen heute in einer funktionierenden Demokratie und in Frieden leben zu dürfen. Beim Lesen des Buches schnürte es mir immer wieder die Kehle zu, schockierend emotional und sehr bewegend. Ich kann die Lektüre nur jedem empfehlen, der sich mit diesem Abschnitt der Zeitgeschichte auseinandersetzen möchte.