Cover-Bild Schlangen im Garten
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 24.08.2022
  • ISBN: 9783257072174
Stefanie vor Schulte

Schlangen im Garten

Familie Mohn hat die Mutter verloren. Jetzt steht sie im Verdacht, die Trauerarbeit zu verschleppen. Das Leben muss doch weitergehen, sagen die Nachbarn, meint das Traueramt. Doch Vater Adam, die wütende Linne, der nach Hause zurückgekehrte Student Steve und Micha, der Jüngste, wollen nicht weitergehen. Sie möchten Johanne bewahren – nicht nur in ihren eigenen Erinnerungen, sondern in unzähligen Geschichten, die deren Leben so vielleicht gar nie geschrieben hat.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2022

Große Erzählkunst

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Nach dem Tod von Johanne gerät die Welt ihres Mannes Adam und ihrer Kinder Steve, Linne und Micha aus den Fugen. Doch Zeit für Trauer gibt es kaum, hält man sich an die Regeln der Gesellschaft. Dass Familie ...

Nach dem Tod von Johanne gerät die Welt ihres Mannes Adam und ihrer Kinder Steve, Linne und Micha aus den Fugen. Doch Zeit für Trauer gibt es kaum, hält man sich an die Regeln der Gesellschaft. Dass Familie Mohn Johanne so schnell nicht vergessen und den Alltag wiederaufnehmen kann, weckt den Argwohn von Nachbarn und Traueramt - es besteht der Verdacht, dass die Trauer "verschleppt" wurde, wie eine Erkältung oder eine Grippe.

Wie schon Stefanie vor Schultes Debüt "Junge mit schwarzem Hahn" lebt auch ihr zweiter Roman von einer fantastischen, einnehmenden Sprache und ungewöhnlichen Bildern. So etwa ist es für Familie Mohn selbstverständlich, ungelesene und in Schnipsel gerissene Seiten aus Johannes Tagebüchern zum Abendessen zu verzehren, um der Verstorbenen nahe zu sein. Das ist ihr ganz eigener Umgang mit einer Trauer, die sich anfühlt wie ein riesiger Klumpen im Bauch und gegen die nichts anzukommen vermag.

Mit bemerkenwerter Präzision und Feinfühligkeit gelingt es der Autorin, Realität mit einer an Traumbilder erinnernden Phantastik zu verflechten. Eigensinnig und doch von verzaubernder Schönheit sowohl in Sprache als auch in zahlreichen der so entstehenden Szenen schafft sie einen Annäherungsversuch an die Themen Verlust und Trauer, der seinesgleichen sucht. Nicht alles daran ist immer nachvollziehbar und greifbar, aber das ist okay, denn auch die Trauer selbst ist etwas, was oftmals weit über unser Begreifen-Können hinausgeht.
"Schlangen im Garten" ist ungewöhnlich, ist bunt in seinen Bildern, poetisch in seiner Sprache. Es ist absurd und skurril und manchmal schwer zu durchdringen, aber es ist auch erfrischend in seiner Herangehensweise, einfühlsam und wärmend.
Ganz große Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.09.2022

Darf man so trauern?

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Gibt es ein „Richtig“ oder ein „Falsch“, was die Art der Trauerbewältigung angeht? Bei „Schlangen im Garten“ lässt Stefanie vor Schulte die Nachbarn und das Traueramt Probleme in der Art erkennen, ...

Gibt es ein „Richtig“ oder ein „Falsch“, was die Art der Trauerbewältigung angeht? Bei „Schlangen im Garten“ lässt Stefanie vor Schulte die Nachbarn und das Traueramt Probleme in der Art erkennen, in der die Familie Mohn um ihre verstorbene Mutter Johanne trauert.
Mich fesselt der ungewöhnliche, eigenwillige Schreibstil der Autorin von Beginn an, auch wenn oder gerade weil es mit dem Lesen nur langsam vorangeht, weil sich das Innehalten immer wieder lohnt. Als stille Beobachterin der Szene, wie der Vater und die Kinder allabendlich zusammensitzen und jeweils einige Seiten aus den Tagebüchern der Mutter zerkleinern und verspeisen, finde ich das zunächst einmal etwas merkwürdig. Doch es fasziniert mich auch, wie sie damit und auch mit Erinnerungen und Geschichten Johanne festzuhalten versuchen.
Es sind die Charaktere, die ihnen zufällig begegnen, die sich als Helfer und Helferinnen erweisen, obwohl sie eher ungewöhnlich und selbst mit Problemen behaftet scheinen. Dennoch werden sie zu Zuhörenden, zu Begleitenden und dann ebenfalls zu Erzählenden. Das ist wirklich so eindrucksvoll, zauberhaft und herzerwärmend beschrieben, dass mich das Buch nicht loslassen will.
Ein großartiges Buch, das mich lehrt und wieder einmal darin bestätigt, dass die Trauerbewältigung ein ganz individueller Prozess ist, bei denen Begriffe wie „richtig“ oder „falsch“ überhaupt keine Bedeutung haben. Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 31.08.2022

Voller Wärme und Hoffnung

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Bereits nach dem ersten Satz wusste ich: Dieses Buch, das wird was ganz Fantastisches. Und der erste Eindruck sollte nicht täuschen. Mit ihrer so markanten, schwerelosen Art, selbst die banalsten Handlungen ...

Bereits nach dem ersten Satz wusste ich: Dieses Buch, das wird was ganz Fantastisches. Und der erste Eindruck sollte nicht täuschen. Mit ihrer so markanten, schwerelosen Art, selbst die banalsten Handlungen in etwas Magisches zu verwandeln, erzählt Stefanie vor Schulte in „Schlange im Garten“ eine Geschichte vom Abschiednehmen, vom Trauern und Erinnern, von Zusammenhalt und unendlicher Liebe. Und vom Loslassen, Erwachsen werden, Heilen und Geheilt werden. Es ist dieses Spielerische, die kindlich-fantasievolle Nuance, die sie nebenbei in die Sätze einfließen lässt, die der getrübten, schmerzvollen Atmosphäre etwas Märchenhaftes verleiht, die so bitter nötige Hoffnung. Einfühlsam gibt sie den Kindern und ihrem Vater Raum, ihr Innerstes, ihre persönlichen Erinnerungen, Ängste und Wesenszüge, zu entfalten, und ermöglicht es ihnen so, gerettet zu werden. Und nicht zuletzt auch, dem ihnen ungefragt auferlegtem Stigma zu entheben, den Erwartungen der Nachbarn, der Gesellschaft, wie sie zu trauern haben, die von ihnen immer als „die Familie mit der toten Mutter“ reden wird.

Es ist eine Geschichte, die das Herz in der Faust der Worte eng macht, gleichzeitig aber eine alles erstrahlende, wärmende Hoffnung innehat, die bis in die Zehenspitzen kriecht. Und glücklich macht. Unfassbar glücklich und hoffnungsvoll.

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Veröffentlicht am 29.08.2022

Gesellschaftskonform trauern

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Johanne stirbt und hinterlässt ihren Mann und drei Kinder. Deren Trauer wird vom Umfeld genauestens beobachtet und schließlich beim Traueramt gemeldet, das nun dafür sorgen soll, dass auch alles seinen ...

Johanne stirbt und hinterlässt ihren Mann und drei Kinder. Deren Trauer wird vom Umfeld genauestens beobachtet und schließlich beim Traueramt gemeldet, das nun dafür sorgen soll, dass auch alles seinen gesellschaftskonformen Weg geht.

Ein absolutes Lesehighlight für mich. Tod und Trauer ist noch immer ein Tabu und die Autorin schafft es mit wunderbar poetischen, manchmal surrealen Situationen und märchenhaften Zügen dieser Trauer einen Raum zu geben.
Die Geschichte zeigt realitätsnah wie unterschiedlich Menschen trauern und welch unangebrachten Erwartungen, die Außenwelt an Trauernde oft hat.
An so vielen Stellen hat mich die Geschichte zu Tränen gerührt. Die Intensität von Trauer wird anschaulich und zum Nach- und Mitfühlen dargestellt. Die Einsamkeit, die mit Trauer einhergeht, aber auch die Gemeinschaft, die man zu Mitbetroffenen empfinden kann, werden außerordentlich eindrücklich geschildert.

Ich wünsche mir, dass die Gesellschaft hier noch viel dazu lernt und wir anders mit unserer eigenen Trauer und auch der anderer umgehen lernen.
Eine ganz große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Nichts ist für immer...

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Da schlendert man spontan durch den Buchladen seines Vertrauens und entdeckt einen Roman, den man innerhalb eines Tages inhaliert. Was war das denn bitte?

Hier geht es um Familie Mohn, die nicht mehr ...

Da schlendert man spontan durch den Buchladen seines Vertrauens und entdeckt einen Roman, den man innerhalb eines Tages inhaliert. Was war das denn bitte?

Hier geht es um Familie Mohn, die nicht mehr vollzählig ist, da die Mutter Johanne seit kurzem verstorben ist. Zurück bleiben die drei Kinder und ihr Mann Adam, die von ihrem Tod hart getroffen sind, es aber jeder für sich anders verarbeiten. Der eine reagiert mit Wut, der nächste mit verdrängen, nicht wahr haben wollen, nicht begreifen,...

Frau vor Schulte schafft es durch ihren mystischen, märchenhaften Schreibstil dem Ganzen so ein bisschen den Schrecken zu nehmen. Das Leben ist leider mit Verlusten gepflastert und man muss sich auf Trauerphasen einstellen.

Die Idee mit dem Traueramt hatte etwas enorm Skurriles an sich und dennoch könnte es vielleicht dem ein oder anderen helfen.

Sprachlich ist dieser Roman einfach nur ein Genuss. Nicht wie eine fettige Sahnetorte, sondern eher wie zu viele Maccarones. Sie trösten die Seele und man kann beim Verzehr zwischendrin immer wieder innehalten.

Fazit: Ein Roman, der in mir viel bewegt hat und mich geistig noch lange beschäftigen wird. Unbedingt Lesen und für gut befinden!

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