Cover-Bild Dein Schweigen, Vater
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Urachhaus
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 255
  • Ersterscheinung: 24.08.2022
  • ISBN: 9783825153311
Susanne Benda

Dein Schweigen, Vater

Das Schweigen überwinden

Was ist es, das die Geschwister Maria und Uli so umtreibt? Woher stammen ihre Blockaden, wenn es um wichtige Lebensentscheidungen geht? Haben sie etwas mit dem Schweigen ihres Vaters zu tun, der mit 12 Jahren aus seinem glücklichen Leben in Brünn gerissen wurde? Und dem es nie möglich war, über seine Erlebnisse aus dem Mai 1945 zu sprechen, als seine Familie gemeinsam mit 27.000 weiteren deutschstämmigen Bewohnern aus der Stadt vertrieben wurde? Immer deutlicher erkennen Maria und Uli, dass die traumatischen Zustände ihres Vaters in ihnen fortleben, auch sie sind Vertriebene. Und ihnen wird klar, dass sie ihre eigenen Wege gehen müssen, um das Schweigen zu durchbrechen.
Als sie sich zu einer Reise entschließen, wird schnell deutlich: Es wird eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie …

In ihrem beeindruckenden Debüt begibt sich Susanne Benda auf die Spuren der Kriegsvergangenheit in ihrer eigenen Familie.

Bis heute zeigen sich in der Generation der zwischen Anfang der 60er- und Mitte der 70er-Jahre Geborenen - der »Kriegsenkel« - dunkle Flecke, entstanden aus dem Schweigen der Eltern und Großeltern. Für Susanne Benda ist dieses Thema ein sehr persönliches. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Familiengeschichte hat sie sich intensiv mit den Auswirkungen dieses Schweigens auseinandergesetzt. Im Anhang schildert sie die Hintergründe des »Brünner Todesmarsches«.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.09.2022

Worüber man nicht sprach

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Nach dem Krieg musste das Leben weitergehen, man musste nach vorn schauen. Schweigen über das Erlebte war wohl eher die Regel. Es fragte auch keiner. "Dein Schweigen, Vater" von Susanne Benda bricht das ...

Nach dem Krieg musste das Leben weitergehen, man musste nach vorn schauen. Schweigen über das Erlebte war wohl eher die Regel. Es fragte auch keiner. "Dein Schweigen, Vater" von Susanne Benda bricht das Schweigen. Dabei ist Paul nicht einer der Soldaten, die Schreckliches erlebt haben, sondern er war noch ein Kind, als er den Todesmarsch aus Brünn antreten musste und als einziger seiner Familie überlebte. Erst nach seinem Tod recherchieren seine Kinder.

Der Schreibstil des Romans war für mich erst sehr gewöhnungsbedürftig, ist er doch aus einer verzerrten Kindersicht geschrieben, die nicht ganz zu passen scheint. Doch das Thema und später auch der Roman selbst haben mich interessiert und überzeugt. In drei Zeitebenen bewegen sich Leser und Leserin, aber am spannendsten und bedrückendsten ist natürlich die Erzählung von 1945.

Die Autorin selbst hat viel Autobiographisches in diesem Roman verarbeitet. So sind die manchmal wohl zu kurzen Einblicke tiefgründig und sehr eindringlich. Dass die Kinder Pauls so unbedarft sind und sehr wenig wissen, ist für mich verwunderlich, trägt aber sicher zum Verlauf des Romans bei.

Ich habe sehr viel aus "Dein Schweigen, Vater" gezogen. Den Roman empfehle ich aber nur denjenigen, die sich wirklich mit dem Thema auseinandersetzen wollen, die vielleicht Ähnliches in ihrer eigenen Familie finden. Es ist auch gut zu wissen, dass es vielen so geht und ging. Im Roman war es ein Glücksfall, dass die Kinder noch so viel erfahren durften. Den meisten Betroffenen wird dies kaum gelingen, wobei ich mit "Betroffenen" hier die Familienmitglieder meine, die zeitlebens unter dem Schweigen leiden mussten.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Ein bedrückendes Kapitel deutscher Geschichte

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Es war am Fronleichnamstag 1945 als der Vater mit Mutter und Großeltern aus der Heimat vertrieben wurde. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Ja, es gab vorher schon einige kleine Scharmützel zwischen den ...

Es war am Fronleichnamstag 1945 als der Vater mit Mutter und Großeltern aus der Heimat vertrieben wurde. Ganz plötzlich und ohne Vorwarnung. Ja, es gab vorher schon einige kleine Scharmützel zwischen den Deutschen und den Tschechen und deutsch zu sprechen, das sollte vermieden werden. Aber, so denken die erwachsenen Kinder Maria und Uli heute, warum erzählt der Vater nicht davon? Und was hat das mit uns zu tun?

Er war 12 Jahre alt, als er gemeinsam mit über 25000 anderen die Heimatstadt Prüm verlassen musste. Der Marsch war unendlich lang und grausam. Viele starben und wurden am Wegesrand liegen gelassen, sie verhungerten oder waren verdurstet. „Dein Schweigen Vater“ beruht auf Tatsachen und die Autorin beschreibt einen Teil ihrer Familiengeschichte. Maria und Uli haben es schwer, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Maria hat zwar eine Familie, aber glücklich ist sie nicht. Und Uli? Der lebt alleine in seiner Schreinerwerkstatt. Beide hadern mit sich und ihrer Umwelt. Bis sie sich ein Herz fassen und nach Brünn fahren. Sie wollen genau diesen Weg gehen, den ihr Vater vor so vielen Jahren ging. Vielleicht können sie ihn danach ein wenig besser verstehen, so meinen sie.

Der Roman ist ein Debüt und ich bin beeindruckt. Vom Stil, von der Umsetzung dieses so ernsten Themas und von der abwechslungsreichen und bildhaften Sprache. Es wird keinerlei Schuld zugewiesen und wer denkt, dass die Betroffen in Jammern und Wehklagen verharren, der irrt. Ja, sie haben bleibenden psychische Schäden davongetragen. Aber sie kämpfen um einen Platz im Leben und das ohne Verbitterung.

Das Schicksal der Vertriebenen berührte mich sehr und ich wollte mehr darüber erfahren. Aus dem Grund griff ich auch zu diesem Buch. Es kann sich niemand vorstellen wie es ist, die Heimat verlassen zu müssen. So viele Jahre lebten Deutsche und Tschechen in einer Stadt, Straße oder sogar unter einem Dach. Und dann, von heute auf morgen, wurden aus Freunden erbitterte Feinde. Beim „Todesmarsch von Brünn“ waren hauptsächlich Frauen, Senioren und Kinder beteiligt. Die jüngeren Männer waren in Gefangenschaft. Und erst im Jahr 2015 gab es eine Entschuldigung vonseiten des Stadtrats aus Brünn. Wobei ich persönlich meine, dass die nicht für die Sünden der Väter verantwortlich sind. Eine nette Geste war es trotzdem.

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Veröffentlicht am 24.08.2022

Wer dem Schweigen ausdrucksstarke Wörter verleiht

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Der Roman „Dein Schweigen, Vater“ handelt von Paul, der als kleiner Junge den Todesmarsch von Brünn überlebt und seine Vergangenheit in Form von Schweigen mit in seine Familie nimmt.
Und er handelt von ...

Der Roman „Dein Schweigen, Vater“ handelt von Paul, der als kleiner Junge den Todesmarsch von Brünn überlebt und seine Vergangenheit in Form von Schweigen mit in seine Familie nimmt.
Und er handelt von Maria und Ulli, seinen Kindern, die dieses Schweigen mit in ihr eigenes Leben nehmen, bis zu einem Punkt, an dem ihr eigenes Leben an diesem Schweigen ins Stocken gerät und sie sich auf den Weg machen, diesem Schweigen auf den Grund zu gehen. Dieser Weg führt sie zurück nach Brünn auf die Route des damaligen Marsches der von den Tschechen am Ende des Zweiten Weltkrieg vertriebenen Deutschen.
Für den ersten Teil, die Schilderungen des Todesmarsches, brauchte ich drei Anläufe, zu groß der Schrecken und die Gräuel, die die Autorin mit den Augen und den Worten eines Kindes beschreibt, der noch nicht alt genug ist, alles zu verstehen, und doch alt genug, um zu viel zu begreifen. Dadurch wirken die Ereignisse auf den Leser noch unfassbarer, so dass auch ihm die Worte fehlen, das beim Lesen Gefühlte in Worte zu fassen.
Mit der Verschiebung der Perspektive auf die der Kinder von Paul tritt eine unerwartete Wendung ein. Die Autorin nimmt uns mit in zwei Leben, die sehr intensiv sind und zugleich auf der Suche nach einem Ziel. Die Beschreibungen werden sanfter, ruhiger trotz aller Zweifel und Getriebenheit der Protagonisten. In den Schrecken und das Schweigen mischen sich herzliche Erlebnisse, warme Begegnungen und tiefe Gespräche zwischen den beiden Geschwistern, aber auch zwischen den ihnen und den Menschen, denen sie auf ihrer Reise in die Vergangenheit begegnen. Der Schrecken schlummert unter einer atmosphärisch beschriebenen Landschaft zwischen Brünn und Wien und in den herzlichen Begegnungen zwischen den Tschechen und dem deutschen Geschwisterpaar, die nichts mehr von irgendwelchen Ressentiments erahnen lassen. Das Ende gibt eine Aussicht auf Versöhnung, vielleicht ist es etwas viel des Guten, vielleicht haben es sich die Figuren und die Leser aber auch verdient nach diesem schweren Marsch. Auch wenn Maria meint, Geschichte vollziehe sich in Kreisen wie die Ringe eines Baumes, macht das Ende doch Mut zu glauben, dass sich nicht alles zwangsläufig wiederholen muss, sondern dass der Mensch die Entscheidung hat durch Vergebung und durch das aufeinander Zugehen den Kreis zu etwas Gutem zu führen.
Der Autorin ist ein intensives, anrührendes Buch gelungen. Sie findet oft wunderbare Worte für das schwer Sagbare. Es ist ein Buch, das man lange mit sich trägt und nicht mehr vergessen wird.

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Veröffentlicht am 08.08.2022

Folgen von Flucht und Vertreibung

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In ihrem beeindruckenden literarischen Debüt „Dein Schweigen, Vater“ begibt sich die Autorin Susanne Benda auf die Spuren der Kriegsvergangenheit in ihrer eigenen Familiengeschichte.

Inhalt:
Das Schweigen ...

In ihrem beeindruckenden literarischen Debüt „Dein Schweigen, Vater“ begibt sich die Autorin Susanne Benda auf die Spuren der Kriegsvergangenheit in ihrer eigenen Familiengeschichte.

Inhalt:
Das Schweigen überwinden: Was ist es, das die Geschwister Maria und Uli so umtreibt? Woher stammen ihre Blockaden, wenn es um wichtige Lebensentscheidungen geht? Haben sie etwas mit dem Schweigen ihres Vaters zu tun, der mit 12 Jahren aus seinem glücklichen Leben in Brünn gerissen wurde? Und dem es nie möglich war, über seine Erlebnisse aus dem Mai 1945 zu sprechen, als seine Familie gemeinsam mit 27.000 weiteren deutschstämmigen Bewohnern aus der Stadt vertrieben wurde? Immer deutlicher erkennen Maria und Uli, dass die traumatischen Zustände ihres Vaters in ihnen fortleben, auch sie sind Vertriebene. Und ihnen wird klar, dass sie ihre eigenen Wege gehen müssen, um das Schweigen zu durchbrechen. Als sie sich zu einer Reise entschließen, wird schnell deutlich: Es wird eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie … In ihrem beeindruckenden Debüt begibt sich Susanne Benda auf die Spuren der Kriegsvergangenheit in ihrer eigenen Familie. Bis heute zeigen sich in der Generation der zwischen Anfang der 60er- und Mitte der 70er-Jahre Geborenen - der »Kriegsenkel« - dunkle Flecke, entstanden aus dem Schweigen der Eltern und Großeltern. Für Susanne Benda ist dieses Thema ein sehr persönliches. Vor dem Hintergrund ihrer eigenen Familiengeschichte hat sie sich intensiv mit den Auswirkungen dieses Schweigens auseinandergesetzt. Im Anhang schildert sie die Hintergründe des »Brünner Todesmarsches«.

Meine Meinung:
Die Autorin erzählt auf zwei Zeitebenen von ihrer eigenen Familiengeschichte, über die Erlebnisse ihres Vaters während des Zweiten Weltkrieges und wie die traumatischen Zustände auf sie und ihren Bruder, nachgewirkt haben.

Ihr Vater Paul ist gerade mal 12 Jahre alt, liebt seine Freunde Marie und Pavel, mit denen er am liebsten seine Zeit verbringt. Doch kurz nach dem Krieg, verändert sich für alle das Leben. Deutsche werden mit einer weißen Binde um den Arm gekennzeichnet, ihr Hab und Gut wird enteignet und sie werden gezwungen in Kellern zu hausen. An Fronleichnam, dem 31. Mai 1945, werden sie vertrieben und auf einen Marsch geschickt. Ohne Essen und Trinken bei senkender Hitze haben alte, schwache und kranke Menschen keine Chance zu überleben, denn wer zurückbleibt wird erschossen. Historisch belegt wurde dieser Tag als „Der Brünner Todesmarsch 1945“.

Paul überlebt und wird von seiner Tante in Wien großgezogen. Über seine Erlebnisse wird er nie reden, da sie tiefe Verletzungen in ihm hinterlassen haben. Selbst als er eine eigene Familie gründet, spricht er nie aus seiner Vergangenheit und weicht deren Fragen aus. Er zieht sich immer mehr in sich, zurück.

Erst nach dem Tod ihres Vaters, machen sich seine Kinder Maria und Uli, auf Spurensuche in die Vergangenheit. Es wird eine Reise zu den Wurzeln ihrer Familie …

Fazit:
Mit ihrer Recherche und ihrem bewegenden Schreibstil, ist es der Autorin hervorragend gelungen, die Nachwirkungen über sich selbst als Nachkriegsgeneration, zu schildern.
Von mir 5 Sterne eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.08.2022

Vertreibung im Krieg, 12 Jahre und die Folgen auch für die Generation danach

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Der zwölfjährige Paul ist dabei, beim Brünner Todesmarsch vom 12. Mai 1945. 27.000 deutschstämmige Einwohner dieser Stadt werden vertrieben und schließlich, ohne organisierte Verpflegung, über die Grenze ...

Der zwölfjährige Paul ist dabei, beim Brünner Todesmarsch vom 12. Mai 1945. 27.000 deutschstämmige Einwohner dieser Stadt werden vertrieben und schließlich, ohne organisierte Verpflegung, über die Grenze nach Österreich gebracht. In Wien wird der Junge von seiner Tante aufgenommen, aber die Erlebnisse während dieser sogenannten 'wilden Vertreibung', sie graben sich tief ein bei dem Kind und machen ihn zu einem wortkargen, diese traumatischen Ereignisse auch selbst verdrängenen Mann. Und natürlich lässt er seine Familie mit den Kindern Uli und Marie außen vor. Sie, die Nachkriegsgeneration, sie leben ihr Leben und kommen mit vielem nicht zurecht. Erst nach dem Tod des Vaters können sie sich dazu durchringen, der Vergangenheit nachzugehen, seine Traumata für sie selbst erfahrbar zu machen und so zu versuchen, den Einfluss, den dies auch auf sie genommen hat, so aufzuarbeiten, dass sie sich davon befreien können, dass diese unbewusste 'Last' wenigstens zu einem Teil von ihren Schultern genommen wird.
Dieses Buch, es erzählt uns von Paul und von seinen Kindern, fiktiv gewählten Personen, die stellvertretend erleben, fühlen, leiden, kämpfen und ergründen, für Menschen, die es wirklich gab. Paul steht für den Vater der Autorin Susanne Benda und sie selbst, sie kommt wohl der Tochter Marie ziemlich nah. Und so ist dies eigentlich die sehr persönliche Geschichte der Autorin, die hier das Erleben ihrer eingen Familie, beginnend 1945 bis in unser Heute hinein, erzählt und sicherlich so auch die eigene Aufarbeitung noch einmal ein Stück mehr abschließt. Und natürlich merkt man dem Buch das Persönliche an, das Leiden, die starken Emotionen, die Intensität der Geschichte. Hier ist jemand sehr nah dran und die Leser auch. Es berührt einen sehr und die Thematik so angetragen zu bekommen, da bleibt etwas hängen, für immer.