Stricken, ein Wollgeschäft und die Highlands, eine richtige Wohlfühlmischung
Maighreads Leben ist ziemlich aus den Fugen geraten, denn sie hat gerade ihren Job und auch ihren Freund verloren. Als sie während eines Besuchs bei ihrer Mutter alte Fotos findet und sie nach den abgebildeten ...
Maighreads Leben ist ziemlich aus den Fugen geraten, denn sie hat gerade ihren Job und auch ihren Freund verloren. Als sie während eines Besuchs bei ihrer Mutter alte Fotos findet und sie nach den abgebildeten Menschen fragt, lenkt Lindsay ab und lässt sich nichts entlocken. Erst durch hartnäckiges Nachfragen erfährt Maighread, dass es sich um ihre Großeltern handelt, die sie lange tot geglaubt hatte. Gegen den Widerstand ihrer Mutter macht sich Maighread auf die Reise zu dem kleinen Ort am Loch Lomond, um auf eigene Faust Kontakt zu ihren Großeltern aufzunehmen. Immer wieder wird sie von Bedenken geplagt, ob es richtig ist, was sie tut, und letztendlich lässt der erste Kontakt mit ihrer Großmutter die Zweifel nicht verschwinden, sondern noch größer werden. Aber dann entdeckt Maighread, dass sie und ihre Großmama einiges gemeinsam haben…
In einer anderen Sequenz begegnen wir Joshua McLaughlin. Er lebt auf Callwell Castle und ist beruflich in der Umweltforschung tätig, daneben kümmert er sich auch mit Leib und Seele um seine geliebte Schafherde.
Nicht nur die Protagonisten des Romans sind beide sehr sympathisch sondern es gibt noch einige weitere liebenswerte Charaktere im Roman. Da ist zum Beispiel die resolute aber gutherzige Eilidh, die Haushälterin auf Callwell Castle. Auch Chloe, eine gute Freundin von Joshua seit der Schulzeit, die sich auch schnell mit Maighread gut versteht und ihr nach der Ankunft am Loch Lomond hilft, habe ich gleich ins Herz geschlossen.
Bei diesem neuen Roman von Susanne Oswald hat mich gleich das Cover in seinen Bann gezogen, denn ich bin nicht nur eine Leseratte, sondern ich stricke auch sehr gerne und kann mich für schöne, kuschelige Wolle begeistern, und so ist das Bild vorne auf dem Buch genau mein Ding!
Auf die Wiedergabe des Klappentextes verzichte ich wohlweislich in diesem Beitrag, denn ich bin der Meinung, er nimmt zu viel vorweg.
Was den Stellenwert des Strickens und der Wolle im Buch angeht, so wurde ich nicht enttäuscht. Die Atmosphäre ist wundervoll beschrieben, und wenn Maighread und Chloe gemütlich zusammensitzen, wäre man nur allzu gerne dabei, denn diese beiden Frauen „fühlen“ sich nach kurzer Zeit an wie gute Freundinnen.
Dass es jedoch nicht nur ums Stricken geht, sondern auch der Weg der Wolle vom Schaf bis zum Schal thematisiert wird, gefällt mir ausgesprochen gut. In Maighread werden sich leidenschaftliche Strickerinnen wiederfinden, und als zusätzliches Schmankerl gibt es am Ende des Buches auch noch ein paar Anleitungen für schöne Werke aus Wolle. Wie sich Maighread nach und nach am Loch Lomond so wohlfühlt, dass sie am liebsten dort bleiben würde, ihre Begegnungen mit den Menschen, ihre Erfahrungen, die sie macht und was sie letztendlich über sich selbst und ihre Familie erfährt, das wird alles kurzweilig erzählt, eingebettet in wunderschöne Beschreibungen der schottischen Landschaft. Ich habe mich in der Atmosphäre dieses Romans sehr wohl gefühlt. Es werden interessante Themen angesprochen, es gibt keine langatmigen Passagen im Buch, spannend bleibt es fast bis zur letzten Seite, und auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Nur hatte ich im letzten Teil das Gefühl, dass sich die Ereignisse überschlagen, und es geschehen einige unvorhergesehene Dinge, die vieles verändern. Das ging mir alles ehrlich gesagt ein bisschen zu schnell, und auf die tragische Wendung kurz vor Ende der Geschichte hätte ich gerne verzichten können.
Insgesamt ist es aber ein wundervoller Roman mit Wohlfühlcharakter.