Cover-Bild So schöne Lügen
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 05.06.2019
  • ISBN: 9783832183707
Tara Isabella Burton

So schöne Lügen

Roman
Clara Drechsler (Übersetzer), Harald Hellmann (Übersetzer)

Auch in einer Stadt, in der scheinbar alles möglich ist, muss man sich sein Glück leisten können: Louise ist Ende zwanzig und versucht, sich in New York durchzuschlagen. Eigentlich wollte sie Schriftstellerin werden – jetzt lebt sie in Brooklyn, hat mehrere miserabel bezahlte Jobs und wird von Selbstzweifeln geplagt.
Eines Tages begegnet sie Lavinia. Und die hat wirklich alles: Sie wohnt auf der Upper East Side, ist wild, frei und wunderschön. Doch vor allem ist sie reich. Ihr glamouröses Leben teilt sie gern – auf sämtlichen sozialen Netzwerken, aber auch mit Louise. Die beiden ungleichen Frauen werden Freundinnen. Louise wird auf Partys herumgereicht, lässt sich von Lavinia einkleiden, zieht bei ihr ein – sie verfällt Lavinia und ihrer Welt. Auch wenn sie nicht das Geld hat, um in ihr zu bestehen. Irgendwann beginnt sie, die Freundin zu bestehlen. Und um sich aus ihrer Ohnmacht zu befreien, wird sie noch viel weiter gehen. Muss Lavinia sterben, damit Louise leben kann?
Tara Isabella Burton erzählt von einer toxischen Freundschaft und von der Macht sozialer Abgründe: ein so intensiver wie spannender Roman über eine Welt der Eitel- und Oberflächlichkeiten, schnell, klug und unverwechselbar.

Auch als Hörbuch bei DAV (ungekürzte Lesung mit Britta Steffenhagen)

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.05.2019

Toxisch

2

Dieser ungewöhnliche Roman hat sich für mich zum Überraschungshit entwickelt!

Die junge Louise schlägt sich in New York mit Nachhilfejobs und kellnern durch. Dabei sieht sie sich eigentlich als Schriftstellerin. ...

Dieser ungewöhnliche Roman hat sich für mich zum Überraschungshit entwickelt!

Die junge Louise schlägt sich in New York mit Nachhilfejobs und kellnern durch. Dabei sieht sie sich eigentlich als Schriftstellerin. Ihr Leben wandelt sich von Grund auf, als sie der Schwester der reichen, verwöhnten Lavinia Nachhilfe gibt. Lavinias scheinbar sorgenfreies Leben schlägt Louise sofort in ihren Bann und auch Lavinia lässt sich nur zu gern von Louise bewundern. Sie schleppt sie von Party zu Party und Louise entwickelt ein Gespür dafür, wie man es der neuen Freundin am besten Recht macht. Denn schnell begreift sie, dass Lavinias an der Oberfläche so funkelndes Leben Untiefen aufweist. Nur wer so funktioniert, wie sie es möchte, darf daran länger teilhaben.

Der Stil der Geschichte ist sehr wechselhaft. Mal überrascht die Autorin mit sehr einfachen, redundant konstruierten Sätzen, dann beweist sie Erzähltalent. Zwischendurch sagt die Erzählerstimme deutliche Mahnungen kommenden Unheils voraus. So viel sei verraten, in dieser Geschichte überlebt nicht jeder. Doch wer tot ist, muss noch lange nicht für die Welt gestorben sein. Hier rückt die Autorin die heutige Macht der sozialen Medien in den Fokus. Denn auf Facebook lässt sich auch eine Leiche zum Schein lange am Leben erhalten...

Tara Isabella Burton gelingt das seltene Kunststück, eigentlich unsympathische Charaktere zu erschaffen, die dennoch nicht kaltlassen, sondern sogartig faszinieren! Wer Geschichten über toxische Freundschaften mag, ist hier goldrichtig!

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Veröffentlicht am 20.05.2019

Tragisch. Faszinierend. Grausam.

2

„Es heißt ja, wenn man in New York bis dreißig nichts erreicht hat, erreicht man nie etwas.“

„So schöne Lügen“ ist ein Roman von Tara Isabella Burton und in sich abgeschlossen.
Louise ist 29 und lebt ...

„Es heißt ja, wenn man in New York bis dreißig nichts erreicht hat, erreicht man nie etwas.“

„So schöne Lügen“ ist ein Roman von Tara Isabella Burton und in sich abgeschlossen.
Louise ist 29 und lebt in New York. Sie wollte dorthin, ist aus der Enge ihres Heimatortes geflohen, wollte „jemand“ werden. Schriftstellerin. Doch irgendwann zwischen einem ihrer eher schlechtbezahlten Jobs, hat sie selbst den Wunsch danach verloren. Sie hat keine Energie zum Schreiben und lebt nur, um genug Geld zu verdienen, damit sie sich über Wasser halten kann. Über einen Nachhilfejob lernt sie die junge, reiche und hübsche Lavinia kennen und gerät sofort in deren Bann. Lavinia lebt das Leben der Reichen und Schönen, von dem Louise träumt und sie darf es mit leben – solange sie Lavinias Meinung zustimmt.

„So schöne Lügen“ ist ein Roman der den Leser in einen Bann zieht. Die 29-jährige Louise hat eigentlich ihre Träume verloren. Sie hat erkannt, wie die harte Wirklichlichkeit des Lebens aussieht. Sie kann damit umgehen. Irgendwie schafft sie es, hat sie es immer geschafft. Trotzdem sehnt sie sich innerlich nach mehr. Nach mehr Geld, nach mehr Freundschaft, mehr Liebe, Einzigartigkeit, Anerkennung und Beachtung, die innere Uhr tickt. Bald wird sie dreißig und hat damit das Alter erreicht, in dem man in New York verloren hat. Alles was Louise sich wünscht hat Lavinia. Sie ist jung, sie hat Geld wie Heu, sie ist überall beliebt, sie sieht gut aus und lebt ihr Leben so, wie sie es eben möchte. Dabei schafft sie es, die Menschen um sich herum von sich selbst zu überzeugen. Sie hat dieses gewisse Etwas. Eigentlich ist sie von „allem zu viel“, aber trotzdem wirkt sie anziehend, man will von ihr gemocht werden. Ebenso geht es auch Louise, um jeden Preis, möchte sie als Freundin an Lavinias großzügiger Seite bleiben. Zusammen tauchen sie ab in eine Welt der Reichen, eine Welt voll exklusiver Partys, Alkohol, Drogen. Doch eigentlich kann Louise sich dieses Leben nicht leisten. Zum Glück zahlt meistens Lavinia… Trotzdem ist Louise ständig pleite, sie beginnt ein Netz von Lügen zu spinnen, in dem sie sich mehr und mehr selbst verfängt und verliert. Belügt sie nur die anderen? Oder auch schon sich selbst? Wird es einen sanften Weg aus der Lügenfalle geben oder hat nur ein tragisches Ende die Kraft die Abwärtsspirale von Louise zu stoppen?
Durch den allwissenden Erzähler, der hier und da Andeutungen, Vorhersagen und Bewertungen über die Figuren und vor allem über Louises Handeln fallen lässt, weiß der Leser früh mehr, als die Romanfiguren. Trotzdem bleibt es spannend bis zum Schluss. Fesselnd und mit einer Prise schwarzem Humor, der besonders durch die bissigen Kommentare des Erzählers zum Vorschein tritt, beschreibt Tara Isabella Burton, wie Louises Einstieg in Lavinias Leben beginnt. Sie berichtet von zerstörerischer Freundschaft, von scheinbaren Notlügen und angeblich notwendigem Diebstahl. Ungewollt beginnt man sich zu fragen: Wo fängt Abhängigkeit an? Wo hört Freundschaft auf? Und welche Rolle spielt die Liebe im Wechselbad der Gefühle? Wer ist wirklich so naiv und lässt sich innerhalb weniger Stunden vollständig auf die Freundschaft mit einer völlig Fremden ein? Einer Fremden, die eigentlich nur selten private Dinge von sich preisgibt? Oder gibt es einen Plan, der hinter diesem scheinbaren Freundschaftswunsch steht? Berechnung? Kalkül? Sexuelle Anziehung?
Die Figuren sind großartig gezeichnet. Ein wenig überspitzt, aber so klar und einmalig. Lavinia, die ihren Charme versprüht, exzentrisch, laut auffällig. Eine junge Frau, bei der man nicht weiß, ob man sie beschützen muss oder sich von ihr beschützen lassen soll. Eine Frau, deren Motive bis zum Schluss nicht eindeutig sind.
Louise, die deutlich mehr verbirgt, als man glaubt. Die Geheimnisse hütet und einen Teil ihres Wesens vor allen, auch vor sich selbst, zu verbergen versucht. Sie wirkt so normal und unschuldig – ein Opfer der heutigen so schnellen und materiellen Gesellschaft. Aber ist sie das wirklich? Oder trügt auch hier der Schein?
Die Spannung war das ganze Buch über hoch, zunächst war gänzlich unklar, worauf die Handlung hinauslaufen würde. Der klassische Spannungsbogen wurde an der Hälfte des Buches erreicht, doch auch danach geschah noch so viel mehr. Jedes Ereignis für sich war schockierend oder mindestens überraschend. Auf eine Lüge folgt die nächste Lüge und der Leser fragt sich unweigerlich, wann das Kartenhaus denn endlich einstürzt. Und vor allem: Wie laut wird es einstürzen? Welchen Schaden wird es anrichten und bei wem? Oder könnte es sogar halten?
Zu der großartigen Geschichte kommt das wunderschöne Cover, es funkelt und glänzt und gibt eine Vorahnung auf die Welt des Glitzers und des schönen Scheins. Nicht alles was glänzt ist Gold, doch hier passt das Cover einfach hervorragend zum Inhalt. In doppelter Hinsicht! Der Inhalt ist großartig und doch geht es um den Schein, den man in der Gesellschaft der Reichen und Schönen aufrecht erhalten muss.

Mein Fazit: „So schöne Lügen“ ist ein großartiger Roman über toxische Freundschaften und Beziehungen. Er zeigt, wie sehr Menschen in den Bann anderer Menschen geraten können und wie sehr sie sich in ihr eigenes Verderben stürzen können. Dabei könnten sie sich aus der ungesunden Freundschaft herausziehen, doch der eigene Drang nach Bestätigung, nach Anerkennung und Liebe, hindert sie daran.
Mich hat die Geschichte berührt, beängstigt, schockiert und überrascht. Ich vergebe 5 von 5 Sternen für einen Roman, den ich nicht Recht in ein klassisches Buchgenre einordnen kann. Ich kann ihn auch nicht direkt einer Lesergruppe empfehlen, aber ich kann sagen: Wenn euch die Leseprobe anspricht, dann lest das Buch! Es wird sich lohnen, es wird euch fesseln und nicht mehr loslassen!

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Veröffentlicht am 20.05.2019

Geschichte einer fatalen Freundschaft: glitzernd, mitreißend, toxisch

2

Tara Isabella Burtons „So schöne Lügen“ erzählt von der Endzwanzigerin Louise, die nach New York gezogen ist, um Schriftstellerin zu werden, sich jetzt allerdings mit drei Jobs mehr schlecht als recht ...

Tara Isabella Burtons „So schöne Lügen“ erzählt von der Endzwanzigerin Louise, die nach New York gezogen ist, um Schriftstellerin zu werden, sich jetzt allerdings mit drei Jobs mehr schlecht als recht durchschlägt und nicht mal mehr Muße hat, ein Buch zu lesen – geschweige denn, eins zu schreiben. Den Glamour des Big Apple, von dem sie früher mal geträumt hat, erleben andere – zum Beispiel die 23-jährige Lavinia, reiche Erbin und stets auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen, Extravaganten – und dem nächsten ausdrucksstarken Foto, das sie auf ihren Facebook-Account hochladen kann. Durch einen Zufall lernen sich die beiden Frauen kennen und Lavinia lässt Louise an ihrem aufregenden Leben teilhaben, das diese sich alleine nie leisten könnte. Bald zeigt sich jedoch, dass Lavinias Großzügigkeit so schnell nachlassen kann, wie sie begonnen hat – z. B. wenn Louise nicht mit der gewünschten Begeisterung auf ihre Ideen reagiert. Louise studiert ihre neue Freundin sehr genau, um deren Wünsche zu erahnen und bloß nicht in Ungnade zu fallen. Und nach ein paar Monaten zahlt sich ihre intensive Charakterstudie noch ganz anders aus, als beide sich je hätten träumen lassen …

„So schöne Lügen“ ist die Geschichte einer toxischen Freundschaft, deren Entwicklung der Leser live miterlebt. Dabei mehren sich die leisen Alarmsignale und ab und zu meldet sich ein auktorialer Erzähler, der nonchalant einen verstörenden Blick in die Zukunft wirft, was sehr zur Spannung beiträgt. Aber auch so deutet sich an, dass Lavinia und Louise unaufhaltsam auf eine Katastrophe zusteuern – doch wie wird die aussehen und wird zumindest eine von beiden heil herauskommen?

Eine der großen Stärken dieses gesellschaftskritischen Romans ist definitiv Burtons Fähigkeit, Charaktere mit vielen Facetten und Widersprüchen glaubhaft auszugestalten. Dabei gewährt sie faszinierende und abstoßende Einblicke in eine Glitzerwelt, in der es ausschließlich um den schönen Schein geht. Selbstdarstellung ist alles – sich inszenieren, Fotos machen, diese online stellen. Wenn die Lügen schön genug sind, interessiert sich niemand für die Wahrheit. Im Laufe des Romans lernt Louise, dieses Spiel bis zur Perfektion zu beherrschen. Sie dabei zu begleiten, ist faszinierend und erschreckend zugleich – und wirkt leider gar nicht realitätsfern, nimmt doch social media eine immer größere Rolle ein. Mich hat „So schöne Lügen“ sehr gepackt – wer gerne von fatalen Freundschaften und menschlichen Abgründen liest, kommt hier voll auf seine Kosten.

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Veröffentlicht am 20.05.2019

über die Kraft von Freundschaften...

2

Ich habe das Buch erhalten und direkt mit dem Lesen begonnen. Nicht nur, dass mich das Cover total angesprochen hat. Auch der Klappentext hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Meine Vorahnung, dass ich ...

Ich habe das Buch erhalten und direkt mit dem Lesen begonnen. Nicht nur, dass mich das Cover total angesprochen hat. Auch der Klappentext hat mich direkt in seinen Bann gezogen. Meine Vorahnung, dass ich bisher kein vergleichbares Buch gelesen habe, hat sich zu 100% bestätigt. Großes Kompliment an die Autorin.
Die Sätze sind kurz und knackig, oft aber auch sehr lang und verschachtelt. Dennoch flogen die Seiten nur so davon. Das Buch liest sich sehr flüssig. Mein einziger Kritikpunkt: Die Kapitel sind langatmig. Es fiel mir schwer, das Buch an der "richtigen" Stelle zu unterbrechen, weil ich es auf gar keinen Fall mitten im Geschehen zuklappen wollte.

Wie dem auch sei:
Es geht um die Kraft von Freundschaften. Insbesondere um Einfluss, Täuschung und Manipulation. Die Autorin trifft exakt ins Schwarze. Kein Thema könnte aktueller sein. Es geht meist doch meist nur um Oberflächlichkeiten und darum, schöner, reicher, besser und toller zu sein. Was ist mit echten Freundschaften? Freundschaften, in denen Wertschätzung, Achtung und Ehrlichkeit an oberster Stelle stehen?

Louise hat Untergewicht, kämpft mit starken Selbstzweifeln und besitzt wenig Selbstbewusstsein. Sie bewundert Lavinia für ihren Lebensstil. Eine Kombination, die schnell gefährlich wird und schon bald Konsequenzen für eine der beiden Frauen haben wird. Kurz gesagt (ohne zu viel zu verraten): Es entwickelt sich schnell eine Freundschaft, die durch unterschiedliche Umstände gefährlich wird und ins Extreme rutscht, ohne dass es die beiden Protagonistinnen selbst merken.

Das Beeindruckende: Die Story - so dramatisch sie auch ist - ist absolut nicht an den Haaren herbei gezogen. Das ist, was das Buch so interessant für mich gemacht hat. Ich war schockiert und gleichzeitig fasziniert, wie gut die Autorin eine der größten Probleme unserer Gesellschaft beschrieben und erzählt hat. Dies ist nur einer von vielen Gründen, weshalb ich das Buch jederzeit weiterempfehlen würde. Ach, was sage ich da: Man MUSS es gelesen haben. Es geht gar nicht anders!

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Veröffentlicht am 03.07.2019

Eine differenzierte Milieustudie, aber mit gewöhnungsbedürftigem Schreibstil und einigen Längen!

1

Worum geht’s?

Louise hat sich ihr unabhängiges, selbstbestimmtes Leben fernab der Kleinstadtidylle ihrer Eltern irgendwie anders vorgestellt. Mit fast 30 Jahren muss sie voller Ernüchterung feststellen, ...

Worum geht’s?

Louise hat sich ihr unabhängiges, selbstbestimmtes Leben fernab der Kleinstadtidylle ihrer Eltern irgendwie anders vorgestellt. Mit fast 30 Jahren muss sie voller Ernüchterung feststellen, dass sich weder ihr Traum, eines Tages eine gefeierte Schriftstellerin zu werden, noch der Wunsch nach einer glücklichen Beziehung erfüllt hat. Stattdessen hält sie sich mit drei schlecht bezahlten Jobs über Wasser und hat keine ernsthafte Aussicht auf Besserung. Bis Lavinia in ihr Leben tritt: Lavinia ist schön und reich. So reich, dass sie mit allen Stars und Sternchen der Upper East Side bekannt ist und keine Gala auslässt. Plötzlich ist Louise ebenfalls mittendrin im Geschehen und erlebt eine berauschende Party nach der anderen. Doch im Gegensatz zu Lavinia ist Louise in dieser Welt voller Glitzer, Glamour und Gerüchten nur zu Gast, was sich bald vor allem an ihrem Kontostand bemerkbar macht. So begibt sie sich in eine gefährliche Abhängigkeit von den ständig wechselnden Launen ihrer neuen Freundin. Wohin wird Louise diese Freundschaft führen? Wird sich Louise von ihrer Ohnmacht – und letztlich von Lavinia - befreien können?

Meine Meinung

Die schimmernde Gold- und Silberprägung des Schutzumschlags hätte nicht treffender gewählt werden können. „So schöne Lügen“ ist ein Buch über Glanz und Gloria, aber auch über die Persönlichkeiten, die sich hinter dieser Fassade verbergen. Die New Yorker Upper East Side ist geprägt von Exzessen, vom Rausch des Geldes und der ständigen Selbstdarstellung. Auf ein Genre mag ich mich gar nicht zu sehr festlegen, denn gerade in der zweiten Hälfte versucht dieses Buch mehr als nur eine Milieustudie zu sein. Die spärlich gesäten Spannungsmomente reichen jedoch nicht aus, um den Ansprüchen eines zeitgemäßen Thrillers gerecht zu werden. Insgesamt würde ich daher „So schöne Lügen“ als Gesellschaftskritik bezeichnen, die sich immer wieder durch kleinere Konfliktsituationen von anderen Romanen dieser Art abhebt. Nachfolgend möchte ich auf die einzelnen Elemente eingehen, die meiner Meinung nach besonders hervorzuheben sind:

Die Charaktere

Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Protagonistin Louise, die mit ihrer durchschnittlichen Biografie und genügsamen Lebensweise eigentlich so gar nicht in das Milieu der Superreichen passt. Sie ist im Grunde der Rohentwurf der „modernen“ Frau – und damit stets auf der Flucht vor den Erwartungen ihrer Mitmenschen. Die Aussicht auf ein gewöhnliches Leben als Haus- und Ehefrau in der Kleinstadtidylle treibt sie schließlich zur Flucht nach New York. Doch dort angekommen muss sie feststellen, dass es eine Herausforderung ist, sich dort allein über Wasser zu halten, geschweige denn als Schriftstellerin entdeckt zu werden. Louise ist mit ihrer Enttäuschung und (scheinbaren) Perspektivlosigkeit für den Leser ihrer Altersklasse sofort eine greifbare und ungemein menschliche Identifikationsfigur. Sie versinnbildlicht das Ende eines Jugendtraums, gepaart mit dem Gefühl, durch genau diesen Traum wertvolle Zeit verloren zu haben oder gar auf der Strecke geblieben zu sein. Ein großes Plus ist daher von Beginn an die Darstellung der Hauptfigur, die auch im weiteren Verlauf des Buches dynamisch und damit realistisch bleibt.

Im Gegensatz zu Louise steht Lavinia ständig im Rampenlicht. Sie ist in erster Linie das Kind reicher Eltern ist und musste sich nie mit den Sorgen einer gewöhnlichen Erwachsenen abgeben. Sei es Literatur, Theater oder der obligatorische Opernbesuch - Lavinia widmet ihr Leben den darstellenden Künsten und vereinnahmt mit ihrer Exzentrik sofort die gesamte Aufmerksamkeit ihrer skurrilen und nicht weniger oberflächlichen Mitmenschen. Gerade im Vergleich zur stillen, unauffälligen Louise wirken ihre nie enden wollenden Skandälchen des Öfteren leider aufgesetzt und unglaubwürdig. Hinzu kommt, dass Lavinia als Gegenpol zu Louise dem Leser zwar von Anfang an unsympathisch ist und damit als potenzielle Antagonistin dient. Allerdings reizt de Autorin diese Rolle nicht ausreichend aus, um ihr Raum für Charakterentwicklung zu geben und so mehr zu sein als eine hervorragende Selbstdarstellerin. Enttäuschenderweise bleibt Lavinia bis zum Schluss eine mystische, aber blasse Figur, die deutlich mehr Potenzial gehabt hätte.

Das Setting

Ein großes Plus ist die realistische (Schein-)Welt der Upper East Side, die dieser Roman in ihrer schillernden wie abscheulichen Gestalt darstellt. Man merkt der Autorin zu jeder Zeit an, dass sie selbst als Journalistin in New York tätig ist und dieses Milieu eindringlich studiert zu haben scheint. Sie gibt faszinierende Einblicke in das Leben einer Gesellschaft, für die Geld keine Rolle spielt und die voller Fassaden und falscher Freunde ist. Eine Welt voller Oberflächlichkeiten, die ihre Abgründe hinter einer dicken Schicht aus Glitzer verbirgt und dabei nie langweilig wird. Es ist nicht auszuschließen, dass es dem einen oder anderen Leser in all dem Trubel mitunter zu absurd zugehen könnte – ich persönlich fand diese Darstellung aber eindrucksvoll und rundum gelungen.

Die Handlung

Über die Handlung möchte ich an dieser Stelle nicht allzu viel verraten, da der Klappentext bereits sehr aussagekräftig ist und sogar einen Hinweis auf eine große Wendung innerhalb der Geschichte gibt. Die Autorin hält noch den einen oder anderen Konflikt bereit, sodass nie Langeweile aufkommt. Allerdings können diese kurzen Spannungsmomente nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Ende doch recht vorhersehbar ist und die aufgeworfenen moralischen Konflikte nicht zufriedenstellend gelöst werden. Der Leser sollte daher keine allzu großen Überraschungen erwarten, auch wenn sich die Autorin immer wieder an simplen, aber effektiven Thriller-Elementen bedient.

Der Schreibstil

Größter Kritikpunkt ist allerdings der ganz und gar nicht glamouröse Schreibstil, der mit seinen asyndetischen Sätzen stets auf einem schmalen Grat zwischen schlichter Eleganz und plumper Einsilbigkeit wandert. Die Sätze sind wenig abwechslungsreich, wobei ich mir nicht sicher bin, ob dies sogar von der Autorin beabsichtigt ist, um den immer gleichen Ablauf des Zusammenlebens mit Lavinia widerzuspiegeln. Ich bin mir auch Wochen nach Beendigung des Buches nicht sicher, was ich von diesem Schreibstil halten soll – lakonisch oder langweilig? Auf jeden Fall empfehle ich vor dem Kauf einen Blick in die Leseprobe zu werfen, andernfalls droht das Buch spätestens nach dem ersten Drittel auf dem Friedhof der abgebrochenen Bücher zu landen.

Fazit

Insgesamt ist „So schöne Lügen“ eine eindrucksvolle und vor allem glaubwürdige Milieustudie, die einen stets gesellschaftskritischen Blick auf die Welt der Reichen und Schönen wirft. Der Versuch, darüber hinaus auch Psychothriller-Elemente einzubauen und damit einen Spannungsbogen zu ziehen, führt dabei jedoch nur bedingt zum Erfolg. Auch die beiden weiblichen Hauptfiguren bleiben mitunter blass, da sie sich zu sehr hinsichtlich ihrer Emanzipation und Charakterentwicklung voneinander unterscheiden. Der Schreibstil ist entweder Fluch oder Segen, je nachdem, ob der Leser kurze oder anspruchsvolle Sätze bevorzugt. Letztlich weiß die Autorin mit ihrem Debüt zu unterhalten, schafft jedoch durch fehlende Überraschungen für die Zukunft auch Verbesserungspotenzial. Ein herzliches Dankeschön gilt dem DuMont Verlag und vorablesen.de für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplars!