Cover-Bild Befreit
(24)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Genre: Sachbücher / Religion & Philosophie
  • Seitenzahl: 448
  • Ersterscheinung: 07.09.2018
  • ISBN: 9783462050127
Tara Westover

Befreit

Wie Bildung mir die Welt erschloss
Eike Schönfeld (Übersetzer)

Von den Bergen Idahos nach Cambridge – der unwahrscheinliche »Bildungsweg« der Tara Westover.
Tara Westover ist 17 Jahre alt, als sie zum ersten Mal eine Schulklasse betritt. Zehn Jahre später kann sie eine beeindruckende akademische Laufbahn vorweisen. Aufgewachsen im ländlichen Amerika, befreit sie sich aus einer ärmlichen, archaischen und von Paranoia und Gewalt geprägten Welt durch – Bildung, durch die Aneignung von Wissen, das ihr so lange vorenthalten worden war. Die Berge Idahos sind Taras Heimat, sie lebt als Kind im Einklang mit der grandiosen Natur, mit dem Wechsel der Jahreszeiten – und mit den Gesetzen, die ihr Vater aufstellt. Er ist ein fundamentalistischer Mormone, vom baldigen Ende der Welt überzeugt und voller Misstrauen gegenüber dem Staat, von dem er sich verfolgt sieht. Tara und ihre Geschwister gehen nicht zur Schule, sie haben keine Geburtsurkunden, und ein Arzt wird selbst bei fürchterlichsten Verletzungen nicht gerufen. Und die kommen häufig vor, denn die Kinder müssen bei der schweren Arbeit auf Vaters Schrottplatz helfen, um über die Runden zu kommen. Taras Mutter, die einzige Hebamme in der Gegend, heilt die Wunden mit ihren Kräutern. Nichts ist dieser Welt ferner als Bildung. Und doch findet Tara die Kraft, sich auf die Aufnahmeprüfung fürs College vorzubereiten, auch wenn sie quasi bei null anfangen muss … Wie Tara Westover sich aus dieser Welt befreit, überhaupt erst einmal ein Bewusstsein von sich selbst entwickelt, um den schmerzhaften Abnabelungsprozess von ihrer Familie bewältigen zu können, das beschreibt sie in diesem ergreifenden und wunderbar poetischen Buch.
» Befreit wirft ein Licht auf einen Teil unseres Landes, den wir zu oft übersehen. Tara Westovers eindringliche Erzählung — davon, einen Platz für sich selbst in der Welt zu finden, ohne die Verbindung zu ihrer Familie und ihrer geliebten Heimat zu verlieren — verdient es, weithin gelesen zu werden.« J.D. Vance Autor der »Hillbilly-Elegie«

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2018

Bildung

0

Sie unterrichten ihre Kinder daheim, schließlich ist das Ende nah und die Schulen sind sowieso von anderen Mächten infiltriert. So ungefähr denken die Eltern der jungen Tara und die streng gläubigen Mormonen ...

Sie unterrichten ihre Kinder daheim, schließlich ist das Ende nah und die Schulen sind sowieso von anderen Mächten infiltriert. So ungefähr denken die Eltern der jungen Tara und die streng gläubigen Mormonen ziehen ihre Kinder in den abgeschiedenen Bergen Idahos groß. Doch Taras Großmutter hat einen anderen Blick auf die Welt und die älteren Geschwister haben die Schule wenigstens noch kennen gelernt. Zwar genießt Tara das Leben in den Bergen, dennoch merkt sie, dass ihr etwas fehlt. Als kleine Freiheit darf sie im Kirchenchor singen und an Theateraufführungen teilnehmen. Künftig möchte sie gerne Chorleiterin werden, doch dazu braucht sie einen Studienabschluss.

Hat man eine vermeintlich normale Kindheit durchlaufen, fällt es doch schwer, sich in Taras Welt hineinzuversetzen. Dort werden Menschen gemieden, Nahrungsmittel für die drohende Apokalypse gehortet, die Hilfe von Ärzten bei Geburt und Krankheit abgelehnt. Die Mutter gilt als Naturheilerin und Hebamme. Der Vater lässt die Kinder auf seinem Schrottplatz und seiner kleinen Baufirma arbeiten lange bevor Kinder arbeiten sollten. Zwar haben sie die grandiose Berglandschaft, die Natur und die Familie. Doch sie leben ohne Absicherung in großer Gefahr insbesondere bei Unfällen oder Krankheiten. In einer Welt, in der Frauen nichts zu sagen haben, bei Grausamkeiten schweigen und wegsehen. In einer Welt, in der Männer meinen, alles sei ihnen unter dem Deckmäntelchen des sogenannten Wohls der Familie erlaubt.

Als die inzwischen 17jährige Tara beginnt, für die Aufnahmeprüfung zum College zu büffeln, öffnet sich ihr nach und nach eine ganz andere Welt. Sie beginnt zu hinterfragen, was in ihrer Familie vorgeht. Und auch wenn es sehr lange dauert, bis sie sich gegen einige Familienmitglieder auflehnen kann, so macht sich Tara doch auf den Weg in die Welt verschiedener Universitäten, in die Welt der Bildung. Was für Jugendliche mit einem bildungsnäheren Hintergrund einfach eine Ablösung vom Elternhaus ist, ist für Tara die Entdeckung einer anderen Welt. Zwar auch eine Befreiung von den krankhaften Verhaltensweisen in der Familie, aber damit nicht nur eine Ablösung sondern eine Trennung. Doch Tara geht ihren Weg der Bildung und der Befreiung, auch wenn es einen teilweisen Verzicht auf den Familienrückhalt bedeutet. Sie ist anständig, obwohl sie gebildet ist.

Mit starken Worten schildert die Autorin ihren eigenen Weg zur Bildung, der von Schmerzen und Rückschlägen geprägt, doch in Richtung Freiheit durch die freie Lehre führt.

Veröffentlicht am 07.11.2018

Befreit von Unfreiheit

0

Diese autobiographische Erzählung der Anfang dreißigjährigen Tara Westover öffnet die Türen einer Familienwelt in einer ländlichen Idylle von Idaho in Amerika. Tara ist eines der jüngeren Kinder der Familie. ...

Diese autobiographische Erzählung der Anfang dreißigjährigen Tara Westover öffnet die Türen einer Familienwelt in einer ländlichen Idylle von Idaho in Amerika. Tara ist eines der jüngeren Kinder der Familie. Sie hat noch mehrere Brüder und Schwestern. Das Familienoberhaupt - der Vater – verschließt sich der Welt eines typischen Familienmenschen, indem er weder einer Arbeit in einem Unternehmen oder einer Institution nachgeht, der den zivilen Rechten und Pflichten beiwohnt sowie der restlichen Familie den Zugang zu Bildung und Aktivitäten versagt. Der Vater baut sein Leben und das seiner Familie auf einen Grundstein auf, so dass sie Jahrzehnte als Selbstversorger, Selbstheiler und Selfmade Erzeuger leben. Diese Familie gehört der religiösen Religionsgemeinschaft der Mormonen an. Vater und Mutter leben im tiefen Glauben an Gott und seine Offenbarungen, und lehren diese Lebensphilosophie ihren Kindern. Die Kinder genießen nicht das Privileg, eine öffentliche Schule oder Universität zu besuchen; erst später schaffen es neben Tara und zwei ihrer Brüder, sich weiterbilden zu können, und schließen höhere Bildungsabschlüsse ab.
Tara Westover erzählt ihre Lebensgeschichte von ihrem fünften Lebensjahr an. Ihre Kindheit und Jugend ist dadurch geprägt, dass sie zu Hause gemeinsam mit ihren Geschwistern von ihren Eltern unterrichtet wurde. Später half sie mit ihren Brüdern auf dem väterlichen Schrottplatz. Ihre Eltern konnten ihr viel Wissen dadurch beibringen, indem sie das praktische und alltägliche Wissen weitergaben. Bestimmte Bücher durften gelesen, darunter auch die biblische Texte. Bücher und andere soziale Artefakte wie Kleidung, Schminke und Musik galten als das Böse. Diese Dinge sollten nach Ansicht der Eltern den Menschen zu einem bösen Menschen verändern. Tara litt besonders darunter, denn sie war die einzige Tochter, die versuchte, sich neue Bildungsoptionen anzueignen und andere Lebensdinge kennenzulernen. Ihr Leben war zu Hause in Idaho wurde zu einem Spagat zwischen Unterwürfigkeit in der Familie und dem eigenem Durchsetzungsvermögen außerhalb der Familie, später auch bei ihren Eltern. Für Tara waren diese Jahre bis zum Ende ihrer zwanziger Jahre ein Lernprozess. Ein Prozess zur Selbstständigkeit, ihren Selbstwert sowie Selbstbewusstsein zu finden.
Diese (Lebens-)Geschichte in dem Buch zeigt auf, wie wichtig es ist, sich nicht manipulieren zu lassen und unterdrückt zu werden, sondern seinen eigenen Weg findet, wenn auch dieser manchmal kleine, manchmal große Steine im Weg liegen hat. Das Leben von Tara ist nicht insoweit nicht bedauernswert wie sie aufgewachsen ist, umso großartiger ist es, was sie aus ihrem Leben gemacht hat. Eine lesenswerte Lektüre, um sein eigenes Leben wertzuschätzen.

Veröffentlicht am 23.10.2018

bedrückend und beeindruckend

0

Mit dem Titel „Befreit“ der Autobiografie von Tara Westover ist die Befreiung von ihrer Familie gemeint. Der englische Originaltitel „Educated“ beschreibt das Hilfsmittel der Befreiung - und zwar Bildung. ...

Mit dem Titel „Befreit“ der Autobiografie von Tara Westover ist die Befreiung von ihrer Familie gemeint. Der englische Originaltitel „Educated“ beschreibt das Hilfsmittel der Befreiung - und zwar Bildung. Da die Autorin wie auch ihre sechs Geschwister nicht zur Schule gehen durften, sondern von ihren Eltern mehr oder weniger zu Hause unterrichtet wurden, stellt sich die Bildung im Nachhinein als der große Unterschied zwischen den Geschwistern dar und bildet so auch den großen Riss, der durch die Familie geht.

Die Beschreibungen der Kindheit im ersten Teil und die Studienjahre im zweiten Teil, die unterbrochen werden von den Besuchen zu Hause, fand ich erschreckend, schockierend, irritierend, beeindruckend. Viele Gefühle mischten sich beim Lesen und ich konnte die Zerrissenheit der Autorin zwischen Familie und Bildung gut nachvollziehen.

Einen Punkt Abzug gebe ich dafür, dass es mir viele Beschreibungen insbesondere im Mittelteil zu lang waren. Außerdem fand ich viele Ansichten und Gefühle der Autorin irritierend, da hätte ich mir etwas mehr Abstand und Reflexion gewünscht.

Veröffentlicht am 08.10.2018

Eine herausragende Biographie

0

„Sollte die Welt der Menschen scheitern, würde meine Familie davon unberührt weitermachen.“
Tara Westover ist in Idaho aufgewachsen. In einem Dorf am Fuß eines Berges, die jüngste von sieben Kindern fundamentalistischer ...

„Sollte die Welt der Menschen scheitern, würde meine Familie davon unberührt weitermachen.“
Tara Westover ist in Idaho aufgewachsen. In einem Dorf am Fuß eines Berges, die jüngste von sieben Kindern fundamentalistischer Mormonen. Zuhause geboren hatte sie keine Geburtsurkunde, ihr genauer Geburtstag ist nicht einmal bekannt. Die Regierung wusste nicht von ihrer Existenz oder der ihrer Geschwister. Sie hatte keinen Pass und ist nie zur Schule gegangen. Es gab aber auch keinen Unterricht zu hause. Dafür gab es genügend "life lessons" am Schrottplatz und im Bauunternehmen des Vaters, sowie mit den Kräutertinkturen der Mutter, die nebenbei als (nicht lizenzierte oder registrierte) Hebamme Geld verdiente. Arztbesuche gab es keine. Krankheiten waren gottgewollt und wurden mit Kräutern geheilt. Und Krankheiten bzw. Unfälle gab es viele, mit einigem an häuslicher Gewalt. Mit jedem Jahr schien der Vater weiter in seine eingebildete Welt abzurutschen, und nahm seine Familie mit. Wie Tara es trotzdem an die Universität geschafft hat und wie sie es schließlich geschafft hat, aus dieser Welt auszubrechen, erklärt sie in diesem Buch.
Das Buch ist herausragend geschrieben. Obwohl das Thema sehr ernst ist schafft Westover, dies mit etwas Humor zu erzählen. In jedem Kapitel kommt wieder ein neuer Aspekt dieser verkorksten Welt zur Schau. Westover ist eine herausragende, inspirierende Biographie gelungen, die sehr zum Nachdenken anregt und hoffentlich auch Dankbarkeit bei uns hervorruft, dass wir eine Ausbildung bekommen durften. Ich möchte dieses Buch wirklich jedem empfehlen! Von mir gibt es 5 Sterne.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Interessanter und berührender autobiografischer Roman

0

Tara Westover wächst mit ihren 5 Brüdern und einer Schwester in den Bergen Idahos auf. Ihr Blick von zu Hause ist stets gerichtet auf den Berg Buck Peak, auf dem sich jedes Jahr die Umrisse einer Indianerprinzessin ...

Tara Westover wächst mit ihren 5 Brüdern und einer Schwester in den Bergen Idahos auf. Ihr Blick von zu Hause ist stets gerichtet auf den Berg Buck Peak, auf dem sich jedes Jahr die Umrisse einer Indianerprinzessin abbilden. Ihr Vater ist ein fundamentalistischer Mormone, vom baldigen Ende der Welt überzeugt. Tara muss als junges Mädchen auf seinem Schrottplatz helfen, in eine staatliche Schule dürfen die Kinder nicht, da ihr Vater voller Misstrauen dem Staat gegenüber ist, von dem er sich verfolgt fühlt. Sie bekommen angeblich zu Hause Unterricht, doch die Mutter ist bald nach einem schweren Autounfall mit der ganzen Familie nicht mehr fähig, ihre eigenen Kinder zu unterrichten, was sie auch vorher nur sporadisch tat.

Tara bemüht sich auf Drängen ihres älteren Bruders Tylers, eine Aufnahmeprüfung für das College zu machen und lernt fleißig dafür. Sie wird angenommen und so entwickelt sich ihr Weg zu hoher Bildung und Auszeichnungen, von denen sie nie zu träumen gewagt hätte. Sie studiert letztendlich sogar in Havard. Ihr ganzes Leben, welches sie immer zurück an den Buck Peak zu ihrer Familie führt, führt ihr Bruder Shawn wie ein roter Faden hindurch. Er ist gewalttätig und brutal, er misshandelt seine Freundinnen ebenso wie Tara selbst. Er hat sie geschlagen, an den Haaren gezogen, ihren Kopf in die Kloschüssel gesteckt. Durch Zufall erfährt Tara, dass es auch ihrer älteren Schwester Audrey mit Shawn so ergangen ist. Sie versuchen mit ihren Eltern darüber zu reden, aber die wehren die Vorwürfe nur ab und wollen nichts davon hören. Es kommt dadurch zu einem großen Bruch zwischen Tara und ihren Eltern, da ihr Vater ihr Handeln nicht akzeptiert und nicht für sie einstehen kann und will.

Tara Westover schreibt wundervoll und berührend ihre Geschichte nieder, die beeindruckend ist, was ihre Familie alles erlebt, wie sie mit dem anscheinend bipolar erkrankten Vater leben müssen, dessen Wort gilt und sonst keines, außer dem Gottes natürlich. Wie sie die Gewalttätigkeit und die Demütigungen ihres Bruders Shawn erträgt und es sie trotz allem immer wieder nach Hause zieht. Ich konnte nicht nachvollziehen, warum sie nicht im College in England blieb, anstatt immer wieder zu ihrer Familie zu fahren, wo es wieder Streit und Gewalt gab. Tara verachtet ihre Eltern nicht dafür, dass sie ihr keine anständige Bildung zukommen ließen als Kind, sie verachtet sie dafür, dass sie all die Jahre weggeschaut und nichts getan hatten, als Shawn sie quälte.

Beeindruckend ist, wie Tara es selbst geschafft hat, sich durch Lernen und Lesen ihre heutige Bildung anzueignen, sogar ihren Doktortitel zu machen, obwohl sie nie das dafür notwendige, wie sie glaubte, Selbstvertrauen hatte. Es war ein langer und steiniger Weg, den sie gehen musste und dafür verdient sie volle und große Anerkennung, die sie von ihrer eigenen Familie nie bekam.

Fazit:

Ein wunderbarer, faszinierender und berührender autobiografischer Roman, der mir oft den Atem raubte und mich mit Stolz erfüllte, obwohl ich Tara gar nicht kenne, dass sie zu sich selbst gefunden hat und sich ihren Traum von Bildung erfüllen konnte.

Ich bedanke mich herzlich beim Kiepenheuer & Witsch-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemplares. Ohne sie hätte ich dieses wunderbare und faszinierende Buch wahrscheinlich nie gelesen.