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17,90
inkl. MwSt
  • Verlag: Haymon Verlag
  • Themenbereich: Gesellschaft und Sozialwissenschaften - Soziale und ethische Themen
  • Genre: Sachbücher / Film, Kunst & Kultur
  • Seitenzahl: 232
  • Ersterscheinung: 19.02.2024
  • ISBN: 9783709981764
Teresa Reichl

Muss ich das gelesen haben?

Was in unseren Bücherregalen und auf Literaturlisten steht – und wie wir das jetzt ändern
Literatur. Kanon. Revolte! – Die Zukunft des Lesens steht auf feministischen Füßen

Wie das Patriarchat über „wichtige“ Literatur entscheidet, unsere Weltsicht prägt – und warum wir jetzt etwas dagegen tun müssen
Beginnen wir mit einer beliebten Unwahrheit: Jugendliche wollen nicht mehr lesen. Absoluter Quatsch, sagt Autorin Teresa Reichl. Vielmehr ist es so: Wir müssen endlich mit den verstaubten Kanon-Listen und den ewig gleichen Autoren (!) aufräumen. Tun wir das nicht, gefährden wir die Zukunft des Lesens. Denn: Wie kann es sein, dass nur eine Perspektive zum Klassiker taugt? Wie sollen wir uns für Bücher begeistern, wenn Geschichten wieder und wieder und wieder aus einer ähnlichen Sicht erzählt werden? Wenn nur bestimmte Autoren (weiß, männlich, heterosexuell …) als große Literaten gefeiert werden? Am besten haben wir keine Meinung zu Klassikern, die von der allgemeinen abweicht, und falls doch, sind wir vielleicht einfach nicht „intelligent“ genug oder wir haben diese „hohe Kunst“ einfach nicht verstanden. Woher das alles kommt? Welcome to patriarchy! Ja, das Patriarchat hat überall Einfluss – auch auf das, was und wie wir lesen. Es ist deshalb Zeit für den nächsten logischen feministischen Schritt: Die Literatur und ihre Geschichte werden umgeschrieben. Werden divers. Werden endlich korrigiert.

Bam! Grundlagen, Alternativ-Kanon und geballtes Wissen: in verständlich und für alle!
Eine neue Sicht auf Literatur ist möglich und notwendig. Das beweist Teresa Reichl, indem sie Basics zur Literaturgeschichte klärt, die bestehende Riege der Klassiker gründlich prüft und einen ausgewachsenen Alternativ-Kanon entwirft. Wofür? Um zu zeigen, dass es Bücher (ja, auch alte!) von Autor*innen gibt, von denen immer behauptet wird, sie hätten nichts geschrieben. Um endlich neue Stimmen erzählen zu lassen. Die Autorin macht deutlich, dass es eine Offenheit braucht, die neue Bücher im literarischen Kanon zulässt. Um Blickwinkel zugänglich zu machen, mit denen sich Jugendliche, aber auch Erwachsene identifizieren können. Das hier ist der Anfang einer Literaturrevolte. Wie sie aussehen könnte? Steht in diesem lehrreichen, wütenden und zugleich witzigen Buch.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.04.2023

Ein gutes Buch

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Teresa Reichl ist Poetry Slamerin, hat Preise gewonnen und steht rund hundert Mal im Jahr auf der Bühne. Sie hat Germanistik und Anglistik studiert, um an Gymnasien zu unterrichten. Hier hat sie es sich ...

Teresa Reichl ist Poetry Slamerin, hat Preise gewonnen und steht rund hundert Mal im Jahr auf der Bühne. Sie hat Germanistik und Anglistik studiert, um an Gymnasien zu unterrichten. Hier hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, den Literaturkanon zu diversifizieren. Die Liste von Büchern, die in den Schulen und Universitäten gelesen werden, seien alle von weißen Männern der oberen gesellschaftlichen Klassen verfasst. Das bemängelt und analysiert sie und macht Vorschläge, welche Bücher man in den Kanon mit aufnehmen sollte.

Die feministische Sicht auf einige bekannte Klassiker ist ein erhellender Perspektivwechsel. Was wir als große Menschheitsfragen in der Schule kennen gelernt haben, sind in Wahrheit Fragestellungen alter weißer Männer einer priviligierten Gesellschaftsschicht. Jede andere Literatur wurde unterdrückt. Reichl beschreibt, wie Frauen aktiv am Schreiben und Veröffentlichen gehindert wurden. Trotzdem haben sie geschrieben und publiziert, doch später wurden ihre Bücher verdrängt.

Nach den Frauen betrachtet sie andere "marginalisierte" Gruppen, deren Bücher in der allgemein bekannten Literatur kaum zu finden sind, wie zum Beispiel homosexuelle oder nicht-binäre Menschen, Menschen schwarzer Hautfarbe oder nichtchristlichen Glaubens und noch andere. Eine ausführliche Leseliste (auch online) und Quellenangaben vervollständigen das Ganze.

Der Stil ist respektlos und erfrischend. Die zahlreichen Fußnoten machen das Ganze sehr persönlich. Man spürt, dass es der Autorin sehr wichtig ist. Sie ist und war immer eine leidenschaftliche Leserin, und ihre Botschaft ist, dass Lesen toll ist. Deshalb ist das Buch nicht nur für den Deutschunterricht an Schulen und Unis interessant. Es ist ein Buch für alle, die Deutschunterricht hatten und sich darin immer wieder veralbert und dumm fühlten, und die dennoch genussvoll Bücher lesen.

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Veröffentlicht am 06.04.2023

Der Kanon als Gewohnheitstier

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Alles fing mit YouTube-Videos über Literatur an – verständlich, witzig und so für alle zugänglich. Warum ist der Kanon eigentlich so männlich, weiß, hetero, christlich und able-bodied? Und weshalb soll ...

Alles fing mit YouTube-Videos über Literatur an – verständlich, witzig und so für alle zugänglich. Warum ist der Kanon eigentlich so männlich, weiß, hetero, christlich und able-bodied? Und weshalb soll ich überhaupt (Klassiker) lesen? Diese und viele andere Fragen beantwortet Kabarettistin und Autorin Teresa Reichl nun in ihrem Buch „Muss ich das gelesen haben?“ Dabei berichtet sie auch von den eigenen Erfahrungen im Germanistikstudium, wenn sie Lehrende mit einer von diesen Fragen konfrontierte und spricht so sicherlich vielen Jugendlichen aus der Seele, die mit der Auswahl der Literatur in der Schule hadern.

Nach einem Vorwort gibt es zunächst eine kurze Einführung in den Literaturbegriff. Anschließend beantwortet die Autorin die Frage, warum wir überhaupt lesen sollten; neben den positiven Auswirkungen auf unser Gehirn, steht hier die Entwicklung von Empathie für andere Perspektiven im Vordergrund. Zudem zeigt, so Reichl, klassische Literatur uns auf, wo wir als Gesellschaft herkommen und wie bestimmte -ismen (Rassismus, Sexismus, Klassismus etc.) immer weitertransportiert werden.

Das zweite Kapitel ist dann eine konsequente Fortsetzung, in dem sich Teresa Reichl damit beschäftigt, warum wir lesen, was wir lesen, warum bspw. Goethe und Schiller dabei so im Fokus stehen und warum der Kanon ein „Gewohnheitstier“ ist. Im letzten Abschnitt folgt schließlich der interessanteste Teil: Was sollen wir stattdessen lesen? Hier schlägt die Autorin Komödien, Literatur marginalisierter Autor*innen und neue Literaturformen vor.

„Muss ich das gelesen haben?“ ist in sehr lockerem Ton verfasst. Die Autorin, und eben auch Kabarettistin, schreibt, wie sie spricht und ergänzt ihren Text mit zahlreichen witzigen Fußnoten, die ich persönlich nicht gebraucht hätte. Zudem ist die Frage, welche Zielgruppe sich hier angesprochen fühlen soll. Jugendliche, die nicht lesen, erwartet hier eine wahre Textwand, die kaum Abschnitte und nur eine einzige Grafik hat. Geübte Leser und Lehrkräfte schreckt möglicherweise der Stil des Buches ab. Dennoch: ein wichtiges Thema, kurz und knackig präsentiert.

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