Cover-Bild Die Hungrigen und die Satten
(12)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 512
  • Ersterscheinung: 27.08.2018
  • ISBN: 9783847906605
Timur Vermes

Die Hungrigen und die Satten

Roman

Vom Autor von ER IST WIEDER DA!


"Ein großartiges Buch: lustig, böse, traurig!" KESTER SCHLENZ, STERN


Deutschland hat eine Obergrenze für Asylsuchende eingeführt, ganz Europa ist bis weit nach Nordafrika hinein abgeriegelt. Jenseits der Sahara entstehen riesige Lager, in denen Millionen von Flüchtlingen warten, warten, warten. So lange, dass man in derselben Zeit eigentlich auch zu Fuß gehen könnte, wäre das nicht der sichere Tod.


Als die deutsche Starmoderatorin Nadeche Hackenbusch das größte dieser Lager besucht, erkennt der junge Lionel die einmalige Gelegenheit: Mit 150.000 Flüchtlingen nutzt er die Aufmerksamkeit des Fernsehpublikums und bricht zum Marsch nach Europa auf. Die Schöne und die Flüchtlinge werden zum Quotenhit. Und während sich der Sender über Live-Berichterstattung mit Zuschauerrekorden und Werbemillionen freut, reagiert die deutsche Politik mit hilflosem Wegsehen, Kleinreden und Aussitzen. Doch je näher der Zug rückt, desto mehr ist Innenminister Joseph Leubl gefordert. Und desto dringlicher stellen sich ihm und den Deutschen zwei Fragen: Was kann man tun? Und in was für einem Land wollen wir eigentlich leben?


Timur Vermes‘ neuer Roman ist eine Gesellschaftssatire, aktuell, radikal, beklemmend und komisch zugleich. DIE HUNGRIGEN UND DIE SATTEN fängt dort an, wo der Spaß aufhört.


"Wenn Timur Vermes‘ Erstlingswerk ER IST WIEDER DA böse, realistisch und komisch ist, so ist sein zweiter Geniestreich böser, realistischer und komischer." CHRISTOPH MARIA HERBST


Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2019

So real, dass es weh tut...

0

Der Autor dürfte jedem ein Begriff sein aufgrund des Buches "Er ist wieder da", das ich damals verschlungen habe. So kam ich nicht umhin auch sein neustes Werk zu lesen, welches komplett anders als sein ...

Der Autor dürfte jedem ein Begriff sein aufgrund des Buches "Er ist wieder da", das ich damals verschlungen habe. So kam ich nicht umhin auch sein neustes Werk zu lesen, welches komplett anders als sein Erstling, aber in meinen Augen noch besser ist.

In der Geschichte geht es um die Starmoderatorin Nadeche Hackenbusch, die für eine Reality- Show ein Flüchtlingscamp besucht. Ihr geht das Elend der Menschen dort zu Herzen. Kann man diese armen Menschen nicht nach Deutschland holen? Die Idee ist geboren, doch lässt sie sich tatsächlich umsetzen?

Habe ich zu Beginn der Handlung noch lauthalt lachen können, selbst Freudentränen sind mir dabei gelaufen, so wird der Roman im Verlauf immer ernster und gleicht zum Schluss einem Thriller, der niemals gut enden kann.

Nadeche Hackenbusch darf man sich als eine Art Daniela Katzenberger vorstellen, die nicht nur Leute unterhalten will, sondern auch gut Kasse machen möchte. Ihre Starallüren und ihre ganze Art haben mich immer wieder zum Schmunzeln gebracht. Gerade ihre Wortverwechslungen waren einfach nur herrlich zu lesen. Bedrückend war jedoch wie sehr sie sich von ihrem Arbeitgeber, dem TV- Sender missbrauchen lässt.

Ebenfalls sehr im Gedächtnis geblieben sind mir die Artikel und die Handlung rund um Astrid von Roell. Mit ihr habe ich ehrlich gesagt am meisten gelitten, denn sie rackert sich wirklich ab für ihren Job. Die Darstellung der Frauenzeitschriftsthemen sind Herrn Vermes hervorragend gelungen, denn leider sind diese oft inhaltslos und fernab der Realität.

Die Ausführungen zu Politikern und ihrem Verhalten fühlten sich beim Lesen die ganze Zeit echt an. Hier hatte ich nie Zweifel, dass es genauso ablaufen könnte.

Die Blicke hinter die Kulissen eines TV- Senders haben bei mir Gänsehautmomente hervorgerufen. Wie berechnend manche Menschen doch für die Quote sein können. Wenn es ums Geld geht, dann ist die Ethik bald vergessen.

Das Erstaunlichste an dem Buch ist jedoch, dass man sich die ganze Zeit fragt, warum noch niemand im realen Leben auf diese Idee gekommen ist und man hofft innerlich, dass es nie dazu kommen wird.

Der Showdown am Ende hat mich sprachlos zurückgelassen, denn nie im Leben hatte ich gedacht, dass das anfangs so lustige Buch so enden würde.

Fazit: Dieser Roman hat alles, was ein perfektes Buch braucht. Ich bin noch völlig baff und kann nur eine klare Leseempfehlung aussprechen. Das darf man sich nicht entgehen lassen. Klasse!

Veröffentlicht am 21.11.2018

Scheisse, das könnte passieren!

0

Deutschland, in eventuell ein paar Jahren: Deutschland hat die Obergrenze für Flüchtlinge eingeführt und Europa hat sich komplett abgeschottet, um keine Flüchtlinge mehr aufnehmen zu müssen. Nur noch sehr ...

Deutschland, in eventuell ein paar Jahren: Deutschland hat die Obergrenze für Flüchtlinge eingeführt und Europa hat sich komplett abgeschottet, um keine Flüchtlinge mehr aufnehmen zu müssen. Nur noch sehr wenige können sich die wahnsinnig hohen Kosten für die Schlepper leisten, und so gibt es viele große, elende Flüchtlingslager und unzählige Menschen ohne Perspektive.  Einer dieser Flüchtlinge, er nennt sich Lionel, hat in einem der größten Lager eigentlich nichts außer Zeit, und so kommt ihm eine Idee. Was wäre, wenn man einfach zu Fuß nach Europa, genauer gesagt Deutschland, läuft?

Als dann ein Trash – TV – Fernsehteam mit einer vollkommen schrillen und überzeichneten Moderatorin, Nadeche Hackenbusch, in ebendieses Camp kommt, um dem deutschen Fernsehzuschauer das Elend vorzuführen, kommt Lionel durch ein Casting als ihr Begleiter ins Fernsehen und wird mit ihr Zusammen zum Publikumsliebling. Als die beiden dann, auch über sehr amüsant dargestellte Verständigungsprobleme hinweg, ein Paar werden, ist seine Chance gekommen. Er schlägt ihr seine Idee vor, und sie ist begeistert. So macht sich bald eine riesige Flüchtlingskaravane auf den Weg nach Deutschland, und schnell wird die gut geplante Reise zu einer Gelddruckmaschine für einige. Bald fragen sich auch die Politiker und Menschen in Deutschland, ob das nicht wirklich klappen kann. Und ob das so gut wäre. Und ob man etwas dagegen tun muss. Und während sich viele Leute viele Fragen stellen, kommt die Karavane immer näher. Ein dramatisches Ende kündigt sich an.

Stil, Machart, Meinung

Wer vielleicht schon „Er ist wieder da“ gelesen oder gesehen hat, der weiß: Bei Timur Vermes gibt es knallharte Satire, gleichzeitig böse, komisch, überspitzt, radikal und auch irgendwie aktuell. So ist es auch hier, denn dem Leser wird schnell klar: So komisch die Geschichte beginnt und so überspitzt die handelnden Personen auch sind – das alles ist von der Realität nicht so weit entfernt, wie man es gern hätte. Es könnte irgendwie tatsächlich passieren.

Durch viele Perspektiven erzählt der Autor seine Geschichte. Da wäre der Flüchtling Lionel, das extravagante TV – Sternchen Nadeche, die von sich sehr überzeugte Klatschreporterin Astrid, der clevere Innenminister, der schwule Staatssekretär und die Frau vom Innenminister. Zwischen den Perspektiven gibt es immer mal die Artikel in der Klatschpresse, die total überzogen das Geschehene auf typischem Niveau berichten.

Alle diese Perspektiven haben so ihre Eigenheiten, alle sind komisch aber auch mit diesem bekannten wahren Kern, der einem schnell bewusst wird. Als Leser wird man wohl fast keinen dieser Charaktere so richtig mögen. Die Sympathie gehörte in meinem Fall eher der Organisation dieser riesigen Sache und den realen Hintergründen, die man hinter der Satire ausmachen konnte.

Damit man so richtig den Überblick behält und die Satire erkennt, sollte man  in den Bereichen Politik und Allgemeinbildung einigermaßen fit sein. Ich denke, ohne dieses Hintergrundwissen sowie Interesse in diesen Bereichen wird man keinen Spaß an der Lektüre haben. Es dürfte auch etwas mehr Spaß machen, wenn man etwas Englisch kann (die Moderatorin spricht ein furchtbares Englisch, was ganz witzig ist). Es ist also gehobene Satire, die wohl nicht für jeden etwas sein wird. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei, wie man sich wohl schon denken kann, auf der Flüchtlingspolitik. Je näher man als Leser dem Ende kommt, desto mehr Gedanken macht man sich über die ganze Sache.

Ich will das Ende nicht spoilern, aber ich sage Folgendes: Es ist krass! Man weiß schon von Anfang an, dass am Ende eine Konfrontation steht. Die Spannung steigt. Ich habe jedoch niemals erwartet, was der Autor dann einfach getan hat. Und der Schock saß verhältnismäßig tief. Ich habe das Buch jetzt schon seit ein paar Wochen beendet, brauchte aber etwas Zeit, um den Inhalt vor einer Rezension erst einmal sacken zu lassen. Es ist nicht nur Unterhaltung und Satire, es macht etwas mit dem Leser und es ist irgendwie erschreckend nah an der Realität. In den letzten Tagen musste ich oft an dieses Buch denken, als ich von der Karavane der Mexikaner in Richtung der USA las.


Fazit

Ich musste lange überlegen, wie ich dieses Buch überhaupt finde. Heute gibt es nach dieser reiflichen Überlegung 5 Sterne von mir. Das Buch wird nicht für jeden so gut sein, viele werden sich vielleicht angegriffen fühlen oder mit dem Humor nicht zurechtkommen. Ich jedoch weiß, dass mir dieses Buch sehr lange in lebhafter Erinnerung bleiben wird. Beim Lesen habe ich einige Emotionen durchlebt, es war lustig, radikal, erschreckend und am Ende verflucht real. Die überspitzte Darstellung der verschiedenen Charaktere und das dramatische Ende, an dem dann der Humor auch versiegt, zeigt einem auch im Nachhinein noch vieles auf. Es ist ganz anderes und kann wohl auch mehreren Genres zugeordnet werden. Ungewöhnliche, gute Unterhaltung und (das habe ich mir bis zum Schluss aufgehoben!) sogar der Mut, eine Lösung der Flüchtlingsproblematik vorzustellen!

Veröffentlicht am 01.04.2020

Spiegelbild der Gesellschaft

0

Die Hungrigen und die Satten ist das zweite Buch von Timur Vermes,erschienen im Eichborn Verlag. Auch hier hat der Autor wieder ein sehr kritisches Thema ,die Flüchtingswelle , Einwanderungen und die ...

Die Hungrigen und die Satten ist das zweite Buch von Timur Vermes,erschienen im Eichborn Verlag. Auch hier hat der Autor wieder ein sehr kritisches Thema ,die Flüchtingswelle , Einwanderungen und die Macht der Medien , auf sehr sakrastische,ironische Weise umgesetzt und der Gesellschaft und den Medien einen Spiegel vor Augen gehalten.

Die sehr bekannte Moderatorin Nadeche Hackenbruch besucht das größte Flüchtlingslager um dort eine Reportage zu drehen. Mit dem ihr zur Seite gestellten Lionel starten sie einen Fußmarsch von anfangs 150 000 Flüchtingen nach Deutschland. Zunächst von Politikern milde belächelt kommt der Menschenzug den Grenzen immer näher. Nadeche wird zum Engel der Flüchtlingen und die Medien berichten immer mehr.

Das Buch ist mit einem guten,schwarzen Humor bestückt,was mit bei dem sehr kritischen Thema gut gefällt. die Umsetzung auch mit den Perspektivwechseln ist gut gelungen finde ich.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.01.2019

Sehr schönes Gedankenexperiment.

0

Europa hat mit Frontex die Grenzen endgültig dicht gemacht. Es gäbe für Flüchtlinge aus dem afrikanischen Raum zwar noch die altbewährte Schlauchbootmöglichkeit - die aber SO unsicher geworden ist, dass ...

Europa hat mit Frontex die Grenzen endgültig dicht gemacht. Es gäbe für Flüchtlinge aus dem afrikanischen Raum zwar noch die altbewährte Schlauchbootmöglichkeit - die aber SO unsicher geworden ist, dass sie unbezahlbar ist. So werden die Flüchtlingslager im nördlichen Afrika voller und voller.

Der Privatsender MyTV will in einem der Lager eine Reportage drehen, um ein IT-Girl als "Engel im Elend" zu inszenieren. Nach ein paar Wochen soll nun alles vorbei sein - aber der Flüchtling, der dem "Engel" vor Ort alles gezeigt hat, will um jeden Preis mit nach Deutschland - und als der Plan zu scheitern droht, zieht er andere Register.

Das Buch ist ein sehr spannendes Gedankenexperiment - an vielen Stellen ist schwarzer Humor zu finden, allerdings ist mir wirklich schleierhaft, wieso das Buch als "Satire" beworben wird...

Zum Ende:



[ Das Ende ist schlecht, wirklich. Es ergibt nicht einmal Sinn - und bei aller Detailverliebtheit vorher finde ich es mies, wie sich Vermes hier aus der Verantwortung ziehen möchte.]

Veröffentlicht am 22.11.2018

Verstörendes Ende ...

0

Zunächst hatte ich meine Schwierigkeiten mit diesem Buch, denn ich kam nicht so richtig hinein in die Geschichte, musste mich erst mit einigen Charakteren und dem ganzen Szenario anfreunden, aber am Ende ...

Zunächst hatte ich meine Schwierigkeiten mit diesem Buch, denn ich kam nicht so richtig hinein in die Geschichte, musste mich erst mit einigen Charakteren und dem ganzen Szenario anfreunden, aber am Ende lässt es mich wirklich entsetzt und beinahe etwas verstört zurück. Die Worte des Autors haben eine wahre Durchschlagskraft, sie brennen sich ins Gehirn, lassen lebendige Bilder entstehen, denen man sich kaum entziehen kann. Sein Schreibstil ist mitreißend, das Szenario irgendwie provokativ.

Die Story beginnt eher gemütlich, noch mit viel Ironie und schwarzem Humor, doch irgendwie dreht sich das Blatt mehr und mehr. Mit dem Ende hätte ich niemals gerechnet, aber ich könnte auch nicht sagen, womit ich stattdessen gerechnet habe, denn eigentlich war ich genauso ratlos wie die Menschen im Buch.

Eine eher weniger intelligente Frau, die es trotzdem bis zur Moderatorin ihrer eigenen TV-Show geschafft hat und beim Publikum als „Engel der Armen“ bekannt ist, wird von ihrem Sender in Afrikas größtes Flüchtlingscamp geschickt. Zunächst ist Nadeche Hackenbusch wenig begeistert von dieser Idee und benimmt sich entsprechend divenhaft, doch plötzlich kippt die Situation und sie ist mit ganzem Herzen dabei. Als Unterstützung steht ihr der gecastete Flüchtling „Lionel“ an der Seite, der anfangs sehr begeistert ist von seinem deutschen Engel, doch sogar ihm wird ihr Engagement für die Menschen vor Ort irgendwann fast zu viel, denn für ihn zählt erst einmal, dass er selbst eine bessere Zukunft hat.
Als nach einigen Wochen Drehzeit das Fernsehteam zurück nach Deutschland will, ist Nadeche entsetzt. Sie will die Flüchtlinge nicht im Stich lassen, doch was soll sie tun? Lionel hat eine Idee, die erst einmal verrückt klingt: wenn man einfach loslaufen würde anstatt sinnlos zu warten, dann käme man auch irgendwann ans Ziel. Er schafft es dann auch tatsächlich, diese Mammutwanderung zu organisieren und so machen sich 150.000 Flüchtlinge auf den Weg Richtung Deutschland. Begleitet werden sie immer noch von Nadeches Fernsehteam und in der Heimat werden langsam einige Menschen zunehmend nervös. Außerdem entwickelt sich eine Romanze zwischen Nadeche und Lionel, welche natürlich medienwirksam ausgeschlachtet wird.

Timur Vermes lässt uns an diesem Abenteuer aus verschiedenen Perspektiven teilhaben: wir dürfen Nadeches und Lionels Gedanken verfolgen, aber auch die Sicht von Politikern, Mitgliedern von TV und Presse und Geheimdienst.
Er erschafft in diesem Buch ein „Was-wäre-wenn“-Szenario, das so glaubwürdig wirkt, dass man sich fast fragt, warum es noch nicht Realität geworden ist.
Was würde die Politik tun, wie würde sich die Bevölkerung verhalten? Es liegt wohl nicht in der Natur des Menschen, gerne zu teilen. Doch wie weit würde man gehen, um zu schützen, was man nicht hergeben möchte?

Die finalen Szenen haben mich erschüttert, tief bewegt und zum Nachdenken angeregt. Das hat die humorvollen Szenen im Nachhinein irgendwie in den Hintergrund gedrängt.
Trotz des etwas gemächlichen Beginns kann ich das Buch nur weiterempfehlen, denn es ist lesenswert und voll von Emotionen, schwarzem Humor und Spannung.