Wohltuend warmherziges Debüt
Máriddja ist im Krankenhaus. Ihre Schmerzen im Bauch ließen sie die Ärztin aufsuchen, die sie nach der Untersuchung, mit ihren Reptilienaugenbrauen, mitleidig ansieht. Das Fräulein Doktor will Máriddja ...
Máriddja ist im Krankenhaus. Ihre Schmerzen im Bauch ließen sie die Ärztin aufsuchen, die sie nach der Untersuchung, mit ihren Reptilienaugenbrauen, mitleidig ansieht. Das Fräulein Doktor will Máriddja überreden sich helfen zu lassen. Sie solle ihr Haus in Nordschweden verlassen, um in ein Heim für Alte zu gehen. Máriddja allerdings geht auf die Palme und sonst gar nichts.
Als sie nach Hause kommt hat ihr Alter Biera den Briefkasten abgefackelt. Es seien ein ganzes Nest Kreuzottern darin gewesen ist sein Erklärungsversuch. Máriddja stöhnt und verdreht die Augen. Dem Alten kann sie unmöglich erzählen, dass sie krank ist und alleine lassen kann sie ihn auch nicht. Wenn sie doch noch einmal ihren Neffen Heaika-Joná sehen könnte. Bieras Schwester war damals noch so jung, als sie sich, wie eine räudige Hündin an die Hälse der Männer geschmissen hat. Sie haben den Jungen aufgenommen und waren so glücklich mit ihm, denn Máriddja hat nie in sich den Keim gespürt aus dem eine Frucht erwächst. Auch Bieras Schwester haben sie aufgenommen, aber die war faul, hat nicht im Haus geholfen und auch nicht draußen. Weggeschlichen hat sie sich nachts, um den Säufer zu treffen, der sie doch gerade erst geschwängert hatte. Dann als Heaika-Joná vier war, hat die Schwägerin den Jungen mitgenommen und ihnen beiden das Herz gebrochen.
Mimmi und Kaj haben sich verlobt, nachdem seine Mutter Laura gestorben ist. Das Verhältnis zu Laura war nicht einfach. Kaj fühlte sich schuldig, weil sie immer, wenn sie etwas über Kajs frühe Kindheit erzählen sollte, geweint hat. Ganz anders als bei seinem Stiefbruder Gustav. Nun sind sie in ein gemeinsames Haus gezogen und für Kaj wird ein lang gehegter Traum wahr. Das einzige Betrübnis, das ihn drückt ist, dass Mimmi sich Kinder wünscht und er sich nicht sicher ist, ob er diesen Wunsch teilen möchte.
Fazit: Tina Harnesk ist ein ungemein warmherziges Debüt gelungen. Die Geschichte verwebt ein altes wunderliches indigenes Ehepaar, das aus der einstigen Heimat umgesiedelt wurde. Sie haben sich ihre schöne mystische Sichtweise erhalten, haben aber niemanden an den sie ihre Kultur weitergeben können. Die erlebten Einschläge sitzen tief, haben sie hart gemacht und ihn weich und resigniert. Der andere Erzählstrang ist die übernächste Generation. Die Stimmfarbe ist zärtlich, humorvoll und voller Verständnis für das Alter. Die Naturverbundenheit der nordischen Völker fließt in viele Szenen ein. Einzelne Schicksalsschläge sind frei von Pathos in der Lage aufrichtiges Mitgefühl zu erzeugen. Selten hat mich eine Geschichte so gerührt und mir gleichzeitig so viel Raum zum Schmunzeln gelassen. Die Autorin besitzt ein ganz eigenes bodenständiges Schreibhandwerkszeug und die Kunst ihre eigene indigene Herkunft lebendig zu machen. Wundervoll.