Cover-Bild Der Ursprung der Welt
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: S. FISCHER
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 304
  • Ersterscheinung: 09.10.2019
  • ISBN: 9783103972733
Ulrich Tukur

Der Ursprung der Welt

Roman
Das ist nicht mehr die Welt von Paul Goullet: Er, der alte Bücher und Bilder liebt, die Schönheit, den Traum und die Phantasie, findet sich in einer Zeit, in der in Deutschland das Chaos herrscht. Um dem zu entkommen, reist er nach Paris, aber auch Frankreich hat sich in einen Überwachungsstaat verwandelt. Bei seinen Spaziergängen durch die Stadt stößt Goullet plötzlich auf etwas Unerhörtes: ein altes Photoalbum, dessen Bilder offenbar ihn selbst zeigen, inmitten eleganter Damen und Herren aus den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Fasziniert setzt er sich auf die Fährte seines Doppelgängers und folgt ihr nach Südfrankreich. Verstörende Visionen und Traumbilder beginnen ihn zu verfolgen, immer wieder scheint er die Zeit zu wechseln und sich in den Mann aus dem Photoalbum zu verwandeln. Und die Hinweise mehren sich, dass dieser ein furchtbares Geheimnis hat.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.10.2019

Interessanter ungewöhnlicher Genremix, der solide konstruiert ist

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„Der Ursprung der Welt“ lautet der Titel des ersten Romans von Ulrich Tukur. Die Geschichte ist eine historische Dystopie, die auf zwei Zeitebenen spielt. Optisch wie haptisch ist die Aufmachung des Hardcovers ...

„Der Ursprung der Welt“ lautet der Titel des ersten Romans von Ulrich Tukur. Die Geschichte ist eine historische Dystopie, die auf zwei Zeitebenen spielt. Optisch wie haptisch ist die Aufmachung des Hardcovers ein Schmuckstück. Ranken umgeben fühlbar den runden Ausschnitt auf dem Schutzumschlag oberhalb der Mitte, der einen Blick auf eine alte Fotografie freigibt, die einen Herrn mit Hut in einer schicken Kombination zeigt. Entfernt man den Umschlag ist die schwarz-weiße Fotografie vollständig zu sehen, unterhalb davon finden sich die Initialen P.G. in Gold geprägt. Das Bild entstammt dem Privatbesitz des Autors. Durch seinen zufälligen Fund, gemeinsam mit weiteren Fotos, in einem Fotoalbum kam dem Autor die Idee zu diesem Buch. Der Titel nimmt auf ein gleichnamiges Gemälde Bezug, das den Protagonisten des Romans bereits früh geprägt hat.

Der Deutsche Paul Goullet ist die Hauptfigur des Romans. Er ist Mitte Dreißig und besucht im Jahr 2033 Paris, um die Stadt kennenzulernen Beim Vorbeischlendern am Ufer der Seine entdeckt er an einem der Stände ein altes Fotoalbum mit Bildern, auf denen er sich selbst zu erkennen glaubt. Die Fotos rufen bei ihm Erinnerungen an seine Kindheit wach und an ein Zimmer in der Heimat, in dem sein Großvater gelebt hat. Er macht sich auf die Suche nach der Person auf den Fotos. Seine Reise führt ihn aufgrund gefundener Hinweise auf den Bildern nach Südfrankreich. Je intensiver er sucht, desto mehr fühlt er sich mit seinem Ebenbild verbunden. Visionen suchen ihn heim, führen ihn in die Zeit des Zweiten Weltkriegs. Er sieht sich selbst in der Rolle des ihm Unbekannten mit ähnlichem Aussehen und fühlt sich zunächst als Wohltäter in einer Widerstandgruppe bis er einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur kommt.

Ulrich Tukur zeichnet ein düsteres Bild unserer Zukunft, das sich aber realistisch aus den derzeitigen Umständen ergeben könnte. Sein Protagonist hat das große Glück niemandem Rechenschaft über sein Tun und Lassen abgeben zu müssen. Er ist geprägt von einer Kindheitserinnerung, die seine Suche nach der großen Liebe überschattet. Seine Gefühle schätzt er manchmal falsch ein, was damit zusammenhängen könnte, dass er selbst bei seiner Erziehung eine vertrauensvolle, ihn liebende Person vermisst hat. Er wirkte auf mich kühl und rational, wodurch mir der Charakter, wie auch einige andere im Roman, nicht sympathisch wurde. Einzig an seiner zögerlichen, aber bedingungslosen Hilfsbereitschaft in bestimmten Momenten fand ich Gefallen.

Das Spiel auf zwei Zeitebenen ist manchmal anstrengend, aber nachvollziehbar. Die Übergänge sind fließend und können durch die jeweils agierenden Personen auseinandergehalten werden. In Deutschland gibt es Ausschreitungen, die Paul Goullet durch seine Reise für eine Weile hinter sich lassen möchte. Allerdings hat es auch in Frankreich einige politisch bedingte Veränderungen gegeben und auch hier ist die Situation durch polizeiliche und militärische Kontrollen mit Übergriffen auf die Zivilbevölkerung beängstigend. Die Stimmungslage konnte der Autor sehr gut von den handelnden Personen auf mich als Leser übertragen. Bei der Aufdeckung des Geheimnisses überzeugt Ulrich Tukur mich nicht mit allen Details beim Ineinandergreifen der Ereignisse.

Die Ängste seines traumatisierten Protagonisten im Roman „Der Ursprung der Welt“ stehen für unsere eigenen Erwartungen an eine bessere Zukunft. In einer zunehmend digitalisierten Welt vermögen uns auf rationalen Analysen beruhende Empfehlungen, keinen bleibenden Frieden zu geben, weil unser eigener Antrieb durch Gefühle gesteuert ist und uns Ziele antreiben, die nicht immer mit denen von anderen übereinstimmen. So bleibt unsere Zukunft unvorhersehbar.

„Der Ursprung der Welt“ von Ulrich Tukur ist ein interessanter ungewöhnlicher Genremix, der solide konstruiert ist. Gerne vergebe ich hierzu eine Leseempfehlung.