Cover-Bild Malvenflug
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Otto Müller Verlag GmbH
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 225
  • Ersterscheinung: 23.02.2023
  • ISBN: 9783701313068
Ursula Wiegele

Malvenflug

Emmas Arbeit als Köchin in Davos ist hart. Wenig Freizeit bleibt der Kärntnerin, doch sie muss Schulden abbezahlen und spart Geld für ihre Kinder: Die Zwillinge Lotte und Fritz sind bei den Großeltern in Brünn untergebracht, Alfred geht in St. Paul auf die NAPOLA, die älteste Tochter Helga aber ist in der Steiermark in ein Kloster eingetreten. Während der erste Teil dieses vielstimmigen Romans den einzelnen Familienmitgliedern zwischen 1940 und 1945 folgt, wird Helga im zweiten Teil zur erzählenden Figur. Nach Kriegsende verlässt sie den Orden und wagt mit 27 ein neues Leben in Italien. Sie verlebt ungewöhnliche, prägende Jahre und erhebt sich gegen die Konventionen ihrer Zeit. Jahrzehnte später kommt sie in einem Haus am Meer zur Ruhe. Mit ihrem Partner Max bereitet Helga das jährliche Familienfest vor, alle haben ihr Kommen angekündigt, doch ein Platz an der Tafel soll frei bleiben. Ausgehend von dieser Leerstelle erzählt Helga in der Rückschau die Wege der Familienmitglieder, bewertet Geschehnisse völlig neu, urteilt, hinterfragt, zweifelt. „Malvenflug“ ist ein großes Familienpanorama, getragen von starken Frauenfiguren.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.02.2023

Where have all the flowers gone?

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Ursula Wiegels Familienroman „Malvenflug“ beginnt mit einem Personenverzeichnis, in dem die wichtigsten Mitglieder der Familie Prochazka aufgeführt und ihre wichtigsten Stationen genannt sind. Das ist ...

Ursula Wiegels Familienroman „Malvenflug“ beginnt mit einem Personenverzeichnis, in dem die wichtigsten Mitglieder der Familie Prochazka aufgeführt und ihre wichtigsten Stationen genannt sind. Das ist gut so, denn obwohl der Roman nur 223 Seiten füllt, besitzt er ein kopfstarkes Personal, in dem man nicht jedes Gesicht und jeden Namen sofort wiedererkennt.

Im Zentrum stehen die vier Kinder von Emma und Pavel (Paul) Prochazka und eben die beiden, der sich früh auseinandergelebt haben. Emma trägt die gemeinsamen Schulden als Gastarbeiterin im schweizerischen Davos ab (Hans Castorp winkt da auch mal durch die Zeilen), Pavel flattert als Lebemann noch weiter von Blüte zu Blüte, ehe er woanders weitere Nachkommen zeugt.

Wiegele erzählt das Schicksal der Familie Prochazka in ihrem zweigeteilten Roman in kurzen Kapiteln, die wie Dioramen nur jeweils kurze Ausschnitte aus dem Leben der Figuren zeigen. Man kommt den Familienmitgliedern deshalb nicht besonders nahe, verfolgt manche Station gleichsam wie aus einem tabellarischen Lebenslauf entnommen. Dennoch gelingt es der sehr knappen, auf das Wesentliche beschränkten Erzählhaltung Wiegeles, aus diesen wenigen Seiten mosaikartig das Panorama einer weitverzweigten Familie darzustellen – in Einzelbildern.

Das zentrale Motiv des Romans ist der Personenverbund der Familie – betrachtet als Individuen eines lebendigen Organismus. Beim Lesen verfolgt man das Werden und Vergehen der Familienmitglieder, wiederzufinden im Motiv der Blumen, an denen viele Figuren des Romans hängen. Die Stockmalven Helgas und Lottes sind wie die Familie: Der Samen der Blumen setzt den Organismus fort, wird in der Welt verstreut, blüht auf, mehret sich, bringt neue Triebe hervor und passt sich der Umwelt an. Samen sind so widerstandsfähig, wie fertige (gepresste) Blüten empfindlich sind – postalisch versendet, erreicht keine von ihnen das Ziel unbeschädigt (S. 208 f.). Auch Menschen verkraften die Entwurzelung und Verschickung nicht immer gut – am krassesten sichtbar an den Großeltern aus dem mährischen Brünn, die als Deutsche nach dem Krieg auf einem Todesmarsch aus der Tschechoslowakei vertrieben werden. Diese Blumenmetapher ist nicht besonders originell, aber sie unterlegt den Roman dezent und lässt sich vor allem durch den Titel „Malvenflug“ aufschließen.

Das Motiv der Familie wird bei Wiegele durch die großen Drangsale der Zeit der 1930er (erster Teil) und der Nachkriegszeit (bis in die 1990er Jahre) durchgespielt. Unaufgeregt, aber bestimmt leitet die Autorin uns beim Lesen durch das Länderviereck Österreich, Slowakei, Schweiz und Italien und führt das Verbindende vor, das gleichzeitig das Trennende ist: Krieg, Nazimus, Vertreibung. Dabei stellen die im Text auffälligen Austriazismen sprachlich klar, wo der Gemütskern des Romans steckt: in Österreich. Alle kleineren Motive finden sich in einzelnen Figuren gespiegelt.

Genauso unaufgeregt zeigt die Autorin die Ambivalenz des Einzelnen: Emma kann eine „Heldin“ der Familie sein, weil sie durch ihre aufopfernde Schufterei in den Schweizer Hotelküchen die Familie wirtschaftlich erhält, gleichzeitig geht ihre „Sparwut“ den Kindern zumal später auf die Nerven und verhindert, dass die Mutter in ihrer Zeit des Heldentums auch Mutter sein kann. Sohn Alfred enttäuscht den feschen Vater, weil er zwar zunächst die harten Anforderungen der Napola meistert, dann aber frömmelt, Priester wird – um sich schließlich doch wieder dem weltlichen Stand zuzuwenden und eine Familie zu gründen. Uneheliche Kinder, Ehebruch, Holocaustverleugnung, Gefühlskälte – nichts Menschliches ist hier fremd. Die Ambivalenz des Einzelnen wird dabei wertfrei dargestellt und nicht verurteilt. So kann die Autorin über politische Verirrungen, kleinbürgerliche Engstirnigkeit und zwischenmenschliche Schwächen erzählen, ohne ein Urteil – oder eine echte Deutung zu liefern.

Das hat mir gefallen, auch wenn ich gerade des nüchternen Stils, wegen und wegen der vielen Gesichter lange gebraucht habe, mit dem Roman warm zu werden. Ein Familienroman ohne große Aufregungen, sondern mit andeutungsweiser Zurückhaltung, dessen (Be)Deutung nicht unmittelbar auf der Hand liegt.

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Veröffentlicht am 11.02.2023

Brünn, Graz und Davos

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Der Roman ist genau geschrieben, wirkt etwas statisch.
Es ist eine Familiengeschichte in zwei Teilen. Zunächst in Zeiten des Krieges, verteilt auf Brünn, Graz und Davos. Im zweiten Teil wird die Nachkriegszeit ...

Der Roman ist genau geschrieben, wirkt etwas statisch.
Es ist eine Familiengeschichte in zwei Teilen. Zunächst in Zeiten des Krieges, verteilt auf Brünn, Graz und Davos. Im zweiten Teil wird die Nachkriegszeit betrachtet.
Im Mittelpunkt stehen Emma, ihr geschiedener Mann Pavel, die Kinder, die jüngsten unter ihnen sind die Zwillinge Lotte und Fritz. Dann noch Helga, die älteste Tochter.
Die Kapitel sind kurz, manchmal zu kurz. Dann wird man schon wieder an den nächsten Schauplatz gespült. Mit ein Grund, warum man den Figuren nicht zu nahe kommt. Manche hätten auch einfach noch weiterentwickelt werden, bleiben aber leider zu schematisch.
Hilfreich ist das Personenverzeichnis am Anfang des Buches. Jedoch ist es auch kein gutes Zeichen, wenn ein Roman ein solches überhaupt benötigt.
Ursula Wiegele hat durchaus einen ordentlichen Roman geschrieben, der aber passagenweise zu trocken geraten ist. Das gilt aber nicht für das gesamte Buch. Immer wieder gibt es durchaus emotionale Szenen.
Vielleicht bietet sich Malvenflug für einen zweiten Lesegang an.

Veröffentlicht am 12.03.2023

Hat mich nicht überzeugt

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Ich hatte so meine Problemchen mit diesem Buch.
Die Thematik fand ich ja mega spannend aber irgendwie wird alles immer nur so überflogen. Ohne Tiefgang. Das hat mir nicht so gut gefallen.
Ich fand auch ...

Ich hatte so meine Problemchen mit diesem Buch.
Die Thematik fand ich ja mega spannend aber irgendwie wird alles immer nur so überflogen. Ohne Tiefgang. Das hat mir nicht so gut gefallen.
Ich fand auch die Perspektivwechsel etwas schwierig. Normalerweise mag ich sowas total gerne, weil ich dann versuchen kann mich in die verschiedenen Charaktere reinzuversetzen aber hier fand ich es etwas nervig. Nur im letzten Teil als Helga dann an der Reihe war, fand ich es etwas besser, weil es ruhiger war. Ich hatte keine Problme dem Inhalt zu folgen aber mir war es einfach zu hektisch und zu unruhig.
Genauso schade einfach, dass das Buch eher zum Etappenlesen gemacht ist. Hier mal und da mal reinlesen. Mich in dem Buch verlieren konnte ich leider nicht. Es war aber auch nicht ganz schlecht. Bin da etwas Hin- und Hergerissen.
Es war wohl einfach nicht so meins. Leider.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Familienpanorama im Schnelldurchlauf

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In dieser Geschichte wird ein Porträt der Familie Prochazka erzählt.
Der Aufbau des Buches gliedert sich in 2 Teile.
Im ersten Teil wird der Zeitraum 1940 bis 1945 aus 4 unterschiedlichen Perspektiven ...

In dieser Geschichte wird ein Porträt der Familie Prochazka erzählt.
Der Aufbau des Buches gliedert sich in 2 Teile.
Im ersten Teil wird der Zeitraum 1940 bis 1945 aus 4 unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Wir erfahren von der Mutter Emma, dem Vater Pavel, dem Sohn Alfred sowie der Tochter Lotte, wie ihre jeweiligen Leben verlaufen. Die Eheleute sind getrennt und die 4 gemeinsamen Kinder sind auf Großeltern, Klöstern und Internaten aufgeteilt.
Die Schilderungen und Einblicke sind interessant, aber bleiben für mich als Leser blas. Mit keinem der 4 Erzähler bin ich warm geworden. Sie mögen authentisch wirken aber unnahbar. Die Art und Weise der Beschreibungen sind leicht lesbar und gut strukturiert.
Dies ändert sich im zweiten Teil des Buches leider völlig. Dort tritt eine andere Erzählerin auf. Helga ist ebenfalls die Tochter der oben erwähnten und berichtet aus der Gegenwart mit vielen Rückschauen ohne wirklichen Zeitangaben über den weiteren Verlauf ihrer Familie.
Grade diese doch sehr unstrukturierte Darstellung der Familiengeschichte macht das Lesen nicht leicht.

Positiv ist anzumerken, dass jede im ersten Teil erwähnte Person einen Platz im zweiten Teil erhielt und so keine losen Personenlebensfäden blieben.

Zusätzlich empfand ich das Personenverzeichnis zu Beginn des Buches sehr aufschlussreich aber auch spoilernd. Vielleicht sollte man dieses zu Beginn nicht komplett lesen.

Das Cover ist okay, obwohl ich mir bei dem Titel "Malvenflug" auch gern die jeweiligen Malven gewünscht hätte.
Der Titel wird im Laufe der Geschichte erläutert und wirkt dadurch sehr passend.

Alles in allem kann man das Buch lesen und empfehlen, wenn man nicht zu viel Tiefe erwartet.

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Veröffentlicht am 01.03.2023

mir fehlte was

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Eine Familiensaga. Aber es ist irgendwie keine Familie. Mir persönlich fehlte der unumstößliche Zusammenhalt einer Familie. Außer, dass sie verwandt sind, hat es kaum was mit "Familie" zu tun. Jeder lebt, ...

Eine Familiensaga. Aber es ist irgendwie keine Familie. Mir persönlich fehlte der unumstößliche Zusammenhalt einer Familie. Außer, dass sie verwandt sind, hat es kaum was mit "Familie" zu tun. Jeder lebt, zum Teil gezwungenermaßen, woanders sein Leben.
Das Buch beginnt mit einem Personenverzeichnis und ist in 2 Teile untergliedert. Im ersten Teil erfährt man pro Kapitel über das Wesen und die Sichtweisen der verschiedenen Charaktere. Man liest u.a von einem Mann, der viele Kinder gezeugt, aber zu keinem seiner Kinder scheinbar einen innigen Bezug hat. Mit ihm z.B. konnte ich wenig anfangen. Anders die Frauen. Sie müssen sich durchs Leben kämpfen, um den Kindern was zu bieten, um zu überleben, um Schulden abzuzahlen. Und der Krieg kommt unaufhaltsam näher.
Der zweite Teil ist dann klassischer Buchstil. Die älteste Tochter erzählt, wie es nach dem Krieg weiterging.

Die Autorin schreibt richtig wundervoll!!! Die Sprache ist poetisch, blumig, spannend und bildgewaltig. Auch ist das Cover wunderschön! Aber ich wurde mit den Personen einfach nicht richtig warm.
Ich empfehle das Buch dennoch, da einfach der schöne Schreibstil belohnt gehört, und ich ja nicht allgemeingültig werten kann. Alles subjektiv.
Für MICH aber leider nur 3/5 Sterne
[Rezensionsexemplar]

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