Über nicht hinterlassene Spuren
Meine Erwartungen an Addie LaRue waren hoch; das Buch hat sie übertroffen!
Addie LaRue, eine Frau, die schon seit dreihundert Jahren über die Erde wandelt, lebt jetzt, im 21. Jahrhundert in New York City. ...
Meine Erwartungen an Addie LaRue waren hoch; das Buch hat sie übertroffen!
Addie LaRue, eine Frau, die schon seit dreihundert Jahren über die Erde wandelt, lebt jetzt, im 21. Jahrhundert in New York City. Addie LaRue, eine Frau, an die sich niemand erinnert. Addie LaRue, die einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat.
Das Buch startet eher ruhig und eigentlich ändert sich das nie wirklich. Der Schreibstil der Autorin ist unaufgeregt, klar auf den Punkt, mit einem kleinen Hang zur Poesie. Das hat mir unglaublich gefallen, denn es hat dem Buch etwas besonderes verliehen und sorgt dafür, dass es mir im Gedächtnis bleiben wird.
Trotzdem der Schreibstil keinen Hang zur Dramatik aufweist, gab es kein einziges Kapitel im Buch, das mich in irgendeiner Weise gelangweilt hätte. Die Autorin sorgt nämlich allein mit der Handlung für genug Spannung, um die Geschichte am Leben zu erhalten.
Der Konflikt zwischen Addie und dem Teufel, der nun schon drei Jahrhunderte andauert, hatte damals begonnen, weil Addie nicht heiraten, nicht in einem Leben gefangen sein wollte, ohne die Welt entdeckt zu haben. Also rannte sie weg, betete zu den falschen Göttern und wurde unsterblich. Unsterblich, bis sie das Leben nicht mehr aushält und sterben möchte. Dann landet ihre Seele beim Teufel. Eine Gabe wie das ewige Leben verschenkt der Teufel natürlich nicht einfach, sie hat einen Preis. Kein Mensch auf dieser Welt wird sich an Addie und ihre Taten erinnern, sie hinterlässt keine Spuren auf der Welt und hat dementsprechend keinerlei Bindungen zu irgendwem. Bis ein Mann in New York sie nicht vergisst.
Addie als Charakter konnte mich unglaublich mitreißen, denn sie durchlebt unzählige Emotionen in diesem Buch; Trauer und Freude, Verzweiflung und Lebensmut, Sehnsucht und Abscheu. Ihre Liebe zu Künstlern und ihre starke Persönlichkeit haben mich eingenommen und so war ich immer begierig zu erfahren, was als nächstes passieren würde. Durch Rückblicke in die Vergangenheit erleben wir Addies Entwicklung hautnah mit und erfahren, wie sie zu der wurde, die sie heute ist. Dabei wird sich immer an besonders einschlägigen Ereignissen orientiert, sodass es nie langweilig wurde und man stets mit Addie litt.
Henry, der Mann, der Addie nicht vergisst, ist mir hingegen das ganze Buch etwas fremd geblieben und ich wurde nicht sein größter Fan. Durch ihn erlebt man Addie aber aus einem anderen Blickwinkel, weshalb ich seine Leseperspektive auch immer wirklich interessant fand.
Die Geschichte hat das reinste Wechselbad der Gefühle bei mir ausgelöst, da es zugleich unterhaltsam ist und zum Nachdenken über sich selbst anregt. Wer wäre man, wenn sich niemand an dich erinnert? Wie sehr definiert man sich selbst über andere? Wären wir wie Addie und würden 300 Jahre und länger so leben können ohne aufzugeben?