Cover-Bild Das Jahr 1000
28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Geschichte und Archäologie - Geschichte
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 393
  • Ersterscheinung: 17.09.2020
  • ISBN: 9783406755309
Valerie Hansen

Das Jahr 1000

Als die Globalisierung begann
Anna Leube (Übersetzer), Wolf Heinrich Leube (Übersetzer)

Abenteurer, Händler und Forschungsreisende waren die Helden der ersten Globalisierung um das Jahr 1000: Wikinger suchten in ihren Drachenboten neue Siedlungsgebiete im fernen Westen, während Karawanenführer durch die Wüsten des Orients zogen und Handelskapitäne entlang der Küsten Asiens und Afrikas segelten. Sie brachten Schätze fremder Völker in Metropolen wie Kairo, Bagdad und Guangzhou, wo eine zahlungskräftige Kundschaft den Zauber der Exotik ersehnte. Es war dies die Zeit, als zum ersten Mal in der Weltgeschichte ein Gegenstand oder eine Botschaft um die ganze Welt reisen konnte.
Waren und Menschen, Ideen und Mikroben - alles beginnt zu zirkulieren. Könige wie der fromme Muslim Mansa Musa ziehen mit unvorstellbaren Mengen an Gold von Mali nach Mekka, in Skandinavien werden Münzen mit arabischen Waagen gewogen, Sklaven werden über drei Erdteile hinweg verkauft, und Fürsten wie Wladimir von Kiew suchen sich aus dem Angebot der Weltreligionen jene aus, die ihnen für ihr Reich am passendsten scheint.
Valerie Hansen entwirft in ihrem grandiosen Buch das Panorama der Welt um das Jahr 1000 und erhellt eine Epoche, in der die Menschheitsgeschichte zur Globalgeschichte wird. Mit einem Mal erkennen wir eine Zäsur zwischen den Zeitaltern, wenn sich die Welt in atemberaubender Dynamik vernetzt und uns in all ihrer Fremdheit und Buntheit mitunter doch erstaunlich vertraut und gegenwärtig erscheint.

In dieser meisterhaften Beschreibung der Welt um das Jahr 1000 führt Valerie Hansen ihre Leserinnen und Leser durch blühende afrikanische Reiche. Sie nimmt uns mit auf eine Reise zu Lande entlang der Seidenstraße nach Europa und zur See an Bord von Schiffen, auf denen Menschen aus vielen Völkern den Indischen Ozean befuhren. Sie erzählt von Wikingern, die der Wolga bis nach Byzanz folgten – aber auch den Nordatlantik überquerten und Amerika entdeckten. So bietet dieses Werk mehr als nur ein Panorama des Welthandels im Mittelalter. Es ist zugleich eine grandiose Geschichte menschlicher Begegnungen, die durch Vignetten und Stimmen aus jedem Winkel eines bereits damals gut vernetzten Planeten ungemein lebendig wird.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.05.2023

(Bisweilen spekulative) Weltreise vor 1000 Jahren

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Zur Frage, wann die Globalisierung begann, gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten. Valerie Hansen setzt den Beginn dieses Phänomens hier deutlich früher an als die Mehrheit der Historiker. Denn um ...

Zur Frage, wann die Globalisierung begann, gibt es durchaus unterschiedliche Ansichten. Valerie Hansen setzt den Beginn dieses Phänomens hier deutlich früher an als die Mehrheit der Historiker. Denn um das Jahr 1000 herum landeten die Wikinger erstmals an der Nordostküste Kanadas, wodurch bereits bestehende Handelsrouten quer durch Amerika mit Wegen, die durch Europa, Asien und Afrika führten, verbunden wurden. Zum ersten Mal hätte damit ein Gegenstand oder eine Nachricht um den ganzen Erdball reisen können.
Auch wenn (wie die Autorin betont: noch) kein Objekt bekannt ist, dass damals tatsächlich eine Weltreise unternommen hätte, und die Aktivitäten der Wikinger in Amerika auch keinen besonders nachhaltigen Einfluss ausübten, fand ich diese Argumentationslinie und vor allem die daraus folgenden Betrachtungen doch sehr interessant.
Hansen unternimmt gewissermaßen eine Reise um die Welt und berichtet unter anderem über mögliche Kontakte zwischen Wikingern und amerikanischen Hochkulturen, das von skandinavischen Auswanderern geprägte Osteuropa, einen afrikanischen König, der als reichster Mann der Welt galt, oder den am meisten globalisierten Ort in China.
Dabei ist immer wieder erstaunlich, welch weite Strecken Menschen (oft unfreiwillig) und Waren schon um das Jahr 1000 herum zurücklegten und wie sehr auch die Daheimgebliebenen von überregionalen Kontakten beeinflusst wurden.
Bisweilen wirken die Ausführungen jedoch etwas spekulativ und die Auswahl der Quellen voreingenommen. Wenn beispielsweise in einem Maya-Tempel abgebildete hellhäutige Personen gleich als Wikinger interpretiert oder Texte zitiert werden, deren Inhalt bisher nicht durch archäologische Funde bestätigt werden konnte.
Dennoch bietet dieses Buch einige spannende Einsichten und zeigt auch, dass die Europäer bei ihren Entdeckungen und Eroberungen ab 1492 auf bereits länger bestehende Netzwerke zurückgreifen konnten.