Cover-Bild Slow Medicine – Medizin mit Seele
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Verlag Herder
  • Themenbereich: Gesundheit, Beziehungen und Persönlichkeitsentwicklung - Medizin und Gesundheit
  • Genre: Ratgeber / Lebenshilfe
  • Ersterscheinung: 03.01.2019
  • ISBN: 9783451814891
Victoria Sweet

Slow Medicine – Medizin mit Seele

Die verlorene Kunst des Heilens
Cathrine Hornung (Übersetzer)

Die Ärztin Victoria Sweet erzählt ihre persönliche Reise zu einer neuen Medizin. Sie berichtet von unvergesslichen Erfahrungen mit Patienten, Ärzten und Krankenpflegern, dank derer sie das Konzept der Slow Medicine entdeckte. Sie zeigt auf, dass die Medizin Handwerk, Kunst und Wissenschaft in einem ist. Slow Medicine führt "schnelle" und "langsame" Medizin zu einem wahrhaft effektiven, effizienten, nachhaltigen und menschlichen Weg der Heilung zusammen.

Victoria Sweet arbeitet bereits viele Jahre als Ärztin an Krankenhäusern als ihr klar wird, dass sie mit der vorherrschenden Auffassung von Medizin immer größere Probleme hat. Bereits seit dem Studium hat sie eine eigene Version von Medizin, die sich maßgeblich von der gängigen Praxis unterscheidet. Damals lernte sie die moderne Medizin kennen, die auf der Vorstellung basiert, der Körper sei eine Maschine bzw. eine Ansammlung von Maschinen. Demnach sind Erkrankungen Schäden an der Maschine, Ärzte sind Mechaniker, die herausfinden müssen, was kaputt ist, um den Schaden zu beheben. Dieser Annahme folgend besteht das Heilungskonzept darin, die Maschine auseinanderzunehmen und in sie hineinzuschauen.

Victoria Sweet liegen jedoch die Ideen der Medizin der Vormoderne viel näher. Dort wird der Körper als Pflanze verstanden und Krankheiten sind Ausdruck einer mangelnden Übereinstimmung zwischen innerem Körper und äußerer Welt. Der Arzt ist der Gärtner, der den Patienten im Kontext seiner Umgebung betrachtet. Er verändert, was er ändern kann und räumt beiseite, was den Patienten daran hindert, von allein gesund zu werden.

Doch egal ob man den Körper als Pflanze, Maschine oder sogar Computer versteht, keines dieser Bilder kann den menschlichen Körper wirklich beschreiben. In der Arbeit mit Patienten stellt Victoria Sweet fest: "Der Weg der Heilung ist eher induktiv als deduktiv, ineinandergreifend. Bei dieser Art von Heilung findet ein Geben und Nehmen zwischen Körper und Pflegendem, zwischen Patient und Arzt statt – eine Wechselwirkung zwischen jedem Organ, jeder Zelle." Sie findet lange keinen Namen für diese Art der Medizin bis die Slow Food-Bewegung entsteht und sie versteht, dass diese dieselben Prinzipien beinhaltet wie ihre Version der Medizin: Slow Medicine also.

In ihrem zweiten Buch nach "God´s Hotel" hält Victoria Sweet ein überzeugendes Plädoyer für eine patientenorientierte Medizin. Die leidenschaftliche Ärztin hat ein mitreißendes Memoire voll von Geschichten, Seele und Fakten verfasst. Giovanni Maio, Professor für Medizinethik an der Universität Freiburg und Direktor des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin, schreibt in seinem Vorwort: " Mit "Slow Medicine" berührt Victoria Sweet ein eminent wichtiges Thema der gegenwärtigen Medizin, die vor allem deswegen sich in eine für Patienten und Heilberufe unheilvolle Richtung entwickelt, weil die Bedeutsamkeit der Zeit viel zu wenig reflektiert wird. Die moderne Medizin ist durch nichts anderes mehr geprägt als durch den strukturell über sie verhängten Zeitdruck."

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2019

Wie gut ist das Gesundheitssystem?

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In den letzten Jahren sind mir Menschen begegnet, die von gewissen Krankheitssymptomen geplagt wurden, aber nie wussten, was sie genau haben. Auch mir erging es so, dass ich nie wusste, woher meine Bauchschmerzen ...

In den letzten Jahren sind mir Menschen begegnet, die von gewissen Krankheitssymptomen geplagt wurden, aber nie wussten, was sie genau haben. Auch mir erging es so, dass ich nie wusste, woher meine Bauchschmerzen kamen, bis sich herausstellte, dass meine Gallenblase nicht mehr fit war.

Oft genug habe ich mich – ebenso andere – gefragt, woran das liegen mag, dass man zwar beim Arzt ist, die Symptome beschreibt, aber dann keine zufriedenstellende Diagnose hat, mit der man an seiner Gesundheit arbeiten kann. Die gleiche Frage scheint sich – aus anderer Sicht jedoch – Victoria Sweet gestellt zu haben.

Sweet studiert Medizin, und lernt während ihrer Ausbildung viele Aspekte des Gesundheitwesens kennen. So trifft sie während ihrer Studienzeit auf viele Kollegen, die ihr Wissen Sweet weiter geben. So lernt sie die Slow und die Fast Medicine kennen, und weiß beide Ansätze zu kombinieren. In vielen Fällen sind die Symptome so eindeutig, dass sie schnell eine Diagnose und die Behandlung festlegen kann. Doch manche Patienten benötigen eben ihre Zeit, und einen anderen Blickwinkel, um auf die richtige Diagnose zu kommen.

Und so sammelt Sweet Erfahrungen in traditioneller Medizin, aber auch in alternativen Studien. Sie eignet sich in vielen Seminaren und Selbststudien ein Wissen über die Arbeit von Hildegard von Bingen. Ihr Fachwissen wird immer größer, sie kann sich aufgrund ihrer Erfahrungen immer mehr spezialisieren.

Aber auch die Beschreibung des Gesundheitssystem in den USA kommt nicht zu kurz. Hier sind viele Probleme zu bewältigen, die Victoria Sweet zweifeln lassen, ob sie wirklich den richtigen Job gewählt hat. Immer wieder wird der Etat im Gesundheitswesen gekürzt, und die Autorin muss Dienst nach Vorschrift machen. Der Frust ist stellenweise sehr hoch.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Victoria Sweet nimmt einen auf die Reise, und erklärt einem ihr Medizinstudium, ohne einen mit Fachbegriffen im Regen stehen zu lassen. Sweet beschreibt den Arbeitsalltag von Ärzten und Pflegekräften mit allen positiven und negativen Auswirkungen. Einerseits ist es ein schönes Gefühl, wenn sie ihren Patienten helfen konnte. Andererseits kämpft Sweet auch mit den Restriktionen und Vorschriften, die dem Pflegepersonal oft genug die Arbeit erschwert, so dass sie nicht die Hilfe leisten können, die sie gerne umsetzen würden.

Ein Buch, das mich nachdenklich stimmt. In Deutschland haben wir ein sehr gutes Gesundheitssystem, in dem wir die Möglichkeit haben, zum Arzt zu gehen, und in dem wir im Normalfall eine Krankenversicherung haben. (Ja, Ausnahmen bestätigen die Regel). Doch in wie weit sind den Ärzten und Pflegepersonal die Hände gebunden? Können diese mit dem Budget, was ihnen zur Verfügung steht, einen Patienten so behandeln, wie es eigentlich richtig wäre?

Als ich im Krankenhaus eines Nachts nicht schlafen konnte, wanderte ich etwas durch das Krankenhaus, welches nun wirklich einen tollen Job gemacht hat! Aber als ich auf die Schwester traf, erzählte sie mir, dass sie für diese Nacht alleine ist. Ich war etwas entsetzt, denn als ich sie fragte, was passiert, wenn sie jetzt selber kurzfristig ausfällt, weil sie in Ohnmacht fällt, hieß es nur: hoffen, dass eine andere Nachtschwester rechtzeitig das Ganze bemerkt. Die Situation stimmte mich traurig, denn obwohl Personalmangel herrschte, fühlte ich mich sehr gut aufgehoben.

Ein Hinweis, dass nicht nur am Gesundheitssystem in den USA, sondern auch an unserem System deutlich nachgebessert werden muss.