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Graue Nächte

Arnaldur Indriðason
Veröffentlicht am 12.01.2019

Komplex und atmosphärisch dicht

KrimiElse

Düster, mit nordischer Melancholie und kein bisschen blutrünstig erzählt der Isländische Autor Arnaldur Indridason in seinen Romanen seine Kriminalgeschichten. Sein neuester Roman „Graue Nächte“ passt hervorragend in dieses Schema und vermag durch seine Komplexität und die dichte Atmosphäre enorm zu fesseln.

Im amerikanische besetzten Island wird im Frühjahr 1943 in einer Soldatenkneipe am Stadtrand von Reykjavik ein brutal erstochener Mann gefunden. Kommissar Flóvent ermittelt gemeinsam mit dem Militärpolizisten Thorson und stößt dabei auf Spuren, die in die nahe Vergangenheit führen, als ein Passagierschiff Isländer aus Schweden und Kopenhagen zurück nach Island brachte.
Zugleich taucht ein ertrunkener Mann am Strand der Nautholsvík-Bucht auf, der die Aufmerksamkeit des Kommissars ebenfalls beansprucht. Die beiden Ermittler geraten bei den heiklen Untersuchungen selbst in Lebensgefahr...

Souverän, ruhig und mit präziser, knapper Sprache erzählt der Autor eine Geschichte, deren Sog man beim Lesen schnell verfällt. Das interessante Setting, die geschickt eingebauten Rückblicke und die Untersuchung selbst sorgen bei diesem Buch für Hochspannung. Im klassischen Krimi-Stil begleitet man hauptsächlich die Ermittlungen und spielt Zaungast bei den Befragungen, hat wie die Ermittler selbst viel Gelegenheit zum Rätseln und für weitere Fragen. Ganz allmählich erst lichten sich die Vorhänge und die Verbindung der Vorfälle auf dem Passagierschiff in der Vergangenheit können in Verbindung mit der Gegenwart gebracht werden. Bewusst verwischt der Autor dabei zunächst die Geschehnisse, gibt nur kleine Bröckchen und keine Namen der Personen preis.

Unterschiedliche Erzählperspektiven, gewollt verschwommene Charaktere, blitzlichtartige Einblicke in die schwierigen Lebensumstände und eine düstere melancholische Gesamtatmosphäre machen das Buch zu einem sehr lesenswerten Roman, dessen Ende mit einer Überraschung aufwartet.
Für mich erweist sich Arnaldur Indridason damit als einer der besten Krimiautoren unserer Zeit.

Winziger Wermutstropfen für mich war lediglich, dass am Ende alles recht schnell abgehandelt wurde. Doch das tut dem Buch insgesamt keinen Abbruch, von mir gibt es eine vier-Sterne-Leseempfehlung.
Es ist übrigens der zweite Band einer Reihe (und der dritte Fall) des Ermittlerteams Flóvent und Thorson, der sich jedoch hervorragend ohne Kenntnis des ersten Buches lesen lässt.

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