Veröffentlicht am 12.01.2021

Geschichte einer Stadt

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Vincent, Ruben und Betje Aardzoon wachsen sicher im Antwerpen des 16. Jahrhunderts auf, doch dann dringt der Krieg auch zu ihnen. Sie werden zur Flucht gezwungen. Ihr Vater sieht ihre Zukunft nun in Amsterdam, dort will er weiter als Architekt arbeiten und leben, auch Vincent will diesen Beruf um jeden Preis erlernen. Ruben ist abenteuerlustig und die Sehnsucht nach der Ferne groß. Betje, als Mädchen hat nicht viele Chancen im Leben zu erwarten und fügt sich ihrem Schicksal. Gemeinsam macht sich die Familie auf den Weg und nimmt die Herausforderungen ihres Lebens an. Die Jahre des ausgehenden 16. Jahrhunderts sind rund um Amsterdam geprägt vom Krieg um die Freiheit Hollands aus der Oberherrschaft Spaniens. Der Kampf um das eigene Überleben überlagert alles.

Der vorliegende Roman „Krone der Welt“ erzählt die Geschichte einer Familie im 16. Jahrhundert in Amsterdam und Europa. Allerdings sind die Protagonisten eher nur der Rahmen, denn eigentlich wird die Geschichte Amsterdams erzählt, wie aus einer kleinen Stadt eine große Metropole wird.

Die Auseinandersetzungen dieser Zeit zwischen dem damals noch spanischen Holland und Spanien wird anschaulich geschildert. Die Frage nach dem rechten Glauben überschattet alles. Ich habe noch nicht viel aus dieser Epoche gelesen, jedenfalls nicht mit dem Hintergrund Holland und habe so eine ganze Menge neuer Details aus dieser Zeit erfahren.
Mir hat gut gefallen, wie Sabine Weiß die historischen Ereignisse in ihre fiktive Geschichte rund um die Familie Aardzoon gepackt hat. Die Autorin hat es geschickt verstanden, die Verbindungen der einzelnen Regierungen und vor allem die Einmischung Englands mit ihrer fiktiven Handlung in Einklang zu bringen. Sie hat damit ein imposantes Bild dieser Epoche erschaffen.

Die Charaktere der einzelnen Handlungsstränge sind bunt gemischt. Sabine Weiß hat sich die Zeit genommen, diese Lebenswege ausführlich zu schildern. Die Geschwister haben so einiges zu erleben und durchzustehen. Dadurch, dass sie immer wieder die Handlungsstränge wechselt, steigt natürlich auch die Spannung. Mit Vincents Hilfe erzählt Sabine Weiß aber auch davon, wie Amsterdam gewachsen ist. Die Strukturen der einzelnen Handwerksgewerke erläutert sie und macht verständlich, wie schwer es war, in einer neuen Stadt überhaupt Fuß zu fassen. Intrigen, Mord und Verrat scheinen an der Tagesordnung gewesen zu sein.

Natürlich gibt es auch hier die eine oder andere Liebelei, aber diese steht hier nicht im Vordergrund, sondern umrahmt nur die gesamte Geschichte. Mir hat gut gefallen, dass hier vor allem die historische Entwicklung der Stadt vordergründig ist. Die einzelnen Verbindungen zu den Herrscherhäusern und ihr Zusammenhang wird gut beschrieben. Auch der Einfluss der Armee hat seinen kleinen eigenen Handlungsstrang und erzählt davon, wie brutal teilweise agiert wurde. In diesem Handlungsstrang hat sozusagen das böse Gegengewicht seine Auftritte.

Der Erzählstil von Sabine Weiß ist zudem flüssig zu lesen und die Seiten fliegen nur so dahin. Deutlich spürbar ist, wie intensiv die Autorin im Vorfeld recherchiert haben muss, um so ein genaues Bild dieser Epoche wiedergeben zu können. Zudem hat sie ihre Protagonisten facettenreich gestaltet und sie ihre Höhen und Tiefen erleben lassen. Die Guten genauso wie die Bösen. Nicht nur die fiktiven Charaktere fügen sich wunderbar in die Geschichte, auch die historisch belegten, wirken lebendig und echt.

Ein Personenregister zu Beginn sorgt für den nötigen Überblick über die Protagonisten. Schon wenn man dieses Register am Anfang liest, stellt man fest, hier geht es um Historisches. Viele historisch belegte Charaktere haben ihren Weg in dieses Buch gefunden. Ein Glossar am Ende klärt auch noch die zahlreichen fremden Begriffe, was hier durchaus nötig ist, da einige Begriffe eben auch aus dem holländischen oder spanischen kommen. Ein kurzes Nachwort klärt zum Schluss noch Fiktion und Wahrheit.

Fazit:

„Krone der Welt“ ist ein umfangreicher historischer Roman, der eine einzigartige Geschichte aus dem 16. Jahrhundert erzählt. Viele historische Details und eine umfangreiche Familiengeschichte haben aus diesem Roman etwas Besonderes gemacht. Ich habe schon ein paar Bücher von Sabine Weiß gelesen, aber dieses neue Buch von ihr ist wohl das Beste, was sie je geschrieben hat. Die historistischen Details, gekonnt verpackt in einer fiktiven Geschichte haben mich nicht nur gut unterhalten, sondern mir auch einen schönen Einblick in das Leben Amsterdam und des spanischen Hollands dieser Epoche gewährt.

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