Veröffentlicht am 03.05.2021

Spannung pur mit Gänsehautfaktor

Wacaha

Caro Löwenstein ist höchst beunruhigt: Soeben wurde der Anruf ihrer Studienfreundin Melanie abrupt unterbrochen. Aber auch ohne dieses plötzliche Ende wäre die junge Kriminalpsychologin alarmiert gewesen: Melanie hat um Hilfe gebeten, sie klang gehetzt, verzweifelt und in großer Gefahr. Sofort eilt Caro nach Oberweildorf, dem kleinen Ort im Taunus, von dem aus Melanies Hilferuf kam. In der verschneiten Burgruine des Ortes findet Caro zwar nicht ihre Freundin, dafür aber die Leiche einer jungen Frau, die im Burgturm an einer Schlinge hängt. Auf den ersten Blick wird nicht klar, ob es sich um Selbstmord handelt, oder ob jemand nachgeholfen hat. Der örtlichen Polizei war die Frau als Unruhestifterin bekannt und somit werden die Ermittlungen nicht weiter vorangetrieben. Caro gibt sich damit nicht zufrieden, unterstützt von ihrem Chef Kommissar Simon Berger ermittelt sie auf eigene Faust im Dorf weiter und stößt auf jede Menge dunkler Geheimnisse, eine selbstorganisierte Bürgerwehr und die alte Legende der Erlöserin, welche verlorene Seelen in den Selbstmord treibt. Bestrebt danach, Melanie zu finden hinterfragt Caro die Selbstverständlichkeiten des kleinen Dorfes und bringt dadurch nicht nur sich, sondern auch ihren Kollegen in tödliche Gefahr.

„Todeskalt“ ist der zweite Thriller des Autors Nikolas Stoltz rund um Kriminalpsychologin Caro Löwenstein, Kommissar Simon Berger und ihr Team. Leider kannte ich den ersten Band noch nicht, was auch nicht schlimm ist, da die wichtigsten Zusammenhänge und Hintergründe ausreichend erläutert werden. Je weiter das Buch vorangeschritten ist, desto neugieriger wurde ich aber auf die Geschehnisse aus Band 1, insbesondere was Bergers Geschichte betrifft – seine Kapitel haben so auf mich lange Teile des Buches eingeschoben gewirkt.

Nikolas Stoltz Schreibstil zeichnet sich für mich insbesondere durch einen durchgängig hohen Spannungsgrad aus. Kurze Kapitel und häufige Cliffhanger an deren Ende sorgen dafür, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte und unbedingt wissen musste, wie es weiter geht. Auch das Setting ist perfekt für einen Thriller gewählt, aufgrund der anschaulichen, gruseligen Beschreibungen habe ich die düstere Burgruine und das Dorf im Schneesturm quasi vor mir gesehen. Auch gab es passende Metaphern und die Emotionen, Ängste und Gedanken der handelnden Personen waren nachvollziehbar geschildert. So habe ich das ganze Buch hindurch aufgeregt mitgefiebert – perfekt gelungen für einen Thriller!

Bereits der Einstieg in die Geschichte hat mir sehr gut gefallen, ab Seite eins befinden wir uns bereits mitten im Geschehen. Der Plot war durchdacht aufgebaut und Caros Ermittlung somit schlüssig und auf ein klares Ziel hinarbeitend. Zwar gab es für meinen Geschmack etwas viele Alleingänge der Ermittler, aber da diese sich auch der Situation ergaben und dem Spannungsaufbau dienten kann ich in diesem Fall darüber hinwegsehen. Die Geschichte der Erlöserin war mysteriös und hat mich fasziniert. Super auch, dass wir zwischendurch auch ihre Gedankengänge mitverfolgen konnten, so hat sich für uns Leser das Motiv herauslesen lassen. Die Auflösung, wer dahinter steckt, hat mich total überrascht, war aber für mich schlüssig und gut erklärt. Das Ende lässt mich befriedigt zurück, auch wenn bereits auf einen dritten Band hingedeutet wird, da insbesondere Bergers Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist.

In „Todeskalt“ spielen sehr viele Personen eine Rolle, die aber allesamt authentisch und individuell beschrieben werden. Gefühlt hat fast jede mit eigenen Dämonen zu kämpfen, der Großteil wirkt auf seine eigene Art getrieben. So ist Berger regelrecht vom Mörder seiner Verlobten besessen – so sehr, dass ich mich immer mehr gefragt, wie man es denn verantworten kann, ihn weiterhin als Polizisten arbeiten zu lassen. Protagonistin Caro mochte ich indessen sehr, ich konnte mich mit ihr gut identifizieren und bewundere ihren Mut, ihre Beharrlichkeit und ihre Entschlossenheit. Gerade wie sie sich in dem Dorf behauptet war klasse. Auch ihr Instinkt, der kleinen Rafaela zu vertrauen anstatt sie als nicht zurechnungsfähig abzustempeln, fand ich toll.

Insgesamt ist Nikolas Stoltz mit „Todeskalt“ ein Thriller mit Hochspannungsgarantie und vielen gruseligen Gänsehautmomenten gelungen, den ich jedem weiterempfehlen würde, der aufregende Lektüre mag und etwas Zeit hat – denn weglegen und am nächsten Tag weiterlesen ist bei diesem Buch wirklich schwierig!

Zum Produkt