Veröffentlicht am 07.02.2022

Ein Wohlfühlroman mit Kölner Lokalkolorit

Schmoekertante

Im Flea Market, einem gemeinnützigen Flohmarkt in der Kölner Südstadt, verkauft Tilda gebrauchte Waren zu günstigen Preisen, damit sich auch Menschen mit wenig Geld schöne Dinge leisten können. Als ihr Markt abgerissen werden soll, um Platz für luxuriöse Neubauwohnungen zu machen, ist Tilda am Boden zerstört. Um den Flea Market doch noch zu retten, will Tilda ein altes, verlassenes Theater auf der gegenüberliegenden Straßenseite anmieten. Leider kommt ihr hierbei der Schauspieler Noah zuvor, der das Theater kauft, um es wieder aufleben zu lassen. Zwischen Tilda und Noah kracht und knistert es ordentlich, doch haben sie eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft? Und ist der Flea Market noch zu retten?

„Gemeinsam ist man besser dran“ ist ein humorvoller, locker geschriebener Wohlfühlroman. Die Geschichte lässt sich flüssig lesen und die Charaktere bekommen alle ihre ganz eigene Sprache, was sie nochmal lebendiger und authentischer wirken lässt.

Der Hauptcharakter der Geschichte ist Tilda. Seit frühester Jugend, als ihre Mutter plötzlich verschwand, hat sich Tilda um ihre kleine Schwester gekümmert. Und das Kümmern scheint ihr im Blut zu liegen. Tilda kümmert sich um alles und jeden, nur nicht um sich selbst. In ihrem Flea Market verkauft sie Waren für wenig Geld und beschäftigt Mitarbeiter, die sonst nirgendwo einen Job bekommen hätten. Ihre Schwester erdrückt sie fast mit ihrer Fürsorge und setzt dabei sogar ihr eigenes Glück aufs Spiel.
Im Grunde mochte ich Tilda sehr gern. Sie ist sympathisch und hilfsbereit. Im letzten Teil des Romans allerdings konnte ich ihre Gedanken und Handlungen überhaupt nicht mehr nachvollziehen. Ich habe mich unheimlich über sie aufgeregt und hätte sie am liebsten mal heftig geschüttelt, damit sie wieder zur Vernunft kommt. Das hat dann zum Glück ihre beste Freundin übernommen, wofür ich ihr sehr dankbar bin.

Noah scheint zunächst ein arroganter, überheblicher Ex-Schauspieler zu sein. Im ersten Teil des Buches konnte ich ihn so gar nicht leiden. Aber mit der Zeit wurde mir immer sympathischer und am Ende fand ich ihn wirklich klasse. Er ist der perfekte Freund für Tilda, der ihr bedingungslos hilft, ihr aber auch mal die Wahrheit sagt, auch wenn sie vielleicht nicht so angenehm ist.

Der Roman lebt für mich aber vor allem von den Nebencharakteren, wobei man ihnen eigentlich nicht gerecht wird, wenn man sie nur als Nebencharaktere abstempelt.
Tildas beste Freundin Kaja, die kein Blatt vor den Mund nimmt und Tilda oft den Schubs gibt, den diese zum Handeln braucht. Helga, ein echtes Original mit kölschem Dialekt, die einfach so ist wie sie ist, ohne sich zu verstellen oder sich um ihre Wirkung Gedanken zu machen. Mia, Tildas Schwester, die auf eigenen Füßen stehen will und sich durch Tildas Fürsorge eingeengt fühlt.

Ganz nebenbei greift der Roman auch einige schwierige Themen auf, wie zum Beispiel Analphabetismus, Wohnungsnot, Versagensängste, Nicht-Loslassen-Können. Dies passiert aber auf eine sehr angenehme Weise, so dass der Roman nie schwer und bedrückend wird, sondern sich seine Leichtigkeit bewahrt. So war es eine Freude, dieses Buch zu lesen.

Fazit:
„Gemeinsam ist man besser dran“ ist ein schöner Wohlfühlroman mit sehr originellen Charakteren, die wirklich jeder für sich eine Geschichte wert wären. Es hat viel Spaß gemacht, diesen Roman zu lesen. Auch wenn ich irgendwo zwischendrin den Draht zu Tilda verloren habe und ihre Handlungen einfach nicht mehr nachvollziehen konnte, hat das Buch viel Spaß gemacht und bekommt eine klare Leseempfehlung.

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