Veröffentlicht am 15.09.2016

Die andere Perspektive zu "Tschick"

Carolina

Wolfgang Herrndorfs Roman "Tschick" ist ein Bestseller, dessen Verfilmung ab Herbst in die deutschen Kinos kommt. Etwas weniger populär, aber dennoch genauso einzigartig ist "Bilder deiner großen Liebe". Obwohl oder gerade weil unvollständig, da das Werk aufgrund von Herrndorfs Tod nie fertiggestellt wurde, schafft es das Buch den Leser in einen ganz besonderen Bann zu ziehen. Das liegt vor allem an seiner faszinierenden Protagonistin Isa, das Mädchen, dem Tschick und Maik auf ihrem Roadtrip begegnen.
In Fragmenten wird Isas ganz eigene, Odyssee-hafte Reise geschildert. Beginnend mit dem Ausbruch aus einer Nervenanstalt folgen wir ihr auf einer abenteuerlichen Reise mit den skurrilsten Wendungen bis hin zu dieser Begegnung auf dem Schrottplatz mit zwei Jungen, die Probleme mit ihrem geklauten Lada haben.
Doch während Isa ihren Weg selbstbestimmt bestreitet und eben nicht wirklich auf die Hilfe ihrer Retter im weißen Auto angewiesen ist, bleibt sie ziemlich undurchsichtig. Als Erzählerin ist sie unzuverlässig; sie berichtet von Dingen, die gar nicht stattgefunden haben können, wie einer lebhaften Unterhaltung mit einem Taubstummen. Und so stellen sich dem Leser bis zum Schluss die Fragen: Ist das wahr? Können wir diesem fiktionalen Charakter, der so talentiert im Geschichten erfinden und erzählen ist, überhaupt trauen? Die Antworten bleibt der Roman schuldig. Aber ein Buch wäre ja schließlich langweilig, wenn man nicht ein bisschen darüber nachdenken müsste.

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