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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.02.2019

Ehrliches Buch über das Elternsein

Neujahr
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Ich habe das Buch – wie meist bei Juli Zeh – bewusst gelesen, ohne vorher wirklich zu wissen um was es geht. Damit habe ich bei ihr gute Erfahrungen gemacht und wurde selten enttäuscht. Eigentlich nur ...

Ich habe das Buch – wie meist bei Juli Zeh – bewusst gelesen, ohne vorher wirklich zu wissen um was es geht. Damit habe ich bei ihr gute Erfahrungen gemacht und wurde selten enttäuscht. Eigentlich nur bei ihrem anderen Lanzarote-Buch "Nullzeit" – das war nicht so doll. Hier bei "Neujahr" fühlte ich mich aber wieder mal intelligent, vielfältig und überraschend unterhalten.
Das Buch enthält eigentlich zwei Geschichten, die sich beide um die Hauptperson Henning drehen. Ein teils unzufriedener, teils überforderter moderner Mann und Vater, der bei einer Radtour auf Lanzarote tief in verdrängte Kindheitserlebnisse eintaucht. Ich habe sowohl in der Gegenwart als auch in den traumatische Kindheitserinnerungen mit Henning mitgefühlt, mitgefiebert. Die unromantische Schilderung des Elternseins fand ich in beiden Zeitebenen sehr authentisch und ehrlich.
Tolles Buch!

Veröffentlicht am 10.12.2018

Schöne, interessante, andere Geschichte

Der Pinguin meines Lebens
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"Der Pinguin meines Lebens" macht auf den (meinen) ersten Blick nicht viel her: das Coverbild wirft immer mehr Fragen auf, je länger man es betrachtet (Photoshop fail), und auch der Titel klingt seicht ...

"Der Pinguin meines Lebens" macht auf den (meinen) ersten Blick nicht viel her: das Coverbild wirft immer mehr Fragen auf, je länger man es betrachtet (Photoshop fail), und auch der Titel klingt seicht und einfallslos. Immerhin der Klappentext verspricht eine interessante Geschichte, verschweigt aber, dass es im Buch auch zu einem guten Teil um die Erlebnisse eines jungen englischen Lehrers im Argentinien der 1970er Jahre geht, was ich fast genauso spannend finde wie die Geschichte des liebenswerten Magellanpinguins Juan Salvado. Das Buch liest sich gut und flüssig.
Insgesamt eine schöne, interessante, andere Geschichte - Lesempfehlung!

Veröffentlicht am 20.11.2018

Gehen – nicht nur für den Schrittzähler

Gehen. Weiter gehen
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Der norwegische Verleger, Abenteurer und Autor Erling Kagge hat ein schmales Buch über das Gehen geschrieben, in dem er seinen grundsätzlich eher philosophischen Ansatz durchaus auch mit Fakten unterlegt. ...

Der norwegische Verleger, Abenteurer und Autor Erling Kagge hat ein schmales Buch über das Gehen geschrieben, in dem er seinen grundsätzlich eher philosophischen Ansatz durchaus auch mit Fakten unterlegt. So ergibt sich ein anspruchsvolles und lesenswertes Buch, das weder zu trocken noch zu philosophisch-meditativ ist. "Gehen. Weiter gehen" ist eher ein Essay als ein Buch mit klassischem Aufbau in Kapitel, so mag manchem Leser vielleicht ein roter Faden bzw. einer klarer Aufbau mit Inhaltsverzeichnis fehlen. Der Rundumschlag aus historischen und wissenschaftlichen Fakten, eigenen Erlebnissen und Denkanregungen ist in meinen Augen aber dennoch gelungen. Wie schon beim Vorgänger "Stille" sehe ich bei Erling Kagge auch eine Nähe zur Achtsamkeitsbewegung. In seinem neuen Buch sieht er das Gehen z.B. als langsamere Fortbewegung, bei der man dadurch Gelegenheit hat, mehr auf seine Umgebung zu achten, sie zu beobachten.
Ein Buch, das bei den weit verbreiteten Schrittzähler-Apps auf Handys schon irgendwie einen Zeitgeist trifft, aber den Schwerpunkt fernab von Tageszielen und der Reduzierung auf eine körperliche Betätigung hat und somit dem ein oder anderen einen neuen Blick aufs Gehen gibt – Entschleunigung und Achtsamkeit statt Challenges und Hektik.

Veröffentlicht am 30.10.2018

Leben und Tod

Ich komme mit
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Die Geschichte von Vita und Lazy ist einerseits eine ungewöhnliche Freundschaft – andererseits gab es das doch schon oft in Literatur und Film: ältere, einsame Frau trifft jungen, kranken Mann. Mit großen ...

Die Geschichte von Vita und Lazy ist einerseits eine ungewöhnliche Freundschaft – andererseits gab es das doch schon oft in Literatur und Film: ältere, einsame Frau trifft jungen, kranken Mann. Mit großen Überraschungen wartet "Ich komme mit" dann auch nicht auf. Vita und Lazy nähren sich an, machen gemeinsam mehr oder weniger verrückte Unternehmungen und befassen sich unweigerlich mit dem Tod, dem sich beide nahe sehen.
Obwohl in der langsam erzählten Geschichte wenig handfestes und überraschendes passiert, hat mir das Buch von Angelika Waldis gut gefallen. Ich finde die Geschichte realistisch erzählt – so ist es eine langsame Annäherung zwischen den beiden, die auch Distanzen und Differenzen beinhaltet. Zwischendurch klingt auch immer wieder Witz an und die Geschichte wird nie schwermütig. So beschäftigen sich Lazy und Vita natürlich mit dem anstehenden Tod, aber mindestens genauso mit dem Leben. Es finden sich nachdenkliche Stellen, Gespräche, Gedanken – oft pointiert, ohne dass das Überhand nimmt.

Die Geschichte wird im Wechsel aus der Perspektive der beiden Protagonisten erzählt. Vita und Lazy haben dabei jeweils ihre eigene Erzählweise und Sprache, was ich ebenfalls sehr gelungen finde.

(Auch) aufgrund des Anhangs kam das Ende für mich etwas abrupt.

Veröffentlicht am 01.10.2018

Mainz neu entdecken

111 Orte in Mainz die man gesehen haben muss
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Stefanie Jung hat 111 Orte in Mainz zusammen getragen, die ich tatsächlich zu einem großen Teil noch nicht kannte. Einige sind mir schon mal im Stadtbild aufgefallen, aber die Hintergründe waren mir unbekannt ...

Stefanie Jung hat 111 Orte in Mainz zusammen getragen, die ich tatsächlich zu einem großen Teil noch nicht kannte. Einige sind mir schon mal im Stadtbild aufgefallen, aber die Hintergründe waren mir unbekannt – die konnte ich nun nachlesen.
Ich empfehle das Buch in Mainz Lebenden bzw. Menschen, die Mainz schon gut kennen – für den erstmaligen Besuch ist das Buch eher nichts. Bitte auch nicht mit der Erwartung an das Buch herangehen, dass man hier spektakulärste neue Orte kennen lernt – wenn die genannten Plätze so aufregend wären, hätte man als Mainzer ja wohl schon auf anderem Wege davon gehört
Es handelt sich zum allergrößten Teil um Orte, die sich kostenlos und zeitunabhängig besuchen lassen. Es gibt auch Orte, die nur nach Voranmeldung zu besichtigen sind – ein paar Geschäfte finden sich im Buch auch. Mir gefällt aber der größtenteils unkommerzielle Charakter des Buches.
Es ist ein Buch, mit dem sich der Heimat- oder Wohnort neu entdecken lässt. Keine Idee, wo man am Wochenende spazieren gehen soll? Beim Blättern im Buch findet man bestimmt Inspiration. Praktisch auch der Stadtplan mit allen genannten Orten am Ende des Buches.