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Veröffentlicht am 16.12.2018

Durchkommen

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Archie Ferguson ist der Enkel eines Einwanderers, der Anfang des 20. Jahrhunderts an der Freiheitsstatur ankommt. Er wird im Jahr 1947 geboren. Sein Vater ist Sam Ferguson, einer von drei Brüdern. Rose, ...

Archie Ferguson ist der Enkel eines Einwanderers, der Anfang des 20. Jahrhunderts an der Freiheitsstatur ankommt. Er wird im Jahr 1947 geboren. Sein Vater ist Sam Ferguson, einer von drei Brüdern. Rose, seine Mutter, ist Fotografin. Archie selbst ist ein gewitzter Junge, der in Schule und Ausbildung überzeugt.

Mit diesen trockenen Worten kann man den Rahmen umschreiben, der den Hintergrund dieses Romans bildet. Eigentlich geht es um vier mögliche Leben, von denen eines dem echten am nächsten kommt. Vier Archies, deren Familien an gewissen Wendepunkten in unterschiedliche Bahnen gelenkt werden. Mal gerät die Familie fast in Armut, mal hat der Vater eine glückliche Hand. Mal wird Archie, der in jedem Fall interessiert ist auch ein guter Sportler, mal wird die sportliche Laufbahn jäh gestoppt. Mal zieht es Archie mehr zum Journalismus, mal eher zur künstlerischeren Art des Schreibens. Mal wird steht sein Leben auf dem Spiel, mal ist es ihm vergönnt, ein Buch gedruckt zu sehen. Mal wird aus der Freundin eine Stiefschwester, mal wird aus der Jugendfreundin eine erste Freundin. Vier unterschiedliche Lebenswege in den ersten Kinder-, Jugend- und Erwachsenenjahren.

Diese Idee ausgehend von der Geburt des Archie Ferguson vier unterschiedliche mögliche Lebenswege zu beschreiben ist schon genial. Der Witz des Anfangs ist der Witz am Ende und dazwischen liegt eine reiche Welt, in der man seine Sympathien verteilen kann. Jede Inkarnation eines Archie hat etwas, in teilweise sehr emotionalen Szenen taucht man in die verschiedenen Leben ein. Am herzzerreißensden sind dabei die freien Stellen, die Platz lassen für die Phantasie, aber auch das Bedauern, über das, was nicht geschrieben wurde. Vier Archies, von denen einer dem Schreibenden am nächsten kommt, vier Archies, die alle für sich einnehmen können. Leben mit Höhen und Tiefen, die abschrecken oder auch bezaubern können.

Nicht immer ganz einfach zu lesen ist dieser für Ideen sprühende Roman, lässt man sich jedoch darauf ein, hat man ein Leseerlebnis, das man sicher in Erinnerung behalten wird.

Veröffentlicht am 15.12.2018

Schneebedeckte Berge

ABWÄRTS
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In einem Skiresort in Kanada trainieren sie alle, die Einheimischen, die aus dem Nachbarort, die Deutschen, alle eben. Nicht gut für die Reputation des Ortes ist da natürlich, wenn bei Training ein Unfall ...

In einem Skiresort in Kanada trainieren sie alle, die Einheimischen, die aus dem Nachbarort, die Deutschen, alle eben. Nicht gut für die Reputation des Ortes ist da natürlich, wenn bei Training ein Unfall passiert. Die neue Sicherheitschefin Kalin, die Pistenbereiter, das Hilfspersonal, alle im Resort versuchen für das Wohlergehen der Sportler zu sorgen. Schon zu Beginn der Trainingssaison allerdings stürzt Steve McKenzie, einer der unbeliebtesten aber auch einer der besten Fahrer. Vielleicht empfindet da mancher etwas Schadenfreude, doch als sich herausstellt, dass der Sportler den Sturz nicht überlebt hat, ist das Entsetzen groß. Neben der Polizei versucht auch Kalin herauszufinden, wie es zu dem schweren Unfall kommen konnte.

Gerade passend für die Jahreszeit ist dieser Winterkrimi. Kalin Thompson, gerade erst zur Sicherheitschefin befördert, muss gleich zu Beginn ihrer Laufbahn ermitteln, wie ein junger Sportler während des Trainings zu Tode kommen konnte. Schnell stellt sich heraus, dass es bei dem Unfall nicht mit rechten Dingen zuging. Dadurch kommt Kalin, die einfach ins kalte Wasser gestoßen wurde, noch mehr unter Druck. Sie kann sich nicht den kleinsten Fehler leisten, schließlich geht es neben der Klärung der Todesumstände auch um den Ruf der Ski-Anlage, die mit guten Ski- und Trainingsangeboten schließlich ihr Geld verdient.

Abfahrt, Super-G, etc. Wer den Skisport mag und sich gerne in eine winterliche Landschaft versetzen lässt, wird an diesem Krimi sicherlich viel Gefallen finden. Die sympathische Kalin Thompson und ihr Freund, der Feuerwehrmann Ben, halten fest zusammen. Als sogenannte Minipolizeichefin ermittelt Kalin zwar nicht wie die Polizei, doch auch sie stellt Nachforschungen an, schließlich will auch der Chef über alles, was in seinem Laden vorgeht, informiert sein. Damit ist dieser Krimi sowohl vom Setting her als auch von der Ermittlerin her etwas anders angelegt als üblich. Das gibt einen besonderen Reiz, der das Buch von der Masse abhebt. Ebenfalls spannend ist es, einen kleinen Einblick zu gewinnen, wie es während verschiedener Trainingslager in einem Skiresort zugeht.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Sieben Dämonen

Fuck you very much
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Er, Jack Price, ist eigentlich nichts als ein ehrenhafter Drogenhändler, etwas schlauer als die anderen, aber mehr eben auch nicht. Als eine alte Dame, die in seiner Nachbarschaft wohnt, ermordet wird, ...

Er, Jack Price, ist eigentlich nichts als ein ehrenhafter Drogenhändler, etwas schlauer als die anderen, aber mehr eben auch nicht. Als eine alte Dame, die in seiner Nachbarschaft wohnt, ermordet wird, löst das eine gewisse Unruhe aus. Jack Price fängt an sich zu fragen, wer einen Grund gehabt hätte, eine zwar nicht unbedingt nette aber doch harmlose alte Frau zu beseitigen. Da ihm keine geeignete Antwort einfällt, kommt er auf die Idee, der Mord könnte etwas mit ihm selbst zu tun haben. Will etwa jemand in sein Revier eindringen? Price beginnt nachzubohren und zieht damit erst recht die Aufmerksamkeit derer auf sich, die er garnicht kennenlernen möchte.

Jack Price ist schon eine rechte Kodderschnauze. Er meint, er ist der Beste, als Drogenhändler jedenfalls. Als er jedoch auf einmal eine Gruppe von Auftragskillern an den Hacken hat, die ihm nach dem Leben trachten (eigentlich hätte er diese Mörder, die sich die „seven Demons“ nennen, lieber selbst engagiert, um die vermeintliche Konkurrenz aus dem Weg zu räumen), läuft Price zu Hochform auf. Schließlich ist einem das eigene Leben doch am meisten wert und so fällt ein menschliches Hindernis nach dem anderen den Umtrieben von Jack Price zum Opfer. Da müssen sich die Dämonen mal warm anziehen.

An so einen Helden muss man sich erstmal gewöhnen. Das freche Mundwerk des Jack Price bringt der Sprecher dieses Hörbuchs, Carsten Wilhelm, sehr gut rüber. Man kann sich beinahe vorstellen, wie Price an einer Wand lehnt und von seinen Abenteuern erzählt. Wie er einen nach dem anderen übers Ohr hat und seine Situation langsam doch sehr prekär wird. Nach und nach fragt man sich, wie Jack Price seinen Häschern noch entkommen will. Belustigt hört wie er einen Haken nach dem nächsten schlägt und nach mehr als einer eigentlich ausweglosen Lage doch irgendwie noch auf seinen Füßen steht.

Aberwitzig und skurril mutet dieser Krimi an, in dem schon mal einer durch einen abgetrennten Kopf sein Leben verlieren kann. Das muss man eben abkönnen, wenn man sich von Jacks Frechheit unterhalten lassen will.

Veröffentlicht am 08.12.2018

Deal or no Deal

Blutacker
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Nach seinem letzten Fall ist der Anwalt Nicolas Meller richtig auf die Füße gefallen. Er hat Büroräume in einer guten Lage gemietet, eine Büroleiterin und eine Anwältin angestellt. Mit seiner Freundin ...

Nach seinem letzten Fall ist der Anwalt Nicolas Meller richtig auf die Füße gefallen. Er hat Büroräume in einer guten Lage gemietet, eine Büroleiterin und eine Anwältin angestellt. Mit seiner Freundin Nina ist er zusammengezogen. Auch für neue Mandanten ist er offen. Überrascht ist er allerdings als er von einem Adeligen darum gebeten wird, einen Bekannten in Moskau aus der Haft zu holen. Eine weitere allerdings unangenehme Überraschung gibt es, ein Paketbote wurde umgebracht, der Meller ein Päckchen zustellen sollte. Ein Päckchen, das Meller nicht angekündigt wurde und zu dem er somit auch keine Auskunft geben kann.

In seinem zweiten Auftritt ist Nicolas Meller dabei, sich zu finden. Er steht ein wenig vor der Entscheidung, ob er sich den Reichen und den Schönen zuwenden soll oder ob er eher bei seinen Wurzeln bleiben soll oder auch irgendwo dazwischen. Obwohl der seine neue Stellung genießt, merkt er bald, dass er sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen kann. Seine Position ist keinesfalls gesichert und so kann es schnell mal heißen, wie gewonnen, so zerronnen. Umso verlockender ist daher das Angebot eines ortsansässigen Baulöwen, dessen anwaltliche Vertretung zu übernehmen. Doch was hat dann die Sache mit dem in Moskau Einsitzenden zu tun, der den Beteiligten bekannt ist.

Auch wenn in diesem Fall etliche Menschen bedauerlicherweise ihr Leben lassen müssen, so wird Nicolas Meller nicht in einen reinen Mordfall verwickelt. Die Todesfälle sind eher eine Nebensache. Worin Meller wirklich hineingerät, sind Machenschaften, die die Bauwirtschaft in etlichen Bereichen bestimmen. So manches Mal kommt man auf die Idee, das könnte auch hier in der Zeitung gestanden haben. Und man fragt sich, wie Meller aus diesem Sumpf wieder herauskommen will. Doch wie seine Freundin Nina bemerkt, ist er ein guter Anwalt mit einem guten Gespür, mit dem er nicht nur seinen Mandanten auf die Sprünge hilft, sondern manchmal auch sich selbst. Am Ende ist realistischerweise nicht alles so wie gewünscht, aber eine Entwicklung in eine gute Richtung hat die Anwaltskanzlei Meller genommen.

Ein packender zweiter Auftritt von Nicolas Meller, der am Ende insbesondere im Umfeld lockere Fäden aufweist, von denen man wissen möchte, wie sie sich neu verknüpfen lassen.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Dog House

Die Plotter
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Wenn der Killer sich nicht an die Anweisungen hält, ist er tot. Als Raeseng dem alten Mann und seinem Hund eine gewisse Gnade erweist, muss er also fürchten, selbst zum Abschuss freigegeben zu werden. ...

Wenn der Killer sich nicht an die Anweisungen hält, ist er tot. Als Raeseng dem alten Mann und seinem Hund eine gewisse Gnade erweist, muss er also fürchten, selbst zum Abschuss freigegeben zu werden. Doch zunächst sind einige andere dran. In der sich ändernden Lage in Korea besteht tatsächlich die Gefahr, dass die Macht der Plotter vergeht, zu denen auch Raesengs Ziehvater Old Raccoon gehört. Wird Raeseng der Gefahr trotzen können? Mühsam ist jedenfalls sein Weg und ungewiss ist, ob er am Ende noch Herr über die Waffe in seiner Hand sein wird.

Mit Raeseng, dem Auftragskiller, begegnet man hier einem Helden der anderen Art. Und dieser bewegt sich in einer ganz anderen Welt. Hier sind Auftragsmorde an der Tagesordnung. Wer im politischen System aneckt oder auch sonst eine unliebsame Person ist, wird schnell mal vom Leben in den Tod befördert. Verwandten bleibt dabei das Rätsel, was mit ihren Lieben wirklich geschehen ist. Über Jahre und Jahrzehnte lief dieses System in ruhigen Bahnen. Allerdings ist den Killern keine hohe Lebenserwartung beschieden. Den Tod seines Freundes und Mentors Chu hat Raeseng nicht verwunden. Er will dessen Tod rächen. Dass er dabei zwischen die Fronten verschiedener Gangs geraten könnte, ficht ihn nicht an.

Aus europäischer Sicht sind asiatische Länder doch eher unbekannt, wobei man über Korea und die dort herrschenden Zustände möglicherweise noch weniger weiß. So ist es dann auch wie ein Eintauchen in fremde Gewässer, wenn man beginnt diesen Roman zu lesen. In seiner eigenen Naivität mag man zunächst nicht glauben, dass der freundliche alte Man wirklich sein Leben lassen muss, nur um seine Meinung zumindest in gewissem Umfang zu revidieren, wenn man erfährt, wer der alte Mann in jüngeren Jahren war. Gibt es eine Gerechtigkeit? Kann es gerechtfertigt sein, aufzuräumen? Doch auch dieser Krieg zwischen den verschiedenen Organisationen des Tötens, sind es die Aufrechten, die ihn anzetteln? Auch wenn man mit europäisch gepoltem Verständnis nicht alles nachvollziehen kann, wird man doch in den Bann dieses skurril verdrehten Thrillers gezogen.