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Veröffentlicht am 29.01.2023

Guter Krimi mit authentischem Setting und nachvollziehbaren Wendungen

Totes Moor (Janosch Janssen ermittelt 1)
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Kommissar Janosch Janssen ist erst kürzlich wieder in sein Heimatdorf Grimmbach zurückgekehrt, um sich um seine Mutter zu kümmern, als im Moor eine Leiche gefunden wird, die sich als Matilda Nolte herausstellt. ...

Kommissar Janosch Janssen ist erst kürzlich wieder in sein Heimatdorf Grimmbach zurückgekehrt, um sich um seine Mutter zu kümmern, als im Moor eine Leiche gefunden wird, die sich als Matilda Nolte herausstellt. Die war in Janoschs Abschlussklasse und verschwand kurz vor dem Abi spurlos. Janosch war nicht nur in Matilde verliebt, sein Vater zählte auch als Hauptverdächtiger beim Verschwinden und hat aufgrund des Ermittlungsdrucks Selbstmord begangen. Nun versucht er, zusammen mit seiner erst widerwilligen Chefin Diana Quester den Mordfall aufzuklären und seinen Vater, von dessen Unschuld er immer überzeugt war, zu entlasten.
Für Janosch waren die Geschehnisse damals Grund, sein Heimatdorf zu verlassen, daher ist es etwas viel des Zufalls, dass die Leiche gerade zu seiner Rückkehr auftaucht. Im Laufe der Geschichte gibt es noch ein paar so Kleinigkeiten, die schon etwas unwahrscheinlich in ihrer Häufung sind, das bleibt für mich aber der einzige Kritikpunkt an dem Krimi. Das Setting ist sehr gut gewählt, weil dem Moor schon von jeher etwas Düsteres anhängt, was auch unterschwellig in das Buch einfließt, ohne ins Esoterische abzugleiten. Die Beschreibungen der Fauna und der Prozesse im Moor haben mir da auch sehr gut gefallen. Der Fall selber ist spannend, ohne allzu nervenaufreibend zu sein und hat auch die ein oder andere Wendung zu bieten. Am besten jedoch haben mir die beiden Hauptcharaktere gefallen, weil sie ein bisschen anders sind als man es von schon so vielen Krimis gewöhnt ist: Janosch Janssen ermittelt zwar gern auf eigene Faust, ist aber vom lebensgeplagten Einzelgänger weit entfernt und auch körperlich so ziemlich das Gegenteil des typischen knallharten Ermittlers. Seine Chefin Diana Quester ist noch nicht einmal besonders sympathisch, aber in ihrer Art so glaubhaft, dass ich sehr gern über sie gelesen habe. Auch das Verhältnis der beiden zueinander, ihr gegenseitiges Misstrauen, das auf die Anfänge dieses Falles zurückgeht, ist gut nachvollziehbar geschildert und passt zu den Charakteren der beiden.
Der Fall wird in zwei Zeitebenen erzählt: Hauptsächlich spielt sich die Handlung ab dem Zeitpunkt ab, als die Leiche gefunden ist, aber dazwischen sind immer wieder Sprünge in die Vergangenheit kurz vor das Verschwinden von Matilde eingebaut, sodass man in diesen beiden Zeitebenen nach und nach erfährt, was passiert ist. Das und der flüssige Schreibstil sorgen dafür, dass man das Buch schlecht aus der Hand legen kann.
Die Darstellung des Dorfes Grimmbach, dass an und für sich zwar fiktiv, so oder so ähnlich aber überall in Deutschland vorkommen könnte, ist gut gelungen. Man erfährt als Leser zwar einiges über die Verstrickungen der Bewohner untereinander, aber so ganz lichtet sich der Nebel nie, ganz so, wie es für Außenstehende in den meisten eingeschworenen Dorfgemeinschaften sein dürfte.
Von mir gibt es auf jenen Fall eine Leseempfehlung ür Krimifans und nur ein paar kleine Abzüge (4.5/5 Sternen). Ich bin schon gespannt auf den zweiten Fall für Janssen und Quester.

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Veröffentlicht am 22.01.2021

Spannend und undurchsichtig bis zum schluss

Zimmer 19 (Tom-Babylon-Serie 2)
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Zimmer 19
Während der Filmvorführung der Berlinale wird statt des erwarteten Animationsfilms plötzlich ein Snuff-Film gezeigt, bei dem die Tochter des Bürgermeisters das Opfer zu sein scheint. Noch während ...

Zimmer 19
Während der Filmvorführung der Berlinale wird statt des erwarteten Animationsfilms plötzlich ein Snuff-Film gezeigt, bei dem die Tochter des Bürgermeisters das Opfer zu sein scheint. Noch während die Ermittler rätseln, ob es sich um reale Aufnahmen oder um eine Inszenierung handelt, verschwindet ein weiteres Mädchen. Tom Babylon und Sita Johanns suchen verzweifelt nach der Verbindung zwischen den zwei Mädchen, werden dabei aber immer wieder auch durch politische Spielchen und Verheimlichungstaktiken ausgebremst.
Bei Marc Raabes „Zimmer 19“ handelt es sich um den zweiten großen Fall für Kommissar Tom Babylon, in dem er wieder zusammen mit der Psychologin Sita Johanns in Berlin ermittelt. Obwohl im Buch Verbindungen zum ersten Fall hergestellt werden und die persönlichen Beziehungen der Protagonisten untereinander weitergeführt werden, lässt sich dieser Thriller auch gut lesen, ohne den Vorgänger zu kennen.
Dem Thriller gelingt es, mit einem leicht verständlichen Schreibstil sofort zu fesseln. In Rückblenden wird Vergangenes aus dem Privatleben von Sita Johanns mit eingewebt, bei dem mit der Zeit erst klar wird, welche Rolle es für den Fall und für die Ermittlungen spielt. Auch Personen, die auftauchen, stellen sich erst spät als für die Ereignisse relevant oder irrelevant heraus, sodass es lange nicht klar ist, wie alles zusammenhängt. Als Leser kann man lange rätseln, wer der Täter ist und was sein Motiv sein könnte, was die Spannung lange hoch hält. Obwohl der Fall am Ende aufgeklärt wird, gibt es trotzdem einen Cliffhanger, der schon mal Lust auf den Nachfolgethriller macht.
Da sowohl Sitas wie auch Toms Privatleben und Vergangenheit in die Geschichte mit eingewoben sind, gibt es ein bisschen viele Zufälle, die die Plausibilität des Ganzen einschränken. Diese Häufung von Zufällen (irgendwie scheinen sich in Berlin alle zu kennen…) und einige wenige Lücken in der Logik der Ereignisse führen für mich zu einem Punktabzug, aber für die hohe Spannung bis zum Schluss gibt es trotzdem eine absolute Leseemfpehlung.

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Veröffentlicht am 11.03.2020

Ein Roman gegen Rassismus von "beiden" Seiten

Eine Farbe zwischen Liebe und Hass
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Jesup ist 17 und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Er versucht, trotz seiner Herkunft durch Fleiß in der Schule etwas aus sich zu machen und hofft auf ein Sportstipendium. In der Stadt, in der er ...

Jesup ist 17 und wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Er versucht, trotz seiner Herkunft durch Fleiß in der Schule etwas aus sich zu machen und hofft auf ein Sportstipendium. In der Stadt, in der er aufwächst, hat er es aber besonders schwer, da ihn jeder aufgrund seiner Familie sofort in eine Schublade steckt: Sein Bruder und sein Stiefvater sind im Gefängnis, weil sein Bruder zwei Farbige erschlagen hat und jeder weiß, dass seine Familie der Heiligen Kirche des Weißen Amerikas angehören. In dieser Kirche wird neben der christlichen Lehre auch die Überlegenheit der weißen Rasse gepredigt. Jesup distanziert sich zwar innerlich von diesen Überlegungen, hat es aber aus Loyalität seiner Familie gegenüber schwer, sich komplett davon loszusagen, obwohl er sich in ein schwarzes Mädchen verliebt hat. Als sein Stiefvater aus dem Gefängnis entlassen wird und sich gleichzeitig ein verhängnisvoller Unfall ereignet, muss sich Jesup mit seiner Rolle und seinen Überzeugungen auseinandersetzen.
Dieser Roman schildert die Rassenproblematik in der USA aus einer eher ungewöhnlichen Perspektive: Er ist aus Sicht eines Weißen geschrieben, der sich aber als Verlierer der Gesellschaft sieht und die Schuld bei den Schwarzen sucht(e), der sich unterdrückt und verfolgt fühlt, sodass man während des Lesens vor allem zu Beginn die „Rollen“ genauso gut vertauschen könnte. Es ist aber auch ein Roman, der den Leser die Zerrissenheit zwischen Familie und Erziehung auf der einen und dem eigenen Moralempfinden auf der anderen Seite mitfühlen lässt. Er zeigt auf, wie schnell Hass und Neid entsteht, wenn sich Menschen von der Gesellschaft abgehängt und ausgeschlossen fühlen und wie leicht sich dieser Hass generalisieren und auf komplette Menschengruppen übertragen lässt. Und er lässt uns Leser teilhaben an einer Gruppendynamik, in der die Wahrheit und die Tatsachen in den Hintergrund treten, solange sich etwas für „die Sache“ instrumentalisieren lässt.
Zu Beginn zieht sich die Geschichte etwas in die Länge. Jesup wird durch seinen Sport, Football, charakterisiert, dabei werden Spiele und Spielzüge sehr ausführlich dargelegt und sind etwas langatmig (vielleicht auch bloß für jemanden, der mit dem Sport wenig anfangen kann…), dafür kommt für mich die Beziehung zwischen Jesup und seiner Freundin zu kurz. Es wird nicht erklärt, wie es jemandem, der durch seinen Familienhintergrund eigentlich voller Vorurteile Schwarzen gegenüber ist, plötzlich gelingt, über diese hinwegzusehen, und diesem Mädchen eine Chance zu geben, zu zeigen, was für ein Mensch in ihr steckt. Später im Buch wird die Beziehung dann ganz gut beschrieben: Jesup liebt das Mädchen und ihm scheint die Hautfarbe so egal zu sein, dass sie nur noch durch Freunde von ihm erwähnt wird, von ihm selber aber nie. Dieses Gefühl kommt beim Lesen auch an.
Eindrücklich ist auch die Zerrissenheit dem Stiefvater gegenüber beschrieben: Wie er ihn einerseits als liebevollen, fürsorglichen Vater beschreibt, der Wert auf Disziplin legt und der Familie durch Regeln und Fleiß eine Richtung vorgibt, diesem Eindruck aber gleichzeitig die nationalsozialistischen und rassistischen Tätowierungen und die Mitgliedschaft in der Kirche des Weißen Amerikas gegenüber stellt. Der Stiefvater gibt sich nach dem Gefängnis nachdenklich und zum Teil geläutert und wir als Leser wissen nicht, wie er vor seiner Haft war, aber das Verhalten im Roman lässt ihn wie einen Mitläufer wirken. Das Verhältnis zum Bruder wird nicht so genau beleuchtet. Es wird auch nie abschließend geklärt, ob es sich bei dem Mord an den beiden Schwarzen tatsächlich um Notwehr handelte, wie vom Bruder behauptet.
Kritikpunkt für mich ist das Ende des Buches: Zu viel, zu kitschig, zu versöhnlich. Es nimmt dem Buch etwas die Nachdrücklichkeit.
Insgesamt ein Buch, das dazu anregt, über die Rolle der Erziehung, der Vorbilder nachzudenken, der aufzeigt, wie leicht man Opfer seiner Umstände wird und dass es nur Verlierer gibt, sobald man Menschen in Schubladen steckt. Ein Roman auch, der gerade in einer Zeit, in der die Medien und zum Teil auch die Gesellschaft vermehrt dazu neigt, Menschen in Gruppen einzuteilen und dadurch zu generalisieren und zu „entmenschlichen“ deutlich macht, wie wichtig es ist, Menschen als das zu sehen, was sie sind: Individuen, ein jeder zwar geprägt durch sein Umfeld, aber nicht darauf reduziert.

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Veröffentlicht am 25.03.2019

Ab in den Garten! (Oder auch den Balkon/die Terasse :D)

Das unglaubliche Hochbeet
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Mit ihrem Gartenratgeber begleitet Doris Kampas Hochbeet-Neulinge durch jeden Schritt, von der Überlegung, welcher „Typ“ Hochbeet geeignet ist, über die Befüllung, die Aussaat und Pflege bis zur Ernte ...

Mit ihrem Gartenratgeber begleitet Doris Kampas Hochbeet-Neulinge durch jeden Schritt, von der Überlegung, welcher „Typ“ Hochbeet geeignet ist, über die Befüllung, die Aussaat und Pflege bis zur Ernte ist alles ausführlich beschrieben. Es wird in jedem Abschnitt auf „Stolperfallen“ hingewiesen und zusätzliche Tipps gegeben, wie es besonders gut funktioniert. Es ist super schön und anschaulich illustriert, nur in dem Schädlingskapitel hätte ich mir lieber „richtige“ Fotos gewünscht statt der Zeichnungen, einfach um die Schädlinge und Nützlinge ab jetzt bei Sichtkontakt direkt richtig einschätzen zu können :D.

Aber auch der schon etwas erfahrene Hochbeet-Gärtner wird in diesem Buch fündig, vor allem im zweiten Teil: Die liebevoll gestalteten Beispielbeete geben so viel Anregungen wie der vorhandene Platz optimal genutzt werden kann. Am liebsten möchte man sofort mit dem Pflanzen anfangen. Oder dem Bau eines neuen Hochbeets, damit man möglichst viele der hier vorgestellten Möglichkeiten ausprobieren kann – ich kann mich jedenfalls auf kein „Lieblingsbeet“ festlegen und muss glaube ich anbauen.

Besondere Highlights waren für mich einerseits der große Anbau- und Erntekalender, den ich ab jetzt mit Sicherheit ständig zu Rate ziehen werde, was ich denn ab jetzt anbauen kann (vll sogar nicht nur fürs Hochbeet, es sollte sich so ähnlich ja auch auf Bodenbeete übertragen lassen..) und die Tabelle, welche Pflanzen direkt nebeneinander gepflanzt werden dürfen, ohne sich zu behindern oder sich sogar gegenseitig positiv beeinflussen und welche man besser mit größerem Abstand zueinander pflanzt. Sehr gut gefallen hat mir auch die ausführliche Beschreibung der zeitlichen Abfolge der Pflege der einzelnen Pflanzen, also in welchem Monat muss ich in meinem Beet was machen.

Alles in allem ein Buch, dass den Spaß am Gärtnern weckt, Anregungen gibt, ohne irgend etwas vorschreiben zu wollen und den Eindruck einer Erfolgsgarantie erweckt. An manchen Stellen hätte es etwas ausführlicher sein dürfen.

Veröffentlicht am 19.02.2019

Gelungener Thriller, der rasant startet und die Spannung bis zuletzt aufrechterhält.

Psychospiel
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Inhalt: Die Kommissarin Emma Mendel wird zu einer ungewöhnlichen Geiselnahme gerufen: Ein Unbekannter hat sich in der Klinik eines Frauenarztes verschanzt und will, dass die Polizei kommt. Sobald Emma ...

Inhalt: Die Kommissarin Emma Mendel wird zu einer ungewöhnlichen Geiselnahme gerufen: Ein Unbekannter hat sich in der Klinik eines Frauenarztes verschanzt und will, dass die Polizei kommt. Sobald Emma am Tatort ankommt, nimmt er Kontakt mit ihr auf und stellt sie vor eine unmögliche Wahl: Er will sie zwingen, zwischen dem Leben zweier Geiseln zu entscheiden. Als Emma sich weigert, an seinem „Spiel“ teilzunehmen erschießt er beide. Was aber ist sein Motiv und warum nimmt er persönlich Kontakt zu Emma auf? Woher weiß er, dass sie ermittelt und woher hat er ihre persönliche Handynummer? Fieberhaft versucht Emma, Antworten zu finden und muss dafür mit ihrem Noch-Ehemann Ben zusammenarbeiten, als klar wird, dass es sich bei dem Täter wahrscheinlich um jemanden handelt, gegen den dieser schon ermittelt hat und der sich selbst der „Spielfreund“ nennt.
Schon im Prolog bekommt man es mit dem Spielfreund zu tun. In einem Chat-Verlauf lernt man ihn als manipulativ und grausam kennen. Im ersten Kapitel wird dann die Ermittlerin vorgestellt. Diese ist zwar durchaus sympathisch, blieb mir aber irgendwie fremd. Sie wird vor allem in den Kapiteln, die aus Bens Sicht geschrieben sind, als eine Art Übermensch präsentiert, obwohl sie an der Trennung der beiden Schuld trägt.
Die Spannung baut sich sehr schnell auf und man wird als Leser von Anfang an direkt mit dem Fall konfrontiert. Durch den flüssigen Schreibstil und den kontinuierlich hohen Spannungsbogen entsteht eine Sogwirkung, die es schwer macht, das Buch aus der Hand zu legen. Fall und Personenkonstellationen sind so angelegt, dass es nicht schwer fällt, dem Geschehen zu folgen. Andererseits bleibt die Identität des Täters wirklich lange unklar, ich hatte nicht mal den leisesten Verdacht und das Ende kommt überraschend. Es kommt auch überraschend brutal und perfide daher und wird mir daher noch länger im Gedächtnis bleiben.
Motivation und Vorgehensweise des Täters sind eher ungewöhnlich aber durchaus glaubhaft. Ein Umstand in der Geschichte ist mir etwas zuviel des Zufalls (mehr kann ich nicht verraten, ohne zu spoilern), aber darüber kann man zur Not hinwegsehen.
Gut gefallen hat mir auch das eingewebte Privatleben der Ermittler: Nicht zu viel, sodass es den Fall überdecken würde, aber gerade so viel, dass ich mit den beiden mitgefiebert habe und sehr gern mehr von ihnen lesen würde!

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