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Veröffentlicht am 28.11.2019

Komplex und atemraubend

Der Untergang der Könige
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Der Untergang der Könige und Jenn Lyons

Was macht ein junger Mann wohl, wenn es ihm im düsteren Kerker zu langweilig wird? Genau! Er unterhält sich mit seiner erbarmungslosen Wärterin Klaue und erzählt ...

Der Untergang der Könige und Jenn Lyons

Was macht ein junger Mann wohl, wenn es ihm im düsteren Kerker zu langweilig wird? Genau! Er unterhält sich mit seiner erbarmungslosen Wärterin Klaue und erzählt ihr im Dialog mit ihr seine Lebensgeschichte, in der auch die Wärterin eine große Rolle spielt. Es ist die Geschichte eines Diebes, der zum Adligen wird … doch so einfach ist die Sache nicht.

Über Jenn Lyons Roman hatte ich schon allerlei gehört. Besonders im englischsprachigen Raum wurde dieser erste Band der „Drachengesänge“ – Reihe wirklich gefeiert. Nun hat ihn die Hobbit Presse nach Deutschland gebracht und natürlich hat mich die Neugierde gepackt. Ich lese hauptsächlich Fantasy und in komplexe High Fantasy-Welten abzutauchen macht mir da natürlich umso mehr Spaß.

Lyons‘ Roman war in sich schön verschachtelt – sodass ich ihn wie eine Praline auspacken durfte. Darauf war ich natürlich gefasst und machte mich voller Vorfreude ans Werk. Zu Beginn wurde ich nicht enttäuscht. Ein geheimnisvoller Kerker, ein Ungeheuer als Wächter und ein frecher sarkastischer Protagonist sind für mich immer gute Grundzutaten für ein gelungenes Abenteuer.
Dieses Buch wird aus zwei Perspektiven erzählt, deren Ton gut aufeinander abgestimmt ist. Zum einen haben wir da Kihrins Geschichte, die die Geschichte nach seinem Aufenthalt in der Adelsfamilie erzählt und Klaues Geschichte mit der Zeit davor. Die Berichterstattung erfolgt wechselseitig, was eine gewisse Dynamik erzeugt und den Leser bei Laune hält. Mir ging es zumindest so – da ich mich immer gefragt habe, was Kihrin, unser Protagonist, wohl als nächstes erlebt und ob er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen kann, in die ihn so manches Mal sein loses Mundwerk hineinbefördert.
Ich habe mir gerade mein eigenes Stichwort gegeben. Loses, sarkastisches Mundwerk. Denn das besitzt Kihrin wirklich. Die Autorin versteht es, Kihrin Sätze in den Mund zu legen und ihn dadurch in Situationen zu manövrieren, die man nicht in jedem x-beliebigen Fantasybuch findet. So bietet er Tyrannen verbal die Stirn oder Drachen, und steckt die Konsequenzen (nicht unbedingt klaglos) ein. Das weckt natürlich Emotionen beim Leser – ich fand mich einige Male fluchend oder lachend wieder.
Auch die Nebencharaktere sind der Autorin gutgelungen. Ich mochte sie sehr, habe sie gehasst und mit zweien habe ich sogar richtig mitgefiebert. Sie sind nicht farblos, und die große Bandbreite der Nebencharakterklischees wurde auch nicht allzu arg bemüht. Ich hatte auf jeden Fall meinen Spaß.

Der angenehme Schreistil sorgte dafür, dass ich mich öfters in dem Buch verlor und die Seiten stellenweise nur so dahinflogen. Ich sah die Schauplätze und Figuren vor mir, und da dieses Buch auch viel Action bietet, ebenso die fliegenden Schwerter und die blutigen Kämpfe.
Moment? Stellenweise? Ja, genau, stellenweise.
Das Magiesystem hatte Lyon spannend erdacht, keine Frage. Es existieren in ihrer Welt unterschiedliche ebenen. Die der Lebenden, die der Toten und die der Magie – was ich persönlich als ziemlich cool empfand. Auch das Prinzip des Seelentausches wurde eingeführt – was mir ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet hat. Wie schon gesagt, ich mag komplexe Fantasybücher, keine Frage. Aber durch den Seelentausch und die langwierigen Erklärungen, wer denn nun in welchem Körper steckt und wie oft die Seele schon den Wirt gewechselt hat, dehnte sich das Buch und verkomplizierte die Geschichte unnötig. Auch die Namen trugen nicht unbedingt zur Vereinfachung des Erklärprozesses bei. (Wenn fünf Namen des Hauptteams mit The- beginnen, ist das irgendwann nicht mehr witzig.)


Das Buch hat mich beeindruckt. Am Schluss war ich wirklich gefangen davon und habe bis zum Ende wirklich mitgefiebert. Ich kann den ersten Band der „Drachengesänge“ all jenen empfehlen, die Lust auf (zum Teil) komplexe Fantasywelten und sarkastische Protagonisten haben. Liebesgeschichten spielen hier im Übrigen keine große Rolle.

Veröffentlicht am 04.09.2019

Charakter-Highlight <3

Teufelskrone
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Teufelskrone von Rebecca Gable

Was soll ich sagen? Ich kann euch nur meine Gefühllage annährend beschreiben, in der ich vor der Lektüre der „Teufelskrone“ war. Und danach. Ich denke, das gibt am besten ...

Teufelskrone von Rebecca Gable

Was soll ich sagen? Ich kann euch nur meine Gefühllage annährend beschreiben, in der ich vor der Lektüre der „Teufelskrone“ war. Und danach. Ich denke, das gibt am besten wieder, wie ich das Buch wahrgenommen habe.

Zunächst einmal mag es jeden Histo- und Gable-Fan verwundern. Waringham im 12. Jahrhundert? War die Autorin nicht schon längst bei Britanniens Seefahrten und den großen Kapitänen angelangt? Warum reist sie nun wieder in der Zeit zurück?
Die Frage ist ganz einfach zu beantworten: Weil sie ein unglaublich spannendes Stück Geschichte ausgegraben hat, über welches sie noch nicht geschrieben hat – und zwei Könige, an deren Seite noch kein Waringham stand. Also – auf zu neuen Abenteuern!

Yvain und Guillaume of Waringham sind Brüder und ganz nebenbei die Protagonisten von Gables neuen Roman. Guillaume ist der ältere der beiden, der Erbe des Titels und ein Kreuzfahrer. Auch Yvain soll das Kreuz nehmen und gen Jerusalem ziehen. Doch es kommt anders – nach einer durchzechten Nacht – mit König Richards Bruder Prinz John – fällt er in Ungnade und wird nicht in den Orden aufgenommen, worüber Yvain nicht unbedingt traurig ist. Fortan ist er Prinz John treu ergeben und durchläuft die Ausbildung zum Ritter. Und was für eine Ausbildung. Er findet treue Kameradschaft und erbitterte Feinde und steht schließlich Prinz John als Ritter zur Seite. Die Ausbildung war für mich persönlich ein Highlight. Ich konnte regelrecht das Band, das zwischen den Freunden geknüpft wurde, wahrnehmen und auch verstehen. Wundervoll. Yvain als Charakter ist Gablé ausnehmend gut gelungen. Er ist kein Nice Guy, jedoch trägt er das Herz am rechten Fleck und trifft schwerwiegende Entscheidungen nicht leichtfertig – mit ihm konnte ich viele Abenteuer, aber auch genauso vielen Schrecken mutig gegenübertreten – und die annährend tausend Seiten wunderbar im Galopp hinter mir lassen.

Doch mein wahres Highlight stellte ein anderer dar. Prinz John – der dunkle Bruder von König Richard, an dem in Filmen und Büchern kaum ein gutes Haar gelassen wird. Das Schreckgespenst in vielen Robin Hood Filmen. In der Teufelskrone hat Gable den Versuch unternommen, einen Menschen zu charakterisieren, kein Ungeheuer. Und dieses Vorhaben ist ihr über alle Maßen gut gelungen, wie ich unumwunden zugebe. Ich verneige mein Haupt vor ihr. John wird als ein Mensch mit Charisma dargestellt, natürlich, denn sonst hätte Yvain nie entschieden, ihm die Treue zu schwören. Der Zorn flammt ebenso oft in ihm auf wie anfangs die Treue zu jenen, die zu ihm stehen. Im Laufe des Romans verändert sich sein Charakter spürbar und Yvain wird vor die Frage gestellt, ob er immer noch treu zu ihm stehen kann oder eben nicht. Und diese Frage stellte für mich das Highlight dar – denn Gable schafft es, dass sich der Leser – ich – die Frage ebenso stellt wie Yvain. Im Laufe des Buches musste ich meine Meinung über John, ja über einige Charaktere revidieren – und das erhält die Spannung und die Leselust über alle Maßen.

Die Spannungskurve stieg für mich etwas behäbig an, jedoch stetig. Im zweiten Abschnitt – als ich die Figuren kannte und liebte, schlug sie förmlich Purzelbäume und dann in einem grandiosen Finale zu münden.
Die Motive des Buches sind wundervoll, vor allen da sich das Buch nicht nur auf Liebe beschränkt, sondern ebenso die unverbrüchliche Bruderliebe thematisiert oder eben die Treue zum König. Wundervoll und detailliert ausgearbeitet. Es war mir eine Freude!
Hervorheben muss ich auch noch, dass es einige Szenen gab, die mich sehr anrührten – obwohl eigentlich banal (Die Zubereitung eines Mahls, ein Spaziergang in der Nacht), waren die Szenen einfach so griffig geschrieben, dass ich mir Post Ist in mein Buch setzen musste. Das schaffen nur wirklich gute Autoren bei mir, und Rebecca Gable ist eine von ihnen.

Was bleibt zu sagen? Gable hat einen Mann in Szene gesetzt und eine fantastische Geschichte um ihn herum errichtet. Großartig! Einzig für die behäbig steigende Spannungskurve ziehe ich ein halbes Sternchen ab. Und jetzt bleibt mir nur noch zu warten, auf Gables nächstes Buch, auf die nächste Geschichte aus ihrer Feder.

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Veröffentlicht am 25.08.2019

Die Sache mit dem Knoten

Die Spiegelreisende 2 - Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast
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Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast – Die Spiegelreisende 2 von Christelle Dabos


Ophelias Zeit am Hof der Himmelsburg wird nicht einfacher, auch wenn sie just zur Vize-Erzählerin von Faruk erhoben ...

Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast – Die Spiegelreisende 2 von Christelle Dabos


Ophelias Zeit am Hof der Himmelsburg wird nicht einfacher, auch wenn sie just zur Vize-Erzählerin von Faruk erhoben wurde. Sie erhält unheilvolle anonyme Drohbriefe und obendrein verschwinden Menschen aus ihrem Umfeld auf Nimmerwiedersehen. Gemeinsam mit Thron beginnt sie zu ermitteln. Gleichzeitig laufen die Hochzeitsvorbereitungen auf Hochtouren und die Ankunft ihrer eigenen Familie naht …

Beim vorliegenden Buch handelt es sich um den zweiten Band der vierbändigen Reihe rund um die Spiegelreisende Ophelia, die Protagonistin des Werkes.

Um es gleich vorn weg zu nehmen: Nach der Lektüre des ersten Bandes zweifelte ich, ob ich den zweiten Band noch lesen würde. Der erste Band war gut, jedoch noch stark ausbaufähig. Ich hatte ihn als ein Buch mit angezogener Handbremse in Erinnerung. Die Autorin hatte zwar eine wunderbare fantastische Welt erschaffen, doch einige Chancen, dem 1. Band die nötige Spannung einzuhauchen, gekonnt umschifft. Das stieß mir ein wenig sauer auf. Doch schließlich landete der zweite Band in meinen Händen und ich beschloss der Reihe noch eine zweite Chance zu geben. Manchmal lohnen sich zweite Chancen ungemein.

Ophelia begegnete mir auch in diesem Band wieder als zurückhaltende, tollpatschige Persönlichkeit, die jedoch mit einem scharfen wachen Verstand gesegnet ist. Ihre Persönlichkeitsstruktur gefiel mir schon im ersten Band, doch im zweiten bricht die Schale auf. Sie vollbringt einige Dinge, vor denen ich meinen imaginären Hut ziehe und die mich an die Seiten fesselten. Meine Achtung vor dem Mädchen stieg exponentiell an. Auch Thorn, ihr Verlobter, blieb stachlig und unnahbar und doch blitzte das ein oder andere Mal etwas Menschliches unter seiner Meterdicken Schale hervor – und der Leser bemüht sich, diesen kleinen Riss zu vergrößern, sich dazwischen zu quetschen und ihn zu ergründen. Berenilde und Rosalinde, Faruk und Ophelias Familie. Sie alle schlichen sich zwischen den Zeilen hindurch direkt in mein Herz – was nicht zuletzt mich sehr verwunderte. Die Autorin hat die Charaktere heranreifen lassen zu Persönlichkeiten, über die man sehr gerne liest. Die spannend sind und unorthodoxe Wege gehen. Mich hatte sie dadurch auf jeden Fall in der Tasche.

Dass die Himmelsburg einige gefährliche Türmchen und Gänge hat, ist jedem, der den ersten Band gelesen hat, hinlänglich bekannt. Doch zur Gefahr, die Ophelia durch die anderen Hofmitglieder in jeder Sekunde droht, kommen kriminalistische Momente hinzu, die mir sehr zugesagt haben. Ophelia übernimmt dadurch die Initiative – und das trägt wahnsinnig zur Spannung bei. Denn ich empfand den zweiten Band als wesentlich spannender und schneller getaktet als den ersten. Ich flog nur so durch die Seiten, begierig, zu wissen, was Ophelia oder Thorn, oder ihre Gegner als nächstes tun. Zudem wurden auch die „Fragmente“ im Buch endlich klarer und dadurch bekam auch die Welt, der Hintergrund, das Entstehen der Archen endlich die Struktur, die ich im ersten Band vermisst hatte. Die Himmelsburg, Opalsand und all die anderen fantastischen Orte erschienen endlich vor meinem inneren Auge – und darum war ich sehr dankbar.

Wenn ich das Verlangen habe, sofort den nächsten Band in die Hand zu nehmen, ist das bei mir immer ein gutes Zeichen. Und genau so war es bei diesem Buch. Der Zwiespalt zwischen Schick und Eleganz, Gefahr und Brutalität hat mich in seinen Bann geschlagen. Ich habe gelitten und gelacht. Der Knoten ist beim zweiten Mal geplatzt! Endlich <3

Veröffentlicht am 17.06.2019

Und ein ungutes Gefühl bleibt ...

Dry
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Dry von Neal Shusterman

Kein Wasser. Nicht heute. Nicht morgen. Vielleicht nie mehr. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich jedenfalls nicht. Ein paar Tage lang, nach der Lektüre dieses Buches, sah ich den ...

Dry von Neal Shusterman

Kein Wasser. Nicht heute. Nicht morgen. Vielleicht nie mehr. Könnt ihr euch das vorstellen? Ich jedenfalls nicht. Ein paar Tage lang, nach der Lektüre dieses Buches, sah ich den Wasserstrahl, der aus dem Hahn klar und reichlich sprudelte, mit anderen Augen – bis sich die Gewöhnung einstellte. Es ist nur ein Buch, der Grundplot vorstellbar, ein paar Mal umgesetzt in Literatur und abendfüllenden Fernsehformaten – aber ein wenig ungutes Gefühl wird von nun an für immer bleiben.

Als Alyssa den Hahn aufdreht, kommt plötzlich kein Wasser mehr. Die Behörden geben durch, dass die Bevölkerung Ruhe bewahren soll. Sie arbeiteten an einer Lösung des Problems. Keine Panik. Jede Familie hat seine eigene Art und Weise mit dem Problem umzugehen. Keltons ist im Überlebensmodus – schließlich ist sie für den Zusammenbruch bestens gerüstet. Und Kelton ist hinzukommend noch verknallt in Alyssa, dessen Hilfe sie wohl oder Übel benötigt, als ihre Eltern verschwinden und sie sich um ihren kleinen Bruder kümmern muss.

Ich kenne Neal Shusterman von dystopischen Reihen ebenso wie realistischen Büchern. Er ist vielfältig und richtig gut in den Büchern, die ich bisher von ihm gelesen habe. Trotzdem zögerte ich bei Dry ein wenig, da mir der Plot bekannt vorkam. Ich habe mich für das Buch entschieden und es keine Sekunde bereut.

Man kann von Sekunde eins mit den Charakteren mitfühlen. Ich war seit dem „Tap – Out“an Alyssas und Keltons Seite, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Gerade weil Shusterman seine beiden Hauptdarsteller so differenziert voneinander vorgestellt hat, war ich für beide erst mal Feuer und Flamme. Dieses Feuer begleitete mich auf den gresamten restlichen Seiten. Das hat Shusterman wirklich gut hinbekommen. Später – im Verlauf des Buches – werden andere Charaktere mit anderen Zielen eingeführt und gestalten den Roman spannender. Als ob er nicht schon spannend genug wäre!

Action kommt in diesem Buch wahrlich nicht zu kurz. Shusterman beschreibt rasante Szenen und Auseinandersetzungen so, dass ich mich wirklich mittendrin fühlte. Es war ein wahres Leseerlebnis. Allein die Titel der einzelnen Kapitel gibt dir das Gefühl, dass schon viel zu viel Zeit vergangen ist und dass die Charaktere endlich auf Wasser treffen müssen. Sonst – dir zerrinnt die Zeit zwischen den Fingern – du versuchst zurückzurechnen – wann haben sie das letzte Mal etwas getrunken? So geht es das ganze Buch lang – und ich bin jedenfalls durch das Buch geprescht, da ich unbedingt wissen musste, wer lebt und wer stirbt.

Alles in allem ein Buch mit einem bekannten Plot. Nimm der Gesellschaft ein Grundbedürfnis und die Zivilisation bricht von einem Tag auf den anderen zusammen. Doch die Geschichte, die er darum strickt und aufregend und unglaublich griffig. Ich habe dieses Buch wirklich genossen. Aus diesem Grund vergebe ich wohlverdiente fünf Sterne.

Veröffentlicht am 08.04.2019

So spannend und so atmosphärisch!

Die dreizehn Gezeichneten - Die Verkehrte Stadt
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Was soll man zu einem Buch schreiben, von dem ich schon im Voraus wusste, dass es mich zum Weinen und zum Lachen bringen würde? Dass ich mit samt des ersten Bandes in weniger als einer Woche verschlungen ...

Was soll man zu einem Buch schreiben, von dem ich schon im Voraus wusste, dass es mich zum Weinen und zum Lachen bringen würde? Dass ich mit samt des ersten Bandes in weniger als einer Woche verschlungen hatte? Je näher das Ende der „Verkehrten Stadt“ rückte, desto wehmütiger und panischer wurde ich. Nur noch hundert Seiten und dann würde ich ein Jahr warten müssen, bis ich den dritten und abschließenden Teil in den Händen halten dürfte. Ich musste loslassen. Musste mich von guten Freunden verabschieden, obwohl sie mir eigentlich noch so viele Geschichten erzählen könnten, obwohl ich noch so viel von ihnen erfahren möchte! Ihr kennt das Gefühl? Gut, dann wisst ihr annährend, wie ich diesem Buch gegenüberstehe.


Doch lasst uns am Anfang beginnen: Mit dem Inhalt.

Die Rebellion hatte Erfolg. Sygna ist frei von dem aquinzischen Einfluss: Die einzige Stadt, in der geheimnisvolle Zeichen gewirkt werden. Doch die letzte Schlacht ist noch lange nicht geschlagen. Und auch im Herzen der Stadt brodelt es. Außerdem lauert unaussprechliches in der Tiefe …

Allerhand also, mit dem sich unsere Freunde dieses Mal herum schlagen dürfen.


Der vorliegende Band ist der zweite Band einer Trilogie. Es empfiehlt sich im vorliegenden Fall, wirklich den ersten gelesen zu haben. Ich habe mich dazu entschlossen, und habe es nicht bereut. So konnte ich viel tiefer in die Charaktere eintauchen und von Anfang an mit den Charakteren lieben und hassen. Und das war auch nur gut so ;) Die Geschichte wird auch diesmal aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt, was die Dynamik der Geschichte noch mehr anheizt.


Der Beginn schlug mich natürlich erst mal wieder in seinen Bann. Besonders habe ich mich gefreut, Ismayl als ersten Charakter wieder zu sehen, da ich ihn im ersten Band besonders ins Herz geschlossen hatte. Is ist jedoch als Spion in Naronne – auf aquinzischer Seite – in der Hoffnung in den Aufzeichnungen etwas über die Urzeichen heraus finden zu können. Das führt natürlich zu einigen brenzligen Situationen! Auch Rufin hat in Ignaz Körper überlegt – unser aller Lieblingsbösewicht, den ich schon beim ersten Auftritt in dem Buch ungespitzt un den Boden hätte rammen können. Ich hasse ihn – und trotzdem haben die Vögte es geschafft, dass man sich sogar ein wenig in dieses Ekelpaket herein versetzten konnte. Das hat Seltenheitswert bei mir ;) Generell entdeckt man bei so vielen Figuren neue Facetten. Sie entwickeln sich stetig weiter – und da ist es egal ob man Dawyd und Elisabeda an die Front begleitet oder mit Killiana, Jendra und den Zwillingen um die Rechte der Gleichwerker oder eine neue Ordnung in Sygna streitet. Ich habe jeden einzelnen Abschnitt genossen. Die Autoren haben es geschafft, jeden einzelnen Charakter überzeugend zu gestalten, sio dass mir keine Perspektive schwächer erschien als die andere.

Im Laufe der Handlung spitzte sich der Spannungsbogen immer mehr zu. Ich hatte das Gefühl, er folgt einer Herzlinie mit kleinen Spitzen (bei denen ich auf der Couch oder im Bett saß und am Daumennagel kaute, weil ich nicht wusste, wohin mit meiner Nervosität). Ihr seht also, das Buch hat mich da abgeholt, wo mich das erste zurückgelassen hat, mich aufgeladen und ungebremst ging die rasante Fahrt weiter.


Ich habe auch richtig mitgefiebert, wer denn nun alles ein Zeichen bekommen hat und wer nicht und auf welcher Seite es gelandet ist. Auch die Darstellung von der Stadt Naronne und der Menschen, die in ihr leben, hat mich begeistert.


Natürlich könnte man auch Fehler an dem Buch finden. Vielleicht kleine Längen in der Mitte? Aber das wäre für mich Körnerpickerei. Mich hat das Buch schlicht und einfach in Atem gehalten und gefesselt und zum Lachen gebracht. Das sind die Emotionen, die ein gutes Buch bei mir wecken soll. Punkt. Ich freue mich schon darauf, wieder nach Sygna abtauchen zu können im nächsten Jahr und lasse fünf Punkte da.