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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2019

Anders und besser als erwartet

London Killing
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Dies wird nur eine kurze Rezension werden. Ich hatte aufgrund der Inhaltsangabe ehrlich gesagt etwas völlig anderes erwartet: mehr Humor vor allem. Deshalb war ich anfangs überrascht, einen bierernsten ...

Dies wird nur eine kurze Rezension werden. Ich hatte aufgrund der Inhaltsangabe ehrlich gesagt etwas völlig anderes erwartet: mehr Humor vor allem. Deshalb war ich anfangs überrascht, einen bierernsten Kriminalroman zu lesen. Was das Tempo des Thrillers betrifft, empfinde ich "London Killing" ehrlich gesagt eher als Krimi und weniger als Thriller, obwohl es gerade zum Ende hin sicher einige Thriller-Elemente gibt.

Mir hat "London Killing" letztendlich sehr gefallen. Der Roman ist super geschrieben und hat mich oft an die Romane der so genannten "Schwarzen Serie" erinnert. Londons Finanzdistrikt ist ein Moloch und alle haben Dreck am Stecken - selbst unser Protagonist. Das hat mir sehr gefallen, zumal die Charakterisierung der im Roman auftauchenden Personen passend ist.

Gut gefallen hat mir auch, dass die Leser*innen nicht für dumm verkauft werden und dass sich Harris Mühe mit dem Aufbau des Romans gegeben hat. Die Auflösung am Ende ergibt Sinn und auch, dass Belsey nicht plötzlich eine 180-Grad-Wende hinsichtlich seines Charakters hinlegt, hat mir zugesagt. Am Ende musste ich grinsen.

"London Killing" macht es sicher nicht allen recht: Dazu ist der Roman teilweise zu sperrig und schlicht zu unspektakulär und für viele wegen der Art des Verbrechens auch nicht so einfach nachvollziehbar wie ein simpler Mord aus Leidenschaft. Mir hat das Konstrukt aber sehr zugesagt und ich empfand die Hintergründe des Verbrechens als eine sehr angenehme Abwechslung zum sonstigen Serienmörder-Einerlei, das sonst geboten wird.

Veröffentlicht am 26.08.2019

Ein tolles Krimi-Debüt und ganz großes Kino! Sehr zu empfehlen!

Bis ihr sie findet
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Als ich gestern das eBook zuklappte, dachte ich nur: Wow! Seitdem überlege ich, wie ich dem Buch mit meiner Rezension gerecht werden kann.

Gytha Lodge hat mit "Bis ihr sie findet" ihr Krimi-Debüt ...

Als ich gestern das eBook zuklappte, dachte ich nur: Wow! Seitdem überlege ich, wie ich dem Buch mit meiner Rezension gerecht werden kann.

Gytha Lodge hat mit "Bis ihr sie findet" ihr Krimi-Debüt vorgelegt, aber während des Lesens hatte ich nie das Gefühl, einem Debüt beizuwohnen. Dazu hat Lodge ein viel zu gutes Buch vorgelegt, das - und das hat mich besonders gefreut - ohne billige Effekte auskommt. Sie verzichtet genauso auf sinnlose Gewalt wie auf zwanghaft falsche Fährten (was nicht bedeutet, dass es nicht falsche Fährten gibt, es gibt sie nur nicht auf Teufel kommt raus). Zudem ist Gytha Lodge bereits mehrfach für ihre Arbeiten als Theaterautorin ausgezeichnet worden, eine Erfahrung, die beim Schreiben des Krimis sicher geholfen hat.

Herausgekommen ist ein Krimi, der sich auf die Ermittlungen konzentriert. Dass sich diese 30 Jahre nach dem Verschwinden Auroras nicht leicht gestalten, ist klar. Im Fokus der Ermittlungen befindet sich die Gruppe (ehemaliger) Jugendlicher, die damals mit Aurora zelten war - und noch immer in Freundschaft verbunden ist. So wie Jonah Sheens - der leitende Ermittler und Protagonist des Romans - im Dunkeln tappt, tappen auch wir Leserinnen im Dunkeln. Lodge widersteht erfreulicherweise immer wieder der Versuchung, das Tempo vorzeitig anzuziehen. Dadurch bietet sie zwar keinen Pageturner im klassischen Sinne, sie präsentiert aber ein Rätsel, das so verworren ist, dass sowohl Jonah als auch wir Leserinnen es erst ganz zum Ende lösen. Und was für eine Auflösung das ist! Sie ist großartig - zumal die Hinweise die ganze Zeit da waren und am Ende alles Sinn ergibt, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass es zu konstruiert war oder mir Informationen vorenthalten wurden. Im Gegenteil! Ich saß da und verfluchte meine Blindheit! Es war ganz ehrlich herrlich!

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass Lodge keinen klassischen Pageturner geschrieben hat. Tatsächlich ist das Tempo über weite Strecken - gemessen an heutigen Thriller-Standards - eher gemächlich. Merklich angehoben wird das Tempo erst im letzten Viertel, wo es aber auch Sinn ergibt. Mir hat die zunächst ruhige Herangehensweise und das anfangs nur unauffällige Anziehen des Tempos sehr zugesagt. Die Charaktere, die Puzzleteile werden nach und nach präsentiert und die Leserinnen dadurch zum Rätseln eingeladen. Das Finale ist dagegen rasant, ohne dass Lodge es unnötig aufblasen muss - wenn man davon absieht, dass sie hier den Leserinnen das einzige Mal im Roman eine Information nur des Effektes wegen vorenthält - was ich ein bisschen schade fand, weil das aus meiner Sicht ein unnötiger Kniff war. Trotzdem ist das Finale alles in allem gelungen und vor allem sehr spannend!

Aber mehr noch: Gytha Lodge schaffte es, dass das Finale nicht nur spannend ist, sondern auch zu Herzen geht, obwohl Lodge ihrem unprätentiösen Schreibstil treu bleibt und nicht in Gefühlsduselei abgeglitten ist. Es sind schlicht die Umstände von Auroras Tod, die mich mitgenommen haben. Auch das macht diesen Krimi aus: dass die Autorin sich ihrer Sache sicher ist und die gewünschte Wirkung erzielt, während sie sich ganz auf die Geschichte verlässt.

Ich kann "Bis ihr sie findet" allen Krimi-Fans, die ein gut durchdachtes und unaufgeregt präsentiertes Rätsel zu schätzen wissen, ans Herz legen. Gytha Lodge ist ein großartiger Kriminalroman gelungen, der mich von Anfang bis Ende überzeugt hat!

Veröffentlicht am 06.08.2019

Sehr unterhaltsam - Super Mischung aus Sci-Fi, Humor und Gesellschaftskritik

Der Metropolist
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"Typisch. Der erste Kollege, mit dem ich mich anfreundete, und es war ein trinkender Supercomputer."

"Der Metropolist" hat mich vor allem angesprochen, weil der Protagonist "Henry" heißt, was mich spontan ...

"Typisch. Der erste Kollege, mit dem ich mich anfreundete, und es war ein trinkender Supercomputer."

"Der Metropolist" hat mich vor allem angesprochen, weil der Protagonist "Henry" heißt, was mich spontan an Tom Sharpes "Henry Wilt" denken ließ. Dass Henry ein pflichtbewusster, leicht neurotischer Beamter einer amerikanischen Verkehrsbehörde ist, dem eine künstliche Intelligenz zur Seite gestellt wird, um einen Angriff auf ebenjene Behörde aufzuklären, ließ mich gute Unterhaltung und einigen Witz erwarten. Ich wurde im Großen und Ganzen nicht enttäuscht.

"Der Metropolist" spielt in nicht allzu ferner Zukunft in den USA und kommt schnell zur Sache. Der Ableger der Verkehrsbehörde in Suitland wird angegriffen und Henry auserkoren, gemeinsam mit OWEN, einer künstlichen Intelligenz, die Hintermänner in Metropolis ausfindig zu machen. OWEN ist ein eigenwilliges Programm, eitel, rauchend, saufend... und beim Anblick von Blut in Ohnmacht fallend.

Mir hat die Prämisse des Romans gefallen und Seth Fried hat einen sehr angenehmen Schreibstil, den ich als sehr natürlich empfunden habe. Er hat den Roman aus der Ich-Perspektive geschrieben, was zwar in einigen Szenen die Spannung etwas herausnimmt, weil offensichtlich ist, dass Henry da schon irgendwie rauskommen wird, andererseits ist immer wieder spannend, WIE er aus manchen Situationen herauskommt. Da die Geschichte aus Henrys Perspektive erzählt wird, wird - ganz dem Charakter entsprechend - eher trocken erzählt, was der Geschichte aber zuträglich ist.

Was genau "Der Metropolist" ist, lässt sich schwer sagen: Fried liefert eine herrliche Mischung aus Science-Fiction, Utopie bzw. Dystopie (je nachdem, wie man zu Städten wie Metropolis steht. ), Abenteuerroman und Gesellschaftskritik. Bei all der Unterhaltung, all dem Witz, den Fried immer wieder präsentiert, ist doch unterschwellig die Frage, wie wir eine "perfekte Welt" verstehen, wie wir sie sehen. Dabei ist interessant, dass Henry, obgleich stets korrekt und regelkonform - also ein Langweiler und Pedant vor dem Herrn -, trotzdem alles in allem positiv rüberkommt. Vielleicht liegt das daran, dass die Welt, in der er lebt, so überspitzt ist, dass einer wie er ein Anker ist, vielleicht liegt es aber auch schlicht daran, dass er "nur" eine Romanfigur ist und wir dank seiner Erzählungen auch wissen, worauf sein Verhalten und sein Denken zurückzuführen ist.

Apropos "Welt, in der er lebt": Mein einziger nennenswerter Kritikpunkt ist tatsächlich, dass Seth Fried den Roman so kurz gehalten hat, dass die Welt der Zukunft nur am Rande beschrieben wird. Eine echte Vorstellung davon, wie dieses zukünftige Amerika aussieht, bekommen wir nicht. Das ist ein bisschen schade. Die Leser*innen bekommen letztlich so wenig Anhaltspunkte geliefert, dass es schwer ist, die Leerstellen mit Phantasie zu überbrücken.

Gleichzeitig bedeutet dieser Verzicht auf ausführliche Beschreibungen aber auch, dass der Roman sehr straff erzählt ist, und an keiner Stelle in langatmige Beschreibungen ausartet. Dennoch wäre etwas mehr Detailfreudigkeit schön gewesen.

Insgesamt hat mich "Der Metropolist" blendend unterhalten. Seth Fried ist ein humorvoller und intelligenter Roman gelungen, der den Spagat zwischen Witz und Gesellschaftskritik hält.

"Seine Erklärung enthielt die ganze saubere Kausalität echter Logik - Politik war immer politisch, und mit Hilfe für die Armen verlor man Wahlen. Aber das hätte auch bedeutet, dass unsere Arbeit nichts veränderte, nur verstärkte, was bereits da war."

Veröffentlicht am 17.07.2019

Ein tolles Buch über Frauen, die man (noch) nicht kennt, aber kenne sollte - herrlich!

Kick-Ass Women
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Das ist eins der Bücher, die ich mir als Jugendliche gewünscht hätte, denn darin werden lauter Frauen vorgestellt, die zum Vorbild taugen. Die meisten waren mir bisher unbekannt und ich finde es super, ...

Das ist eins der Bücher, die ich mir als Jugendliche gewünscht hätte, denn darin werden lauter Frauen vorgestellt, die zum Vorbild taugen. Die meisten waren mir bisher unbekannt und ich finde es super, dass Mackenzi Lee ihnen ein Denkmal in Buchform gesetzt hat. Sie haben es allesamt verdient!

Aber der Reihe nach. Vorgestellt werden 52 Frauen, die auf ihre Weise Großartiges geleistet haben. Das Schöne ist aber, es sind Frauen, die weitestgehend in Vergessenheit geraten sind. Dass Meckenzi Lee nicht auf die üblichen Verdächtigen zurückgegriffen hat, über die wir ja eh schon einiges wissen und vor allem reichlich Literatur vorliegen haben, ehrt sie.

Rein sprachlich merkt man, dass sich Lee eher an Jugendliche bzw. junge Frauen richtet, aber auch ich als „gestandenes Weibsbild“ war insgesamt angetan. Die Zielgruppe – da bin ich mir sicher – wird ihre helle Freude an dem Buch haben, denn das Buch fasst das Leben der 52 Frauen auf jeweils zwei bis drei Textseiten sowie jeweils einer Bildseite sehr gut zusammen. Wie gesagt richtet sich das Buch offenbar an Jugendliche. Die Frauen sind allesamt „cool“, „kick-ass“ und auch sonst ist die Sprache eher ungezwungen. Aber gerade das macht auch einen großen Reiz des Buches aus.

Die Texte sind jeweils kurz gehalten; Leser*innen sollten allzu nicht allzu tiefschürfende Biografien erwarten – teilweise ist das auch aus Mangel an Informationen schlicht nicht möglich. Aber das Buch macht Lust auf mehr und so trifft es sich gut, dass Lee am Ende des Buches noch weiterführende Lesetipps anbietet.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen und durch die schöne Aufmachung bietet es sich geradezu als Geschenk an!

Veröffentlicht am 17.07.2019

Nicht nur für Star-Trek-Fans geeignet

Der kleine Trekkie
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Da flaniere ich nichtsahnend über die FedCon, schaue mir die verschiedenen Stände und ihre Angebote an und plötzlich sticht mir ein schmaler Band ins Auge. Wie das passiert ist: Keine Ahnung. Aber es handelte ...

Da flaniere ich nichtsahnend über die FedCon, schaue mir die verschiedenen Stände und ihre Angebote an und plötzlich sticht mir ein schmaler Band ins Auge. Wie das passiert ist: Keine Ahnung. Aber es handelte sich um „Der kleine Trekkie“. Ich nahm es in die Hand, blätterte kurz darin herum und wurde natürlich von dem Verkäufer prompt auf das Buch angesprochen. Es sei eine schöne Geschichte (ach was!), nicht nur für Kinder geeignet (natürlich!) und überhaupt lohne sich der Kauf (was du nicht sagst). Aber wie das so ist: Es ist ein Buch für Star-Trek-Fans und ich bin ein Star-Trek-Fan und deshalb landete das Buch (vom Autor signiert!) in meiner Tasche. Björn Sülters „Es lebe Star Trek“ auch, aber darüber schreibe ich ein anderes mal.

Wie dem auch sei: Tatsächlich habe ich das Büchlein nicht primär für mich, sondern für meinen Sohn gekauft und es ihm heute Abend vor dem Schlafengehen vorgelesen. Mit vier Jahren – soviel kann ich sagen – ist er vielleicht ein bisschen zu jung, aber er hat bis zum Ende zugehört und -geguckt. Ich denke, in ein oder zwei Jahren werde ich es noch einmal versuchen.

Nichtsdestotrotz ist „Der kleine Trekkie“ ein empfehlenswertes Buch. Und ja, es ein Kinderbuch, und ja, es ist auch ein netter Zeitvertreib für Erwachsene. Die 103 Seiten sind schnell gelesen, weil es nicht allzu viel Text gibt. Aber der Text selbst ist gut. Die linke Seite einer jeden Doppelseite des Buches zeigt einen alten Mann in einem Sessel, der offenbar diese Geschichte vorliest. Über diesem Bild steht immer der Text. Auf der rechten Seite befindet sich der dazu gehörige Comic.

Der Inhalt: J. T., seines Zeichens Trekkie, wird auf dem Weg zum monatlichen Fantreffen von Außerirdischen entführt, weil er deren Welt retten soll. Ob ihm das gelingt?

Allzu viel möchte ich über die Geschichte nicht verraten, außer, dass ich positiv überrascht wurde. Ich bin irgendwie immer misstrauisch, wenn ich Bücher von kleinen Verlagen kaufe (in diesem Fall der „in Farbe und Bunt“-Verlag). Ich habe in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht. Aber dieses Buch kann ich Star-Trek-Fans und ihren Kindern empfehlen. Die klassische Message von Star Trek wird für Kinder richtig schön aufgearbeitet.

Kleine Anmerkung: Cover und Rückseite des Buches sind farbig, der Inhalt aber ist „nur“ schwarz-weiß. Mich hat das nicht gestört, aber ich dachte mir, ich erwähne das vorsichtshalber.