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Veröffentlicht am 30.07.2021

Ein Herzklopfen bescherender Liebesroman, der einen laut zum Lachen bringt. Was will man mehr?

New Promises
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Bei diesem Buch habe ich mal wieder so richtig das Bedürfnis, eine Rezension zu schreiben. Weil es das verdient hat. Weil ein paar wenige Worte nicht ausreichen, um meiner Euphorie nach Beenden des Buches ...

Bei diesem Buch habe ich mal wieder so richtig das Bedürfnis, eine Rezension zu schreiben. Weil es das verdient hat. Weil ein paar wenige Worte nicht ausreichen, um meiner Euphorie nach Beenden des Buches gerecht zu werden.



Ich liebe Friends to Lovers-Geschichten, deshalb hat mich Izzy und Wills Geschichte schon in New Beginnings total angesprochen und mir war sofort klar, dass ich auch den zweiten Band würde lesen müssen. Zudem haben mir die Charaktere schon im ersten Band imponiert, was mich nur noch neugieriger gemacht hat.



Die Geschichte hat mich nicht enttäuscht und meine Erwartungen komplett erfüllt. Ich habe Izzy und Will in diesem Band noch sehr viel mehr ins Herz geschlossen. An Will hatte ich sowieso schon einen Narren gefressen, auch wenn er der typische Aufreißer ist und dementsprechend auch für einige nervenaufreibende eifersuchtsgeschwängerte Momente sorgt, die jedoch durch den Auftritt Coles gut ausgeglichen werden. Eifersucht gibt es von beiden Seiten zu einer Portion, die gut unterhält.



Wer mich aber wirklich von den Socken gehauen hat, ist Izzy, denn ich hatte sie irgendwie nicht so schlagfertig und lustig in Erinnerung. Sie hat mich mehr als einmal laut (!) zum Lachen gebracht. Der Humor ist der Autorin wirklich unglaublich gut gelungen, ich hab mich sehr gut unterhalten gefühlt. Dass Izzy sich nicht alles gefallen lässt und ihren Mitmenschen, insbesondere Will, Kontra gibt, macht sie zu einer spannenden Protagonistin, mit der ich sehr gerne mitgefiebert habe.



Überraschenderweise war ein weiteres Highlight für mich die entstehende Freundschaft zwischen Izzy und Cole, die ich so nicht erwartet habe. Er ist hier definitiv nicht nur Mittel zum Zweck, um Will mal endlich wachzurütteln, sondern kommt als Charakter daher, den man in dieser Geschichte nicht missen möchte. Ich freue mich, dass er in einem späteren Band seine eigene Geschichte bekommt.



Was Will und Izzy (um es mit Lenas Worten zu sagen: Wizzy) angeht, so liefert die Autorin uns die komplette Gefühlspalette. Es gibt authentische und freundschaftliche Wohlfühlmomente, hitzige, spannungs- und gefühlsgeladene, bedrückende, nervenaufreibende und dann wieder emotionale und süße Momente, bei denen man die beiden begleitet. Man leidet mit Izzy angesichts ihrer scheinbar unerwiderten Gefühle, fiebert aber auch mit ihr bei den kleinsten Anzeichen mit, die darauf hindeuten, dass ihre Gefühle eben doch nicht so unerwidert zu sein scheinen. Als Leser fühlt man die starke Freundschaft und schließlich auch die tiefen Gefühle der beiden.



Das Buch ist ein absolutes Wohlfühlbuch, das einen am Schluss mit einem glücklichen Lächeln zurücklässt. Ich kehre immer wieder gerne nach Green Valley zurück.



Fazit



Ein neuer Favorit unter den New Adult-Romanen, der durch seine Emotionen, aber vor allem durch die wunderbaren Charaktere und den genialen Humor punktet. Ich liebe Wizzy. 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Der spannendste Band der Reihe, aber trotzdem nicht ganz so gut wie Band 1.

Was die Spiegel wissen (Band 3)
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Achtung! Hierbei handelt es sich um den dritten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zu den Vorgängern enthalten.

Auch durch Band 3 bin ich wieder einmal durchgeflogen und konnte das ...

Achtung! Hierbei handelt es sich um den dritten Band einer Reihe, deshalb könnte die Rezension Spoiler zu den Vorgängern enthalten.

Auch durch Band 3 bin ich wieder einmal durchgeflogen und konnte das Buch kaum zur Seite legen. Ich bin immer noch begeistert von der Geschichte, den genialen Ideen der Autorin und diesen wunderbaren, teilweise schwer durchschaubaren Charakteren. Die Reihe hat sich schon jetzt einen Platz bei meinen Lieblingsbüchern verdient.

Nachdem in Band 2 vor allem Ronan im Mittelpunkt stand, hatte ich hier den Eindruck, dass vor allem Blue und Adam zu Wort kommen und ihre jeweiligen „Fähigkeiten“ und Gefühle im Vordergrund standen. Adam geht seinen Aufträgen für Cabeswater nach und wird dabei von Persephone etwas an die Hand genommen, Blue hadert vor allem mit ihren Gefühlen für Gansey. Letztere sind immer präsent, fließen hier und da in einigen süßen Momenten stärker ein, verdrängen aber nie die eigentliche Handlung. Immer noch geht es vor allem um die Suche nach Glendower, dem sie jetzt immer näher zu kommen scheinen.

In diesem Band war der Spannungsgrad im Vergleich zu den Vorgängern am stärksten. Band 1 hatte einen krassen Twist, Band 2 hat uns Ronan und seine Gabe besser kennenlernen lassen und Band 3 ist voll von der geheimnisvollen Suche nach dem walisischen König, dem Überwinden von Hindernissen und dem Lösen kleiner Rätsel. Es ist mystisch, unheimlich und spannend, dauernd passieren Dinge, mit denen man nicht gerechnet hat und die für die weitere Handlung ein neues Bild ergeben. Maggie Stiefvater hat sich hier eine unglaublich komplexe Geschichte ausgedacht, die unmöglich vollständig zu erahnen ist – ganz so, als würde man die gegebenen Puzzleteile immer weiter zu einem großen Ganzen zusammensetzen, aber jedes einzelne Puzzleteil ist verschwommen und gibt nichts von dem Motiv des Puzzles her, bevor man es nicht komplett zusammengesetzt hat.

Neben dieser spannenden Suche sind es aber natürlich wieder die Charaktere, die die Geschichte auch schon allein zu etwas ganz Besonderem machen. Ich habe selten so komplexe Charaktere kennengelernt, die gleichzeitig widersprüchlich, unberechenbar und authentisch wirken. Jeder ist für Überraschungen gut. In diesem Band haben mir vor allem die Momente zwischen Gansey & Blue (natürlich), Adam & Ronan und Ronan & Blue gefallen – Noah macht aber auch jede Szene zu einem kleinen Highlight. Irgendwie ist er wie ein Welpe, den man einfach nur gernhaben kann.

Ich bin jetzt einerseits kribbelig und andererseits ängstlich, wenn es um den vierten Band geht. Jetzt wird sich hoffentlich alles auflösen, aber man muss auch Abschied von diesen wunderbaren Charakteren nehmen, was mich jetzt schon traurig stimmt. Ist es naiv, auf ein Happy End zu hoffen?

Fazit

Für mich ist „Was die Spiegel wissen“ der bisher spannendste Band der Reihe und damit fast auf der gleichen Stufe wie Band 1, der mich (vor allem wegen des Plot Twists) noch am meisten umgehauen hat. Ich möchte mich gar nicht von den Charakteren verabschieden, weil ich sie so liebgewonnen habe, gleichzeitig möchte ich aber auch unbedingt wissen, wie es weitergeht. Also auf zu Band 4. Band 3 bekommt von mir wieder die volle Punktzahl.

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Veröffentlicht am 23.04.2020

Lädt zum Grinsen, Lachen und Schwärmen ein. ♥

Royal Blue
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„Royal Blue“ ist eines dieser Bücher, bei denen ich nach dem Lesen irgendwie total aufgedreht war. Das liegt wohl hauptsächlich an dem hohen Zuckeranteil des Buches, der die meiste Zeit beim Lesen pure ...

„Royal Blue“ ist eines dieser Bücher, bei denen ich nach dem Lesen irgendwie total aufgedreht war. Das liegt wohl hauptsächlich an dem hohen Zuckeranteil des Buches, der die meiste Zeit beim Lesen pure Glücksgefühle ausgelöst hat. Das Buch ist aber noch viel mehr als die wirklich schön geschriebene Liebesgeschichte zwischen dem Präsidentinnensohn Alex und dem britischen Prinzen Henry. Es vermittelt auch Hoffnung und Optimismus für die Zukunft.

Das erste, was mich für das Buch eingenommen hat, war der Humor, der durchgehend vorhanden ist und mich nicht selten breit zum Grinsen, ja, manchmal sogar laut zum Lachen gebracht hat. Auf der einen Seite können Alex und Henry ganz schön albern sein, auf der anderen witzeln sie clever herum und nehmen beispielsweise Rollenklischees aufs Korn. Um welche Art es sich auch immer gerade handelte, ich hatte mit ihren Frotzeleien und amüsanten Schlagabtäuschen die ganze Zeit meinen Spaß.

»Achtung: Mein Abendanzug ist aus weinrotem Samt, bitte versuch nicht, mir die Show zu stehlen. Du wirst scheitern und ich werde mich fremdschämen.« (S. 111)

Das ist auch einer der Gründe, warum mich die Liebesgeschichte selbst so begeistert hat. Am Anfang können sich Alex und Henry überhaupt nicht ausstehen – oder sagen wir: Alex kann Henry nicht ausstehen, weil der sich bei ihrem Treffen arrogant und unverschämt verhalten hat. Von da an betrachtet Alex ihn als Kontrahenten und lässt Henry das nur allzu deutlich spüren. Als es in England auf der königlichen Hochzeit von Henrys Bruder zu einem Zwischenfall kommt und die Medien darüber berichten, müssen die beiden schnell Schadensbegrenzung betreiben und vortäuschen, dass sie schon seit Jahren eine enge Freundschaft verbindet. Beide sind nicht allzu begeistert davon, aber mit der Zeit muss Alex feststellen, dass er Henry völlig falsch eingeschätzt hat und er nicht nur gern mit ihm herumfrotzelt, sondern sich auch über ernste Themen gut mit ihm unterhalten kann.

Diese Neckereien zwischen Alex und Henry sind einfach göttlich, sie machen die Geschichte so unglaublich unterhaltsam. Von der ersten neckenden Bemerkung an habe ich mit den beiden mitgefiebert und jede einzelne Unterhaltung, SMS oder E-Mail genossen. Mit der Zeit verändert sich der Ton der Nachrichten, bleibt immer noch neckend, wird aber auch ernster, süßer, Herzklopfen bescherender. Manches ist vielleicht sogar gefährlich nah an der Kitschmarke, aber ich fand es trotzdem zu keinem Zeitpunkt zu viel. Es war einfach schön, welche manchmal sogar sehr poetischen Worte die beiden füreinander gefunden haben.

Sie sind beide auch einfach Sympathieträger. Auf der einen Seite haben wir Alex, aus dessen Sicht wir lesen und der sehr direkt, charmant, selbstbewusst und vor allem ehrgeizig ist. Er will der jüngste Abgeordnete der USA werden, engagiert sich im Wahlkampf seiner Mutter und hängt sich vollkommen in sein Studium rein. Vor allem aber möchte er etwas bewirken. Ich mochte Alex auf Anhieb, sein liebevoll-neckender Umgang mit seiner Schwester und seiner besten Freundin, in dessen Genuss dann auch Henry kommt, und seine lebensfrohe und lockere, aber trotzdem verantwortungsvolle Art haben mich sofort für ihn eingenommen.

Henry gibt sich im Gegensatz zu Alex eher unnahbar, gleichzeitig aber stets respektvoll und höflich, wie es von ihm als Thronerben erwartet wird. Es ist nur zu gut nachvollziehbar, warum Alex Henry völlig falsch einschätzt, denn den wahren Henry bekommen nur wenige Menschen zu sehen und Alex muss erst ein bisschen Alex sein (der weniger feindselige Alex, den Henry bisher kennengelernt hat), damit er auch zu dieser Gruppe gehört. Wie zu erwarten schlummert hinter Henrys beherrschter Fassade nämlich mehr, unter anderem auch Unsicherheit.

Die beiden sind eigentlich sehr unterschiedlich, in bestimmten Dingen dann aber doch überraschend ähnlich. Mir haben nicht nur die Momente gefallen, in denen sie ganz auf einer Wellenlänge sind, sondern auch die Harmonie ihrer Gegensätze. Während es Alex lockere, charmante Art ist, die Henrys lockere, herumwitzelnde Seite zum Vorschein bringt, trägt Henry dazu bei, dass Alex etwas Wichtiges über sich selbst lernt und sich mit seiner Sexualität auseinandersetzt. Wie die Autorin diesen Weg der Erkenntnis schildert und die tieferen Gefühle zwischen den zwei jungen Männern aufbaut, hat mir sehr gut gefallen. Es wird sich für die Entwicklung ihrer Beziehung Zeit gelassen, was sie glaubwürdig und nachvollziehbar macht und zum schwärmerischen Mitfiebern animiert. Auch wenn die erste Annäherung hinsichtlich der Seitenzahl schon relativ früh stattfindet, vergeht im Buch doch genug Zeit, um realistisch zu sein. Die Liebesszenen werden nicht im Detail beschrieben, das meiste wird lediglich angedeutet.

Mir hat es auch besonders gut gefallen, dass es relativ früh ein (wenn auch unvollständiges) Happy End vor dem endgültigen Happy End gibt, bei dem andere Bücher (unerfreulicherweise) enden würden, hier jedoch die Konflikte erst richtig losgehen. Man wird als Leser nicht um eine Lösung betrogen, die Autorin macht es sich nicht leicht, indem sie nur andeutet, dass die beiden in der Zukunft schon eine Lösung dafür finden werden, wie sie ihre Beziehung mit ihren politischen Positionen und Pflichten vereinbaren können. Der Leser darf aktiv daran teilhaben, wie die beiden ein kleines Stück Geschichte schreiben.

Aufgrund dessen bin ich nicht bloß dauernd am Grinsen gewesen, ich war an manchen Stellen auch sehr berührt und ergriffen. Alex und Henrys Geschichte ist nicht nur amüsant, sondern auch inspirierend, optimistisch und voller Toleranz und Hoffnung. Sie deutet Veränderungen in unserer Gesellschaft an und lässt sie gar nicht so unmöglich erscheinen. Dazu tragen auch die vielfältig gestalteten Charaktere bei wie die offen bisexuelle beste Freundin, die transsexuelle Leibwächterin, der offen schwule Senator oder der zweite Ehemann der Präsidentin, der selbstironisch von seinen Pflichten als First Gentleman spricht, die darin bestünden, an der Tischdeko zu arbeiten und sich hübsch zu machen. Mit Geschlechterrollen bzw. Rollenklischees wird also, wie schon erwähnt, ebenfalls gespielt.

Das Einzige, was mich die ersten 200 Seiten etwas geschlaucht hat, waren die vielen Details zum amerikanischen Wahlkampf, für den sich Alex so engagiert. Mit manchem konnte ich nur wenig anfangen und ich habe mich mehr als einmal dabei ertappt, wie ich beim Lesen unkonzentriert wurde und manches überfliegen wollte. Das wurde mit der Zeit aber definitiv besser und ab der Hälfte etwa fand ich das Buch durchgehend fesselnd. Es gibt Spannung und große Emotionen und das Buch habe ich – wie schon angedeutet – aufgedreht und rundum glücklich beendet. Ich hoffe auf weitere Bücher von der Autorin.

Fazit

Eine süße, zum Schwärmen animierende Liebesgeschichte, eingebettet in den amerikanischen Wahlkampf, die voller Romantik, Hoffnung und Optimismus ist. Das Buch lässt mich glücklich zurück und wird von mir sicher nochmal gelesen, ich hoffe aber trotzdem auf weitere Bücher der Autorin – ich liebe ihren Humor. 5 Sterne gibt es von mir!

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Wenn man sich beim Eintauchen ins Buch jedes Mal wie zuhause fühlt. ♥

Wen der Rabe ruft
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Ich habe es vermisst. Das Gefühl, beim Lesen nach Hause zu kommen, jedes Mal, wenn man nach dem Buch greift. Sich in der Gruppe der Protagonisten vollkommen wohlzufühlen. Und von der spannenden Handlung ...

Ich habe es vermisst. Das Gefühl, beim Lesen nach Hause zu kommen, jedes Mal, wenn man nach dem Buch greift. Sich in der Gruppe der Protagonisten vollkommen wohlzufühlen. Und von der spannenden Handlung so gefesselt zu sein, dass man am liebsten die ganze Nacht durchlesen würde. Das Gefühl hatte ich schon relativ lange nicht mehr – bis ich nach „Wen der Rabe ruft“ gegriffen und mich schon innerhalb weniger Seiten in die Geschichte und ihre Charaktere verliebt habe.

Maggie Stiefvater hat einen unglaublich fesselnden Schreibstil. Sie versteht es, Orte und Figuren in bildhafte Worte zu kleiden, durch Cliffhanger oder prägnante Bemerkungen ihrer Figuren Spannung aufzubauen und gleichzeitig den Leser hier und da überraschend zum Grinsen zu bringen. Manche Witze werden so trocken rübergebracht, dass ich mich gelegentlich dabei ertappt habe, wie ich laut losgeprustet habe. Trotzdem nimmt der Humor nie Überhand, der Grundton der Handlung bleibt stets ernst und wird lediglich von genau der richtigen Portion an humorvollen Fetzen ausgeschmückt. Dabei lesen wir nicht nur aus der Sicht von unserer weiblichen Protagonistin Blue, sondern schauen regelmäßig auch in die Köpfe anderer Personen.

»Blue Sargent wusste mittlerweile schon gar nicht mehr, wie oft ihr gesagt worden war, dass sie ihrer wahren Liebe den Tod bringen würde.« (S. 9).

So beginnt diese ungewöhnliche Geschichte. Schon innerhalb der ersten Seiten wurde mir klar, dass ich bisher nichts Vergleichbares gelesen habe, und dieser Eindruck festigte sich mit jeder weiteren Seite. Wahrsagerinnen, Ley-Linien, die Suche nach einem verstorbenen König – hier wird eine völlig neue Geschichte erzählt, die so verstrickt und gut durchdacht ist, dass es schier unmöglich ist, die weitere Handlung zu erahnen. Dauernd kommen neue Aspekte dazu, die sich nahtlos in die Handlung einfügen, weil sich die Autorin mit jedem Puzzleteil etwas gedacht hat.

Wir wissen von dem ersten Satz an, dass einer unserer männlichen Protagonisten sterben wird, aber wir wissen nicht, wann, wir wissen nicht, wie, und wir wissen nicht, warum, was schon an sich eine ganze Menge an Spannung mit sich bringt. Die Spannung speist sich jedoch auch aus weiteren Aspekten: den mystischen, magischen und manchmal sogar leicht unheimlichen Entdeckungen, die unsere Protagonisten auf ihrer Suche machen, der persönlichen Charaktergestaltung jedes einzelnen und dem Zusammenspiel der Figuren, die ein buntgemischtes Gespann ergeben.

Die Charaktergestaltung war eines der ersten Dinge, die mich an dem Buch fasziniert haben, weil wir hier alles andere als typische 0815-Charaktere serviert bekommen. Nicht nur unsere Protagonisten, auch die Nebencharaktere sind so gut ausgearbeitet, dass sie wie echte, authentische Menschen wirken, auch wenn man noch nicht jede Facette kennt, nicht jeden Charakter vollkommen durchschaut hat. Es sind aber unsere Protagonisten, vor allem unsere männlichen Protagonisten, die daraus nochmal hervorstechen, die interessant, vielfältig und mitunter auch widersprüchlich sind.

Während unsere weibliche Protagonistin Blue zwar sehr angenehm und sympathisch ist und ich aus ihrer Sicht immer wieder gerne gelesen habe, ist sie es doch, die von unserem Fünfergespann noch am gewöhnlichsten ist (jedenfalls für einen Buchcharakter). Sie zeichnet sich durch einen exzentrischen Look und ein schlagfertiges, selbstbewusstes Mundwerk aus, und ist gleichzeitig eine sehr vernünftige Person, die aus Neugier aber auch gerne mal ein paar Risiken eingeht.

»Dies ist das Jahr, in dem du dich verlieben wirst.« (S. 13)

„Ihre“ Aglionby-Jungs, womit Gansey, Ronan, Adam und Noah gemeint sind, sind aber die eigentliche Ursache meiner Faszination. Die vier könnten gar nicht unterschiedlicher sein und doch hat es Gansey irgendwie geschafft, diese Gruppe zusammenzuführen, die ihm bis ans Ende der Welt folgen würde.

Unnötig zu erwähnen, dass Gansey der unausgesprochene Anführer dieser Truppe ist. Er hat die größte Faszination auf mich ausgeübt: Ein Junge, der mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wurde und vor allem in Bezug auf Geld in so manches Fettnäpfchen tritt, ohne dabei jedoch je die Fassung zu verlieren. Er hat eine imposante, selbstbewusste Ausstrahlung, wirkt vor allem auf Blue am Anfang etwas herablassend, zeigt aber recht schnell, dass unter dieser „Ich-hab-immer-alles-im-Griff“-Fassade auch noch ein anderer Gansey schlummert, den wir vor allem dann zu Gesicht bekommen, wenn wir aus seiner Sicht lesen und seine Gedanken mitverfolgen können: Einer, der sich um seine Freunde sorgt. Einer, der sich überraschend viele Gedanken darum macht, wie er etwas formulieren kann, ohne seinen Gesprächspartner vor den Kopf zu stoßen. Und einer, der völlig in der Suche nach dem verstorbenen König aufgeht. Gansey war mein absoluter Lieblingscharakter – umso schlimmer, dass er es ist, der sterben soll.

Aber auch die anderen drei sind auf ihre eigene Weise spannend: Ronan, den man als offenes Rasiermesser bezeichnen könnte, der nur sehr wenige Personen wirklich gut leiden kann und mit vielen (insbesondere Adam) aneinandergerät, aber (wie alle drei Jungen) ein ganz besonderes Verhältnis zu Gansey hat. Adam, der anders als seine Freunde nicht reich ist und dessen intelligente, nachdenkliche Ruhe schnell mal mit Schüchternheit verwechselt werden kann. Und Noah, der mit seiner tatsächlich eher schüchternen Ruhe im Hintergrund bleibt und in Gruppen auch mal untergeht. Ich mochte jeden einzelnen von ihnen und habe mich in der Fünfergruppe unglaublich wohlgefühlt (und Blues Mutter und ihre unterhaltsamen Tanten tun dafür ihr Übriges). Bei jedem Griff nach dem Buch habe ich mich auf die Clique gefreut. Sie ergänzen sich in ihrer Unterschiedlichkeit und machen jede Szene spannend, amüsant und gleichzeitig unberechenbar, weil man nie weiß, was bei dieser bunten Mischung dieses Mal herauskommt. Jeder Charakter ist für Überraschungen gut.

Da ich das Buch mit einer Freundin parallel gelesen habe, musste ich nach dem Lesen festgelegter Abschnitte immer wieder unterbrechen, obwohl ich jedes Mal am liebsten einfach weitergelesen hätte. Der Drang war jedes Mal da. Ich war von Anfang an vollkommen von dieser mystischen, geheimnisvollen Atmosphäre um die Wahrsagungen und die Legende um den verstorbenen König, den Gansey unbedingt finden möchte, eingenommen. Ab der Hälfte des Buches wird die Handlung aber immer spannender und rasanter, um sich dann in einem Plot Twist zu entladen, der mir Gänsehaut am ganzen Körper verschafft hat. Ich saß mit offenem Mund da, habe diese geniale Idee der Autorin bewundert und das Buch im selben Atemzug zu einem neuen Lieblingsbuch erklärt. Und es kommt noch so viel mehr, denn es gibt noch so viele offene Fragen, so viele Andeutungen, so viele Puzzleteile, die noch keinen Sinn ergeben. Band 2 und 3 sind schon auf dem Weg zu mir und werden direkt gelesen, sobald sie hier sind. Ich bin von dieser Geschichte schon nach diesem Auftakt hin und weg.

Fazit

Dieses Buch ist einfach SO GUT. Hier wird eine ganz neue Geschichte erzählt, die man sicher noch nie in dieser Weise gelesen hat, die spannend, lustig und fesselnd bis zur letzten Seite ist und Charaktere aufbietet, mit denen man mitfiebert und die man in sein Herz schließt. Ich habe mich bei jedem Griff nach dem Buch auf sie gefreut und war von der mystischen, magischen Atmosphäre total gefesselt. Es wurde von Seite zu Seite immer besser. Für mich ist das ein mehr als gelungener Auftakt, der die Reihe unglaublich gut einleitet und Lust auf die Folgebände macht. Ein neues Lieblingsbuch für mich, das natürlich 5 Sterne bekommt.

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Veröffentlicht am 07.01.2020

Spannend, erschreckend realistisch und sehr intelligent erzählt!

Dry
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»Kennt ihr das, dass man manchmal gar nicht weiß, wie durstig man ist, bis man den ersten Schluck trinkt?« (2%)

»Dry« hatte ich seit seinem Erscheinen auf dem Schirm, weil ich erstens, seit ich Scythe ...

»Kennt ihr das, dass man manchmal gar nicht weiß, wie durstig man ist, bis man den ersten Schluck trinkt?« (2%)

»Dry« hatte ich seit seinem Erscheinen auf dem Schirm, weil ich erstens, seit ich Scythe gelesen habe, große Stücke auf Neal Shusterman halte, und zweitens die Thematik unglaublich wichtig und gar nicht mal so undenkbar ist. Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch, konnten aber von Shusterman und seinem Sohn mehr als getroffen werden.

Schon auf den ersten Seiten schleicht sich das unterschwellige Gefühl von Bedrohung an, das sich auf den folgenden Seiten immer mehr in die Höhe schraubt. Gemeinsam mit Protagonistin Alyssa wird man in eine andere Wirklichkeit geworfen, eine, in der das Wasser von einem Tag auf den anderen urplötzlich und ohne Warnung abgestellt wird und von jetzt auf gleich bizarre Wasserknappheit herrscht. Mit ihrem flotten, jugendlichen und intelligenten Schreibstil kreieren Neal und Jarrod Shusterman eine bedrohliche, unheilvolle Atmosphäre, die dadurch noch verstärkt wird, dass sie so erschreckend realistisch und greifbar wirkt. Hier wird wahrlich eine Zukunftsvision entworfen, die von unserer Realität nicht allzu weit entfernt zu sein scheint.

»Irgendwas fühlt sich komisch an. Ich weiß nicht genau, was es ist, aber es hängt in der Luft wie ein Geruch. Es ist die Ungeduld der Menschen vor den Kassen. Fast wie mit einem Rammbock bahnen sich die Leute mit ihren Einkaufswagen einen Weg durch die Schlangen. Es herrscht eine Art primitive Ur-Feindlichkeit, nur verdeckt von einer dünnen Schicht aus vorstädtischer Höflichkeit, die langsam fadenscheinig wird.« (3%)

Wir lesen aus der Sicht mehrerer Personen: hauptsächlich einer Gruppe Jugendlicher, die unsere Protagonisten sind, hin und wieder finden sich aber auch Sequenzen von vermeintlich zufälligen Menschen, die sich ebenfalls in irgendeiner Weise dieser Krise ausgesetzt sehen. Irgendwie hängt aber doch alles zusammen, alles spielt irgendwo eine Rolle.

»Für eine Wasserkrise gibt es keine Radarbilder. Keine Sturmfluten, keine Trümmerfelder. Der Tap-Out ist so lautlos wie Krebs.« (6%)

Die Anfänge verfolgen wir vor allem aus Alyssas Sicht, einem Mädchen, das nicht weit vom Schulabschluss entfernt ist und gemeinsam mit ihren Eltern, ihrem Onkel und ihrem kleinen Bruder die ersten Probleme zu bewältigen versucht, die unmittelbar nach Abdrehen des Wassers nicht lange auf sich warten lassen. Wir starten also in einem Umfeld, das den meisten von uns bekannt vorkommen dürfte, und verfolgen schrittweise mit, wie sich die Lage immer mehr zuspitzt. Neben Alyssa lesen wir zu großen Teilen auch aus der Sicht von ihrem Nachbarn Kelton, der schon seit Ewigkeiten in Alyssa verliebt ist und dessen Familie sich als einzige in der Gegend wirklich auf die herannahende Katastrophe vorbereitet hat: sie haben Lebensmittel- und Wasservorräte und sind nach kurzer Zeit auch noch die einzigen mit Strom. Nicht schwer zu erraten, dass das bald einige Schwierigkeiten mit sich bringt, denn je durstiger die Menschen werden, desto mehr büßen sie auch von ihrer Menschlichkeit ein.

»Wenn es ums Überleben geht, hat man keine Nachbarn!« (22%)

Mit der Zeit gewinnen wir noch zwei weitere wichtige Charaktere dazu: Auf der einen Seite haben wir Jacqui, einer draufgängerischen jungen Frau, die sich schon seit Längerem alleine durchschlägt und in leerstehenden Häusern einnistet, und auf der anderen Seite haben wir den berechnenden Henry, der jede noch so ungünstige Situation zu seinem Vorteil zu nutzen versucht. Zu fünft ergeben sie ein bunt durchwürfeltes Grüppchen, in dem Vorsicht und Misstrauen an der Tagesordnung stehen. Auch wir als Leser wissen nie, was wir von den einzelnen Figuren zu erwarten haben.

Dazu trägt auch bei, dass hier unglaubliche Charakterentwicklungen gezeichnet werden. Entwicklungen, die manchmal eine Gänsehautwelle bei mir zur Folge hatten. Man kann sich bei manchen Charakteren zwei klare Situationen herauspicken und einander kontrastiv gegenüberstellen, so klar und unerbittlich führen die Shustermans uns hier vor Augen, wie sehr wir uns angesichts einer derartigen Katastrophe verändern können, wenn sie uns zum Überlebenskampf herausfordert. Und all das geschieht durchaus glaubwürdig und realistisch und bringt einen wirklich zum Nachdenken: Würde ich mich in der Situation genauso verhalten, wenn meine Werte von jetzt auf gleich verschoben wären? Wenn in meinem Kopf nichts anderes Platz hätte als der Wunsch nach Wasser? Unmöglich, diese Fragen zu beantworten, wenn man sich der Situation nicht selbst ausgesetzt sieht.

Das Leseerlebnis, das durch einige herausstechende Momente, die besonders berühren, erschrecken, Gänsehaut oder Tränen auslösen, sehr intensiv wird, ist auch deshalb so eindrucksvoll, weil die Autoren so viele intelligente, philosophische Gedankengänge und interessantes Wissen einstreuen, sodass man sich als Leser nebenbei auch noch weiterbilden kann. Was passiert, wenn der Ausnahmezustand ausgerufen wird? Wie lange kann man ohne Wasser überleben? Wie fühlt es sich an, zu verdursten?

»Wir kennen alle dieses Gefühl, wenn man nur für den Bruchteil einer Sekunde überlegt, sein Auto in den Gegenverkehr zu steuern. Oder von einem Balkon zu springen. […] Natürlich würde man keins dieser Dinge tatsächlich tun, doch das Gefühl ist da, wie ein Wind im Rücken, der einen sanft drängt, wenn man am Rand einer Klippe steht. […] Mein Psychiater […] nennt dieses Gefühl „den Ruf der Leere“. Es ist ein reales Phänomen […].« (32%)

»Dry« hat bei mir nicht selten einen Nerv getroffen, mich schockiert, überrascht und berührt, aber mich haben vor allem die vielen eingestreuten Informationen und philosophischen Gedanken beeindruckt.
Das einzige, an dem ich ein klein bisschen etwas auszusetzen habe, ist das Ende, das man fast schon als flott und schonend bezeichnen kann. Es geht am Ende alles sehr schnell und vergleichsweise positiv vonstatten, was ich mir bei dem Gesamtbild anders vorgestellt hätte. Man darf aber nicht vergessen, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt und dafür finde ich die erschreckenden Ausmaße einer derartigen Krise angemessen dargestellt. Nicht zu harmlos und beschönigend, aber auch nicht zu verstörend und trostlos. Mit Blick darauf kann ich darüber hinwegsehen und mein insgesamt begeisterter Eindruck wird davon nicht getrübt.

Fazit

Ich bin also wieder einmal völlig hin und weg. Wer nach einem Shusterman-Buch greift, kann sich sicher sein, dass er nicht nur zu seiner bloßen Unterhaltung liest, sondern auch noch mit spannendem, interessantem Wissen gefüttert und zum Nachdenken angeregt wird. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung an absolut jeden Leser über 14. Volle Punktzahl!

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