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Veröffentlicht am 25.10.2020

Kann das gutgehen?

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Lucy und Joseph, was für ein Paar! Sie 42 Jahre alt und Lehrerin, lebt getrennt von ihrem alkoholkranken Ehemann, er 20 Jahre jünger, weiß noch nicht so recht wo es im Leben hingehen soll. Sie haben im ...

Lucy und Joseph, was für ein Paar! Sie 42 Jahre alt und Lehrerin, lebt getrennt von ihrem alkoholkranken Ehemann, er 20 Jahre jünger, weiß noch nicht so recht wo es im Leben hingehen soll. Sie haben im Grunde nichts gemeinsam und doch ist da dieser Funke. Kann das gutgehen?

Die beiden Hauptprotagonisten Lucy und Joseph sind mir sehr sympathisch. Die eine Nebenfigur, Emma, brachte mich zum Schmunzeln. Oh ja, wer hat nicht in seinem Bekanntenkreis eine Emma. Auch Josephs Mutter empfand ich als patente Frau.

Der Leser nimmt an Lucys und Josephs Gedanken teil, ihren Wünschen und Besorgnissen. Und ich mag Lucys Jungs. Sie stehen der Beziehung offen gegenüber, wie es nur Kinder können. Und Nick Hornbys Stil mag ich ohnehin. Er schreibt locker und leicht, außerdem trifft er den richtigen Ton auch bei den ernsten Themen, Altersunterschied zwischen Paaren, Rassismus und EU-Referendum, sprich Brexit. Sein trockener Humor ist köstlich, teils wird er auch sarkastisch, aber er schreibt nie oberflächlich. Im Gegenteil, da kommen oft tiefschürfende Gedanken daher. Gerade bei den Themen Brexit und Rassismus stupst der Autor den Leser an, nachzudenken und sich eine Meinung zu bilden. Köstlich vor allem die Dialoge, da musste ich so manches Mal Lächeln. Die Perspektivenwechsel zwischen Lucy und Joseph erleichtern dem Leser sich in die Protagonisten einzufühlen.


Was ich persönlich sehr interessant fand, dass die Menschen, je nach Bevölkerungsschicht, den Brexit unterschiedlich bewerten. Dass die Arbeiterschicht eher für einen Ausstieg war, weil sie sich davon eine rosigere Zukunft versprachen, nicht zuletzt wegen Johnsons, während das Bildungsbürgertum eher für einen Verbleib in der EU votete.

Mir wurden auch die Augen vor dem versteckten Rassismus geöffnet, der Menschen oft aus Unachtsamkeit verletzt.

Hauptthema in diesem Roman bleibt natürlich der Altersunterschied zwischen Lucy und Joseph. Was für die beiden vielleicht nicht mal ein so großes Problem ist, wird doch von der Gesellschaft oft mit Skepsis beäugt und sorgt für Gesprächsstoff. Aber ist nicht jede Partnerschaft eine Herausforderung?

Fazit: Ein gut lesbarer Roman mit ernsthaften Themen.

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Veröffentlicht am 03.09.2020

Problemkind lässt sich nicht verbiegen

Gipskind
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Mein erstes Buch der Autorin Gabriele Kögl ist gleich ein Glücksgriff. Die Autorin hat mit „Gipskind“ einen wundervollen Roman geschrieben, der mich in die sechziger Jahre zurückkatapultierte.
„Mit der ...

Mein erstes Buch der Autorin Gabriele Kögl ist gleich ein Glücksgriff. Die Autorin hat mit „Gipskind“ einen wundervollen Roman geschrieben, der mich in die sechziger Jahre zurückkatapultierte.
„Mit der Kleinen stimmt was nicht“, sagt die Oma. Die Kleine babbelt bereits mit neun Monaten, ist neugierig und aufgeweckt, macht jedoch keinerlei Anstalten aufzustehen. Tatsächlich wurde sie mit einer Hüftfehlstellung geboren und verbringt nun viel Zeit im Krankenhaus. Sie wächst in einem eher ärmlichen bäuerlichen Umfeld auf. Die Eltern haben keine Zeit für die Kleine, die Arbeit auf dem Hof frisst sie auf. Es herrscht ein zum Teil harscher Ton. Ich bin in dieser Zeit aufgewachsen. Kinder wurden damals nicht verzärtelt und verhätschelt, das ist schon wahr. Dennoch empfand ich die Mutter der Kleinen als extrem lieblos. Einzig die Oma nimmst sich der Kleinen an. Sie ist liebevoll und unterstützt sie, wo sie nur kann. Sie erkennt das Potential ihrer Enkeltochter, sie traut ihr alles zu.
Die Kleine entwickelt sich trotz ihrer Behinderung zu einer starken Persönlichkeit. Sie setzt ihren Kopf durch, lässt sich nicht den Mund verbieten, handelt sich lieber eine Ohrfeige ein, als zu schweigen. Sie weiß was sie will. Ihre schnelle Auffassungsgabe ermöglicht ihr den Wechsel in eine weiterführende Schule. Andrea, so heißt die Kleine, macht ihren Weg.
Der Schreibstil ist gut lesbar. Ich habe die sechziger/siebziger Jahre wiedererkannt. Die Musik, die Fernsehsendungen, die Tanzveranstaltungen, die ganze dörfliche Atmosphäre. Selbst die Denkweise von Andrea ist mir nicht fremd. Auch ich mochte es nicht, meinen Busen zur Schau zu stellen. Da haben sich die Zeiten stark verändert. Das Stadt-Land-Gefälle tritt in der Geschichte deutlich hervor. Es ist ein Entwicklungsroman, der Mut macht und zeigt, dass jeder, trotz Handikap, sein Ziel erreichen kann.
Mich hat der Roman begeistert. Ich empfehle ihn gerne weiter.

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Veröffentlicht am 20.08.2020

Der Malerfürst, vom Universum aus betrachtet

Ein Mann der Kunst
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Herrlich! Der Förderverein Waldvogel plant einen Museums-Neubau, der ausschließlich dem Werk eines einzigen Künstlers gewidmet ist, nämlich KD Pratz. KD Pratz ist einer der bedeutendsten und teuersten ...

Herrlich! Der Förderverein Waldvogel plant einen Museums-Neubau, der ausschließlich dem Werk eines einzigen Künstlers gewidmet ist, nämlich KD Pratz. KD Pratz ist einer der bedeutendsten und teuersten und Künstler unserer Zeit. Der Künstler lebt zurückgezogen auf einer Burg im Rheingau und gilt als schwierig. Er verweigert sich jeder Vereinnahmung durch dem Kunstbetrieb.

Zu einem ungezwungenen Kennenzulernen besuchen Mitglieder des Fördervereins KD Pratz auf seiner Burg. KD Pratz ist ein Künstler, wie aus dem Bilderbuch. Exaltiert, immer bereit, seine Fans vor den Kopf zu stoßen. KD Pratz schwadroniert: Die Kunst ist genauso kaputt wie die Gesellschaft. Seine Arbeiten thematisieren die Entseelung des modernen Menschen. Aber auch die Mitglieder des Museumsvereins sind eigene Charaktere. Und so bleibt es nicht aus, dass diese mit dem Künstler aneinandergeraten. Die Situation ist zum Teil sehr aufgeladen und eskaliert. Pratz wird aus der Reserve gelockt, doch Pratz ist nicht käuflich.

Kristof Magnusson hat mit „Ein Mann der Kunst“einen herrlich unterhaltsamen Roman vorgelegt, der den Kunstbetrieb nicht ganz ernst nimmt und dennoch dem Leser Einblick in diese Welt verschafft. Die Charaktere, die er geschaffen hat, sind unterhaltsam, man hört ihnen gerne zu, und kann sich oft ein Schmunzeln nicht verkneifen. Der Schreibstil ist leicht und flüssig. Es hat Spaß gemacht. Ich war als Leser definitiv ein Teil der Gruppe.

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Veröffentlicht am 20.07.2020

Virtuellen Scheinwelt mit Suchtfaktor

UNFOLLOW!
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Inhalt:
Nena Schink ist süchtig. Ihre Droge: Instagram. Alles beginnt mit einem Experiment: Für das Jugendportal vom Handelsblatt soll sie selbst zur Influencerin werden. Nena, die sich sonst wenig um ...

Inhalt:
Nena Schink ist süchtig. Ihre Droge: Instagram. Alles beginnt mit einem Experiment: Für das Jugendportal vom Handelsblatt soll sie selbst zur Influencerin werden. Nena, die sich sonst wenig um die Meinung anderer schert, bettelt nun bei ihren Freundinnen um Likes und Kommentare. Sie räkelt sich vierzig Minuten lang im Bikini auf einer Wassermelonen-Luftmatratze, die sie nur fürs Foto mit in den Urlaub genommen hat.

All das kostet sie Zeit. Lebenszeit. Zwei Stunden täglich. 14 Stunden wöchentlich. 672 Stunden jährlich. Das sind 28 Tage, ein ganzer Monat. Verschwendet an Instagram. Nena beginnt sich zu fragen: Warum sexualisiert sich eine Generation, die alle Chancen hat, freiwillig? Wieso machen wir uns abhängig von einer virtuellen Scheinwelt? Für die Influencerinnen ist Instagram ein Geschäft. Mehr nicht. Die Währung: Follower und Likes. Aber worin besteht eigentlich ihr Job? Warum investieren große Mode- und Kosmetikfirmen Tausende von Euros in die Mädchen hinter den Accounts?

Nena will es wissen, taucht ein in die funkelnde Instagram-Welt, trifft die Influencerinnen in der Realität, besucht ihre glitzernden Events und beschließt, etwas gegen diese Scheinwelt zu unternehmen. In ihrem Buch zeigt sie auf, warum wir Instagram anders nutzen müssen. Inklusiven Lösungsvorschlägen für die eigene Instagram-Nutzung. Ihre Botschaft: Hör auf ein Follower zu sein. Werde zum Influencer deines eigenen Lebens.

Meine Meinung:
Ja, was macht die Faszination Instagram eigentlich aus? Und macht Instagram wirklich glücklich? Viele Mädels stellen sich diese Frage nicht. Sie brauchen Instagram um sich gut zu fühlen, gieren nach den Komplimenten ihrer Follower, ihrer Aufmerksamkeit.

Teilt man auf Instagram wirklich den Moment, die Stimmung, die Emotionen? Das mag für einige Nutzerinnen gelten, die meisten nutzen ihr Account für eine perfekte Selbstinszenierung. Das Leben auf Instagram zeigt sie und ihr Leben makelloser, glatter und außergewöhnlicher, als es wirklich ist. Was Follower oft nicht kapieren ist, auf Instagram ist vieles Fake, da werden ganze Szenen gestellt, Fotos bearbeitet, man bietet der Welt ein perfektes Bild. Und man will auch ein bisschen neidisch machen. Seht her, bewundert mich.

Schlimm ist, dass viele Followerinnen, dass nicht mehr unterscheiden können. Sie sind von den schönen Bildern angezogen, möchten ihren Stars nacheifern, so sein wie sie. Sie vergleichen sich mit ihnen. Und schon ist die Laune im Keller. Diese Stars sind scheinbar wunderschön und unerreichbar, super schlank, trainiert, mit definiertem Bauch, makelloser Haut. Da fragt sich manche Followerin, warum schaffe ich das nicht, so auszusehen? Was mache ich falsch? Sie übersehen, dass vor allem Fitness-Models wirklich stundenlang trainieren, ihren Tag danach ausrichten, alles tun um ihren Körper zu formen. Und was nicht passt, wird auf den Bildern zurecht retuschiert. Aber will ich das wirklich, soviel Zeit investieren? Das muss jede für sich entscheiden.

Dieses Paralleluniversums ist unersättlich, es frisst Zeit, viel Lebenszeit. Jedes Mädels sollte sich das vor Augen führen. Tag für Tag müssen tolle Fotos geliefert werden. Shoppen mit der Freundin, Treffen mit Freunden im Café oder Restaurant, Freizeitgestaltung … überall wird ein Selfie geschossen, gepostet, sich ins rechte Licht gerückt. Irgendwie hat das alles schon einen fetten Suchtcharakter. Da stellt sich irgendwann die Frage: Gibt das alles meinem Leben einen Mehrwert? Wenn die Antwort nein lautet. Dann sollte man seine Social-Media-Zeit drastisch reduzieren oder ganz aussteigen. Denn es gibt noch ein Real Life und das ist viel aufregender und da gibt es echte Freunde mit denen man sich ehrlich austauschen kann.

Die Autorin Nina Schink hat hier den Finger in eine Wunde gelegt. „UNFOLLOW“ ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Social-Media-Welt und insbesondere Instagram. Ich kann es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 09.07.2020

Leichter leben

Der Gepäckträger
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Inhalt:
Drei Menschen nehmen denselben Flug – und den falschen Koffer vom Gepäckband!
Der dreifachen Mutter Gillian Short graut es vor dem Besuch bei ihrer perfekten Schwester Becky.
Dem ehrgeizigen Geschäftsmann ...

Inhalt:
Drei Menschen nehmen denselben Flug – und den falschen Koffer vom Gepäckband!
Der dreifachen Mutter Gillian Short graut es vor dem Besuch bei ihrer perfekten Schwester Becky.
Dem ehrgeizigen Geschäftsmann David Byrne droht den Verlust seines Jobs – und seiner Frau.
Der talentierte Michael Downer erhofft sich ein Sportstipendium, obwohl er eigentlich von einem Leben als Künstler träumt.
Drei verwechselte Koffer, die vollgepackter sind, als ihre Besitzer glauben. Drei Menschen, die vor großen Herausforderungen stehen. Und ein junger Mann vom Gepäckdienst, der schon auf sie wartet…

Meine Meinung:
Warten am Gepäckband voller Spannung auf den Koffer. Diese Situation haben wir alle schon erlebt. Es geht um drei Koffer, die im Eifer des Gefechts vertauscht werden. Da ist der Koffer von Gilian, die eigentlich gar nicht zur Hochzeit ihrer Nichte möchte, sie hat ein Problem mit ihrer Schwester. Der zweite Koffer gehört einem jungen Mann, Michael, er wird von seinem Vater in eine Richtung gedrängt, die nicht seine ist. Er ist zwar sportlich, aber seine Leidenschaft gehört der Kunst. Und dann ist da noch David, der sich von seiner Frau getrennt hat, da er ihr nicht verzeihen kann und dem jetzt beruflich alle Felle davon zu schwimmen drohen.

Das Buch führt den Leser vor Augen, dass wohl jeder von uns emotionale Lasten mit uns herumschleppt. Wie sagt man doch so schön: Jeder trägt sein Päckchen. In dem Buch geht es um Neid, Minderwertigkeitsgefühle, Unversöhnlichkeit, Wut, Angst, falschem Ehrgeiz. David Rawlings Roman stößt den Gedanken an: Welchen Koffer trage eigentlich ich? Eine gute Frage. Für ein leichtes Leben ist es notwendig, seine Koffer loszulassen, Lasten abzuwerfen. Tatsächlich werden die eigenen Gedanken oft zu einer schweren Last. Es macht Sinn, seinen Gedanken zu überprüfen, denn unser Denken und Fühlen beeinflusst unsere Wahrnehmung. Und ganz wichtig: Mit der Vergangenheit abschließen, sonst drückt uns der Lebensrucksack eines Tages zu Boden.

Mich hat das Buch beeindruckt und zum Nachdenken meiner eigenen Situation angeregt. Dieses Innehalten und Bilanzziehen ist unglaublich wichtig. Ich kann das Buch aus vollstem Herzen empfehlen.

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