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Veröffentlicht am 19.08.2018

Was für ein Auftakt!

Palace of Glass - Die Wächterin
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London 2054. Die Gesellschaft ist gespalten. In Magdalenen und Menschen, deren Berührungen nicht gefürchtet werden. Denn eine Magdalena hat die Gabe, in den Geist eines Menschen einzudringen, seine Gedanken ...

London 2054. Die Gesellschaft ist gespalten. In Magdalenen und Menschen, deren Berührungen nicht gefürchtet werden. Denn eine Magdalena hat die Gabe, in den Geist eines Menschen einzudringen, seine Gedanken zu lesen und sie vielleicht sogar zu manipulieren.
C.E. Bernard hat mit Palace of Glass – Die Wächterin einen Auftakt geschaffen, der mich fast sofort mitgerissen hat. Die Gabe der Magdalenen ist (zumindest für mich) neu und innovativ, also einfach noch nie dagewesen. Unglaublich, wie man als Autor immer noch etwas schaffen kann, was einem als Leser bisher nicht bekannt war. Man sieht, der Fantasie sind wahrhaftig keine Grenzen gesetzt. Auch der Aufbau der Welt und wie es zum jetzigen Zustand im Jahr 2054 gekommen ist, ist gut nachvollziehbar und macht es trotz der fantastischen Elemente sehr realistisch. Zumal so alltägliche Sachen wie Handys, Tablets und Diskobesuche eine Rolle spielen.
Bernards Schreibstil ist dabeieinfach und schnörkellos. Sie schafft es, dass ich mich fühle, als wäre ich atemloser Teil der Geschichte. Obwohl sie in Deutschland geboren ist, an der Universität Bonn lehrt und Deutsch ihre Muttersprache ist, hat die Autorin die Trilogie auf Englisch verfasst. Die Übersetzung ist gut gelungen, deshalb finde ich dieses Detail eher interessant und außergewöhnlich, als irgendwie hinderlich.
Rea mit ihrer Gabe als Magdalena ist eine unglaublich sympathische Protagonistin. Kein mädchenhaftes Getue, sondern tough und stark . Genauso wie ich das mag. Die restlichen, nicht immer durchschaubaren, Personen tun ihr übriges und fertig ist dieser tolle Auftakt voller Spannung, unvorhersehbarer Wendungen, mit viel Gefühl und auch Berührungen – trotz der Illegalität. Da die beiden Folgebände der Trilogie im Abstand von je 2 Monaten erscheinen, gibt es auch kein zu langes Warten auf die Fortsetzung der Geschichte. Zumal das Ende von Palace of Glass nicht mit einem so miesen Cliffhanger endet wie man das vielleicht aus anderen Trilogien kennt. 5 Sterne.

Veröffentlicht am 21.08.2020

Für mich minimal hinter den Vorgängerbänden bleibend, bereitet der dritte Band alles für's Finale vor. Ich will nicht, dass die Reihe endet.

Gejagt von Schicksal und Verrat (Sturmwanderer 3)
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Da rückt es immer näher, das Ende der Sturmwanderer-Reihe. Nachdem ich nun den dritten Teil ‚Gejagt von Schicksal und Verrat‘ beendet habe, blicke ich ein bißchen wehmütig auf den Erscheinigungstermin ...

Da rückt es immer näher, das Ende der Sturmwanderer-Reihe. Nachdem ich nun den dritten Teil ‚Gejagt von Schicksal und Verrat‘ beendet habe, blicke ich ein bißchen wehmütig auf den Erscheinigungstermin des letzten Teils. Denn auch wenn dieser dritte Teil für mich von der Handlung her ein ganz kleines bißchen hinter den beiden Vorgängerbänden zurückgeblieben ist, werde ich diese Reihe nur schwer beenden können. So sehr habe ich sie ins Herz geschlossen. Da es sich um den dritten Teil einer Reihe handelt, sind in dieser Rezension Spoiler nicht zu vermeiden.
Großen Anteil an meiner Begeisterung für diese Reihe hat July Winters Schreibstil. Er ist einfach nur unglaublich, in jeder Hinsicht. Detailliert, gefühlvoll, bildhaft und derart einnehmend, dass man nur so über die Seiten fliegt. Die Sprache ist dem mittelalterlichen Setting angepasst. Neben den Wörtern, die man heute wohl nicht mehr zwingend so verwendet ist auch der Satzbau eher gehoben und macht es noch leichter sich in die Geschichte zu finden. Diese ist zwar wieder sehr spannend, reicht aber für mich vom Gefühl her nicht an die beiden Vorgänger heran. Vielleicht habe ich die knisternde Stimmung zwischen Dereck und Danielle vermisst, obwohl sie sich wieder witzige und zweideutige Wortduelle liefern. Oder ich sehnte mich unbewusst nach dem ländlichen und friedlichen Setting in Montelans. Ich kann es nicht festmachen woran es liegen mag, aber die beiden Vorgänger haben ein kleines bißchen mehr ins Herz getroffen. Nichtsdestotrotz mag ich auch diesen Teil sehr, selbst wenn sich die Schauplätze. Die Handlung schreitet mit großen Schritten voran und bereitet alles für’s große Finale.
Die Geschichte setzt direkt nach dem zweiten Band ein. Dereck ist weg und die Bewohner von Montelans erwarten den Boten des Königs. Schnell wird klar, dass das mitnichten ein Höflichkeitsbesuch ist. Auf brutale Schilderungen verzichtet die Autorin Gott sei Dank, aber die Fantasie übernimmt natürlich den Rest. Ich möchte nicht zu viel zur Weiterentwicklung der Handlung verraten, doch wir gehen auf Reisen. Das mag ich in Fantasyromanen ja besonders gerne, denn man lernt Land und Leute besser kennen. Ja, das widerspricht sich mit dem, dass ich Montelans vermisse. Aber man kann ja das eine mögen und das andere trotzdem vermissen oder?
Die Reise ist alles andere als sicher, denn überall lauert die Gefahr, von den Sturmkrähen König Davians gefunden zu werden, die es sowohl auf Dereck als auch auf Danielle abgesehen haben. Während des Fortgangs der Handlung lernen wir viele neue Leute kennen, manche sympathisch, manche weniger. Aber dadurch nur umso interessanter! Was treibt sie an? Was wollen sie? Auf welcher Seite stehen sie?
Vor allem die Entwicklung Danielles und Derecks im Laufe der drei Bände mitzuverfolgen war schön. Aus der vorsichtigen Wirtstochter ist eine junge Frau geworden, die sich nicht scheut, ihre Meinung zu vertreten, aber die in ihrem Herzen doch sehr unsicher geblieben ist und sich leicht von Worten anderer beeinflussen lässt – auch wenn sie das nicht möchte, doch wer hat schon Kontrolle über seine Gefühle? Ich mag sie einfach so gerne, sie ist natürlich und bleibt sich treu.
In diesem Band lernen wir mehr aus Derecks Vergangenheit als Soldatenprinz. Der Unterschied zu dem Menschen der er heute ist, wird dadurch noch deutlicher. Er wird als sehr arrogant beschrieben, selbstverliebt und gnadenlos, man merkt, wie umfassend ihn Danielle und ihre Familie verändert haben. Ich würde tatsächlich sehr gerne mehr über den kriegerischen Prinzen, der er war, erfahren. Denn dann kann ich mich umso mehr daran erfreuen, zu was für einem tollen Menschen er sich entwickelt hat. Er würde sein Leben für Danielle geben, das wird im Laufe der Geschichte sehr deutlich. Er empfindet nun auch Mitleid für andere und hinterfragt nicht nur einmal den Sinn des Ganzen. Denn er will unbedingt Rache nehmen für den Tod seines Bruders. Und dann? Auch ihn mag ich sehr, aber nur in der Version, die er jetzt ist: auf andere Rücksicht nehmend, sie beschützend, für sie kämpfend.

Alle offenen Fragen werden in diesem vorletzten Teil nicht beantwortet, aber der Weg zu einem spannenden vierten und letzten Teil ist auf alle Fälle gut vorbereitet worden. Und so freu ich mich einerseits auf ‚Gekrönt von Blut und Göttern‘, andererseits bin ich traurig, dass diese tolle Reihe dann zu Ende gehen wird. 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 19.08.2020

Faszinierende Welt, spannende Geschichte mit viel Gewalt und Grausamkeiten. Und Sex. Viel Sex. Mir fast schon zu viel.

Die Quellen von Malun - Blutgöttin
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'Blutgöttin‘ ist der Auftakt zu Daniela Winterfelds Trilogie ‚Die Quellen von Malun‘. Ich habe mir tatsächlich ziemlich viel erwartet und wurde auch nicht enttäuscht. Fantasy für Erwachsene, düster, blutig, ...

'Blutgöttin‘ ist der Auftakt zu Daniela Winterfelds Trilogie ‚Die Quellen von Malun‘. Ich habe mir tatsächlich ziemlich viel erwartet und wurde auch nicht enttäuscht. Fantasy für Erwachsene, düster, blutig, mit einem tollen Worldbuilding und ganz viel Sex, mir fast schon zu viel. Nichtsdestotrotz war ich fasziniert von der Geschichte, der Welt und den Charakteren.

Daniela Winterfeld Schreibstil ist sehr einnehmend. Auch bei grausigen Szenen nimmt sie kein Blatt vor den Mund, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Es wird zwar viel der Fantasie überlassen, aber ich könnte mir vorstellen, dass LeserInnen, die derartige Gewalt nicht erwarten, davon abgeschreckt werden könnten. Man darf sich hier keine schöne Fantasygeschichte erhoffen, denn es gibt Krieg, Tod und Verheerung. Und Sex. Viel Sex, mir fast schon zu viel. Irgendwann war es einfach nur ermüdend, immer wieder irgendwelche Paare beim Stelldichein zu beobachten und mir kam es vor als würde Begierde und Lust voll ausgelebt werden, egal mit wem.

Der Weltenbau und das darin herrschende Gesellschaftssystem sind sehr komplex. Drei Sonnen, differierende Zeitrechnungen, verschiedene Götter, unterschiedliche Völker und eigene Sprachen zeigen die Vielfältigkeit Ruanns und lassen mich nicht nur einmal eine Karte vermissen. Das Land wird größtenteils als ausgetrocknet beschrieben, ohne Wasser und ohne Leben außerhalb von Oasen und Städten. Nur oberhalb eines riesigen Waldgürtels sind drei Länder, die vom dominierenden Reich Sapion noch verschont wurden. Doch aufgrund der Wasserknappheit wird sich das Blatt bald wenden.. Die Sapioner kosten ihre Herrschaft in den besetzten Gebieten voll aus, die Schwächeren müssen mit Folter, Vergewaltigungen und Spott ihr klägliches Dasein fristen. Sei es in einem Wasserbergwerk oder sogar im sapionischen Heer, ist man nicht Teil der herrschenden Kaste ist das Leben alles andere als leicht. Homosexuelle Männer werden als ‚Stummelweib‘ bezeichnet, Frauen sind nur dazu da, um Kinder zu bekommen. Ein menschenunwürdiges System, von dem die profitieren, die reich sind oder eine hohe Stellung haben.

Die Geschichte selbst beginnt mit einem Prolog, der schon gleich zu Beginn offenbart, welche Grausamkeiten den Leser erwarten. Bei dieser Storyline um die Blutgöttin Sapia, die sich von blonden Mädchen mit blauen Augen nährt, ist noch nicht wirklich erkennbar, wie sie sich in die anderen Handlungsstränge einfügen wird. Sie scheint übergeordnet zu den anderen und zeigt, von welchem Schlag das Reich Sapion ist, welches im Namen der Blutgöttin ihre Kriege führt. Anschließend folgen wir vier Charakteren, die mit unterschiedlichen Problemen zu kämpfen haben.

Alia war Bewohnerin Südfaruas, jetzt ein besetztes Reich. Sie wurde versklavt und hat ihren Dienst in einem Wasserbergwerk zu verrichten. Ihre Eltern verlor sie beim einem Unfall in jenem Bergwerk. Sie ist nun der Willkür der sapionischen Wächter ausgeliefert, wobei ein Trick ihrer Mutter ihr immer noch Schutz bietet. Sie hat einen starken Gerechtigkeitssinn und setzt sich für die Schwachen ein – wenn sie dabei auch sehr vorsichtig ist, riskiert sie doch mit jeder Handlung ihr Leben. Durch sie lernen wir das harte und grausame Leben in einer Sklavenkolonie kennen, erleben mit, wie Menschen in der prallen Hitze an den Pranger gestellt werden, einfach nur, weil sie zu schwach sind, weiterarbeiten zu können. Die Schilderungen sind teilweise richtig schlimm und nichts für Zartbesaitete. Alia plant natürlich die Flucht, doch sie hütet ein Geheimnis, das ihr alles bedeutet und sie noch zurückhält.

Dorgen ist Hauptmann im sapionischen Heer. Sein Handlungsstrang spielt nur anfangs im Soldatenlager, aber sein weiteres Schicksal würde hier zu viel verraten. Er hat sich seine Freundlichkeit gegenüber den Menschen bewahrt, sein Mitleid gegenüber den Schwächeren. Er versteckt es gut, denn diese Eigenschaften sind nichts, was man im Heer gerne sieht. Dorgen blieb für mich jedoch am unnahbarsten, ich als Leser hatte das Gefühl, ihn nie wirklich kennenzulernen.

Feyla ist als Sippenschweister Teil eines Systems, das so verabscheuungswürdig wie faszinierend ist. Alle drei Jahre kämpfen im Rahmen einer sogenannten ‚Auslese‘ sapionische Männer in einem bestimmten Alter gegeneinander. Die drei Gewinner der einzelnen Kasten dürfen dann eine Sippe heiraten, die aus 5 bis 7 (Halb-)Schwestern besteht, die das 12. Blutjahr erreicht haben. Wird die Sippenschwester innerhalb des ersten Ehejahrs nicht schwanger, hat der Ehemann sie in der Wüste auszusetzen. Die Mädchen sind also nichts als Brutkästen und haben als Frauen sowieso keinerlei Rechte. Feyla ist die Lieblingstochter ihres Vaters, als oberster Berater des Herrschers Rabanus Sapion zweitmächtigster Mann des Reiches, doch nicht in der Weise, in der man sich das vielleicht vorstellen mag.. Ihre Schwestern und Tanten mögen sie nicht und sie muss deshalb viel Häme, Spott und Verleumdungen ertragen. Sie erträgt sie stoisch und findet in einem Sklavenmädchen ihre einzige Freundin.

Schließlich folgen wir noch Tailin, der zu Beginn mit Dorgen Teil des Heeres ist. Doch als er zufällig von den Kriegsplänen seiner Heeresführung mitbekommt, desertiert er und möchte diejenigen warnen, die unter den Plänen am meisten zu leiden haben. Tailin entpuppt sich als der interessanteste Charakter seine Herkunft betreffend, auch wenn er zu Beginn noch unscheinbar wirkt. Durch ihn lernen wir die unbekannten Gegenden Ruanns kennen und man kann nachvollziehen, warum Sapion diese Länder unbedingt erobern möchte.

Man merkt, dass die Protagonisten sehr unterschiedlich sind, sowohl vom Charakter her, als auch von der Gesellschaftsschicht. Sie durchleben jedoch alle große Entwicklungen und befreien sich nach und nach aus den Fesseln, die sie festhalten. Jeder der vier Protagonisten kennt nur seinen kleinen Teil des Reiches und wir als Leser lernen somit zusammen mit den Charakteren die Welt immer besser kennen. Das gefiel mir sehr gut, so hat man genug Zeit, alles aufzunehmen und zusammenzusetzen. Ich freue mich, wenn ich bald wieder in diese Welt eintauchen kann. 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.08.2020

Ein toller Finalband, der den Abschied von der Reihe erschwert

Im Schatten des Drachen
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Mit ‚Im Schatten des Drachen‘ endet eine Reihe, die sich in meinen Augen von Band zu Band verbessert hat. Mochte ich Yumeko und das japanische Setting schon von Anfang an, hat sich die Geschichte langsam ...

Mit ‚Im Schatten des Drachen‘ endet eine Reihe, die sich in meinen Augen von Band zu Band verbessert hat. Mochte ich Yumeko und das japanische Setting schon von Anfang an, hat sich die Geschichte langsam entwickelt um im Finalband richtig zu fesseln. Da es sich also um die Rezension zum dritten und letzten Band handelt, sind Spoiler nicht zu vermeiden. Es sei nur vorab so viel gesagt: Wenn du japanische Mythologie magst, asiatische Settings und eine außergewöhnliche Geschichte, dann möchte ich dir Julie Kagawas ‚Shadow of the Fox‘-Reihe unbedingt ans Herz legen.
Die Reihe war meine erste von Julie Kagawa. Sie schreibt sehr detailreich und ausführlich, das kann schon mal zu etwas langatmigeren Passagen führen. Wie sie die japanischen Begrifflichkeiten in ihre Geschichte einwebt fand ich hingegen unglaublich toll. Das schafft eine ganz besondere Atmosphäre und wirkt sehr authentisch. Ich musste zwar immer mal wieder hinten im Glossar nachschlagen, was denn nun schon wieder Yokai bedeutet oder was gleich nochmal ein Kami war, aber irgendwann saßen die gängigsten Begriffe und haben den Lesefluss nicht mehr gestört.
Yumeko ist mir im Laufe der drei Bände sehr ans Herz gewachsen. Aus dem kleinen Bauernmädchen ist eine mächtige Kitsune geworden, die mich mit ihrem Kitsune-bi (dem Fuchsfeuer), ihrer Fuchsmagie und den Illusionen, die sie damit schafft, sehr fasziniert hat. Sie hat das Herz am rechten Fleck und würde für ihre Freunde sterben. Die Kapitel aus ihrer Sicht mochte ich schon immer am liebsten, das ist auch so geblieben. Vor allem, da sie nun mit ihrer Herkunft konfrontiert wird, die für einige Überraschungen sorgt, mit denen ich auf keinen Fall gerechnet hatte. Das finde ich immer genial, zeigt es doch, dass die Autorin im Hintergrund einen großen Plan hatte, dessen Fäden nun alle zusammenführen – und im besten Fall zu einem großen Aaaah! führen. Yumeko kämpft tapfer und wirkt dabei aber nicht wie die große Überkämpferin. Solche unbesiegbaren Charaktere stören mich in anderen Büchern oft, denn es ist so unspannend, wenn alles klappt wie am Schnürchen. Yumeko bekommt viel Hilfe, auch unerwartet, denn nichts weniger als das Schicksal des Kaiserreichs steht auf dem Spiel. Dafür kann man Zwistigkeiten schon mal hintan stellen.
Zweite Sichtweise der Kapitel ist wieder die von Tatsumi, der erfolgreich gegen Hakaimono ankämpft. Als dieser die Oberhand hatte, trugen die Kapitelüberschriften seinen Namen. Dass nun wieder Tatsumi über den Kapiteln steht, zeigt, mit wem Yumeko und ich als Leserin es nun zu tun haben. Er hat sich auch sehr gewandelt im Laufe der Geschichte, von einer nichts fühlenden Kampfmaschine zu einem mitfühlenden jungen Mann, der für sein Fuchsmädchen sterben würde. Hach, die beiden sind so süß und werden aber trotzdem von einem anderen süßen Paar übertrumpft, das ich fast noch mehr feiere. Aber ich möchte nicht zu viel verraten, obwohl es in Band 2 schon mit den beiden anfängt.
Sukis Sichtweise ist der dritte Erzähltstrang, der teilweise unabhängig von Yumekos und Tatsumis handelt. Hier ist für mich vor allem Lord Seigetsu mit seinen Zukunftsvisionen der große Unbekannte, den ich bis zum Schluss nicht einschätzen konnte. Welches Spiel spielt er? Auf wessen Seite steht er? So viel sei verraten: Er sorgt für einige Überraschungen.
Am Ende des zweiten Bandes ‚Im Schatten des Schwertes‘ ist Genno mit allen drei Schriftrollen auf und davon. Für unsere Freunde ist klar, dass sie ihn aufhalten müssen, um Iwagoto nicht ins Unglück zu stürzen. Ihr Weg führt sie wieder durch’s halbe Reich, ins Land des Mondclans. Dabei wissen sie nicht, was auf sie zukommen wird. Und das ist so einiges. Somit sind wir auch schon beim für mich größten Kritikpunkt des Buchs angekommen. Es ist zu viel. Zu viele Gegner, zu viele Endkämpfe. Hier ein Drache, da ein Gott, viele, viele Untote. Klar, das sorgt für Spannung und Action, war mir persönlich aber zu viel. Vor allem, da viele Kämpfe viele Opfer bedeuten und es schwer fällt, sich von liebgewonnen Charakteren zu verabschieden.. Der Vorteil vieler Gegner ist jedoch, dass die Autorin eine Vielfalt an Wesen und Figuren auferstehen lassen konnte. Ein Ideenreichtum, der mich beeindruckt hat. Bestimmt ist vieles an die japanische Mythologie angelehnt, aber die detailreichen Beschreibungen machen die Wesen dann doch zu Kagawas Unikaten.
So nehme ich schweren Herzens Abschied von einer tollen Reihe, die mich wirklich sehr unterhalten und wieder mal bestätigt hat, dass ich fremdländische Settings, wie hier das japanische, sehr gerne mag. Es ist ein bißchen wie gedanklich in fremde Länder reisen, mit einer tollen und fantastischen Geschichte und mit Charakteren, die man mit der Zeit immer besser kennenlernt und dadurch umso mehr mag. 4 Sterne für den Finalband.

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Veröffentlicht am 07.06.2020

Unterhaltsam, spannend und zum Nachdenken anregend: wer entscheidet, dass manche mehr wert sind als andere?

Uprising (Die Legende der Assassinen 1)
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Es ist der 19. Mai 2020. Ich schlendere gerade durch Regensburg und erhalte eine Nachricht von Amy Erin Thyndal, ob ich denn auch Rezensionsexemplare annehme und eines ihrer Bücher rezensieren würde? Was ...

Es ist der 19. Mai 2020. Ich schlendere gerade durch Regensburg und erhalte eine Nachricht von Amy Erin Thyndal, ob ich denn auch Rezensionsexemplare annehme und eines ihrer Bücher rezensieren würde? Was für eine Frage: Ja klar! Ich kann es immer noch nicht fassen, dass eine Autorin möchte, dass ich ihr Buch lese. Was für eine Ehre, die mir durch Amy zum allerersten Mal zuteil wurde.
Ich habe mich aber nicht nur deswegen sehr auf ‚Uprising – Die Legende der Assassinen 1‘ gefreut, der Klappentext verspricht nämlich ein dystopisches Setting im New York der Zukunft. Und ich liebe New York! ‚Uprising‘ ist der Auftakt zu einer Dilogie und ich kann schon so viel verraten: Ich will unbedingt weiterlesen!


Amy Erin Thyndal weiß, wie man den Leser ans Buch fesselt. Der Schreibstil ist flüssig, einnehmend und zumindest am Anfang sehr auf Tempo bedacht. Wir werden ziemlich schnell in die Situation geführt, die im Klappentext beschrieben wird: Die Rebellion der Assets, genmodifizierte Menschen, die eigentlich dazu da sind, den Menschen zu dienen und sie zu beschützen. Dadurch sind sie sehr gewaltbereit, stark, erhöht aggressiv, sehr loyal und angeblich auch vermindert intelligent. Doch was, wenn sie merken, dass sie eigentlich die überlegene Art sind?


Vor allem vor dem Hintergrund der aktuellen Proteste gegen Rassismus kann man dieses Buch mit anderen Augen lesen und auf die Menschheit übertragen. Welche Unterschiede gibt es zwischen Menschen und Assets, die der gleichen Art angehören, jedoch nie die gleichen Möglichkeiten hatten? Warum meint die eine Art, die andere beherrschend zu dürfen, sie für Tests zu missbrauchen und zu versklaven? Wer gibt den Menschen das Recht, andere zu degradieren, nur weil sie anders sind? Die Assets zumindest sehen sich als den Menschen sehr ähnlich, da sie menschlich geboren werden und nur ihre Gene verändert wurden. Spannend ist es dabei, an den Gedanken von Protagonistin Esme teilzuhaben, einem Menschen, die von einem Asset gefangen gehalten wird. Sie lernt die vermeintlich böse Seite kennen, lebt unter den Assets und merkt, dass nicht alles nur schwarz und weiß ist, dass es auf beiden Seiten Gut und Böse gibt.


Wir als Leser folgen Esme, die aus der Ich-Perspektive erzählt, erleben ihre Gefangenschaft, ihre Zerrissenheit, aber auch ihre Naivität, mit der sie bisher durch die Welt gegangen ist und immer noch geht. Die Assets, auch „ihr“ Assets Astair, haben Menschen getötet, um die Herrschaft an sich zu reißen. Doch Astair passt nicht in das Bild, das Esme sich von den Assets zurecht gelegt hat. Er ist beschützend, einfühlsam und verständnisvoll. Doch wie kann sie anderes als Hass für ihn empfinden? Hier komme ich auch zu einem kleinen Kritikpunkt: Die erste Hälfte des Buches hat Esme sich eigentlich nur mit Astairs Bauchmuskeln beschäftigt und damit, wie hübsch er doch ist. Sex und sexuelle Anziehung bzw. Attraktivität standen so im Vordergrund, dass es mir etwas zu viel war. Denn auch wenn ich weiß, dass das Imprint für romantische Fantasygeschichten steht, wäre es schade gewesen, ‚Uprising‘ lediglich darauf zu reduzieren. Doch Gott sei Dank ist das nicht der Fall, die Handlung nimmt wieder Fahrt auf und wir erhalten noch mehr Einblick in die Kluft zwischen Menschen und Assets und stehen vor der Frage, was einen Menschen eigentlich menschlich macht. So blieb mir eine Stelle im Gedächtnis, an der man gemerkt hat, wie man Esme und natürlich auch den anderen Menschen von Kindesbeinen an eingetrichtert hat, dass die Menschen den Assets in vielerlei Hinsicht überlegen sind und die Assets nichts wert. Denn als es um ein Krebsforschungszentrum geht und darum, dass Assets dort für Experimente gehalten werden, muss ich hart schlucken über Esmes naive und grauenvolle Gedanken: „Laborratte oder Asset – wo liegt der Unterschied?“ Und das schlimmste dabei: Es gibt tatsächlich Menschen, die diese Einstellung haben, diese Zwei-Klassen-Denke, dieses „Wir sind mehr wert“. Eigentlich unglaublich, aber leider traurige Wahrheit.


Und während des Lesens stellt sich mir immer wieder die Frage: Ist gewaltsame Rebellion der richtige Weg? Gleiches mit gleichem zu vergelten und nicht besser zu sein als die Unterdrücker vor ihnen? Doch wie will man sich Gehör verschaffen, wenn die Menschen taub sind?
Ich muss an Esmes Worte denken, daran, ob die Assets nicht sehen, dass die neue Zivilisation, die sie aufbauen wollen, auf Blut und Tod basiert? Hier musste ich kurz auflachen ob der Naivität, denn auf was genau basiert denn unsere Zivilsation? Richtig, auf Blut und Tod der Jahrhunderte des Kolonialismus, der Kriege, der Sklaverei und Unterdrückung. 4 Sterne für ‚Uprising‘, das mich unterhalten und vor allem auch zum Nachdenken angeregt hat.

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