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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.10.2020

Sorgt für unterhaltsame Lesestunden

Tage voller Weihnachtszauber
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Anja Marschall, bekannt durch ihre historischen Krimis rund um Hauke Sötje, hat hier eine Art Wintermärchen geschrieben.

Worum geht’s?

Die noch nicht sechsjährige Lena lebt, nachdem ihre Pflegemutter ...

Anja Marschall, bekannt durch ihre historischen Krimis rund um Hauke Sötje, hat hier eine Art Wintermärchen geschrieben.

Worum geht’s?

Die noch nicht sechsjährige Lena lebt, nachdem ihre Pflegemutter schwer krank geworden ist, wieder im Kinderheim. Ihr sehnlichster Wunsch ist, endlich ihre leibliche Mutter kennenzulernen. Was liegt also näher, dem Weihnachtsmann einen Brief zu schreiben? Blöd ist nur, dass der übliche Darsteller des Weihnachtsmanns einen Unfall hat und ein Ersatz gebraucht wird. Henriette, die Leiterin des Kinderheims gabelt der Alt-RockerManni auf, der mit seiner Ratte Beethoven auf einem Schrottplatz lebt. Mit viel Überredungskunst, die auch eine Fahrt mit einem alten Motorrad, das einst Henriettes Mann gehört hat, beinhaltet, sagt Manni halbherzig zu, den Weihnachtsmann zu spielen. Dass diese Rolle dann eine gänzlich andere Wendung nimmt und er Renate, die Anführerin des Rentierschlittengespanns, das den Weihnachtsmann chauffiert kennenlernt, lest bitte selbst.

Meine Meinung:

Da ich Anja Marschall als Autorin sehr schätze, habe ich mich an dieses Thema gewagt.

Ich selbst bin ja nicht so der Weihnachtstyp und das Wissen, schon seit Mitte August Lebkuchen in den Geschäften vorzufinden, lässt so den Gedanken an Kommerz und Kitsch aufkommen. Und der Konsumrausch kommt auch in Form des Kaufhauses, in dem eine Hauptperson arbeitet auch vor.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Die Leser erhalten dadurch eine schöne, runde Geschichte. So entstehen die plastischen Charaktere, deren Handlungen und Entscheidungen gut nachvollzogen werden können. Dabei erkennt man deutlich, dass die Autorin schon mehrere Krimis geschrieben hat, denn natürlich gibt es auch einen Bösewicht, der letztlich für sein Verhalten die passende Rechnung präsentiert erhält.

Wie für eine weihnachtliche Geschichte üblich, ist klar, dass es ein Happy End geben muss. Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Humorige Stellen lassen uns Leser laut auflachen.

Fazit:

Ein unterhaltsames Buch, das auch den einen oder anderen ernsten Gedanken, wie Einsamkeit oder Machthunger enthält. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 24.10.2020

Detailreich und fesselnd

Der Tod des Henkers
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Der historische Hintergrund dieses Krimis ist vermutlich den meisten Lesern bekannt: Man schreibt den 27. Mai 1942 als der, in einer offenen Limousine durch das von Deutschen besetzte Prag fahrende Reinhard ...

Der historische Hintergrund dieses Krimis ist vermutlich den meisten Lesern bekannt: Man schreibt den 27. Mai 1942 als der, in einer offenen Limousine durch das von Deutschen besetzte Prag fahrende Reinhard Heydrich bei einem Attentat schwer verletzt wird und wenige Tage später seinen Verletzungen erliegt.

Das NS-Regime plant bereits blutige Vergeltungsmaßnahmen an der tschechischen Bevölkerung und dennoch wird der Gestapo-Kriminalrat Heinz Pannwitz mit den Ermittlungen betraut. Wie man weiß, hätte die Ausforschung des oder der Täter keinen Einfluss auf die Rache gehabt. Dennoch setzt Pannwitz alles daran, schnelle Ermittlungserfolge vorzuzeigen.

"Kriminalistische Arbeit ist immer eine Geduldsprobe" sagt Pannwitz zur Dauer seiner Ermittlungen und "mit sinnlosem Terror erreichen wir nichts …."

Meine Meinung:

Laura Noll ist es ausgezeichnet gelungen, die Stimmung von 1942 darzustellen. Jeder weiß, dass Heydrich, der als Henker von Prag in die Geschichte eingeht, ein machthungriger Despot ist. Der tschechische Widerstand setzt alles auf eine Karte und begeht das Attentat. Vorerst scheint es misslungen, denn Heydrich überlebt schwer verletzt. Ein mögliches Mittel zur Vermeidung einer Infektion wird von den überheblichen Deutschen abgelehnt. Das dem Tod Heydrichs folgende Massaker an der Bevölkerung von Lidice ist nur eines der zahlreichen Verbrechen an der Zivilbevölkerung, wenn auch wahrscheinlich das Bekannteste.

Die Gestalt des Gestapo-Kriminalrats Pannwitz ist hervorragend gelungen. Als erfahrener Kriminalbeamter weiß er, dass schnelle Lösungen bei der Aufklärung einer solchen Tat nahezu unmöglich sind. Er bräuchte Zeit, um die Ermittlungen ordentlich und akribisch zu führen. Doch Zeit ist genau das, was ihm fehlt.

Obwohl Pannwitz perfekt tschechisch spricht, steht ihm der tschechische Polizist Hauptmann Alois Šeda zur Seite, der seine eigenen Kenntnisse der Situation hat. Welche Rolle Alois Šeda tatsächlich innehat, wird später aufgedeckt.

„Gott musste sich zweifellos in einem Dilemma befinden. Er konnte weder zulassen, dass ein Mensch wie Heydrich lebte, noch, dass er starb. Beide Möglichkeiten würden für immer mehr Blutvergießen sorgen.“ (S. 112)

Dieses Zitat spiegelt die Gedanken von Pannwitz deutlich wieder: Egal ob mit oder ohne Heydrich, das Morden würde weitergehen.

Der Krimi ist in der Ich-Form und aus der Sicht von Heinz Pannwitz geschrieben, der 1945 in der berüchtigten Lubjanka in Moskau, inhaftiert ist. Er berichtet dem russischen Generalmajor Blochin über die Ereignisse des Jahres 1942.

Laura Noll ist es sehr gut gelungen Fakten und Fiktion zu einem fesselnden Krimi zu verknüpfen. Zahlreiche historische Personen, Deutsche wie Tschechen, haben kleinere oder größere Auftritte.

Heinz Pannwitz steht im Spannungsfeld zwischen Dienst und Menschlichkeit. So kann er die Gefühle der Tschechen durchaus nachvollziehen, wenn sie die deutschen Besatzer aus hrem Land vertreiben wollen. Mit seinem scharfen Verstand, den er wohl einzusetzen weiß, drückt er auch manchmal ein Auge zu, allerdings immer bedacht, nicht selbst Opfer des Regimes zu werden.

Fazit:

Ein Krimi, der bis zur letzten Seit fesselt, auch wenn die historischen Rahmenbedingungen bekannt sind. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 22.10.2020

Regt zum Nachdenken an

Die Revolution ist fällig
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Vorliegendes Buch ist nach "Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst" das zweite Buch aus der Feder von Albrecht Müller.

Albrecht Müller wird derzeit in Deutschland nicht gerne gelesen oder gehört. ...

Vorliegendes Buch ist nach "Glaube wenig, hinterfrage alles, denke selbst" das zweite Buch aus der Feder von Albrecht Müller.

Albrecht Müller wird derzeit in Deutschland nicht gerne gelesen oder gehört. Er wirft in seinen Büchern für die diversen Lobbyisten unangenehme Fragen auf. Er deckt auf, was Politiker jeglicher Couleur vertuschen wollen, was Medien verfälscht oder gar nicht herausbringen wollen.

Sind denn wirklich alle den Großkonzernen hörig oder von ihnen gekauft? Müller stellt fest, dass durch die oft schlecht recherchierten Beträge in den Medien, in denen jeder von jedem abschreibt, der Eindruck bei den Lesern und Zusehern entsteht, dass das die Wahrheit ist. Wenn alle das sagen/schreiben, so muss es doch stimmen? Kritische Medienkonsumenten werden immer weniger.

Doch Albrecht Müller wäre nicht Albrecht Müller, wenn er nicht Wege aus dem Dilemma aufzeigte. So empfiehlt er, Deutschland (und ganz Europa) die Abhängigkeit von Amerika zu lockern. Nicht erst seit Donald Trump scheren sich Amerika und seine Großkonzerne wenig um seine Verbündeten.

Müller stellt ein Konzept für eine friedliche Revolution (wobei das in sich ein Widerspruch ist) vor. „Reformpolitik“ ist sein Credo. Allerdings echte Reformen und nicht nur irgendein Papier, das die Druckerschwärze nicht wert ist.

Fazit:

Abermals ein lesenswertes Buch, das aufrüttelt und zum Nachdenken anregt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.10.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Tod im Schilcherland
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Die weststeirische Autorin Isabella Trummer lässt ihren, eher durchschnittlichen Kriminalbeamten Harald Kammerlander zum nunmehr 5. Mal ermitteln. Für mich ist dieser, im Verlag Emons erschienene Krimi ...

Die weststeirische Autorin Isabella Trummer lässt ihren, eher durchschnittlichen Kriminalbeamten Harald Kammerlander zum nunmehr 5. Mal ermitteln. Für mich ist dieser, im Verlag Emons erschienene Krimi der erste der Autorin.

In diesem Fall bekommt es der Kammerlander mit einer besonders grausamen Verbrechensserie zu tun. Nicht, dass die Opfer nicht genug Dreck am Stecken hätten, aber die übel zugerichteten Leichen lassen die Ermittler an die eigenen Grenzen gehen.

Obwohl der Krimi in der Gegenwart spielt, sind die Ursachen in der Vergangenheit zu suchen.

Doch von Anfang an:

Im Jahr 2009 geht eine Kate in Flammen auf und der als brutaler Kerle verschriene Kajetan Reinprechts findet den Tod. Als Täter wird der Totengräber ausgeforscht, der die Tat auch gesteht.
10 Jahre später wird Valentin Beingrübl tot aufgefunden. Obwohl Kammerlander ein komisches Gefühl hat, wird der Tod als Unfall zu den Akten gelegt.
Wenig später verschwindet der Sohn des Landtagsabgeordneten Wolfshuber spurlos. Nur ein Ohr taucht gemeinsam mit einer seltsamen Botschaft auf. Das wird nicht das letzte Verbrechen bleiben.

Wie hängen die Morde zusammen? Warum wird der alkoholsüchtige Landarzt ebenfalls Opfer des Täters? Oder sind hier mehrere Täter am Werk?

Meine Meinung:

Harald Kammerlander legt mehr Wert auf gutes Essen als auf schneidiges Auftreten. Deshalb geht er systematisch vor und bewahrt selbst im größten Chaos den Überblick. Es dauert einige Zeit, bis der Groschen fällt. Doch der Leser hat hier die Möglichkeit, Täter zu entlarven oder Verdächtige auszuschließen.

Die trügerische Idylle der Dorfgemeinschaft von St. Martin ist sorgfältig und farbenprächtig beschrieben. Jeder kennt jeden, die vielfachen Abhängigkeiten voneinander im Allgemeinen und vom Landtagsabgeordneten im Besonderen, geben diesem Krimi einen charakteristischen Reiz.

Nicht jede Geste der Mildtätigkeit reicher Gönner ist selbstlos. In diesem Fall haben perverse Fantasien die Leben mehrerer Schutzbefohlener zerstört.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi, der unter die Haut geht. Gerne gebe ich hier 5 Sterne und werde die vier Vorgänger lesen.

Veröffentlicht am 18.10.2020

Die Geschichte einer süßen Verlockung

Das kleine Buch: Eine kleine Geschichte der Original Salzburger Mozartkugel
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Wer kennt ihn nicht? Den zarten Geschmack von Marzipan und Nougat, der von feiner Schokolade umhüllt ist? Genau, es ist von der Mozartkugel die Rede! Doch welche ist die echte, originale?

In diesem Buch ...

Wer kennt ihn nicht? Den zarten Geschmack von Marzipan und Nougat, der von feiner Schokolade umhüllt ist? Genau, es ist von der Mozartkugel die Rede! Doch welche ist die echte, originale?

In diesem Buch aus der Reihe „Das kleine Buch“ widmet sich Autor Jakob M. Berninger der Geschichte der köstlichen Naschigkeit.
Dabei geht er auf die akribisch ausgewählten Zutaten ebenso ein, wie auf die jahrelangen Rechtsstreitigkeiten. Der Erfinder der Köstlichkeit Paul Fürst hat sich von 130 Jahren nicht um Urheberrechte und/oder Patente gekümmert.
Wenn wir also eine Mozartkugel, die in blau-silberner Stanniolfolie eingewickelt ist, in der Hand halten, ist die Wahrscheinlichkeit groß, eine echte Salzburger Mozartkugel vor uns zu haben. Alle anderen sind Plagiate, die meist nicht minder gut schmecken.

Fazit:

Ein nettes Buch aus dem Salzburger Servus-Verlag, der Lust auf eine echte Salzburger Mozartkugel macht. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.