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Veröffentlicht am 05.07.2017

Guter erotischer Liebesroman mit Luft nach oben

For 100 Days - Täuschung
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Obwohl ich schon einiges von Autorin Lara Adrian gehört habe, habe ich bisher noch kein Buch von ihr gelesen – bis ich auf "For 100 Days – Täuschung" aufmerksam geworden bin. Ich habe mich sehr gefreut, ...

Obwohl ich schon einiges von Autorin Lara Adrian gehört habe, habe ich bisher noch kein Buch von ihr gelesen – bis ich auf "For 100 Days – Täuschung" aufmerksam geworden bin. Ich habe mich sehr gefreut, endlich auch mal ein Buch von ihr zu lesen, vor allem, weil sie bei ihren Vampir-Büchern (die leider nicht in mein Beuteschema passen) recht solide bzw. gute Kritiken bekommt. "For 100 Days – Täuschung" weist zwar einige Schwächen auf, bietet aber eine tolle Geschichte und hat mich auch unterhalten können.

Der Klappentext hat mich sehr an den Bestseller "Shades of Grey" erinnert, aber die Handlung geht dann doch in eine andere Richtung, auch wenn sich ein paar Gemeinsamkeiten durch verschiedene Andeutungen erahnen lassen. "For 100 Days – Täuschung" ist als erotischer Liebesroman kategorisiert und weist dementsprechend auch sehr viele erotischen Szenen auf. Eine richtige Handlung tritt bei diesem Genre ja oft eher in den Hintergrund und so ist es auch bei diesem Buch. Zwar gibt es verschiedene Handlungsstränge, Spannungsbogen und auch viele Informationen über die verschiedenen Charaktere, die dem Plot eine gewisse Richtung geben, doch trotzdem überwiegt die Erotik. Mir persönlich war das teilweise ein bisschen "too much" und hätte nach meiner persönlichen Meinung reduziert werden können. Stattdessen hätte ich mir ein bisschen mehr Handlung gewünscht, die erst gegen Ende, mit dem Cliffhanger, richtig in Fahrt kommt.

Avery mochte ich als Hauptprotagonistin in der Geschichte zwar sehr gerne, aber leider ist sie auch die Figur, die meiner Meinung nach am schwächsten ausgearbeitet ist. Positiv aufgefallen ist mir, dass sie sich schon von Anfang an durch einen starken, durchsetzungsfähigen Charakter auszeichnet, was ich sehr bewundert habe. Ihre derzeitige Lebenssituation ist sehr schwierig, sie kann auch nicht wirklich was dagegen tun, hadert sehr mit sich selbst, doch trotzdem lässt sie sich nicht unterkriegen, kämpft immer weiter und sucht nach Auswegen. Dass sie dann im Umgang mit Nick schnell einknickt, nicht zu ihrem Leben und ihrer Vergangenheit steht, sondern sich für ihn eine Geschichte ausdenkt, hat mir nicht unbedingt gefallen und lässt ihren Charakter zeitweise sehr widersprüchlich erscheinen. Vor allem, weil sie mehr als ein Mal die Chance hatte, ihm die Wahrheit zu sagen und zu sich selbst zu stehen. Sie redet mehrmals auf sich selbst ein, dass sie mit niemandem zusammen sein möchte, der sie nicht so akzeptiert wie sie ist – entsprechend handeln tut sie aber leider nicht. Sie sagt ihm leider erst die Wahrheit, als sie eigentlich keinen Ausweg mehr hat.

Nick ist im Gegensatz zu Avery da schon viel gerader. Eigentlich war es auch sein Charakter, der mich gefesselt hat, weil er anfangs so kalt, distanziert, verletztend ehrlich und unnahbar wirkte, so wie man sich einen eingebildeten, mächtigen Milliardär eben vorstellt. Er selbst hat auch so seine Geheimnisse, seine Leichen im Keller, was ihn im Gegensatz zu Averys kleinen Lügen über ihren Beruf und ihr Leben, sehr viel interessanter wirken ließ. Deshalb fand ich es auch sehr schade, dass man die Geschichte nur aus Averys Sicht liest. Nicks Gedanken wären an der ein oder anderen Stelle sicher viel interessanter gewesen.

Gefallen hat mir, dass viele Fragen am Ende des ersten Bandes offen geblieben sind und Band zwei und drei somit nicht nur als unnötiges Beiwerk erscheinen, sondern auch noch einiges für den Leser bereit halten. Das bezieht sich nicht nur die weitere Entwicklung (Band eins endet ja mit einem leichten Cliffhanger), sondern auch auf die Hintergrundgeschichte von Nick. Das gibt es sicher noch einiges zu erfahren.

Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen. Die erotischen Szenen sind authentisch geschrieben (wenn auch zu viel), womit sich das Buch perfekt in das kategorisierte Genre einfügt. Ansonsten ist die Sprache leicht und flüssig und mit einem guten Lesefluss lässt sich die Geschichte auch zügig durchlesen. Ich denke, dass ich mir auch den zweiten Teil der Reihe zulegen werde, alleine deshalb, um zu erfahren, was Nick in den nächsten 100 Tagen mit Avery so vorhat.

Fazit
"For 100 Days – Täuschung" weist gerade in der Charakterausführung der Hauptprotagonistin einige Schwächen auf, konnte mich aber durchweg gut unterhalten und bietet einiges an Potenzial für die Fortsetzung. Der Titel ist absolut passend, das Ende wunderbar umgesetzt und der Schreibstil sehr flüssig. Ich bin auf jeden Fall gespannt auf den zweiten Teil.

Veröffentlicht am 27.06.2017

Positiv überrascht!

Die Wellington-Saga - Versuchung
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"Versuchung" ist eins dieser Bücher, von denen ich etwas vollkommen anderes erwartet hatte. Auf mich wirkte das Cover direkt wie das eines Erotik-Romans und auch der Klappentext ließ ansatzweise darauf ...

"Versuchung" ist eins dieser Bücher, von denen ich etwas vollkommen anderes erwartet hatte. Auf mich wirkte das Cover direkt wie das eines Erotik-Romans und auch der Klappentext ließ ansatzweise darauf schließen. Zwar bietet das Buch ein paar (wenige) erotische Szenen, doch für mich war es eher ein ganz normaler Liebesroman – und ich denke, ich muss nicht betonen, dass mir das wesentlich besser gefallen hat und daher meine vorherigen Erwartungen in diesem Fall bereits übertroffen wurden.

Eine weitere Überraschung war für mich das Setting bzw. die Welt und der Hintergrund, warum Georgia und Alejandro sich kennenlernen. Ich bin ja überhaupt kein Pferdemensch. Nicht, dass ich sie nicht schön finde, ich kann nur einfach nicht die Faszination für diese Tiere und die Leidenschaft für den Reitsport verstehen – so konnte ich dann auch anfangs nicht wirklich etwas mit Polo anfangen, das eins der Hauptmotive und Hauptelemente in diesem Buch ist. Dazu muss ich sagen, dass es Nacho Figueras und Jessica Whitman spielend gelungen ist, mir diese Welt nahe zu bringen und mich sogar sehr wohl mit dem Reiterhof, dem Polospiel und den Pferden zu fühlen. An manchen Stellen fand ich die Sportart sogar mehr als faszinierend und bin auch den Spielbeschreibungen sehr gerne gefolgt. Die eigentliche Handlung – nämlich die Liebesgeschichte zwischen Georgia und Alejandro – fügt sich in diese Beschreibungen des Sports, der Tiere und der reichen, gehobeneren Welt mühelos ein. Genau wie Georgia hatte ich stellenweise meine Probleme, eben mit dieser Welt klar zu kommen, mit den Lügen, Intrigen, Habgier, Macht, der Sicht der reichen Menschen auf die armen, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Was ist eine Liebesgeschichte auch schon ohne Lügen, Streitereien und künstlich erzeugten Missverständnissen?

Auch die Charaktere haben mir zugesagt, obwohl ich mit einigen Schwierigkeiten hatte. Georgia hat mich aufgrund ihrer bodenständigen und schlichten Sicht auf die Dinge und ihrem symapthischen und tierlieben Auftreten sofort überzeugt. Sie ist eben nicht an Reichtum gewöhnt, kann sich nur schwer in ihrer neuen Welt zurechtfinden und tritt dabei sehr oft in das ein oder andere Fettnäpfchen, wobei ich durchgehend mit ihr mitgefühlt habe und verschiedene Reaktionen der Familie Del Campo wirklich überzogen fand. Alejandro wirkt dagegen anfangs sehr distanziert und so manche Handlungsweise, vor allem im Umgang mit seiner Tochter und mit Georgia, konnte ich lange nicht nachvollziehen. Er kämpft mit einem Schicksalsschlag, muss sich um die Familie und das Familienunternehmen kümmern und will niemanden enttäuschen, was mich letztlich doch dazu gebracht hat, ihn zu mögen. Schließlich ist er manchmal einfach überfordert, weiß viele Dinge einfach nicht besser und das Andenken an seinen Vater belastet ihn sehr. Es gibt auch andere Charaktere, die ordentlich Schwung in die Geschichte bringen. Ich denke da zum Beispiel an den Haupttierarzt der Familie Del Campo, der Georgia ihren neuen Job mehr als missgönnt und ihr Steine in den Weg legt; oder an die Freundin der Familie, die sich bei Georgia einschleimt, aber sie hinter ihrem Rücken durch Intrigen und Lügen unbeliebt macht und ein doppeltes Spiel spielt.

Einziges Manko an diesem Buch und leider auch verantwortlich für den Stern Abzug, ist das Ende des Romans, das leider mehr als unbefriedigend ist. Wie in vielen anderen Liebesgeschichten auch, gibt es gegen Ende nochmal richtig Drama, so dass einer der beiden Hauptprotagonisten den ersten Schritt machen und auf den anderen zugehen muss. Eben genau das passiert – nur leider viel zu plötzlich und zu abrupt mit einem Zeitsprung und eindeutig zu wenig Erklärungen. Viele neue Fragen werden aufgeworfen und letztlich wirkt es einfach nur so, als hätte man das Buch schnell zu Ende bringen müssen – eine ausführlichere Version hätte mir da um einiges besser gefallen. Im Hinblick auf den zweiten Teil, der nicht mehr Georgia und Alejandro als Liebespaar behandelt, war das eben leider mehr als enttäuschend und lässt den Leser mit der Hoffnung zurück, dass Fragen eben in jenem Band zwei geklärt werden, aber vermutlich eher nur am Rande. Ich denke, das hätte man für den Leser befriedigender und besser lösen müssen. Unter anderem auch für diejenigen, die die Reihe nicht weiter verfolgen werden, sich aber trotzdem einen schönen Abschluss gewünscht haben.

Gefallen hat mir jedoch der Schreibstil der beiden Autoren. Man merkt Nacho Figueras seine Leidenschaft für Pferde und den Sport Polo definitv an und oft schweift er gerade bei Beschreibungen dessen sehr aus, doch mir hat das doch gut gefallen. Ansonsten lässt sich das Buch leicht und flüssig lesen und bietet trotz leicht klischeebehafteter Charaktere ein Auf und Ab der Gefühle und eine tolle Liebesgeschichte.

Fazit
Im Großen und Ganzen hat mir "Versuchung" von Nacho Figueras und Jessica Whitman sehr gut gefallen und hat viele Motive zu Tage gefördert, von denen ich mir nicht hätte vorstellen können, dass sie mir gefallen. Überzeugend fand ich die Welt der Reichen und Schönen und der Kontrast, den Georgia dazu bildet. Für den nächsten Band würde ich mir jedoch ein schöneres Ende wünschen.

Veröffentlicht am 27.06.2017

Toller und empfehlenswerter Auftakt

Du gehörst mir ...
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"Du gehörst mir..." ist der erste Teil der Dilogie "Addicted to Sin" und ist mir das erste Mal durch die Optik und Haptik des Covers aufgefallen. Diese Nachahmung eines Sofas und der Klappentext versprechen ...

"Du gehörst mir..." ist der erste Teil der Dilogie "Addicted to Sin" und ist mir das erste Mal durch die Optik und Haptik des Covers aufgefallen. Diese Nachahmung eines Sofas und der Klappentext versprechen einen besonderen Erotikroman und tolle Sitzungen mit Psychiater Dixon, die man mit diesem Buch auch definitiv bekommt – sobald man es schafft, Moral, Gewissen und Verantwortungsbewusstsein außen vorzulassen.

Genau da lag auch anfangs mein Problem. Ein Psychiater, der sich sexuell auf seine Klientinnen einlässt? Das klang für mich zuerst irgendwie aufregend, aber auch definitiv falsch. Vor allem nach dem ersten Kapitel dachte ich nur: Ehm, okay? Nach und nach bekommt man aber einen Einblick in Dixons Welt, seine Gedanken und seine Gefühle und irgendwie gelang es mir doch ganz gut, sein fragwürdiges Verhalten zu akzeptieren und mich auf die Handlung einzulassen. Geholfen hat dabei definitiv, dass das Buch mehrheitlich aus seiner Sicht geschrieben ist und man so erfährt, dass sich auch das männliche Geschlecht manchmal so seine Gedanken macht, aber oft auch einfach nur triebgesteuert handelt. Ob mir das Dixon sympathischer gemacht hat, weiß ich nicht, aber es hat auf jeden Fall vieles erklärt und ihn öfter unschuldiger dastehen lassen, als ich es nach dem Lesen des Klappentextes gedacht hätte.

Dieses Psychiater-Motiv ist mir vollkommen neu (ich habe noch kein Buch in dieser Richtung gelesen, ihr etwa?) und deshalb war ich sehr gespannt, was ich mir darunter vorstellen soll – und welchen Charakter Dixon hat. Alles in allem ist er sicher jemand, den die Mehrheit mag. Er trifft aber manchmal zweifelhafte Entscheidungen, die für mich nicht immer Sinn ergeben. Zum einen, weil er sie oft aus pragmatischen Gründen trifft, an anderer Stelle aber sehr emotional; zum anderen tritt er als Held auf, der Madison beschützt und doch verhält er sich auch oft wie ein Idiot, insbesondere ihr gegenüber. Sein Charakter ist nicht ganz so leicht einzuordnen oder zu verstehen, vor allem, da er auch eine verletzliche Seite hat (von der ich gerne noch mehr lesen würde!). Doch trotzdem mochte ich ihn als Hauptprotagonisten sehr gerne. Dadurch, dass er ein Mann ist und vieles auch wie ein Mann begründet, konnte ich zwar nicht immer so mitfühlen, wie ich es mir gewünscht hätte, konnte aber seine Entscheidungen weitesgehend nachvollziehen – auch wenn ich sie als Frau wohl anders getroffen hätte.

Die beiden weiblichen Hauptprotagonisten könnten ebenfalls unterschiedlicher nicht sein, wie aus dem Klappentext schon hervorgeht. Madison fand ich als "Unschuld vom Lande" sehr gut getroffen, weswegen ich ihr auch gleich wesentlich mehr Sympathie entgegengebracht habe, als Juliet, die doch eher in die Klischee-Schublade fällt. Madison selbst wird im Laufe der Geschichte mehrfach interessant ausgearbeitet, mit ihrer Verganegnheit und ihrem Schicksal, mit dem sie sehr hadert und das sie auch erst sehr spät Dixon anvertraut. Auch sie hat ein paar eigene Kapitel bekommen, was ich toll fand, denn schließlich wollte ich unbedingt wissen, was in ihrem sensiblen Inneren vorgeht und wie sie mit ihren Gefühlen für Dixon umgeht. Mit Juliet konnte ich dagegen einfach überhaupt nichts anfangen. Sie ist teilweise so übertrieben und aufdringlich, dass ich mir sogar fast sicher bin, dass die Autorin das auch so gewollt hat. Sie ist eben das genaue Gegenteil der süßen, lieben Madison: angeblich sexsüchtig, allzeit bereit, nicht auf eine feste Beziehung aus und einfach irgendwie ... billig. Wie Dixon sich in die Lage gebracht hat, zwischen den beiden Frauen wählen zu wollen, war für mich da teilweise wirklich haarsträubend zu verfolgen.

Die Handlung an sich lässt ein wenig zu wünschen übrig, wie das in Erotikromanen oft der Fall ist und womit ich auch gerechnet habe (und jeder andere Leser rechnen sollte). Dixon quält sich sehr lange mit der Frage, für wen er sich entscheiden soll und wer ihn auf lange Sicht glücklicher machen wird. Er arbeitet hart, treibt sich viel mit seinen besten Freunden rum, bastelt ein wenig an seiner Zukunft, aber sonst hält er sich eigentlich nur mit den Gedanken an Juliet und an Madison auf. Das war für mich persönlich zwar keineswegs langweilig, und doch war ich sehr überrascht hat, als gegen Ende die Handlung an Fahrt aufnimmt und die Geschichte mit einem – sagen wir mal – seichtem Cliffhanger endet. Ich hatte zwar schon geahnt, dass da was übles nachkommt und die Entscheidung noch lange nicht getroffen ist, aber ich bin doch sehr gespannt auf die Fortsetzung, da der Schluss sehr schön und spannend geschrieben ist.

Monica James' Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und hat die Geschichte auch überzeugend in meinem Kopf entstehen lassen. Er ist auf jeden Fall dem erotischen Genre angemessen, auch wenn mir das persönlich manchmal ein bisschen zu viel/zu derb ist. Trotzdem kann man das Buch gut durchlesen, da die Sprache angenehm leicht und flüssig ist und der Lesefluss kaum unterbrochen wird.

Das Cover ist für mich persönlich ja ein besonderes Highlight. Wie im ersten Abschnitt schon erwähnt, ist es mir zu allererst wegen der Haptik aufgefallen. Diese Sofa-Veredelung ist super für dieses Genre. Man "spürt" das Ledersofa richtig und garantiert damit auf jeden Fall einen Blickfang und ein Alleinstellungsmerkmal.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Sehr spannendes Debüt

Glaube Liebe Tod (Ein Martin-Bauer-Krimi 1)
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Nachdem ich in letzter Zeit eher im Fantasy-/Jugendbuch-Genre hängen geblieben bin, wollte ich endlich mal wieder einen Krimi lesen, natürlich am besten einen richtig guten und spannenden. Da Krimis leider ...

Nachdem ich in letzter Zeit eher im Fantasy-/Jugendbuch-Genre hängen geblieben bin, wollte ich endlich mal wieder einen Krimi lesen, natürlich am besten einen richtig guten und spannenden. Da Krimis leider die Eigenschaft haben, sich sehr zu ähneln, wollte ich etwas sonderbares und einzigartiges und ich bin auf das Buch "Glaube Liebe Tod" gestoßen – das ein bisschen weggeht von den mürrischen, überarbeiteten, lasterfröhnenden Ermittlern und eher was neues erzählt. Was bietet sich da besser an als ein Seelsorger, ein Polizeipfarrer, der gerne ermittelt und scheinbar des öfteren über das Ziel hinausschießt?

Ich fand die Geschichte rund um Polizeiseelsorger Martin Bauer sehr interessant und faszinierend. Schon die ersten Seiten haben mich total mitgerissen und waren sehr rasant geschildert. Insgesamt ist die Handlung und der Fall sehr spannend erzählt. Der Fall wird immer wieder in verschiedene Richtungen gelenkt, aber die Lösung ist doch lange nicht wirklich greifbar. Die Erzählung aus Sicht eines Polizeipfarrers fand ich vor allem deswegen so gelungen, weil er das gleiche Bedürfnis hat, den Tod eines Kollegen aufzuklären und den Täter zu schnappen, aber weit mehr Möglichkeiten ausschöpfen kann als ein normaler Polizist oder Ermittler. Dadurch, dass er als Ermittler nie wirklich ernst genommen wird, aber die Fähigkeit besitzt, bei verschiedenen Gruppen (sei es die Familie des Toten, Polizisten, Zeugen …) durch ein einfaches, vertrauenswürdiges Gespräch Informationen zu bekommen, kommt er doch oft weiter und schneller voran, ohne den offiziellen Dienstweg gehen zu müssen. Der Nachteil an der Sache ist aber auch, dass er sich oft wie ein Polizist und Ermittler aufführt, in verschiedene gefährliche Situationen kommt, ohne entsprechende Rückendeckung zu haben. Dieser schmale Grad macht das Buch sehr interessant und zu etwas besonderem. Über den Fall an sich, welche Kreise er zieht, wer verdächtig ist und ob es sich nicht doch einfach um einen Suizid handelt, möchte ich eigentlich nichts sagen. Schließlich möchte ich euch den Hauptinhalt und die Spannung nicht vorwegnehmen. Zusätzlich möchte ich aber noch für all diejenigen, die skeptisch sind bei einem Pfarrer als Hauptprotagonisten, erwähnen: Die Bibelzitate und die christliche Denkensweise werden zwar aufgegriffen, halten sich aber in Grenzen, weswegen das Buch sicher auch von Personen gelesen werden kann, die keiner Religion angehören, mit den christlichen Werten nichts anfangen können oder schlichtweg einfach nicht gläubig sind.

Obwohl der Fall spannend und interessant aufbereitet ist, treten gerade gegen Ende leider ein paar Längen auf, die man hätte vermeiden können. Gerade in Krimis mag ich dieses aufgesetzte „Ist er jetzt der Mörder oder wohl vielleicht doch nicht?“ einfach nicht, nur um noch ein paar Seiten mehr rauszuholen. Vor allen Dingen dann nicht, wenn es bereits längst klar ist, wer es getan hat und aus welchem Grund. Ich hätte das Buch sicher auch gelesen, wenn es statt 416 nur 350 Seiten gehabt hätte. Das Ende des Falls und der Schluss des Buches haben mich dafür aber entschädigt, denn den fand ich sehr gut umgesetzt – vielleicht ein bisschen zu abgedreht, aber wer das besondere Etwas mag und nichts gegen das Übertriebene hat, dem wird es genauso gut gefallen, wie mir.

Martin Bauer ist ein interessanter Charakter, der für mich auch im Buch durchweg gleich interessant und überzeugend bleibt. Ich hatte zwar die Befürchtung, dass sich sein Charakter, nach den ersten paar sehr spannenden und actionreichen Seiten, legt und er sehr langweilig wird, aber mir hat er in seinem Auftreten und in seinem Denken weiterhin gut gefallen. Vor allem, wie er die Dinge sieht, wie er richtig und falsch einschätzt, dass er seine Grenzen zwar kennt, aber gerne auch bereit ist, für das Wohl anderer darüber hinauszuwachsen. Sein gutes Auge, seine Menschenkenntnis und seine Empathie machen ihn zu einem sehr guten Pfarrer und zu einem noch besseren Seelsorger.

Was mich allerdings an Martin Bauer gestört hat und was ich auch als Charakterschwäche empfinde, war sein Verhalten gegenüber seiner Tochter. Ganz im Ernst? Wenn meine minderjährige Tochter, ohne mein Wissen ins Nachbarland reist um dort an einer Demonstration teilzunehmen, in einer Nacht und Nebelaktion verschwindet, obwohl es vorher ganz klar verboten war, dann wäre ich nicht so cool und locker drauf und würde mir denken „Ach lass sie nur“. Ich würde spätestens zehn Minuten später im Auto sitzen und sie abholen. Faszinierend dabei war, dass Bauer ja selbst dauernd seine Gedanken darauf lenkt und sich fragt, wieso ihm seine Tochter nicht so wichtig ist wie der aktuelle Fall und warum er nicht einfach losfährt um sie zu holen. Das alles fand ich wirklich sehr seltsam und kurios und hat zwischenzeitlich auch genervt. Stellenweise habe ich mir gewünscht, er möge sich bitte endlich ins Auto setzen, seine Tochter abholen und sie nach Hause bringen, damit er sich dann in Ruhe auf den Fall konzentrieren kann.

Ich habe mich natürlich im Vorfeld über die beiden Autoren informiert – schließlich hat mich interessiert, warum zwei Autoren sich zusammengeschlossen haben, um ein Buch zu schreiben. Ich weiß, dass das öfter vorkommt, aber aus irgendeinem Grund hat mich meine Neugier gepackt und ich habe mir die Autorenseiten genauer angesehen. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass beide Autoren, Jörg Reiter und Peter Gallert, Drehbuchautoren sind, was man meiner Meinung nach auch auf jeden Fall im Buch wahrnimmt. Es gibt mehrere spektakuläre Szenen, die Geschichte ist actionreich und lebt von den eindeutigen Bildern, die im Kopf des Lesers erzeugt werden. Das deutet natürlich auf seinen sehr guten Schreibstil hin, der nicht nur spannend erzählt, sondern auch mühelos den Leser in seinen Bann schlägt.

Fazit
Mir hat der Fall in "Glaube Liebe Tod" und die besondere Komponente des Polizeiseelsorgers sehr gut gefallen. Einige kleinere Schwächen, wie der nervige Nebenplot seiner Tochter und die Längen gegen Ende hätten man sicher vermeiden oder besser machen können, lassen den Krimi aber trotzdem als sehr solides, spannendes und solides Debüt-Buch erscheinen.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Überzeugende Einstimmung auf die Hauptreihe

Der Anfang
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Die „Time School“-Reihe steht schon seit Bekanntgabe auf meiner Wunschliste, da mich der Klappentext des ersten Buches „Auf ewig dein“ sofort begeistern konnte und eine schöne und spannende Geschichte ...

Die „Time School“-Reihe steht schon seit Bekanntgabe auf meiner Wunschliste, da mich der Klappentext des ersten Buches „Auf ewig dein“ sofort begeistern konnte und eine schöne und spannende Geschichte verspricht. Desto mehr habe ich mich natürlich gefreut, „Der Anfang“, die Kurz-Vorgeschichte der „Time School“-Reihe, vorabzulesen und mir somit einen Eindruck des Plots zu machen.

Vor allem, weil ich die „Zeitenzauber“-Reihe von Eva Völler nicht gelesen habe, habe ich mich sehr gefreut, die beiden Hauptprotagonisten Anna und Sebastiano in dieser Kurzgeschichte schon vorab kennenzulernen – bevor ich mich an die Hauptgeschichte wage. Es ist ihnen auch spielend leicht gefallen, mich zu überzeugen. Einzeln, aber auch zusammen, sind sie gut, in dem was sie tun, wirken sympathisch, aber vor allem voller Leidenschaft für die Zeitreise und ihre eigentliche Aufgabe. Ich mochte beide sehr gerne, ich mochte es, wie sie als Team agieren und wie sie sich kompromisslos aufeinander verlassen können. Ich hoffe, davon in der „Time School“-Reihe noch mehr zu lesen.

Obwohl ich Wikinger-Geschichten an sich eher weniger mag, war ich doch sofort gefesselt von den Ereignissen rund um Ole, der die beiden Hauptprotagonisten auf ihrer Zeitreise begleiten soll. Diese kleine Geschichte über den starrsinnigen Wikinger hat mir trotzdem sehr gut gefallen und meiner Meinung nach sehr gut auf „Auf ewig dein“ vorbereitet. Die Kurzgeschichte gibt einen Überblick darüber, worum es in der eigentlichen Geschichte geht, wer als Protagonist wohl eine Rolle spielen wird und vor allem legt sie schon einige Regeln bei der Rekrutierung von Zeitreisenden und der Zeitreise selbst fest. Die Kurzgeschichte ist also ein gutes Fundament für den ersten Teil der neuen Reihe.

„Der Anfang“ ist mein erstes Buch von Eva Völler (auch wenn ihre „Zeugenkussprogramm“-Reihe noch auf meinem SuB liegt) und daher war ich auch sehr gespannt darauf, ihren Schreibstil zu bewerten. Schließlich sollte dieser überzeugend sein, wenn man mit dem Lesen einer neuen Reihe beginnen will. Und mich hat er auch überzeugt. Denn sie hat mir nicht nur in weniger als 70 Seiten die Charaktere nahe gebracht und eine Geschichte geschrieben, deren Inhalt normalerweise eher uninteressant für mich wäre (Wikinger), sondern ich mochte auch ihre Beschreibungen der Situationen und der Umgebung. Ich konnte mir alles bildlich vorstellen und in meinem Kopf einen Film ablaufen lassen, was für mich immer am wichtigsten ist. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass die „Time School“-Reihe als Jugendbuch kategorisiert wird und daher eher einen leichten, flüssigen Schreibstil aufweist.

Fazit
Mir hat „Der Anfang“ als Kurzgeschichte sehr gut gefallen und ist eine gute Einstimmung für den ersten Band „Auf ewig dein“. Überzeugend fand ich auch die Leseprobe, die in dem eBook enthalten ist und die mir auch deutlich gemacht hat, dass die Vorgeschichte den Einstieg in die Reihe um einiges vereinfacht. Ich kann die kurze, digitale Vorgeschichte also auf jeden Fall empfehlen.