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Veröffentlicht am 17.11.2022

Ein wahrhaftiges Märchen, gemacht, um unserer Zeit für eine Weile zu entfliehen

Sternwanderer
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In „Sternwanderer“ ist es eine Mauer, die die „normale“ Welt von der Welt der Feen trennt. Eine Mauer ist in Märchen und Fantasyromanen nicht ungewöhnlich, um zwei Welten voneinander zu trennen und auch ...

In „Sternwanderer“ ist es eine Mauer, die die „normale“ Welt von der Welt der Feen trennt. Eine Mauer ist in Märchen und Fantasyromanen nicht ungewöhnlich, um zwei Welten voneinander zu trennen und auch in der realen Welt werden Mauern gern genutzt, um Völker voneinander zu trennen.

Neil Gaiman lässt seine Geschichte ganz langsam beginnen und erzählt etwas über das Dorf und was so auf dem alle neun Jahre stattfindenden Jahrmarkt passieren kann. Auch das Abenteuer Tristans beginnt ruhig und beschaulich, nimmt aber dann doch recht schnell an Fahrt auf. Plötzlich erkennt man als Leser*in die fein gesponnenen Handlungssträngen und wie sie sich miteinander verweben, sich teilen und wieder zueinander finden.

Schrulligen und merkwürdigen Wesen begegnet Tristan auf seinem Weg, nicht alle sind ihm wohlgesonnen und nicht alle sind, was sie auf den ersten Blick zu sein scheinen. Und wie es in Märchen so üblich ist, lässt auch Neil Gaiman seine Figuren in „Sternwanderer“ auch manchmal in Rätseln sprechen.

Die Sprache ist sowieso so ein Ding in diesem Buch, wie auch in anderen Büchern Gaimans. Irgendwie vergisst man beim Lesen, dass das Buch nicht in einer längst vergangenen Zeit spielt. Es kommt einem nur so vor. Aber auch das gehört zu dem Besonderen dieser Geschichte oder besser dieses Märchens. Und ob Tristan Victoria den Stern schenken kann und alle friedlich und zufrieden miteinander zusammenleben, verrate ich euch jetzt nicht. Lest einfach diese wunderschöne Geschichte, die Neil Gaiman mit „Sternwanderer“ geschrieben hat.

Verfilmt wurde das Buch auch, falls ihr nach dem Lesen noch den Film sehen möchtet und einfach nicht genug davon bekommt.

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Veröffentlicht am 03.11.2022

Bodenständige Veggie-Asia-Küche mit Überraschungen

From Asia with Love
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Vegetarische Asien-Rezepte für jeden Tag ist der Untertitel dieses Kochbuchs und genau so etwas hatte ich gesucht. Hetty McKinnon hat mit „From Asia with Love“ eine schöne Version von East meets West erstellt. ...

Vegetarische Asien-Rezepte für jeden Tag ist der Untertitel dieses Kochbuchs und genau so etwas hatte ich gesucht. Hetty McKinnon hat mit „From Asia with Love“ eine schöne Version von East meets West erstellt. Man merkt, dass sie ihr chinesisches Kocherbe mit dem, was es in Australien noch an Einflüssen gibt, kombiniert, vermischt und mit viel Liebe zu etwas Neuem zaubert.

Es sind einfach zu kochende Gerichte und man kann zum Beispiel die Dumplings einfrieren und kann an hektischen Tagen darauf zurückgreifen. Die Kulturen treffen sich bei French Toast mit Dosenmilch oder bei Rührei-Sandwich und schwarzem Tee mit Kondensmilch. Sie liebt Maggi und nutzt es gerne statt Sojasauce oder das australische Vegemite. Hier ziehe ich Sojasauce vor, aber jeder das ihre, oder?

Toll sind die Angaben von Ersatzprodukten und auch die Rezepte für die schon genannte vegane Fischsauce, um einfach etwas Gutes zum Würzen im Haus zu haben. Crossover gibt es immer wieder, wie mit dem Ricotta der verwandt wird.

Ihre Rezepte sind leicht verständlich und es gibt immer eine kleine persönliche Einleitung zu jedem ihrer Rezepte. So hat man als Leserin das Gefühl quasi in der Küche der Autorin zu sitzen und ihr zu zuschauen beim Zubereiten der Speisen.

„From Asia with Love“ zeigt eine bodenständige Küche, also genau das, was ich gesucht habe. Auch ist es sehr nahbar und sehr persönlich geschrieben, so dass man sich auf die kleinen Geschichten, die nebenbei erzählt werden, freut. Und besonders wichtig: die meisten Gerichte können auch nach einem normalen Arbeitstag noch gut zubereitet werden. Also, wer asiatische Küche für zuhause mag, ist mit „From Asia with Love“ gut bedient.

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Veröffentlicht am 15.08.2022

Ein Augenöffner für den Umgang mit Introvertierten

So schön still
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Kurz zusammengefasst: Ich würde dieses Buch gerne allen in die Hand drücken, die sich nicht vorstellen können, wie es ist, als introvertiertes Kind in einer extrovertierten Welt aufzuwachsen. Wie sehr ...

Kurz zusammengefasst: Ich würde dieses Buch gerne allen in die Hand drücken, die sich nicht vorstellen können, wie es ist, als introvertiertes Kind in einer extrovertierten Welt aufzuwachsen. Wie sehr es einen belasten kann, diese Killersätze zu hören, dass man sich „nur“ mehr melden muss, um als guter Schülerin zu gelten statt gesagt zu bekommen, dass man so, wie man ist, schon gut ist, dass nur das Schul- und Benotungssystem nicht darauf ausgelegt ist, die Leistung leiser Menschen zu bewerten.

Eva Lohmann schildert ganz viele Erfahrungen, die vermutlich jede
r Introvertierte in ähnlicher Form gemacht hat.

Introvertierte Kinder sind genauso „normal“ wie die lauten Kinder, wir haben nur gerade das Laute als Gesellschaftsideal auserkoren. Ein Gleichgewicht zwischen beiden wäre gut, denn es gibt nicht mehr laute als leise Menschen, wir geben den leisen nur gerade zu wenig Raum.

Das Buch „So schön still“ von Eva Lohmann ist ein Plädoyer dafür, auch den Leisen mehr Raum zu geben und es ist in meinen Augen eine große Hilfe, um die leisen Kinder besser zu verstehen. Es erklärt extrovertierten Eltern und Lehrerinnen, Übungsleiterinnen beim Sport und ähnlichen Freizeitaktivitäten wie wir Intros ticken, worauf man achten sollte. Die Tipps für die Schule für Introvertierte sind auch gut und helfen hoffentlich so einigen, sich leichter zu tun, mit unserem Schulsystem klar zu kommen.

Vieles aus dem Buch hätte ich als Kind schon gerne gewusst, dann wäre vermutlich einiges leichter gewesen. Darum hoffe ich, dass wir es als Gesellschaft den Intros nach dem Lesen dieses Buches jetzt leichter machen können, einfach, weil wir ein bisschen besser verstehen, wie sie ticken. Mich hat es daran erinnert, wie wichtig für mich diese Zeit mit mir ist und dass ich mir häufiger Zeit zum Aufladen meiner Batterien nehmen sollte, um mich dann wieder ins Menschengetümmel zu stürzen, was ich trotz Introvertiertheit sehr schätze.

Das Buch hat mir so gut gefallen, dass ich es mir, während ich das Rezensionsexemplar auf dem eBook-Reader gelesen habe, als „richtiges“ Buch gekauft habe. „So schön still“ ist also eine 5-Sterne-Leseempfehlung von mir für alle, die sich mit diesem Thema beschäftigen.

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Veröffentlicht am 27.07.2022

Eine poetische Reise durch die Geschichte

Papyrus
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Es beginnt wie eine Abenteuergeschichte. Berittene Männer, die die Straßen Griechenlands durchstreifen, um ihre Beute aufzuspüren. Bücher, das ist, was sie suchen. Im Auftrag des Königs von Ägypten sollen ...

Es beginnt wie eine Abenteuergeschichte. Berittene Männer, die die Straßen Griechenlands durchstreifen, um ihre Beute aufzuspüren. Bücher, das ist, was sie suchen. Im Auftrag des Königs von Ägypten sollen sie alle Bücher der Welt in Alexandria zusammentragen. Was für eine Aufgabe! Eine Aufgabe, die heute so gar nicht mehr möglich wäre, trotz all der Technik, die uns zur Verfügung steht.

Irene Vallejo erzählt nicht nur von der Bibliothek von Alexandria, sondern auch davon, wie sich die Schrift, die schriftliche Erzählung und schließlich das Lesen von mehr als Auflistungen von Handelswaren zur Literatur entwickelt haben. Von der mündlichen Erzählung zu unseren heutigen Büchern war es ein weiter und aufregender Weg.

Es ist ein kluges Buch. Es ist eine nicht versiegende Quelle an Wissen und an dem, was man wohl als fundierte Allgemeinbildung bezeichnen kann. So viele Dinge hat Irene Vallejo zusammengetragen, die ich bislang nur ansatzweise wusste. Warum reden wir im Geschichtsunterricht nur über die Kriege und die Aufteilung von Land und nicht über diesen Teil unserer Kulturgeschichte?

So nimmt sie uns mit zu den griechischen Philosophen, ins mittelalterliche Kloster, wir treffen Kleopatra und erfahren, wie es römischen Kindern in der Schule ging und welche Rolle die Frau im Laufe der Geschichte spielte (Spoiler: überraschenderweise wurde sie im Hintergrund gehalten) und so vieles mehr. Man lernt im Vorbeigehen, so nebenbei, en passant.

Und sie hat es nicht einfach ganz sachlich zusammengefasst, sondern auf eine geradezu poetische Art. Eine Sprache, die mich gar nicht hat aufhören lassen zu lesen und manche Sätze immer wieder hat lesen lassen. Ihre Begeisterung an Büchern, am Lesen, an Sprache überträgt sich auf die Lesende. Ich habe selten ein Sachbuch gelesen, das mich so berührt hat.

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Veröffentlicht am 07.07.2022

Nach 30 Jahre noch frisch verliebt

Gebrauchsanweisung für die Niederlande
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Seit über 30 Jahren lebt Kerstin Schweighöfer in den Niederlanden und vermittelt in ihrer Gebrauchsanweisung für die Niederlande ganz viel Wissen mit kleinen Stadt- und Landschaftsbeschreibungen und erzählt ...

Seit über 30 Jahren lebt Kerstin Schweighöfer in den Niederlanden und vermittelt in ihrer Gebrauchsanweisung für die Niederlande ganz viel Wissen mit kleinen Stadt- und Landschaftsbeschreibungen und erzählt gleichzeitig von ihren persönlichen Erfahrungen, ohne dass es wie eine sachliche Gebrauchsanweisung wirkt. Während ich das Buch gelesen habe und jetzt, während ich diese Rezension geschrieben habe, sitze ich in der Ferienwohnung in Castricum, trinke ein Amstel und muss an verschiedenen Stellen, die ich mir markiert habe im Buch, lächeln. Denn es ist genau so, wie es dort steht.

Es ist ein Buch, das einen liebevollen Blick auf die Niederländer*innen und ihr Land wirft, kleine Details erklärt (wie zum Beispiel die Spuren des Niederländischen in der Welt) und einen guten Überblick liefert. Auch schwerere Themen wie die Zeit des Sklavenhandels, der Kolonialzeit und ihrer Folgen und der Umgang damit und die Zeit des zweiten Weltkriegs werden angesprochen. Es geht ums Ganze, nicht nur um die Sahnehaube.

So macht es das Buch für mich zum einen zu einer Gebrauchsanweisung für die Niederlande, aber gleichzeitig auch zu einer Liebeserklärung an ein Land, in dem ich bei jedem Besuche etwas Neues entdecke und jedes Mal einen weiteren Ort finde, zu dem ich reisen möchte. Wer also tiefer in die Materie einsteigen möchte, wird hier gut bedient und hat Lust, mehr von Land und Leuten kennenzulernen.

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