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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.09.2017

Ein eher unglaubwürdiger Thriller, der nur langsam Fahrt aufnimmt

Spectrum
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Was verbindet ein Massaker in einem südafrikanischen Slum mit einer Geiselnahme in einer US-amerikanischen Tresorbank? Mit dieser Frage wird der Leser gleich zu Beginn des Romans konfrontiert. Unterstützende ...

Was verbindet ein Massaker in einem südafrikanischen Slum mit einer Geiselnahme in einer US-amerikanischen Tresorbank? Mit dieser Frage wird der Leser gleich zu Beginn des Romans konfrontiert. Unterstützende Hilfe im Fall der Geiselnahme in einer "GoBox"-Filiale erhofft sich Agent Carter, stellvertretender Leiter des FBI Las Vegas, durch August Burke, den Sohn eines Freundes. Burke ist jung, analytisch, hochintelligent - und anders.
Ohne allzuviel zu verraten kann ich hier sagen, dass es das Asperger Syndrom ist, welches Burke zu einem ungewohnten Menschen macht. Seine Scheu vor anderen Menschen, kombiniert mit seiner aussergewöhnlichen Intelligenz, verleihen dem Charakter ein hohes Potential, welches der Autor gewinnbringend in seinen Roman einbringen könnte. Die Aspekte des Asperger Syndroms, um Burkes Handeln nachvollziehen zu können, sind für meinen Geschmack ausreichend und gut verständlich im Roman eingebaut. Leider erlag der Autor der Versuchung, Burke immer mehr zu einem Superhelden mutieren zu lassen, der selbst aus kleinsten Spuren eindeutige Wege aufzeigen konnte. Neben Burke fallen zudem auch einige weitere Charaktere und Momente zu superlativ aus, was dem Roman die Glaubwürdigkeit nimmt. Besonders das Ende, welches letztlich den Titel des Romans begründet, fällt mir schon zu gewollt fantastisch aus und macht die Glaubwürdigkeit des Romans vollends zunichte. Weitere Kritikpunkte wären eine störende Unübersichtlichkeit zu Beginn des Romans, da einfach zuviele Personen auftauchen, ohne dass ersichtlich ist, wer davon später wichtig sein könnte. Viele Personen im Buch bleiben zweidimensional, oberflächlich und dadurch langweilig. Positiv kann ich hingegen auf jeden Fall werten, dass die angenehm kurzen Kapitel wechselnd aus der Sicht unterschiedlicher Personen geschildert sind und dadurch zu einer angenehmen Abwechslung führen.

"Das Geheimnis ist, den Feind zu verwirren" (Zitat S. 392)

Im Gegensatz zum Bösewicht im Roman verwirrt Ethan Cross leider vielmehr den Leser mit zu vielen flachen Charakteren, einem immer wieder fast in Vergessenheit geratenden Handlungsstrang um Polizistin Isabel Price und einen inoffiziellen FBI-Berater, der in einem Superhelden-Graphic Novel besser aufgehoben gewesen wäre. Mir war das alles zu superlativ und unrealistisch, insbesondere das Ende.

Veröffentlicht am 14.08.2017

Evolution trifft auf Revolution

Und Marx stand still in Darwins Garten
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Was wäre, wenn sich der berühmte Naturforscher Charles Darwin sowie Karl Marx, seines Zeichens Revolutionär, zu ihrer Zeit begegnet wären? Zwei große Köpfe, welche nicht weit voneinander entfernt im London ...

Was wäre, wenn sich der berühmte Naturforscher Charles Darwin sowie Karl Marx, seines Zeichens Revolutionär, zu ihrer Zeit begegnet wären? Zwei große Köpfe, welche nicht weit voneinander entfernt im London des Jahres 1881 wohnten. Welche, jeweils auf ihre Art, großen Einfluss auf die damalige Gesellschaft hatten. Was wäre geschehen, hätten die beiden sich zu einem Gespräch zusammengefunden? Autorin Ilona Jerger ging diesem Gedankenspiel nach...
Charles Darwin und Karl Marx waren Charaktere, wie sie unterschiedlicher kaum sein konnten. Und ebendiese beiden Männer lässt die Autorin in ihrem Roman fiktiv bei einem Dinner aufeinander treffen. Beide bereits im fortgeschrittenen Alter und nicht mehr bester Gesundheit, sind sie jedoch in der Lage, einen leidenschaftlichen Disput über Gott und die Welt zu führen, dem es sich zu folgen lohnt.
Dem Buch ist eine ausführliche Recherche der Autorin um die beiden Protagonisten anzumerken. Der Roman kommt sprachlich in einem einwandfreien Stil daher. Leider ist alles stellenweise inhaltlich sehr in die Länge gezogen und schwerpunktmäßig zugunsten Darwin ausgelegt. Auch wenn versucht wurde, die beiden Persönlichkeiten auf ihre alten Tage hinreichend authentisch zu präsentieren, wurde für meinen Geschmack das Potential, Geschichte und Fiktion spannend miteinander zu verweben, nicht ausgereizt. Dies nimmt dem Roman ein wenig den Unterhaltungswert und lässt die notwendige emotionale Tiefe vermissen.
Der Sprecher des Hörbuchs, Peter Kaempfe, macht seinen Job gut und hat versucht, dem Roman ein wenig mehr Tiefgang zu verleihen, als dies im Roman selbst der Fall ist.

Veröffentlicht am 09.07.2017

Fantasyhorror mit einigen Längen

Maleficus
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Wien 1365 A.D.: Nach dem brutalen Überfall auf Elyssas Familie ist diese mit dem Dominikaner Stephanus auf der Suche nach dem Verantwortlichen dieses Verbrechens. Nachdem sich ihnen der einzige Überlebende ...

Wien 1365 A.D.: Nach dem brutalen Überfall auf Elyssas Familie ist diese mit dem Dominikaner Stephanus auf der Suche nach dem Verantwortlichen dieses Verbrechens. Nachdem sich ihnen der einzige Überlebende eines tödlichen Angriffs auf den Nachbarort anschließt beobachten die drei zu ihrem Schrecken, wie sich die Toten aus ihren Gräbern erheben, gierig nach dem Blut der Menschen, angeführt von einem Strigoi, einem unsterblichen Vampir. Mutig nehmen die drei den Kampf gegen die Untoten auf - doch da wird Elyssa selbst von einer Kreatur der Finsternis gebissen und verwandelt sich in eine Unsterbliche. Der Kampf gegen die erstarkende Bestie im eigenen Körper bestimmt fortan ihr Handeln...
Bereits das Cover verdeutlicht, dass es in diesem Roman um eine Kämpferin vor der Kulisse Wiens geht. So ist Elyssa auch keine typische junge Frau ihrer Epoche, sondern war bereits als Kind rebellisch und brachte sich über die Jahre heimlich den Umgang mit dem Schwert bei. Beeindruckt hat mich das Bestreben der Autorin, die vorkommenden Wesen der Nacht so nah wie möglich alten Legenden entsprechen zu lassen. Zudem besitzt Melanie Vogltanz die Gabe, sich sehr poetisch ausdrücken zu können. In Passagen, in denen Gefühle und Stimmungen transportiert werden, ist dies sehr von Vorteil. Doch kann ein Zuviel an Poetik auch zum Nachteil geraten: Grad, wenn die Handlung spannend wird, sorgte ein zuviel der Poetik leider dafür, die Spannung unnötig in die Länge zu ziehen, was den Spannungsbogen arg strapazierte und die Handlung bisweilen ausbremste. Zudem fielen mir einige Dialoge etwas zu lang aus, was der Spannung ebenfalls Steine in den Weg legte.
Die Protagonistin wirkte auf mich leider stellenweise sehr unreif und jähzornig und wurde wie eine kleine Superwoman dargestellt, was mir immer wieder mal den Lesespaß raubte. Jedoch ist zum Ende des Romans hin erkennbar, wie sie an den Geschehnissen gewachsen und reifer geworden ist. Sehr gelungen war der mysteriöse Touch des Geistlichen sowie der Twist zum Ende des Romans mitsamt Cliffhanger, welcher neugierig auf den Folgeroman macht. Ein unheimlicher Fantasyhorror mit einigen Längen, welche jedoch zum Ende hin wieder die Kurve kriegt.

Veröffentlicht am 17.06.2017

Gute Idee, nicht komplex genug umgesetzt

Der Brief
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Maries beste Freundin aus Schulzeiten schreibt ihr nach rund 15 Jahren einen Brief. Stutzig macht die Journalistin, dass sowohl ihre Adresse auf dem Umschlag falsch ist (Paris statt Hamburg), als auch ...

Maries beste Freundin aus Schulzeiten schreibt ihr nach rund 15 Jahren einen Brief. Stutzig macht die Journalistin, dass sowohl ihre Adresse auf dem Umschlag falsch ist (Paris statt Hamburg), als auch eine falsche Absenderadresse angegeben ist. Doch vielmehr hat es noch der Inhalt des Briefes in sich: stimmen die Erinnerungen an frühere Zeiten noch mit der Wahrheit überein, werden Maries Leben sowie das ihrer Freundin Christine in dem Brief völlig falsch dargestellt. Wer ist dieser Victor, mit dem die Hamburgerin angeblich glücklich in Paris zusammenlebt? Und hat Christine wirklich noch ein zweites Kind bekommen? Marie glaubt erst an einen schlechten Scherz, doch als Christine plötzlich einen Brief von einer Marie aus Paris erhält, fasst Marie den Entschluss, in Paris der Sache auf den Grund zu gehen...

"Die Realität ist eine Frage der Wahrnehmung, nicht der Wahrheit." (Zitat S. 51)

Mit "Der Brief", einem Verwirrspiel der Realitäten, legt Autorin Carolin Hagebölling ihren Debütroman vor. Das schön gestaltete Cover passt sehr gut zum Roman und lässt eine spannende Geschichte erhoffen. So machten die mysteriösen Briefe und Fotos mich auch recht schnell neugierig, was es wohl damit auf sich haben könnte. Leider wurde diese wunderbare Idee für meinen Geschmack nicht komplex genug umgesetzt, vermisste ich einen gewissen Tiefgang sowohl in der Handlung als auch bei den Charakteren: so blieben vor allem die Personen neben Marie zumeist recht blass und dimensionslos. Zudem fiel mir negativ auf, wie sich Marie manchmal schlicht unlogisch verhielt. War das Erzähltempo im ersten Abschnitt noch angenehm, raste der Roman ab dem zweiten Abschnitt in Paris leider nur so durch die Handlungen, wodurch das Buch zu oberflächlich, vieles auf der Strecke blieb. Zum Ende des Romans hatte mir eine gute Erklärung des Verwirrspiels erhofft, welche ich durch das offene Ende leider nicht erhielt. Positiv ist auf jeden Fall der Schreibstil der Autorin, welcher sich recht gut lesen lässt.
Meine Erwartungen hat der Roman leider nicht so recht erfüllt, daher vergebe ich wohlverdiente drei von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 24.05.2017

Idee mit Potential, welches leider nicht ausgereizt wurde

Trümmerwelten
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Die Trümmerwelten - Inseln, welche verstreut im Wolkenmeer liegen, dereinst vereint zu einer großen Insel. In dieser Welt leben der junge Geheimnisträger Charlie sowie die "Erledigerin" Noemi, nicht ahnend, ...

Die Trümmerwelten - Inseln, welche verstreut im Wolkenmeer liegen, dereinst vereint zu einer großen Insel. In dieser Welt leben der junge Geheimnisträger Charlie sowie die "Erledigerin" Noemi, nicht ahnend, dass die Suche nach der geheimnisvollen Alice Sparrow sie bald zusammenführen wird...
Die Trümmerwelten sind eine außergewöhnliche Inselwelt, da sie inmitten der Wolken liegen, erreichbar über Schiffe, welche durch das Wolkenmeer gleiten. Zudem gibt es Geheimnisträger, welche magische Macht daraus beziehen, dass sie Geheimnisse suchen und für sich behalten. Einer Legende nach gibt es zudem eine Insel der Weisen, Anker genannt, von vielen gesucht, doch von niemandem gefunden. Nach dieser Insel suchen Noemi und Charlie in diesem ersten Band der Trümmerwelten.
Geschrieben ist der Roman abwechelnd aus der Sicht von Noemi und Charlie, zwei äußerst gegensätzlichen Charakteren. Dies gibt der Geschichte eine gelungene Abwechslung auf die Sicht der Dinge. Leider lässt der Roman eine gewisse Tiefe und Komplexität deutlich vermissen, welche einen Roman zu einer gelungenen Geschichte abrundet und zum Weiterlesen animiert. So sind die Protagonisten relativ zweidimensional gestaltet, weitere Akteure verbleiben unter "ferner liefen". Dies ist äußerst schade, eine sehr gute Idee wurde somit nicht vollständig ausgereizt. Dennoch hat die Idee Potential, welches hoffentlich im zweiten Band besser umgesetzt wird.