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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2017

Willkommen in der optimalen Zukunft!

Die Optimierer
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"Herzlich Willkommen in der Bundesrepublik Europa! Bei uns werden Sicherheit und Wohlstand groß geschrieben! Unser System funktioniert nach dem Prinzip der Wohlfühlökonomie, wonach für jeden Bürger der ...

"Herzlich Willkommen in der Bundesrepublik Europa! Bei uns werden Sicherheit und Wohlstand groß geschrieben! Unser System funktioniert nach dem Prinzip der Wohlfühlökonomie, wonach für jeden Bürger der für ihn perfekte Platz in der Gesellschaft ausfindig gemacht wird. Sie wissen nicht, welcher Job für Sie der richtige wäre? Kein Problem, einer unserer Mitarbeiter der Agentur für Lebensberatung wird Ihnen kostenlos und absolut verbindlich den für Sie optimalen Platz in der Arbeitswelt zuweisen. Jeder an seinem Platz!"

In nicht allzu ferner Zukunft: Dank Überwachungscameras, Datenbrillen sowie -Linsen wird das Verhalten sämtlicher Bürger aufgezeichnet, deren Konsum- und Sozialverhalten analysiert. Ziel ist es, den Bürger mit entsprechenden Sozialpunkten zu belohnen sowie ihm einen bestmöglichen Platz in der Gesellschaft zuzuordnen. Samson Freitag ist einer dieser Lebensberater im Staatsdienst, welcher sich voll und ganz dem System verschrieben hat mit dem Ziel, mittels wohlverdienten Sozialpunkten möglichst weit aufzusteigen. Gegner des Systems sind ihm ein Dorn im Auge. Als ihm jedoch eine falsch gegebene Lebensberatung unterstellt wird, gerät Samson ziemlich schnell in eine soziale Abwärtsspirale, welche sich kaum mehr aufhalten lässt. Und nun sieht er sich erstmals mit den negativen Seiten seines gelobten Systems konfrontiert.

Im Stile dystopischer SF-Romane wie "Schöne neue Welt" wird auch hier eine Zukunft beschrieben, in der die Technisierung und der Drang zu Optimierung und Bequemlichkeit bedrohliche Ausmaße angenommen haben. Wirken die fortschrittlichen Zukunftstechnologien auf den ersten Blick noch lebensbereichernd, machen sie den Menschen als Nutzer in Wirklichkeit immer mehr zum Sklaven der Technik - selbst das Bedienen eines Fahrstuhls wird ohne Anwendung neuester technischer Spielereien unmöglich, diese einem regelrecht aufgezwungen. Und auch die Datenaufzeichnung sowie das Bewerten jedes einzelnen Bürgers - natürlich jederzeit für jeden abrufbar - bringt nicht nur Vorteile mit sich. Und die Künstlichen Intelligenzen.... aber stop, hier möchte ich jetzt nicht weiter vorgreifen!
Ein erschreckend realistischer, sehr unterhaltsamer Zukunftsroman, welcher die möglichen technischen Entwicklungen raffiniert ausreizt und eine doch gar nicht mal so unwahrscheinliche Zukunft durchspielt. Meine Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 23.10.2017

Poetische Suche nach dem Freund und sich selbst

Arthurs Entführung
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Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen Entführers ...

Frisch aus dem Studium ins Leben entlassen, staunen die vier Freunde Eric, Falk, Jannifer und Lance nicht schlecht, als sie statt ihres Freundes Arthur lediglich einen Brief seines vermeintlichen Entführers vorfinden mit der Aufgabe, ihren Freund zu suchen. Vorgegeben sind vier grobe Richtungen der Suche sowie eine große Menge finanzieller Mittel. Das Einschalten der Polizei bekäme dem verschwundenen Freund natürlich gesundheitlich nicht gut. Und so schwärmen die Freunde aus in unterschiedliche Himmelsrichtungen, ohne ein genaues Ziel vor Augen zu haben...
Dies ist der Beginn der teils poetisch, teils surreal angehauchten Suche nach Arthur, dem fünften Freund der Runde. Getrennt bereisen die Fechtkünstler dabei Länder wie Norwegen, Spanien, Deutschland und die USA, begegnen mysteriösen Menschen, Fabelwesen und einer sprechenden Echse, wie sie das Cover des liebevoll gestalteten Romans ziert. Neben den Protagonisten sind vor allem die Landschaften und deren Eigenarten wunderschön beschrieben, insbesondere in Norwegen und Deutschland.
Statt einer Suche nach dem verschwundenen Freund gestaltet sich diese bei jedem der vier nach und nach eher als Suche nach dem eigenen Ich. Dies wirkt befremdlich, da die Sorge um Arthur in den Hintergrund zu rücken scheint. Doch wenn man bedenkt, dass die Freunde alle an einer Art Wendepunkt ihres Lebens stehen, ergibt deren Handeln durchaus Sinn, unterstreicht die Ziellosigkeit ihrer Suche die Ziellosigkeit ihrer eigenen Leben.
Leider ist dies sowohl Stärke als auch zugleich Schwäche des Romans. Weiß man als Leser nicht, was einen als nächstes erwartet, irren leider auch die Protagonisten manchmal eher planlos durch die Gegend, wodurch die Spannung beizeiten dem Gefühl eines Reiseberichts weicht. Aufgelockert wird das Buch jedoch durch den ein oder anderen surrealen Moment, welche die Freunde erleben und einem kleinen Showdown zum Ende des Romans, welcher die Freunde wieder eint und an ihre eigentliche Aufgabe der Suche erinnert.
Obwohl mir teils die Spannung fehlte und die Protagonisten in einigen Situationen für meinen Geschmack recht unreif handelten, mochte ich das Buch dennoch nicht aus der Hand legen. Der Schreibstil ist wunderschön poetisch und die Idee, die Freunde völlig planlos auf die Suche nach ihrem Freund zu schicken, einfach zu schön. Leider waren die vier mehr oder minder häufig mit sich selbst statt mit der Sorge um Arthur beschäftigt, was sich zum Glück zum Ende hin etwas legte und die vier hoffentlich wieder zu einem Team für die Folgebände zusammenwachsen lässt.
Mein Fazit: Eine angenehm poetische, teils surreale Suche mit einigen Längen, welche auf jeden Fall Potential für die beiden Folgebände liefert.

Veröffentlicht am 10.09.2017

Fantastische Idee mit zuwenig Highlights

Palast der Finsternis
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Von einer dir unbekannten Gesellschaft erhälst du eine exklusive Einladung, als Mitglied einer Gruppe begabter junger Leute einen unterirdischen französischen Palast aus der Zeit der französischen Revolution ...

Von einer dir unbekannten Gesellschaft erhälst du eine exklusive Einladung, als Mitglied einer Gruppe begabter junger Leute einen unterirdischen französischen Palast aus der Zeit der französischen Revolution zu erkunden. Nimmst du diese mysteriöse Einladung an?
Die junge, misanthrope Anouk muss nicht lange überlegen und nutzt die Chance, um von ihrer Familie fortzukommen. Doch im Palais überkommen sie und ihre Teammitglieder erste Zweifel an der geplanten Expedition...
Zur Aufmachung: Das Cover selbst ziert ein metallisch schimmerndes, mysteriös wirkendes Bild, auf welchem kupferfarbene Falter, das Symbol des Palais du Papillon, zu erkennen sind. Der Klappentext ist die Einladung an Anouk, an der Expedition teilzunehmen.
Zum Inhalt: Aufgeteilt ist der Roman in zwei sich abwechselnde, einander ergänzende Erzählstränge: Aurélie du Bessancourt, älteste Tochter des Marquis du Bessancourt, dem Erbauer des Palais du Papillon, berichtet aus der Zeit der beginnenden Französichen Revolution und der Flucht vor dem rebellierenden Volk in den unterirdischen Palast. Vom gegenwärtigen Abenteuer erzählt die 17-jährige Anouk: Sie ist intelligent, misanthrop und äußerst sarkastisch, wodurch ihre Kommentare manchmal erfrischend bissig ausfallen.
Schnell wird klar, dass es im Palais du Papillon nicht mit rechten Dingen zugehen kann. Allein schon aufgrund der Zusammenstellung des Erkundungsteams, welches aus fünf amerikanischen Jugendlichen besteht, jedoch keinerlei archäologische Unterstützung erhält. Als es zu ersten mysteriösen Vorkommnissen kommt, stellt sich sowohl dem Team wie auch dem Leser die Frage: Sind es Drogen, Halluzinationen, selektive Wahrnehmung - oder doch etwas komplett anderes?
Die Idee, dass eine bunte Gruppe von Personen bzw. jungen Erwachsenen unerwarteten Gefahren trotzen muss, ist nicht neu. Das Erkunden immer neuer Räume des Palais verliert somit schnell an Spannung. Leider verlor sich der Autor für meinen Geschmack zu häufig im Beschreiben einzelner Räume. Wichtiger wäre es hier gewesen, sein Hauptaugenmerk auf das Rätsel an sich zu verlegen, welches hinter dem Palais steckt, sowie den psychischen Stress und die Ängste der Expeditionsgruppe stärker zu verdeutlichen, vielleicht auch durch das Bewältigen weiterer, schwieriger Aufgaben. So lebte der Roman leider zu sehr davon, das Rätsel aufzulösen, welches sich hinter dem mysteriösen Palais verbirgt, und weniger von der Spannung und dem Schrecken.
Für meinen Geschmack ist der Roman eine sehr gute Idee, welchem jedoch ein paar weitere Highlights gut getan hätten. Die Möglichkeit, den Schrecken auszuarbeiten, hätte weiter ausgereizt werden müssen. Wettgemacht wird das Ganze jedoch durch einen wirklich angenehm zu lesenden Schreibstil, welcher besonders durch Anouks bissige Art das ein oder andere Mal angenehm aufgelockert wurde.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Angenehmer Alpenkrimi

Schwarze Piste
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Polizeiobermeister Kreuthner erfüllt den letzten Wunsch seines verstorbenen Onkels und verstreut dessen Asche auf dem Wallberg. Dass er dabei versehentlich eine junge Frau mit seinem Onkel bestreut kann ...

Polizeiobermeister Kreuthner erfüllt den letzten Wunsch seines verstorbenen Onkels und verstreut dessen Asche auf dem Wallberg. Dass er dabei versehentlich eine junge Frau mit seinem Onkel bestreut kann ja mal passieren. Als die beiden kurz darauf die von Schnee gepuderte Leiche einer Frau auf einer Bank sitzend entdecken, weckt dies jedoch den Spürhund in dem etwas ruppig-frechen Ermittler. Zumal dies nicht die einzige Leiche bleiben wird.
Der Fall des ungleichen Ermittlerduos Wallner und Kreuthner gestaltet sich ausreichend komplex und verleitet zum Miträtseln. Leider beginnt der Krimi mit einer Rückblende, welche auf den ersten Blick erstmal nichts mit dem Fall zu tun zu haben scheint und mir etwas zu albern ausfiel. Für einen Start in den Roman war dies keine gute Wahl.
Das Hörbuch wird gelesen von Michael Schwarzmaier, welcher der Story nicht nur Dank seines gekonnten Dialekts einen mörderisch guten Charme verleiht. Auch für Norddeutsche ist das Hörbuch hervorragend verständlich.

Veröffentlicht am 27.08.2017

Blutige Spannung

Der Näher
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Nach "Blutsommer" und "Blutdämmerung" ist "Der Näher" der dritte Teil um den Fallanalytiker Martin Abel, welcher jedoch auch ohne Kenntnis der ersten Bände gut verständlich ist.
Nachdem mehrere schwangere ...

Nach "Blutsommer" und "Blutdämmerung" ist "Der Näher" der dritte Teil um den Fallanalytiker Martin Abel, welcher jedoch auch ohne Kenntnis der ersten Bände gut verständlich ist.
Nachdem mehrere schwangere Frauen spurlos verschwanden, darf Martin Abel diesmal in Gummersbach sein Können unter Beweis stellen. Zusätzlich zum rätselhaften Fall darf sich Abel hierbei mit Kollegen abplagen, denen der erfolgreiche Ermittler wenig willkommen ist, was der Story ein wenig zusätzliche Abwechslung verleiht. Doch auch diesmal löst er den teils recht brutalen und blutigen Fall, welcher wieder einmal spannend inszeniert und nichts für schwache Nerven ist. Einzig der Schluss kam mir ein wenig zu holprig daher, weswegen der Roman in der Bewertung bei mir einen Stern einbüßt. Dennoch ein klasse Thriller, der sich nicht zu verstecken braucht!