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Veröffentlicht am 25.10.2017

eine warmherzige Geschichte, die mich jedoch nicht gänzlich überzeugen konnte

Café Morelli
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Zitate:

"Er - Joe Davis - war der Erbe des Café Morelli in Bryn Mawr. Wenn es verkauft würde, wäre er nur noch Joe Davis, der in einem Haus wohnte. Das war nicht dasselbe." Seite 33


Meinung:

Joe, ein ...

Zitate:

"Er - Joe Davis - war der Erbe des Café Morelli in Bryn Mawr. Wenn es verkauft würde, wäre er nur noch Joe Davis, der in einem Haus wohnte. Das war nicht dasselbe." Seite 33


Meinung:

Joe, ein gebürtiger Waliser, würde alles darum geben, wie sein Nonno ein stolzer Italiener zu sein. Zumindest versucht er sich wie einer zu verhalten. Besonders stolz ist er auf das Café Morelli, das sich seit 1929 im Familienbesitz befindet. Doch die Zeiten sind schlecht, das Café läuft nicht gut, und so freundet sich seine Mutter -die aktuelle Besitzerin- so langsam mit dem Gedanken an, es zu verkaufen. Als er dann jedoch seinen Nonno bittet, ihm die Geschichte des Cafés zu erzählen und sich hierbei ungeheuerliche Geschichten aus Zeiten des Kriegs auftun, weiß er, was zu tun ist: Das Café Morelli muss gerettet werden, und zwar um jeden Preis!

Schon als ich den Klappentext zum ersten Mal sah, wusste ich, dass ich diese Geschichte unbedingt lesen muss. Und was meine Erwartungen diesbezüglich betrifft, wurde ich nicht enttäuscht!

"Café Morelli" beschreibt Joes Kampf um das Café sowie das Erbe seiner Vorfahren und ist gleichzeitig eine Geschichte über das Erwachsenwerden. Hierbei erleben wir nicht nur seinen enormen Ehrgeiz und Ideenreichtum, sondern auch ein erstes Verliebtsein. Nun will er natürlich beides, das Café retten und seinen eigenen Belangen nachgehen, was dem Leser die ein oder andere witzige Situation bringt.
Mit viel Ideenreichtum und einem unkomplizierten Schreibstil nimmt uns Giancarlo Gemin mit - auf eine doch sehr italienische Reise ;)
Besonders ins Auge sticht hierbei der ziemlich starke Kontrast zwischen Dingen wie Liebe, Freundschaft und Humor, im Vergleich zu den Erzählungen des Großvaters, den Krieg und die Internierung seines Vaters betreffend. Er lässt so eine sowohl nachdenklich, traurige Geschichte entstehen, gleichzeitig jedoch ist sie liebevoll und warmherzig. Eine tolle Kombination.

Dennoch war mir eine Annäherung an Joe leider nicht so recht möglich. Lag es an ihm oder an mir? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Fakt ist, dass mir manche Ideen um das Café zu retten, sowie die damit verbundenen Wendungen etwas zu abgehoben und stellenweise unglaubwürdig erschienen. Im gleichen Zug -oder vielleicht wegen der Ideen?- wirkten die Details auf mich dann zu kindlich, als dass ich mich mit ihm hätte identifizieren können.

Auf Grund der doch eher kindlichen Charaktere und Ideen, würde ich die Geschichte über Joes Kampf um sein Erbe vermutlich eher bei jüngeren Lesern sehen. Ich vermute, dass seine Euphorie diese mehr begeistern kann, als mich. Nichtsdestotrotz empfinde ich "Café Morelli" als ein sehr warmherziges Buch, das zum Nachdenken anregt und somit definitiv lesenswert ist!

Veröffentlicht am 29.03.2020

Ein Buch über ein ernstes, wichtiges und vor allem reales Thema, doch leider jedoch nicht meins...

Am Tag davor
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„Am Tag davor“ ist die Geschichte eines Jungen, der in jungen Jahren seinen Bruder verliert. Durch einen Brief seines verstorbenen Vaters mit Rache an der Zeche für diesen herben Verlust beauftragt, kennt ...

„Am Tag davor“ ist die Geschichte eines Jungen, der in jungen Jahren seinen Bruder verliert. Durch einen Brief seines verstorbenen Vaters mit Rache an der Zeche für diesen herben Verlust beauftragt, kennt sein Leben nur ein Ziel: den oder die Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen.

Selten hat mich ein Buch so zwiegespalten zurückgelassen. Und ehrlich gesagt, war es für mich auch wirklich anstrengend zu lesen.

Einerseits haben wir eine Geschichte über Bruderliebe. Sie erzählt von Erinnerungen, glücklichen Tagen - trotz schwerem Los und bedingungsloser sowie vor allem erwiderter Liebe. Das Verhältnis zu seinem Bruder, aber auch seiner späteren Frau wird so emotional geschildert, dass eine wirklich tiefe Atmosphäre entsteht. Man spürt sowohl die bodenlose Zuneigung zu den beiden, gleichzeitig jedoch auch die Trauer um deren Verlust. Gleichzeitig merkt man schnell, dass sein ganzes Leben nur auf Dingen wie Hass, Rachelust und Trauer basiert. Stimmungstechnisch ein sehr gelungenes Werk! Man spürt die Dunkelheit, Trauer und Gram in jeder Zeile.

Andererseits konnte ich mich mit dem Schreibstil auf Dauer leider nicht anfreunden. Durchgehend kurze Sätze lassen alles abgehackt wirken. Irgendwie läuft alles getreu dem Motto „Subjekt, Prädikat, Objekt, Punkt“. Zu viele und zu lange Schachtelsätze sind zwar absolut nicht das Gelbe vom Ei, aber auf Dauer war das Knappe für mich einfach anstrengend. Dazu kamen viele Wiederholungen einzelner Themen, gerade im letzten Teil des Buchs. Verschiedene Personen wiederholen Teile des Geschehens wieder und immer wieder und auch Michel selbst ist in seiner Welt und seinen Gedanken gefangen, so nimmt auch er uns mit in seine immer wiederkehrende Gedankenspirale.

Hinzu kommt, dass der Autor mit ein paar Überraschungen punkten will, die ich jedoch schon geahnt hatte und auch hier somit effektiv nichts Neues für mich herumkam.
Es tut mir leid, aber obwohl es sich um ein ernstes, wichtiges und vor allem reales Thema handelt, dem definitiv Beachtung gebührt, konnte Sorj Chalandon mich persönlich leider nicht abholen. Vielleicht werde ich bei Gelegenheit ein anderes seiner Werke antesten.

Veröffentlicht am 19.03.2019

hatte ich mir etwas anders erhofft

The Belles 1: Schönheit regiert
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Die Menschen der Welt von Orléans wurden mit Hässlichkeit bestraft. Einer Hässlichkeit, der nur die Belles etwas entgegenzusetzen haben. Doch obwohl Camelia sich während ihrer gesamten Belleausbildung ...

Die Menschen der Welt von Orléans wurden mit Hässlichkeit bestraft. Einer Hässlichkeit, der nur die Belles etwas entgegenzusetzen haben. Doch obwohl Camelia sich während ihrer gesamten Belleausbildung nichts sehnlicher gewünscht hat, als dem Königshaus mit ihrer Magie und ihrem Können zu dienen, ist schon bald nichts mehr, wie es schien.

Obwohl dieses Buch auf den ersten Blick -mit der ganzen Schönheitsthematik, dem Königshof usw., eigentlich gar nicht in mein Beuteschema fällt, habe ich mir davon sehr viel in den Bereichen Gesellschaftskritik, dem Blick hinter Kulissen und auf das Wesentliche im menschlichen Miteinander erhofft. Und obwohl sich Dhonielle Claytons Geschichte auf Grund des angenehmen und flüssigen Schreibstils schön liest, konnte mich ihr Werk in Summe leider nicht überzeugen.
Für meinen Geschmack verbringen wir Leser zu viel Zeit in Tüll und Zuckerguss, Schönheitsbehandlungen, Kleidern, Designs und Frisuren. Während ich diesen Mädchentraum gelesen habe, fiel mir zwar sehr wohl auf, dass sowohl Kritik an der Gesellschaft als auch an der Oberflächlichkeit auftreten, aber eigentlich nur am Rande. Geschichte, Message und Spannung blieben für mich hinter dem ganzen Glitzern, Funkeln und Pudern etwas zurück.

Generell hat mich das Dilemma der Belles -die Geheimnisse, Camelias Kampf zwischen Pflichtgefühl, eigenen Hoffnungen und Gewissen, usw.- wirklich interessiert und auch mitfiebern lassen. Jedoch verlor sich das für mein Empfinden in der zuvor genannten oberflächlichen Thematik, den Wiederholungen und der stellenweise doch etwas vorhersehbaren Storyline.

Alles in allem fand ich die Idee und den Stil sehr gelungen, hätte mir jedoch mehr Tiefe und eine gestraffte Story gewünscht. Aber das fieseste ist ehrlich gesagt, dass die gesamte Action sich für meinen Geschmack im letzten Teil ballt und hier der Grundstein für einen Folgeband gelegt wird, der tatsächlich das sein könnte, was ich mir von Band 1 erhofft hatte. Die Weichen für eine gelungene Fortsetzung wären somit gelegt und meine Neugier ist geweckt – nicht zuletzt durch den gemeinen Cliffhnger ;)

Veröffentlicht am 06.01.2019

Schwächer als sein Vorgänger

EXIT® - Das Buch: Logbuch 1907
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Schon im letzten Jahr hatten Verena von Books and Cats, unsere besseren Hälften und ich das Vergnügen, Exit – Tagebuch 29 testen zu dürfen. Da wir das damals als doch recht gelungenen Tag bezeichnet hatten, ...

Schon im letzten Jahr hatten Verena von Books and Cats, unsere besseren Hälften und ich das Vergnügen, Exit – Tagebuch 29 testen zu dürfen. Da wir das damals als doch recht gelungenen Tag bezeichnet hatten, dachten wir uns, dass dies wiederholungsträchtig sei, und so bestellten wir uns direkt Exit 1907 beim großen „A“ vor. Ab und an kann man ja schon mal die grauen Zellen etwas anstrengen, oder?

Zwischen den Jahren war es dann soweit und wir haben uns in bekannter Runde zusammengesetzt, um wieder den Hirnschmalz zum Glühen zu bringen, gemütlich zu schlemmen, zu klönen und Spaß zu haben.

Die Frage ist, ob das mit 1907 tatsächlich möglich ist. Und die muss ich leider mit einem klaren „JEIN“ beantworten.

Hatte ich beim Tagebuch 29 noch den mangelnden roten Faden kritisiert, kamen wir diesbezüglich dieses Mal voll auf unsere Kosten. Hinterlegt mit von der Hauptperson auf ihrer Reise erlebten Gedanken, Ängsten und Erlebnissen, verbinden sich die Rätsel immer mit einem kleinen Teil der Geschichte. Diese haben wir, zumindest zu Beginn, noch im Wechsel vorgelesen, irgendwann wurde das leider zu viel. Hätten wir das weitergeführt, wären wir vermutlich heute noch nicht fertig

Was mir jedoch so gar nicht gefallen hat, war leider ein Großteil der Rätsel selbst. Stellenweise schwanken diese natürlich in der Schwierigkeitsstufe sowie im Schwerpunkt der zugrunde liegenden Logik. Das gefällt mir eigentlich, da es bei mehreren Personen so besonders witzig ist zu beobachten, welche Ansätze verfolgt werden. Aber leider war es bei diesem Buch für meinen Geschmack jedoch ein relativ großer Anteil an Rätseln, bei denen man weder mit Logik noch mit Wissen auf die Lösung kam. Manchmal haben wir so extrem im Dunkeln getappt, dass es nach einiger Zeit eigentlich gar keinen echten Spaß mehr gemacht hat. Zwar kamen immer mal wieder auch schöne Rätsel, aber dieses immer häufigere pure Raten hat dann jedoch die Luft schnell entweichen lassen – ich kann es leider nicht anders formulieren. Auf einige Lösungen sind wir nur gekommen, weil wir uns diese haben anzeigen lassen! Und selbst danach wussten wir manchmal stellenweise nicht so recht, was sich der Autor dabei gedacht hat. Ist ja nicht im Sinne des Erfinders, wenn am Ende so gar keiner drauf kommt, oder?

So muss ich sagen, dass der Tag zwar gelungen, das Essen lecker und die Unterhaltungen toll waren, aber das Frustlevel durch das Knobeln doch recht hoch. Das sind wir von Exit eigentlich anders gewohnt. Weniger abstrakt und abgehoben, mehr Spaß eben!

Aber wir wollen mal nicht so sein, ich werte dieses Exemplar einfach mal aus „Ausrutscher“ und werde gespannt den nächsten Teil abwarten – in der Hoffnung, dass dieser wieder die gewohnte Rätselqualität und den damit einhergehenden Spaß aufweist.

Das geht doch besser :)

Veröffentlicht am 27.06.2018

2,5 Sterne für ein wichtiges Thema, dessen Umsetzung mich jedoch leider nicht überzeugen konnte

Children of Blood and Bone
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Ein unterdrücktes, gehasstes und gedemütigtes Volk. Und Zélie ist eine von ihnen. Aus Angst vor dessen Fähigkeiten wurden vor 11 Jahren alle getötet und ihre verhasste Magie gebannt. Doch nun taucht ein ...

Ein unterdrücktes, gehasstes und gedemütigtes Volk. Und Zélie ist eine von ihnen. Aus Angst vor dessen Fähigkeiten wurden vor 11 Jahren alle getötet und ihre verhasste Magie gebannt. Doch nun taucht ein mächtiges Artefakt, das Zélie und ihrem Volk die Magie zurückbringen könnte, wieder auf. Und mit ihm eine große Aufgabe und Verantwortung.

Ok, wo fange ich nun an. Ich glaube, dass mich selten ein Buch so stark emotional hin- und hergerissen hat, wie dieses.
Es lebt von einer gigantischen Idee – einer Geschichte gegen Hass, Unterdrückung, Machtmissbrauch und Rassismus, die ich wundervoll und wichtig finde! Denn meiner Meinung nach sollte jede Möglichkeit, Menschen für Andersartigkeit, Toleranz, Verständnis und Nächstenliebe die Augen zu öffnen, auch genutzt werden. Und alleine schon deswegen liebe ich Tomi Adeyemis Geschichte und ziehe meinen Hut vor ihrem Mut!

Was mich wirklich begeistern konnte, ist ihre Kreativität und die dadurch entstandene Welt. Das Setting ist wunderschön, voller Magie, Emotionen und schillernden Details. Zélies Leben und Umgebung besteht zu einem großen Teil aus Ehre, Respekt und Pflichten, die jedoch aus Liebe und Vorsicht gerne übernommen werden. Seit ihre Mutter in der Blutnacht vor 11 Jahren getötet wurde, hat sie nur noch ihren Babba und ihren Bruder Tzain, für die sie jeglichen Kampf, Schmerz und Verzicht auf sich nehmen würde. Dieses Gesamtkonstrukt ist zwar durch die Angst und den Hass von Außen eingeschränkt, umso deutlicher kann man diese vielfältigen Emotionen richtiggehend fühlen.

Leider gibt es in diesem Fall jedoch auch ein „Aber“, denn in Summe bin ich nicht so glücklich mit der Ausführung, wie ich es gerne wäre.

Zum einen konnte ich mich nicht wirklich an den Tempus gewöhnen. Es gab ein paar Höhepunkte im Buch, ja regelrechte Showdowns, die ganz hervorragend vorbereitet wurden, damit wir Leser ja auch richtig schön mitfiebern. Leider war es für mich dann aber jedes Mal so, dass es irgendwie Zack, Bumm, Peng machte, und das Ganze war schon wieder vorbei. Die richtig spannenden Passagen wurden für meinen Geschmack zu schnell vorangetrieben und wieder beendet, was nicht nur den Lesespaß eingeschränkt hat sondern auch manchmal ein bisschen unglaubwürdig war. Dafür gab es im Gegenzug ein paar Passagen, in denen sich die Geschichte durch Wiederholungen und -sorry- etwas vorhersehbare Wendungen, im Kreis dreht. Dinge wie Zélies Schuldgefühle zum Beispiel oder Misstrauen und Zickereien anderen gegenüber, waren mir stellenweise einfach zu oft im Vordergrund.
Zum anderen gibt es leider noch ein Detail, das mir zu vorhersehbar schien: die Charaktere und die sich ändernden Beziehungen zueinander. Einige wirkten auf mich wankelmütig und launisch, was sie an manchen Stellen einfach recht durchschaubar und leider auch zum Teil klischeehaft werden ließ. Ich hatte die ganze Zeit auf den großen Knall gehofft, aber nach über 600 Seiten könnte ich leider nicht behaupten, dass mich eine der Wendungen, Charakterentwicklungen oder Beziehungen zueinander tatsächlich überrascht hätte. Für mein Empfinden waren viele Dinge zu offensichtlich und auch etwas austauschbar, was andere Bücher betrifft. Schade.

Alles in allem ist „Goldener Zorn“ für mich ein etwas zäher Einstieg in ein wichtiges Thema, das unbedingt beachtet werden sollte. Ich denke ich werde mir ansehen, ob die Fortsetzung vielleicht ein paar der Dinge die mich nicht überzeugen konnten, missen lässt.