Veröffentlicht am 15.09.2016

Unter der Sonne Siziliens lauert das Verbrechen. Aber diese Rechnung wurde nicht mit Poldi gemacht..

Floh

Der Autor Mario Giordano setzt in seinem Kriminalroman "Tante Poldi und die sizilianischen Löwen" nicht nur auf einen skurrilen Titel, nein, der Autor verspricht neben Spannung, Ermittlung, Mafia und Sonne auch eine horende Portion Humor, Sarkasmus und Temperament. Er präsentiert hier seinen ersten Fall für die rüstig resolute Poldi, die ihren Lebensabend in Sizilien verbringen will. Von Lebensabend kann bei dieser Familie jedoch nicht die Rede sein... Ein unheimlich familiär-mafiöser Krimi, der eigendlich keiner ist. Krimi schon, familiär-mafiös nur im übertragenden Sinne...Der Leser darf sich auf turbulente Ermittlungen, kuriose Begebenheiten und sonderbare Erkenntnisse freuen.
Erschienen im Lübbe Verlag (https://www.luebbe.de/)

Zum Inhalt:
"Meerblick. Sonne. Ruhe. Mehr will Poldi nicht, als sie kurz nach ihrem sechzigsten Geburtstag von München nach Sizilien zieht. Dabei hat sie aber nicht mit der Familie ihres verstorbenen Exmannes gerechnet. Denn die, Sizilianer durch und durch, wollen Poldi natürlich das Dolce Vita nahebringen. Das war's dann mit der Ruhe. Als wäre es damit nicht genug: Eines Tages verschwindet Valentino, der Poldi in Haus und Garten ausgeholfen hat, spurlos. Ist er etwa in die Fänge der Mafia geraten? Poldi macht sich auf die Suche – und kreuzt dabei schon bald den Weg des attraktiven Commissario Montana ... "

Schreibstil:
Der klassische Krimi in einem neuen Gewand! Der Autor bedient sich einer ganz anderen Art des Krimis, denn der Leser wird willenlos in Vorurteile und Klischees gehüllt und zunächst gekonnt an der Nase herum geführt. Irrungen, Wirrungen und Überraschungen. Autor Mario Giordano lässt den Leser zuschauen und platziert ihn mitten in die temperamentvolle Sonne Siziliens und somit schon bald mitten in skurril-spannende Ermittlungen und setzt den Leser der unglaublichen Suche nach dem vermissten Valentino hilflos aus. Autor Giordano bringt dem Leser die Schauplätze und Regionen nahe, denn er schreibt teils in einer passenden Mundart und Ausdrucksweise. Bayern und Sizilien werden absolut nah und zeigen sich gegensätlicher denn je. Mario Giordano setzt die Handlungsstränge gekonnt fort und führt sie zum Ende hin raffiniert zusammen. Er besitzt Charme, Esprit und würzt seine Handlung mit Witz, Ironie und Atmosphäre. Wir erfreuen uns an Insidern und bestimmten Sitten. Autor Mario Giordano wartet mit einem Krimi auf, der gut unterhält und für Lesevergnügen und Spannung sorgt. Das Buch liest sich flüssig und bietet sommerliche Kurzweil. Er schreibt flott, modern und trifft den Nerv der Zeit.

Charaktere:
Die Auswahl der Charaktere ist dem Autor bemerkenswert gelungen, denn hier treffen wir viele Persönlichkeiten und gerade das Umfeld der einzigartigen Tante Poldi wird wunderbar dargelegt. Ein buntes und sonderbares Team rund um die Ermittlungen entsteht und wartet mit kuriosen Eigenschaften auf. Besonders angetan hat es mir naturlich die Hauptfigur der 60jährigen Tante Poldi, aber auch Commissaro Mantana schleicht sich nicht nur ins Herz von Poldi, sondern auch in das der Leser. Die Suche nach dem fleißigen Valentino wird auf eine besondere Probe gestellt.
Tante Poldi: eine rüstige nun 60jährige Münchnerin. Sie hat sich jedoch dem Alkohol zugesprochen, ein Problem, siie trinkt einfach zu gern. Im Leben hat sie schon Einiges erlebt und durchgemacht, nach ihrem sechszigsten Geburtstag beschließt sie nach Sizilien zu gehen, um dort ihren Lebensabend auf der Zielgeraden zu genießen. Lange kann es ja nicht mehr dauern, bis sie sich totgesoffen hat, und wenn sie schon auf den Gevatter Tot wartet, warum nicht am Meer und unter der Sonne Siziliens? Doch von Ruhe kann keine Rede sein, denn die familiären Tanten und Neffen kümmern sich rührend um ihre Tante Poldi und gönnen ihr kaum eine Auszeit. La Familia. Aber dann verschwindet auf einmal Valentino, und Poldi macht es sich zur Pflicht ihren Helfer und Trinkfreund zu finden und sein Verschwinden aufzuklären. Und dann entdeckt sie noch ihr besonderes Faible für Polizisten und besonders für den ermittelnden Commissario Montana.
Gekonnt fügt der Autor Haupt- und Nebenrollen zusammen, er streut Informationen aus dem Privatleben der Charaktere aus und bietet einen Blick hinter die Kulissen der Intalienischen Behörden und Methoden. Aber auch die vielen Nebenrollen bieten dem Leser viele unterhaltsame Momente und allem voran natürlich die bestätigten Klischees. Hier treffen wir auf sympathische und unsympathische Figuren und dürfen so manchen Überraschungsmoment erleben. Mario Giordano beweist großes Geschick, denn er bringt die vielen Rollen und Nebenrollen in Einklang und lässt den Leser somit mitfühlen und ganz wichtig: Er lässt den Leser an den Ermittlungen teil haben!

Cover:
Das Cover hat mich leider so gar nicht angesprochen, aber nicht immer verbirgt sich hinter einem nichtsagendem Cover auch eine ungute Geschichte. Denn hier bietet das Buch einen absolut grandiosen Inhalt, während mich das Cover nun gar nicht reizt. Der Klapptext hat meine Neugierde geweckt, und abschließend muss ich jedoch sagen, dass das Cover dennoch sehr stimmig zum Geschehen wirkt, da man einige Passagen wiedererkennt. Ich wurde nicht enttäuscht und jetzt bin ich richtig froh, ich hätte wirklich etwas verpasst, wenn ich die Poldi nicht kennenlernen hätte können. Ich hatte super gute Unterhaltung mit ihr. Ich konnte teilweise wirklich Tränen lachen.

Meinung:
Das Treiben um die sizilianische Familie, die Mafia, die Ermittlungen, Commissaro Montana, Das Verschwinden Valentinos und Tante Poldis schwarzem Humor fand ich sehr interessant und spannend dargestellt. Auch dieses besondere Team mit allen Klischees und Vorurteilen zu nutzen hat mir gut gefallen. Schließlich bringt es viel Potential für eine Kriminalhandlung! Auch die regionalen und südlichen Schauplätze sind gekonnt gewählt und machen das Geschehen lebendig und real. Die Kapiteleinteilung gefällt mir sehr gut und lässt das Buch sehr locker wirken. Leider hat das Buch für mich jedoch eine Schwäche im Spannungsbogen, dieser beginnt recht spät zu steigen, ist er jedoch ganz oben, gibt es kein Halten mehr und die Ereignisse überschlagen sich fast. Aber dennoch bezaubert mich der Spannungswert des Buches. Gerade die Charaktere und die Schauplätze trumpfen hier enorm auf. Das Ende ist an sich abgeschlossen, lässt aber noch genügend Potential für einen weiteren Fall im Team um Tante Poldi. Man darf sich freuen, vielleicht Poldi und Co nochmal zu erleben. Ein tolles Buch mit viel Persönlichkeit, Herzblut des Autors und vielen Entdeckungen in einem besonderen Fall.

Der Autor:
"Mario Giordano, geboren 1963 in München, studierte Psychologie in Düsseldorf, schreibt Romane, Jugendbücher und Drehbücher (u.a. Tatort, Schimanski, Polizeiruf 110, Das Experiment). Er lebt in Köln."

Fazit:
Dieser Krimi ist humorvoll, lustig und dennoch genügend spannend um ihn Krimi zu nennen. Tante Poldi und Co haben mich unterhalten und amüsiert. Es gibt von mir eine klare 4 Sterne Leseempfehlung.

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