Veröffentlicht am 11.03.2020

Hochprozentige Familiengeheimnisse mit kleinem Krimianteil

NiKe

Bene ist ein Pechvogel. Erst lehnt seine Freundin seinen Heiratsantrag ab, dann landet er samt Auto im Wasser. Seine Werkstatt läuft auch nicht besonders gut und alles, was ihm von seinem verstorbenen Vater bleibt, ist eine Flasche selbstgebrannten Gins, die er nie angerührt hat. Um seine Pechsträhne zu verdauen, probiert er den Gin dann doch und stellt fest, dass dieser so großartig ist, dass er ihn gern selbst brennen und verkaufen würde.
Um das nicht mehr vorhandene Rezept zu rekonstruieren, trifft er auf einer Reise nach Plymouth auf Cathy, die ebenfalls auf der Suche nach einem Gin-Rezept ist, und wird in einen Mordfall verwickelt.

Auch wenn ich Gin eigentlich gar nicht trinke, hatte ich doch sehr viel Spaß an diesem Buch. Die Geschichte ist spannend und liest sich gut und schnell weg. Die Charactere sind autentisch und jede auf ihre eigene Art liebenswert. Die Art, wie der Autor schreibt und beschreibt, ist so lebendig und erfrischend, dass man alles in bunten Farben, Gerüchen und Geschmäckern vor sich sehen bzw. erleben kann und sich über beinahe jeden einzelnen Satz freut.

Besonders gefallen hat mir, dass die Protagonisten eher Antihelden sind, die reichlich Fehler machen und gemacht haben und sich genau wie im richtigen Leben eher mühsam über Wasser halten. Bene z. B. hat wirklich nicht viel Glück im Leben, und einiges versaut er sich selbst, in dem er sich eben einfach blöd verhält. Manchmal hätte ich ihn gern gepackt und geschüttelt, weil mir als Leserin natürlich schon vorher klar war, dass das, was er da gerade verbockt, in die Hose gehen wird. Trotzdem musste ich ihn einfach gern haben und habe mich mit ihm über jede Kleinigkeit gefreut, die er dann doch erreichen konnte.
Cathy auf der anderen Seite ist lebensfroh und tough, aber auch geprägt von ihrer schwierigen Kindheit. Sie hat sich mit ihrem B&B ein kleines privaten Paradies erschaffen, dass mit einer Leiche im Garten ganz plötzlich zerstört wird und seit diesem Punkt scheint auch bei ihr alles schief zu laufen. Wo die Ursache ihrer Schwierigkeiten tatsächlich verborgen liegt, überblickt sie erst ganz zum Schluss.

Ich habe beide Protagonisten und ebenso die Nebenfiguren sehr ins Herz geschlossen und würde am liebsten selbst in diesem B&B Urlaub machen und ihre Anwesenheit sowie die schöne Gegend genießen.

Neben der wirklich tollen liebenswürdigen und spannenden Geschichte hat mir aber auch die Aufmachung des Buches sehr gefallen. Das Cover ist sehr hübsch und fällt auf. Die immer wieder eingeschobenen Seiten mit Gin-Infos (getarnt als Seiten aus dem nie gedruckten Buch von Cathys Vater) waren sehr informativ und haben das Leseerlebnis gut abgerundet. Wer sich nicht dafür interessiert, kann diese Seiten auf Grund ihrer auffälligen grauen Färbung aber auch problemlos überblättern. Und die Rezepte am Ende des Buches klingen auch alle gut und nachahmenswert.

Mein einziger, eher kleiner Kritikpunkt: Der Mord, der zu Beginn des Buches entdeckt wird, kommt in der gesamten Geschichte nur am Rande vor. Es handelt sich eher um eine Familiengeschichte mit Liebes- und Spannungsanteil. Mich hat das beim Lesen nicht gestört, ich habe das Buch auch so nicht aus der Hand legen wollen. Aber wer sich tatsächlich auf eine spannende, blutige Mördersuche machen möchte, sollte vielleicht doch besser nach einem anderen Buch greifen.
Für alle, die sich auf alte Familiengeheimnisse, eine Liebesgeschichte, liebenswerte Figuren und etwas Spannung einlassen möchten, ist der Gin des Lebens aber ganz sicher zu empfehlen.

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