Veröffentlicht am 05.04.2021

Eine wunderschöne Geschichte vom Alltag einer Mutter, die zum Lachen, aber auch zum Weinen bringt…

Johanna-St

„Kleine Wunder überall“, die muss man im Alltag erstmal entdecken – und genau das lernt die Protagonistin Charlotte im Laufe dieses wunderschönen Romans. Charlotte ist Mitte 30, Mutter von zwei Mädchen und absolute Perfektionistin. Zumindest soll es nach außen so wirken, denn sie möchte neben ihrem Mann Markus erfolgreich in deren Agentur sein, aber auch die perfekte Mutter für ihre Töchter. Markus ist ihr aber im Alltag nicht wirklich eine Hilfe, denn er sitzt lieber stundenlang auf dem Klo oder wirft ein Auge auf die frisch getrennte, gutaussehende Salome Schwalbenbach, eine potentielle Kundin. Und dann taucht auch noch Charlottes Mutter Barbara auf, die vor 20 Jahren die Familie verlassen hat. Barbara taucht aber nicht ohne Grund auf, denn sie ist schwer krank und benötigt Hilfe von Charlotte. Aber kann Charlotte ihr verzeihen und über viele Enttäuschungen hinwegsehen? Und kennt sie wirklich die gesamte Geschichte, weshalb Barbara sie damals verlassen hat? Die Geschichte von dem Alltag einer Mutter, die lernt zu verzeihen, ihren Perfektionismus abzulegen und schließlich ihr Leben überdenkt und einmal komplett umkrempelt.

Der erste Eindruck, den mir das Buch gab, war super. Das Cover ist wunderschön und man steckt bereits nach der ersten Seite mitten im stressigen Alltag von Charlotte. Zu Beginn rechnete ich mit einer leichten lustigen Geschichte für zwischendurch, das wandelt sich allerdings im Laufe des Buches etwas. Es wird immer klarer, dass hinter dem lustig-leichten Schreibstil eine traurige Geschichte mit viel Tiefgang steckt. Und genau das habe ich an dem Buch auch so sehr geliebt: es ist so lustig und leicht geschrieben, wenn man allerdings etwas mehr hinter die Fassade blickt, entdeckt man doch sehr viel Tiefgang und das macht die Geschichte wahnsinnig facettenreich! Das schafft eine sehr angenehme Atmosphäre beim Lesen zwischen vielen Lachern, aber auch der ein oder anderen Träne. Das Thema Krankheit ist oftmals sehr bedrückend in Büchern, was hier aber, trotz dass es sehr ausführlich behandelt wurde, nicht der Fall war, weil einfach ein sehr angenehmer Humor immer wieder dazu gestreut wurde. Katrin Lankers hat es geschafft, den Kontrast zwischen Leben und Tod perfekt und angenehm miteinander zu vereinen!

Das gesamte Buch über helfen Metaphern immer wieder, sich Situationen bildlich vorzustellen und liefern schöne und klare Bilder im Kopfkino. Genauso ist es auch bei den Charakteren, denn sie alle verkörpern ganz unterschiedliche Persönlichkeiten, welche durch die Namen super gut unterstützt werden. Die kleine, süße Finja; die pubertierende Merle; die gutaussehende und unsympathische Salome Schwalbenbach, die Namen passten für mich alle perfekt zu den beschriebenen Charakteren und lieferten mir sofort Bilder.

Katrin Lankers hat wirklich sehr interessante und authentische Charaktere erschaffen, die alle auch ihre Fehler haben, aber doch perfekt so sind, wie sie sind. Charlotte ertrinkt schon fast in ihrem Perfektionismus, aber sie lernt im Laufe der Geschichte, dass es auch einfach mal in Ordnung ist, wenn im Haus nicht alles perfekt aufgeräumt ist. Sie macht eine super schöne Wandlung im Buch, die auch den Leser lehrt, dass nicht immer alles perfekt sein kann, man sich selbst nicht vergessen darf und Veränderungen gut sein können. So lernt auch ihr Mann Markus, was es heißt sich alleine um zwei Töchter und den Haushalt zu kümmern und bekommt Charlottes Leben zu spüren. Und so lernen alle Personen im Laufe des Buches voneinander und nehmen uns mit, als sie lernen, dass alle Geschichten mehrere Sichtweisen und Seiten haben.

Die Geschichte ist teilweise vorhersehbar und die großen unerwarteten Wendungen bleiben aus, das ist aber vollkommen in Ordnung so. Denn so kann man sich voll und ganz auf die Emotionen und die Geschichten der Personen konzentrieren – ein besonderer Plot Twist würde da einfach nur stören. Trotzdem überrascht uns die Geschichte immer wieder mit kleinen Details, die mir oft auch Tränen in die Augen getrieben haben, weil sie traurig und wunderschön zugleich waren. Nicht jede Geschichte benötigt einen besonders steilen Spannungsbogen und diese hier kam definitiv perfekt mit einem leichten klar, der sie perfekt und rund machte.


Mich hat das Buch total fasziniert, weil es bedrückende Themen sehr angenehm behandelt hat und nie seinen Humor verloren hat. Ich konnte es kaum aus der Hand legen, weil ich mich in Charlottes Welt total wohl gefühlt habe und mich gut in die Geschichte fühlen konnte. Die Geschichte ist aus dem echten Leben und ich bin mir sicher, dass viele andere Mütter sich in der ein oder anderen Situation selbst wiederfinden, aber genau das macht sie eben auch aus: sie ist simpel und real, aber total schön erzählt. Ich kann „Kleine Wunder überall“ also definitiv empfehlen!

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