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Probe 12

Kathrin Lange, Susanne Thiele
Veröffentlicht am 04.10.2021

Exzellenter Thriller um Phagen, Antibiotika, multiresistente Keime ... und einen Ziegenfisch?

Michael_B_M

Nun, bei Actionfilmen fragt man sich oftmals, warum eigentlich bekommen die das in Hollywood so gut hin und wir hier nicht. Bei Büchern im Genre „Thriller“ war das früher vielleicht einmal ebenso, mittlerweile aber stellt sich diese Frage nicht mehr. Inzwischen haben wir eine ganze Reihe von talentierten und großartigen Autor:innen, die mit David Baldacci, Tom Clancy, James Rollins, Frederick Forsyth, Stephen King, Robert Ludlum, Dan Brown, um nur einige dieser Thriller-Größen zu nennen, durchaus mithalten können. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist das Duo Kathrin Lange und Susanne Thiele, das mit „Probe 12“ einen hervorragenden und klug inszenierten Wissenschaftsthriller geschrieben hat, der bei der allgemein wohl-bekannten und gefährlichen Bedrohung des seit nunmehr zwei Jahren allgegenwärtigen Covid-19 und von MRSA-Keimen auf den Intensivstationen nahezu aller Krankenhäusern dieser Welt an Aktualität kaum zu überbieten ist. Von der ersten Zeile des Prologs bis zur letzten im fulminanten Showdown des Buches wird der Leser in den Bann der charismatischen und charakterstarken Protagonisten des Thrillers gezogen und an keiner einzigen Stelle läuft der Plot hierbei Gefahr hektisch, langatmig oder undurchdacht zu wirken. „Probe 12“ bietet über 496 Seiten hinweg packende Spannung und Unterhaltung pur und ist darüber hinaus beim Thema „Einsatz von Phagen gegen Bakterien und multiresistente Keime“ wissenschaftlich fundiert und überaus informativ – ein Glossar am Ende des Buches zu den verwendeten Fachbegriffen sowie ein Abschnitt zu weiterführender Literatur unterstreichen dies nochmals auf eindrucksvolle Art und Weise; zusätzlich wird dort im Nachwort eingeordnet, wo es sich im Thriller um Realität oder Fiktion handelt.

Worum geht‘s? - Der Thriller beginnt mit einer Reihe von unterschiedlichen Handlungssträngen, die im Laufe des Romans zunächst erst einmal etwas stärker verwoben und im zweiten Teil des Buches dann schlüssig zusammengeführt werden. Zum einen ist da Professor Georgy Anasias, der zusammen mit seiner Assistentin Maren in Georgiens Hauptstadt Tiflis Phagen-Forschung betreibt. Phagen sind spezielle Viren, mit denen man beispielsweise multi-resistente Keime bekämpfen kann. Nina, Georgys Ziehtochter und inzwischen Wissenschaftsjournalistin in Deutschland, kommt nach Tiflis, um die beiden anlässlich ihrer jüngsten Forschungsergebnisse zu besuchen. Protagonisten einer weiteren Handlungsebene sind der ehemals links-radikale Foodhunter Tom Morell und seine Noch-Ehefrau Isabelle, deren an Mukoviszidose leidende Tochter Sylvie in der Berliner Charité behandelt wird; nahezu unheilbar krank wurde Sylvie allerdings durch einen multi-resistenten Keim, den tragischerweise ausgerechnet ihr Vater von einer Reise nach Indien eingeschleppt hat. Zweifellos ist Sylvie der herzzerreißende, dramatische Dreh- und Angelpunkt der Geschichte, bei der letztlich nur noch der Einsatz eben jener Phagen aus Tiflis über Leben und Tod entscheiden wird. Ein dritter Handlungsstrang wird um die Kommissarin Christina Voss und ihr Team gesponnen, das herausfinden muss, was die „Pandemic Fighters“-Bewegung, die u.a. für den Einsatz von Phagen wirbt, mit der kriminellen „Prometheus“-Organisation, die vermutlich für Vergiftungen in Krankenhäusern und Altenheimen verantwortlich ist und äußerst verdächtige Flugblätter in Umlauf bringt, zu tun hat. Ferner ist auf einer weiteren Handlungsebene unklar, wie Lobbyisten, Politiker und ein paar reiche Persönlichkeiten in das Geschehen verstrickt sind. Und zu guter Letzt ist dann auch noch ein anfangs zwei-, später drei-köpfiges russisches Killerkommando unterwegs, um jede Menge Unheil anzurichten. Ein vielschichtiger Wettlauf um das „Allheilmittel“ Phagen beginnt, bei dem jeder seine ganz eigenen Interessen verfolgt und manch einer seinen individuellen, zumeist finanziellen Vorteil daraus ziehen möchte.

Der Schreibstil der beiden Autorinnen ist unkompliziert, flüssig und sehr flott. Der Plot ist in drei Teile und diese wiederum in mehrere Kapitel unterteilt, von denen jedes mehrere Abschnitte enthält. Immer, wenn von einer Handlungsebene auf die nächste gewechselt wird, endet der Abschnitt mit einem Cliffhanger, wodurch ein gewaltiger Spannungsbogen aufgebaut wird und der Leser das Buch selbst zu später Nachtstunde nur schwerlich aus der Hand legen kann. Alle Hauptcharaktere des Buches wurden optimal gewählt und erfüllen perfekt die ihnen zugedachte Rolle.

Fazit: "Probe 12" ist ein großartiger Roman, erfrischend und spannend vom Anfang bis zum Ende. Alles, was man an einem Thriller schätzt und lesen möchte, kommt darin vor - jede Menge interessanter Protagonisten, vielschichtige Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen ihnen, gespickt mit allerlei unerwarteten Entwicklungen und Wendungen; kurz gesagt enthält „Probe 12“ alles, worauf es bei diesem Genre ankommt: Thrill, Action, Drama, Wissenschaft, Dynamik, Aktualität, wirtschaftliche und politische Verstrickungen, zwiespältige Lobbyarbeit, …, bis sogar hin zu einer Liebesbeziehung. All dies garantiert Unterhaltung und Spannung pur. Die Story hält in diesem Fall sehr beeindruckend, was das höchst-interessant gestaltete Buchcover verspricht. Für mich persönlich ist „Probe 12“ mit seinen vielschichtigen Handlungssträngen und seinem realen Bezug ein wirklich brillanter und außergewöhnlich authentischer Pageturner, bei dem sich der Leser durchweg zusammen mit den jeweiligen Protagonisten durch die verschiedenen Handlungsstränge bewegt, und der den Vergleich mit Größen dieses Genres keineswegs scheuen muss. Obwohl der Roman in sich komplett abgeschlossen ist, lässt das gleich auf mehreren Ebenen offene Ende den faszinierten Leser darauf hoffen, dass „Probe 12“ nur den Auftakt zu einer interessanten Serie darstellt, den die beiden Autorinnen mit weiteren, ebenso spannenden Thrillern fortsetzen könnten. Das Potenzial dazu scheint in jeglicher Hinsicht durchaus gegeben.

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