Veröffentlicht am 09.05.2022

Wohlfühlroman der zum Denken anregt

Lieblingsbaksi

Schon das Cover dieses Romans hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert – die Farben, die Blumen, hier kommt auf jeden Fall Urlaubsgefühl hoch. Der Titel „Mit dir ist alles schöner“ weist direkt auf eine Liebesgeschichte hin –und natürlich erhält der Leser auch, was versprochen wird. Tatsächlich ist die Geschichte um Franziska aber viel mehr als eine reine Liebesgeschichte mitten in der Urlaubsidylle. Es geht viel mehr um die Suche nach sich selbst, die Frage „was macht mich glücklich“ und den Zusammenhalt. Ich habe vor ein paar Jahren das Buch „Zusammmen ist man weniger allein“ von Anna Gavalda gelesen – und dieser Titel beschreibt einfach perfekt den Weg, den Franziska in Kristina Günaks neuem Roman geht.

Für Franziska kommt es bereits auf den ersten Seiten dieses Buchs knüppeldick. Ihr schickes Leben in Hannover geht von einem auf den anderen Tag den Bach runter – und als sie dann noch die Nachricht von dem Tod ihres Vaters erhält, verbunden mit der Info, dass sie die Erbin seines Campingplatzes ist, ist sie natürlich völlig von der Rolle. Sie macht sich direkt auf, auf den Campingplatz an der Ostsee, an dem sie bereits als Kind viele Sommer verbrachte, von dem sie aber als junge Frau geflüchtet ist und ist schockiert: Der Platz ist heruntergekommen, hier lässt sich weder Geld verdienen noch lässt sich der Platz verkaufen. Allerdings lernt sie auch einen liebenswerte Truppe von Dauercampern kennen, die sie teilweise bereits seit ihrer Kindheit kennt und erkennt, dass der Platz mehr ist als ein Campingplatz, er ist ein Zuhause, nicht nur für die Camper, sondern immer mehr auch für sie.

Franziska macht in dem Roman einen unglaublichen Wandel durch, zu Beginn der Geschichte ist sie oberflächlich, stets darauf bedacht was andere von ihr denken und naja, interessiert sich nicht wirklich für ihre Mitmenschen (dafür deutlich mehr für teure Yogakurse, Intervallfasten und laktosefreie Milch). Um es kurz zu sagen – sie war mir am Anfang so richtig unsympathisch und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Buch irgendwie zu einem Wohlfühlroman werden soll. Durch das Leben auf dem Campingplatz und nicht zuletzt durch die Gemeinschaft der Camper sowie den Elektriker Erik kehrt Franziska immer mehr zurück zu ihren Wurzeln. Sie beginnt, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen und setzt ganz andere Prioritäten. Sie interessiert sich nicht mehr nur dafür was andere Leute denken können, sondern wirklich dafür, wie es anderen Leuten geht und wie sie ihnen helfen kann. Und sie erkennt, wie schön es ist gebraucht zu werden, aber auch Teil einer Gemeinschaft zu sein.

Kristina Günak setzt diesen Prozess wirklich sehr glaubhaft und sympathisch um – es ist ein stückweit ein innerer Kampf den Franziska da auch mit sich selber austrägt – die Frage zwischen rationalem Handeln und auf sein Herz hören und das schlichte „einfach mal machen“. Und hier kommt aus meiner Sicht auch die Stärke dieses Romans hinzu: Die verschiedenen Blickwinkeln die durch die Gemeinschaft der Camper in die Geschichte integriert wurden – Harald und seine an Demenz erkrankte Frau – die besten Freunde von Franziskas Eltern für die der Campingplatz ihr Altersruhesitz ist, Trudi die von Altersarmut betroffen ist und sich nicht einmal die Platzmiete leisten kann – und Erik der als helfende Hand immer zur Stelle ist, der aber wirkt als wäre er auf der Flucht vor etwas. All diese Figuren machen die Geschichte zu mehr als einem reinen Liebesroman. Insbesondere auch Eriks Sichtweisen haben auch mich beim Lesen mehrmals zum Denken angeregt, denn häufig ist es wirklich so, dass man viel mehr versuchen sollte das zu tun, was einen glücklich macht, als darauf zu hoffen, für andere perfekt zu sein.

Was Figuren und Handlung angeht, muss ich aber auch sagen, dass mich nicht alles restlos überzeugt hat. Ich hätte mir gerade zum Schluss des Buches noch mehr von den Geschichten der Camper gewünscht – von ihrem Leben und ihrem Hintergrund. Hier werden viele Punkte angeschnitten, die für mich als Leser die Geschichte noch rund gemacht hätten. Ebenso ging mir die Liebesgeschichte in diesem Buch an manchen Stellen wirklich zu schnell, gerade wenn man bedenkt, dass wir hier nicht mehr von verliebten Teenagern sprechen.

Alles in allem hat mich der Roman aber wirklich überzeugt, ich hatte Spaß am Lesen und konnte die Seiten genießen, das ist es, worauf es für mich ankommt. Der Roman regt definitiv zum Nachdenken an und wer einfach mal Lust hat, auf ein Abenteuer auf dem Campingplatz der wird bei diesem Buch sicher seine Freude haben!

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