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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2018

Empfehlenswert!

Befreiungsschlag
1

Der 17-jährige Maik hängt am liebsten mit seiner Clique ab und wenn ihm einer dumm kommt, dann schlägt Maik zu. Doch damit muss jetzt Schluss sein, denn nach einer besonders aggressiven Prügelei landet ...

Der 17-jährige Maik hängt am liebsten mit seiner Clique ab und wenn ihm einer dumm kommt, dann schlägt Maik zu. Doch damit muss jetzt Schluss sein, denn nach einer besonders aggressiven Prügelei landet er vor Gericht. Die Jugendstrafe wird zwar zur Bewährung ausgesetzt, um die Auflagen zu erfüllen, muss Maik allerdings Sozialstunden und ein Antigewalt-Training absolvieren. Auf dieses Psychogeschwätz, dass ihn, seiner Meinung nach, eh nicht weiterbringen wird, hat er allerdings überhaupt keine Lust. Als ihm dann aber bewusst wird, dass er dann in den Knast muss, entscheidet sich Maik dafür, dass das AGT wohl doch die bessere Alternative ist. Ohne große Motivation rafft er sich schließlich dazu auf und geht davon aus, dass die Trainer sich bestimmt schon ihre Meinung über ihn gebildet haben und dass das zu erwartende Psychogeschwätz ihm gewaltig auf die Nerven gehen wird. Doch dann kommt alles ganz anders....

Uwe Zissener ist Dipl.-Sozialarbeiter, Erlebnispädagoge, Mediator und AGT-Trainer. Er arbeitet seit Jahren in der Gewaltprävention und als Antigewalt-Trainer. Stefan Gemmel ist einer der erfolgreichsten Kinder- und Jugendbuchautoren im deutschsprachigen Raum. Er hat Uwe Zissener und seine Kollegen ein Jahr lang, mit dem Einverständnis der Teilnehmer, beim AGT-Training begleitet. Aus diesen Erfahrungen, bei denen er die Höhen und Tiefen und die Erfolge und Rückschläge, hautnah miterleben konnte, ist dieser Roman entstanden.

Da man beim Lesen merkt, wie viel Herzblut und Realität in Maiks Geschichte steckt, ist man von ersten Moment an mitten im Geschehen und verfolgt gespannt, welche Erfahrungen Maik sammelt und wie es überhaupt dazu kam, dass er zum aggressiven Schläger wurde, der seine Probleme nur auf diese Art lösen konnte. Obwohl Maik wahrlich kein Unschuldslamm ist, gelingt es dem Autoren hervorragend, ihn so zu beschreiben, dass er nicht unsympathisch wirkt. Man blickt hinter Maiks Fassade und bekommt dabei lebendige Einblicke in seine Gedanken und Gefühle. Obwohl man selbst seine Probleme wohl anders lösen würde, wird nachvollziehbar vermittelt, wie es bei Maik dazu kommen konnte.

Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und gerät schon bald in den Sog der Ereignisse. Man fiebert mit Maik mit und leidet mit seiner Mutter, die es alles andere als leicht hat, mit. Die Protagonisten wirken so lebendig, dass man sich mit ihnen und all ihren Problemen identifizieren kann. Die Einblicke in das Antigewalt-Training und die Prozesse, die dadurch ausgelöst werden, sind so interessant, dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen mag. Natürlich gibt es auch Rückschläge. Doch auch das wird realistisch vermittelt, sodass dieser Roman noch glaubhafter wirkt.

Ich habe dieses Buch geradezu verschlungen und mochte es nach kurzer Zeit kaum noch aus der Hand legen. Ich habe selbst Kinder im Teenager-Alter und deshalb vieles, was so in den Schulen "abgeht", wiedererkannt. Deshalb konnte ich Maiks Werdegang glaubhaft nachvollziehen und habe wütend über das, was Mobbing auslösen kann, nachgedacht. Dieses Buch halte ich für sehr wichtig und würde mir deshalb wünschen, dass es als Schullektüre in den Klassen gelesen wird. Denn auch die Lehrer könnten daraus einige Denkanstöße für sich mitnehmen. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt das Buch deshalb auch alle fünf Bewertungssterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 29.01.2018

Berührt und regt zum Nachdenken an

Lied der Weite
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In der fiktiven Kleinstadt Holt, im US-Bundesstaat Colorado, lebt die 17-jährige Victoria. Als sie ungewollt schwanger wird, wirft ihre Mutter sie aus dem Haus. Ihre Lehrerin Maggie nimmt sie zunächst ...

In der fiktiven Kleinstadt Holt, im US-Bundesstaat Colorado, lebt die 17-jährige Victoria. Als sie ungewollt schwanger wird, wirft ihre Mutter sie aus dem Haus. Ihre Lehrerin Maggie nimmt sie zunächst selbst auf, sorgt dann aber dafür, dass sie bei zwei alten Viehzüchtern unterkommt. Der Lehrer Tom Guthrie hat mit ganz anderen Problemen zu kämpfen, denn seine Frau leidet unter Depressionen und die Ehe steht kurz vorm Scheitern. Guthrie muss sich um seine beiden Söhne kümmern und bekommt außerdem noch Schwierigkeiten mit einem Schüler. Die Schicksalsfäden der Kleinstadtbewohner verweben sich langsam miteinander....

Nach und nach lernt man die unterschiedlichen Protagonisten der Geschichte und ihre Probleme kennen. Zunächst scheinen die Handlungsfäden lediglich parallel zu verlaufen und nichts miteinander zu tun zu haben. Doch im Verlauf der Handlung nähern sie sich einander an.

Dem Autor gelingt es hervorragend, die Bewohner der Kleinstadt zu beschreiben. Man hat sie lebhaft vor Augen und kann sich gut in die jeweiligen Situationen hineinversetzen. Dadurch hat man das Gefühl, ein Teil der Geschichte zu sein und alles genau zu beobachten. Der Schreibstil ist recht einfach, aber sehr angenehm lesbar. Jedes Wort ist so treffend gewählt, dass man ganz in die Geschichte eintauchen kann und das Buch bereits nach kurzer Zeit nicht mehr aus der Hand legen mag. Denn die zwischenmenschlichen Beziehungen, die sich im Verlauf der Handlung entwickeln, gehen zu Herzen und regen zum Nachdenken an.

Ich habe mich beim Lesen dieses Romans sehr gut unterhalten und mochte ihn bereits früh nicht mehr aus der Hand legen. Denn die Bewohner und ihre Probleme sind mir schnell ans Herz gewachsen. Obwohl die Geschichte eher ruhig ist, habe ich jede Seite genossen und mochte mich zum Schluss nur ungern von den Kleinstadtbewohnern verabschieden. Von mir gibt es deshalb alle fünf Bewertungssterne und eine ganz klare Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Extrem spannender True-Crime-Thriller

Wolfswut
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Nach dem Tod ihres allseits beliebten Vaters, beginnt Lotte Soltau seinen Nachlass zu sichten. Dabei findet sie einen Schlüssel zu einer Lagerhalle. Lotte fährt hin, um sich einen Überblick zu verschaffen. ...

Nach dem Tod ihres allseits beliebten Vaters, beginnt Lotte Soltau seinen Nachlass zu sichten. Dabei findet sie einen Schlüssel zu einer Lagerhalle. Lotte fährt hin, um sich einen Überblick zu verschaffen. Als sie den Deckel eines dort gelagerten Fasses öffnet, traut sie ihren Augen kaum, denn es befinden sich Leichenteile darin. Vollkommen entsetzt ruft Lotte die Polizei, denn für diesen Albtraum muss es eine Erklärung geben. Kriminalhauptkommissarin Kira Hallstein und ihr Partner Max Lohmeyer vom LKA werden mit den Ermittlungen betraut. Sie entdecken in den vier weiteren Fässern ebenfalls Leichenteile. Es handelt sich um die Überreste von insgesamt fünf Frauen, die grausam gefoltert und zerstückelt wurden. Hat Soltau ein Doppelleben geführt?

Der Einstieg in diesen True-Crime-Thriller, der auf einer wahren Mordserie basiert, gelingt mühelos, denn der Autor versteht es von der ersten Seite an, Spannung zu erzeugen, die durchgehend gehalten werden kann. Das liegt sicher auch an seinem lebendigen Schreibstil, denn er beschreibt Handlungsorte und Protagonisten so eindrucksvoll, dass man sie beim Lesen sofort vor Augen hat und ganz in die spannende Erzählung eintauchen kann. Allzu zartbesaitet sollte man allerdings nicht sein, da Andreas Gößling Einblicke in tiefste menschliche Abgründe gewährt. Abgestoßen und doch gleichermaßen fasziniert beobachtet man, zu welch entsetzlichen Taten dieser Killer fähig ist. Düstere Handlungsorte und dubiose Protagonisten sorgen außerdem für Gänsehautfeeling.

Das Ermittlerteam wirkt sehr sympathisch. Es arbeitet konzentriert und zielstrebig an der Lösung des Falls und geht dabei an seine Grenzen. Die Charaktere wirken außerdem sehr authentisch. Das liegt sicher auch daran, dass man oft an ihren Gedanken teilhaben darf und so ganz genau weiß, wer was von wem hält. Es gibt auch Einblicke in das Privatleben. Diese drängen sich allerdings nicht zu sehr in den Vordergrund, sondern sorgen dafür, dass die Ermittler noch lebendiger wirken.

Thriller sind ja meine absoluten Favoriten und bei diesem Exemplar habe ich mich extrem spannend unterhalten gefühlt. Ich konnte mir die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und habe dabei den ein oder anderen Gänsehautmoment erlebt. Die Handlung wirkte auf mich durchgehend spannend, sodass ich das Buch kaum noch aus der Hand legen mochte und konnte am Ende noch mit einer Überraschung punkten. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt "Wolfwut" deshalb alle fünf Bewertungssterne und eine klare Leseempfehlung für Thrillerfans, denen es nichts ausmacht, wenn das Blut schon fast aus den Seiten tropft.

Veröffentlicht am 05.01.2018

Nervenkitzel und Gänsehautfeeling

Lilith
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Anna und Max Gavaldo freuen sich auf ihr zweites Kind. Doch eines Tages wird Anna bedroht und damit kommen die alten Ängste wieder hoch, dass ihr ehemaliger Peiniger Einfluss auf ihr jetziges Leben nehmen ...

Anna und Max Gavaldo freuen sich auf ihr zweites Kind. Doch eines Tages wird Anna bedroht und damit kommen die alten Ängste wieder hoch, dass ihr ehemaliger Peiniger Einfluss auf ihr jetziges Leben nehmen könnte. Obwohl Anna weiß, dass er tot ist, drängen sich die alten Dämonen ihrer Vergangenheit in ihre Gedanken. Zu allem Überfluss ist die Beziehung zu ihrer 16-jährigen Tochter Katharina etwas angespannt. Bringt Katharina der Gedanke an ein Geschwisterchen aus dem Gleichgewicht oder steckt mehr dahinter? Denn Katharina hat das zweite Gesicht und immer wieder Visionen, die sie ins Reich der Toten führen. Als dann auch noch der geheimnisvolle Baan auftaucht, in den Katharina sich sofort verliebt, ist in Annas Leben nichts mehr, wie es vorher war......

"Lilith - Eiskalter Engel" ist die Fortsetzung von "Eiskalte Umarmung". Es ist allerdings nicht zwingend nötig, den Vorgängerband zu kennen, da die Autorin immer wieder kurze Rückblicke in die Handlung einfließen lässt, sodass man keine Schwierigkeiten hat, dem aktuellen Geschehen zu folgen.

Der Einstieg in diesen Thriller gelingt mühelos, denn die Autorin versteht es hervorragend, sofort das Interesse zu wecken und eine düstere und bedrohliche Atmosphäre zu erschaffen, die zwischen den Zeilen spürbar ist. Dadurch gerät man früh in den Sog der Handlung und mag das Buch deshalb nur ungern aus der Hand legen.

Die Handlung wird aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet, sodass man einen guten Gesamtüberblick bekommt und alle Charaktere nach und nach kennenlernt. Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm lesbar. Man kann sich die beschriebenen Szenen mühelos vorstellen und dadurch ganz in die Handlung eintauchen. Beim Lesen darf man allerdings nicht allzu zartbesaitet sein, denn Astrid Korten versteht es hervorragend, die Spannungskurve aufzubauen, durchgehend zu halten und am Ende sogar noch eine Schippe draufzulegen. Die stets spürbare bedrohliche Atmosphäre und das hohe Tempo dieses Thrillers, sorgen dafür, dass man förmlich über die Seiten fliegt und manchmal kaum glauben mag, was man liest. Nervenkitzel und Gänsehautfeeling sind dadurch garantiert!

Thriller sind meine absoluten Favoriten und dieses Exemplar hat mich, durch das hohe Tempo, die stets spürbare bedrohliche Atmosphäre und die enorme Spannungskurve, voll und ganz begeistern können. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich vorher noch kein Buch der Autorin gelesen habe, doch auch ohne diese Vorkenntnisse konnte ich dem Handlungsverlauf mühelos folgen und den Nervenkitzel genießen. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala bekommt dieser Thriller deshalb alle fünf Bewertungssterne und eine begeisterte Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 02.01.2018

Berührende Geschichte, die zum Nachdenken anregt

Das Erbe der Rosenthals
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1939 wird das Leben für die jüdische Familie Rosenthal in Berlin immer gefährlicher. Einst hochangesehen und geachtet, werden sie nun beschimpft und wie Aussätzige behandelt. Die elfjährige Hannah Rosenthal ...

1939 wird das Leben für die jüdische Familie Rosenthal in Berlin immer gefährlicher. Einst hochangesehen und geachtet, werden sie nun beschimpft und wie Aussätzige behandelt. Die elfjährige Hannah Rosenthal hat zum Glück ihren Freund Leo, der ihr zur Seite steht und mit dem sie durch die Straßen von Berlin streifen kann. Doch dann beschließt die Familie Deutschland zu verlassen. Sie gehen an Bord der St. Louis, die insgesamt 937 jüdische Flüchtlinge von Hamburg nach Havanna bringen soll. Zu Hannahs großer Freude sind auch ihr Freund Leo und sein Vater dabei. Doch als das Schiff in Kuba ankommt, weigert sich die Regierung, trotz vorheriger Zusage, alle Flüchtlinge an Land zu lassen. Hannahs Familie wird auseinandergerissen.

Im Jahr 2014 lebt die elfjährige Anna gemeinsam mit ihrer Mutter in New York. Ihren Vater hat Anna nie kennengelernt, da er vor ihrer Geburt starb. Da der Vater Annas Mutter vor seinem Tod nie viel von seiner Familie erzählt hat, freut es Anna sehr, als ein Brief von ihrer Großtante aus Kuba eintrifft. Bald darauf bricht sie mit ihrer Mutter nach Kuba auf, um dort die Geschichte ihrer Familie kennenzulernen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Hannah und Anna erzählt. Hannahs Schilderungen beginnen im Jahr 1939 in Berlin. Man erlebt aus ihrer Sicht die letzten Tage in der alten Heimat und spürt förmlich, die Gefahr, der die Familie ausgesetzt ist. Die einzigen Lichtblicke in Hannahs Leben sind die Begegnungen mit ihrem Freund Leo. Annas Geschichte startet 2014 in New York. Hier beobachtet man Annas nicht ganz einfaches Leben an der Seite ihrer Mutter. Denn Annas Mutter fällt es noch immer schwer, sich mit dem Tod ihres Mannes abzufinden, der nach den Anschlägen auf das World Trade Center nie mehr nach Hause zurückkehrte.

Beide Handlungsstränge sind durchgehend interessant. Der Autor versteht es hervorragend, Protagonisten und Handlungsorte so lebendig zu beschreiben, dass man alles mühelos vor Augen hat und ganz in die ergreifende Familiengeschichte eintauchen kann. Hannahs letzte Tage in Berlin, die Überfahrt der St. Louis und die Ungewissheit bei der Ankunft in Havanna gehen einem dabei besonders nah. Dabei darf man nicht vergessen, dass diese Fahrt im Jahr 1939 wirklich stattgefunden hat. Doch auch die anderen Begebenheiten werden eindringlich erzählt, sodass das Buch nach kurzer Zeit eine regelrechte Sogwirkung auslöst, der man sich nur schwer entziehen kann und bei dem man ganz nebenbei noch sein Wissen erweitern kann.

Ich habe mich beim Lesen dieses Romans sehr gut unterhalten und ihn innerhalb eines Tages regelrecht verschlungen. Das Schicksal der Protagonisten hat mich berührt und zum Nachdenken angeregt. Das Bildmaterial, das man am Ende dieser Erzählung findet, rundet das Leseerlebnis ab und lässt es noch authentischer wirken. Auf meiner persönlichen Bewertungsskala vergebe ich deshalb auch alle fünf Sternchen und eine ganz klare Leseempfehlung!