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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.01.2018

Ein Lesemuss: traurig, berührend und wunderschön

Milchkaffee – Das Glück der Liebe
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Von Susanna Ernst habe ich schon wunderbare Bücher gelesen und bei diesem konnte ich mir zuerst hinter dem Cover nichts genaues vorstellen. Die Inhaltsangabe verspricht eine Liebesgeschichte, die in der ...

Von Susanna Ernst habe ich schon wunderbare Bücher gelesen und bei diesem konnte ich mir zuerst hinter dem Cover nichts genaues vorstellen. Die Inhaltsangabe verspricht eine Liebesgeschichte, die in der Nachkriegszeit angesiedelt ist und die Verknüpfung zwischen persönlichen Schicksalen und den Lebensbedingungen dieser besonderen Zeit ist der Autorin hervorragend gelungen.

Die Protagonisten Erik und Sophie lernen sich als Kinder kennen, beide kommen sehr sympathisch daher, sie sind aufgeweckte Kinder und Sophie geht wunderbar natürlich mit der schweren Verletzung Eriks um. Dieser fasst dank Sophies fröhlicher Art wieder neuen Lebensmut und es entwickelt sich eine ganz enge Bande zwischen ihnen. Erik wird später ein selbstbewusster Mann, der trotz seiner Behinderung sehr lebensbejahend ist.
Ihre Beziehung durchzieht das ganze Buch und diese Entwicklung ist wunderbar zu beobachten.

Aber auch die Schrecken und Schwierigkeiten der Nachkriegszeiten werden eindringlich authentisch geschildert. Man bekommt einen deutlichen Eindruck von Hunger, Ausbombung und Wohnungsverlust und wie der Krieg Familien auseinandergerissen hatte.

Der afroamerikanische Soldat Sam rettet Erik das Leben und kümmert sich rührend um ihn. Mit Sophie und ihrer Mutter eröffnet er eine neue familiäre Option für Erik, was sich als glückliche Fügung ergibt.
Die Rassenprobleme werden hier nur unterschwellig angedeutet, im Vordergrund steht die Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit und wie dankbar die deutsche Bevölkerung die amerikanische Hilfe annahmen.
Auch Sam und Erik wachsen zusammen und es entwickelt sich eine lebenslange enge Freundschaft.


Diese Geschichte könnte eindringlicher und nachhaltiger nicht geschrieben sein. Susanna Ernst gelingt es ohne klischeehaft zu werden, diese Emotionen und Probleme darzustellen.

Als Rahmenhandlung wird hier durch einen älteren Herrn erzählt, der Leser ist im Grunde der Zuhörer seiner Geschichte und folgt gebannt den Entwicklungen, Sorgen und Ängsten der Figuren. Dabei gibt es viele erschütternde Erlebnisse zu ertragen, aber auch eine hoffnungsvolle Liebe und lebenslängliche Freundschaft und viel Dankbarkeit für erwiesene Hilfe.

Dadurch gewinnt der Roman an Tiefe und man erfreut sich an den wunderbaren Charakteren.

Das Ende hält noch einmal eine besondere Überraschung bereit, auf die man so nicht vorbereitet war. Doch auch damit bewirkt Susanna Ernst in ihrer Geschichte einen speziellen Hoffnungsschimmer.


Wer dieses Buch liest, wird gefangen sein in der Entwicklung einer großen Liebe und ihren verschlungenen Wegen, aber auch im schwierigen Umfeld der Nachkriegszeit. Einfach eine wunderbare, traurige, schöne und berührende Lektüre!

Veröffentlicht am 15.01.2018

Wunderbar erzählte Trennungsgeschichte

Frau gönnt sich ja sonst nichts
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Von Marie Matisek habe ich Sonnensegeln und Mirabellensommer gelesen und beide Bücher haben mir sehr gut gefallen. Auf ihr neues Werk war ich deshalb sehr gespannt, zumal sie darin persönliche Erfahrungen ...

Von Marie Matisek habe ich Sonnensegeln und Mirabellensommer gelesen und beide Bücher haben mir sehr gut gefallen. Auf ihr neues Werk war ich deshalb sehr gespannt, zumal sie darin persönliche Erfahrungen ihrer eigenen Trennung verarbeitet.


Ohne große Umschweife geht es sofort mit der Trennungsgeschichte los. Marie wird von ihrem Mann nach 20 Jahren Ehe für eine jüngere Frau verlassen. Zunächst fällt sie in eine Schockstarre voller Trauer, Selbstmitleid und Zukunftsängsten. Doch sie merkt schnell, dass sie damit nicht weiter kommt. Sie kennt die Gründe für die Trennung, auch sie selbst ist dafür mit verantwortlich und nun möchte sie ihrem Leben durch die Trennung neue Impulse geben, neue Chancen wahrnehmen und für sich selbst neue Ziele entwickeln. Lange Zeit hat sie neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit dem Familienleben ihr Hauptaugenmerk gewidmet.
Doch das Familienleben ist nicht immer einfach, es funktioniert nur, wenn man zufrieden ist und nicht alle Rollen gleichzeitig spielen muss.


Mir ist die Situation der Autorin beim Lesen sehr nahe gegangen, auch die vielen Beispiele anderer Paare erscheinen mir sehr authentisch geschildert. Wie reagiert man als Frau auf eine Trennung, welche Fragen stellen sich dann für die Familie, die Kinder und das gemeinsame Hab und Gut? Wie kann man über den Dingen stehen, wenn man doch am Boden zerstört ist?

Marie Matisek hat aus ihrer Trennung das Beste gemacht, sie hat die Chance auf ein neues selbst bestimmtes Leben ergriffen und ihr bisheriges Leben als schöne Erfahrung mit in den nächsten Lebensabschnitt genommen. Kein Aufrechnen von Schuld, sondern den Blick frei machen für neue Möglichkeiten. Die Lage als Glücksfall annehmen! Das kann nicht jeder, bei vielen Paaren zehren Rosenkrieg und Rache an den Nerven der Beteiligten und die Kinder leiden und sogar die Haustiere.


Wenn man der Autorin jedoch durch ihr Buch folgt, bekommt man durch den leisen Humor und die positiven Rückblicke in die glückliche Zeit der Ehe ein Gefühl von Mut und Hoffnung. Und es ist auch für Menschen in einer glücklichen Partnerschaft eine echte Bereicherung, mal über das Glück im Leben nachzudenken und gutzuheißen, was man gerade eigentlich genießen sollte.


Bei der Lektüre gibt es einige humorvolle Szenen, bei denen ich schmunzeln musste. Mal geht Marie zu einer Singleparty oder aufs Oktoberfest, dann bucht sie sich zum bevorstehenden 50. Geburtstag eine Entspannungsreise nach Bali, bei der sie vorab die Wirkung der Wechseljahre durchmacht. Wie sich die von der Familie produzierten Wäscheberge anfühlen, wenn man gut gelaunt aus dem Urlaub kommt, kann ich gut nachvollziehen. Auch die Treffen mit ihren Freunden lassen Einblicke zu, die man so oder ähnlich schon gehört hat.

Aber Marie befreit sich von der "Last" der Einrichtungsstörenfriede, sie entrümpelt Haus und Keller und das macht ihre Last nicht nur äußerlich weniger. Auch innerlich befreit sich sich von Ballast, aber sie behält die positiven Erinnerungen an die schöne Zeit dieser Ehe. Und das macht Mut und zeigt deutlich wie man auch mit solchen Situationen umgehen kann ohne Rachegelüste auszuleben.

Ich finde es mutig von Marie Matisek, hier ihre sehr persönliche Geschichte schonungslos der Öffentlichkeit vorzulegen. Doch dadurch bekommt man als Leser viele Ratschläge und Denkanstösse geliefert, die auch in funktionierenden Ehen durchaus mal überdacht werden sollten.

Nicht immer bedenkt man, wie es anderen Alleinerziehenden gehen könnte oder ist sich dessen bewusst, wie gut man es gerade hat.

Veröffentlicht am 10.01.2018

Eine Mordsgaudi mit Klufti

Herzblut
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Kluftinger bekommt einen anonymen Anruf und glaubt, Zeuge eines Mordes gewesen zu sein. Doch am Tatort findet er nur eine riesige Blutlache. Bevor der Großteil der zugehörigen Leiche auftaucht, erschüttern ...

Kluftinger bekommt einen anonymen Anruf und glaubt, Zeuge eines Mordes gewesen zu sein. Doch am Tatort findet er nur eine riesige Blutlache. Bevor der Großteil der zugehörigen Leiche auftaucht, erschüttern weitere brutale Morde das Allgäu.
Leider behindern heftige Herzschmerzen Kluftingers Arbeit. Intimfeind Doktor Langhammer verordnet kässpatzenarme Schonkost, positive Lebenseinstellung, Bewegung – und sogar noch einen Yogakurs.



Auch dieses Mal haben es die Autoren geschafft, mit ihrem kauzigen Allgäuer Original Humor und gute Unterhaltung in einen kniffligen Kriminalfall einzubinden. Das kann man nur bewundern.

Klufti fühlt sich nicht wohl, er hat Herzbeklemmungen und konsultiert Dr. Langhammer, dieser hüllt sich in Schweigen und macht lediglich Andeutungen zu Kluftis Essverhalten in Form von kohlenhydratreichen Kässpatzen und anderen deftigen Allgäuer Spezialitäten. Auch ist die "Pumpe" des Kommissars nicht gerade die jüngste.

Klufti macht sich Sorgen um seine Gesundheit, sieht sein Lebensende nahen, schreibt sogar ein Testament und dann dreht sich im vorliegenden Fall auch noch alles um Herzen. Man kann gut mit ihm mitfühlen und sieht mit Erstaunen seine Bemühungen um seine Gesundheit. Gemüsesticks mit Quark, Wasser statt Bier und auch ein paar sportliche Yogaeinheiten gehören neuerdings zu Kluftis Gesundheitsprogramm.

Worüber ich wieder sehr lachen musste, ist das Verhältnis zu Langhammer. Ihre Wortspielereien und ihr Aufeinandertreffen geht wie immer mit humorvollen Szenen einher.

Was mir aber die Tränen in die Augen getrieben hat, ist der Besuch auf dem Jahrmarkt und die Urlaubsplanung. Hier zeigt sich Klufti wie er leibt und lebt.

Niemand flucht so schön wie Klufti, ist so herrlich naiv im Umgang mit Technik und hat trotz seiner kauzig sturen Art das Herz am rechten Fleck. Er ist und bleibt ein einzigartiger Ermittler, der beim Lösen von Verbrechen einfach den richtigen Riecher besitzt. Und wenn er mal wieder verbal über die Stränge schlägt, so nehmen das seine Kollegen und die Familie Augen rollend zur Kenntnis.


Dieser Krimi ist einfach ein Knaller. Wer Kluftinger noch nicht gelesen hat, sollte das bald nachholen. Der Fall ist in sich abgeschlossen und bietet beste Unterhaltung mit einer spannenden Krimihandlung.

Veröffentlicht am 09.01.2018

Flotter Monaco-Krimi, der mit Zirkusflair und sympathischen Ermittlern gut unterhält!

Tödliche Vorstellung
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Auf diesen Krimi habe ich mich sehr gefreut, denn schon der erste Teil hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin bringt mit ihrem Schreibstil frischen Wind in die Krimiszene.
Ein Quereinsteigen in die Reihe ...

Auf diesen Krimi habe ich mich sehr gefreut, denn schon der erste Teil hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin bringt mit ihrem Schreibstil frischen Wind in die Krimiszene.
Ein Quereinsteigen in die Reihe ist kein Problem, denn die wichtigsten Informationen werden auch im zweiten Band erwähnt.

Jule Gölsdorf bringt dem Leser ihr Monaco näher. Neben monegassischem Savoir-vivre und einer bildhaften Beschreibung der landschaftlichen Atmosphäre geht es in diesem um das berühmte Zirkusfestival von Monaco.
Tierschutz und Zirkusleben, hier prallen verschiedene Meinungen aufeinander und im Krimi werden diese gut verdeutlicht. Beide Seiten haben so ihre Standpunkte, die sich aber gar nicht ausschliessen müssen. Denn auch Zirkustiere werden von ihren Besitzern zwar hart trainiert, aber auch liebevoll umsorgt und viele Zirkustiere sind z. B. Handaufzuchten und ein Leben in Freiheit wäre ihnen völlig fremd und sie kämen damit auch nicht zurecht.

Die Krimihandlung ist spannend verarbeitet, die Motive finden sich im üblichen Themenbereich für Gewaltdelikte.

Die Ermittler sind mir sympathisch, beide haben so ihre privaten Probleme, die im Krimi aber nie die Ermittlungen überdecken, sondern als Rahmenhandlung das Buch zu einer runden Sache machen. Coco trauert noch immer um ihre tote Tochter, ist aber dabei, dieses Kapitel in ihrem Leben zu verarbeiten und sich dem Leben mehr zu öffnen. Valeri hat Eheprobleme, hängt aber immer noch sehr an seiner Frau.
Ich mag es, wenn die Protagonisten in Krimis etwas Privatleben haben und man ihre persönliche Entwicklung verfolgen kann.

So realistisch wie die Autorin die Zirkusdarstellerinnen vorstellt, schlüpft man direkt in deren Rolle hinein und erkennt ihr hartes Training, die körperliche Anstrengung, sowie die Aufregung und nervliche Anspannung. Wer hier arbeitet, ist seinem Metier völlig verfallen und muss stets beste Leistungen bieten. Ein hartes Leben, dem als Krönung der monegassische Clown in Edelmetall in Aussicht steht.

Die monegassische Atmosphäre, insbesondere die realistisch gezeigte Wohnungsproblematik, gibt einen genauen und kritischen Einblick in diese Steueroase der Reichen. Während die bildhaft beschriebenen Schauplätze, die Erwähnung des Nietzsche-Wanderweges und das allgegenwärtige azurblaue Wasser die Gegend für eine Reise ins Bild rücken.


Ich würde gern wieder mit den Ermittlern in Monacos kriminelle Ecken eintauchen und freue mich auf weitere Abenteuer dort.


Auf dieser Homepage wird Monaco und die Buchreihe gut dargestellt: www.monaco-krimi.com/

Veröffentlicht am 09.01.2018

Eindringlicher, weil mahnender Krimi zum Thema Missbrauch und dessen Vertuschung! Spannend und doch humorvoll dargeboten.

Apostelwasser
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Regina Ramstetter beginnt ihren Krimi mit einer brutalen Kreuzigung und lässt die Spuren dieses Falles zu klerikalen Einrichtungen, wie den Regensburger Domspatzen führen. Es geht um Missbrauchsfälle, ...

Regina Ramstetter beginnt ihren Krimi mit einer brutalen Kreuzigung und lässt die Spuren dieses Falles zu klerikalen Einrichtungen, wie den Regensburger Domspatzen führen. Es geht um Missbrauchsfälle, körperliche Gewalt und seelische Grausamkeit, die jungen Schutzbefohlenen von Kirchenmännern angetan wurden. Dieses heikle Thema wurde vor einigen Jahren öffentlich angeprangert, die katholische Kirche jedoch zeigte kein großes Interesse an der Aufklärung solcher Fälle.
Die Autorin spricht die Vorfälle auf behutsame Weise an, die Missbrauchsfälle werden im Buch von Berichten Geschädigter geschildert, doch das erfolgt auf sachliche Art. Interessant ist die Einbindung und Verarbeitung in diesem Krimi. Hier vermag es die Autorin, den Ernst der Lage aus der Sicht von Betroffenen sachlich darzustellen und das Vertuschen dieser ernsten Vergehen aufzuzeigen.
Dabei gefällt mir ihr eingängiger Sprachstil, der mit Dialekt und einigen Szenen mit situationsbezogenem Humor die Handlung unterhaltsam werden lässt.

Schon früh steht die Missbrauchs-Thematik unweigerlich schlimm im Raum, die Suche nach dem scheinbar rächenden Täter erweist sich jedoch als recht schwierig. Zu schwer sind die früheren Opfer zu erfassen, sind die Taten ja häufig nicht einmal strafrechtlich verfolgt worden. Wer hier gerade in Selbstjustiz unterwegs ist, hat die damaligen Täter im Visier.
Erst am Ende offenbahrt sich der perfide Plan des Täters und die Aufklärung erstaunt mit logischen Schritten.

Die Darstellung der vielfältigen Charaktere wird bestens ausgeführt. Hier gibt es diverse Personen mit Ecken und Kanten, die sich auch im Krimi noch entwickeln und ihre privaten Probleme aufarbeiten.
Gerade die personelle Note der Ermittler gibt dem Krimi eine interessante Rahmenbedingung und unterstreicht mit Streitigkeiten, Liebesproblemen und anderen Dingen den normalen Alltag neben der aufwühlenden Ermittlungstätigkeit.

Wer Passau kennt, wird hier im Krimi einige Schauplätze detailgenau wiedererkennen. Regina Ramstetter hat mit der Einbindung realer Passauer Persönlichkeiten dem Krimi einen authentischen Anstrich verliehen. Die Kabarettistin und Schauspielerin Barbara Dorsch, der Pächter des Passauer Rudervereins Dan Grigoreanu und der Apostelfischer Karl Köck sind auch im wahren Leben in Passau zu finden.

"Apostelwasser" hat mir fesselnde Lesestunden bereitet, mit den ernst zu nehmenden Missbrauchsfällen kommt der Plot sehr realistisch daher. Die Auflösung gestaltete sich als besonders überraschend. So mag ich Krimis!