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Veröffentlicht am 14.07.2018

Aus dem dunkelsten Peru kommt ein kleiner Bär, absoluter Kult mit kleinen Makeln

Geschichten von Paddington
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Allgemein:

„Geschichten von Paddington“ umfasst zwei Bände der bärigen Erlebnisse, die der Autor Michael Bond seit 1958 zum Leben erweckte. In Deutschland wurde dieses Buch 2011 durch die Verlagsgruppe ...

Allgemein:

„Geschichten von Paddington“ umfasst zwei Bände der bärigen Erlebnisse, die der Autor Michael Bond seit 1958 zum Leben erweckte. In Deutschland wurde dieses Buch 2011 durch die Verlagsgruppe Beltz in Deutschland veröffentlicht. Mit den klassischen Illustrationen von Peggy Fortnum begleitet der Leser den kleinen, ursprünglich aus dem dunkelsten Peru stammenden, Bären Paddington. Er erlebt in London außergewöhnliche Abenteuer, mit denen selbst die Familie Brown nicht rechnet.

Mein Bild:

Wer findet den kleinen knuddeligen Bären in dem blauen Mantel und dem rotem Hut nicht süß. Spätestens nach dem Kinofilm bin ich ihm auch verfallen. Allerdings hatte ich nicht unbedingt vor, die Geschichten zu lesen. Bis ich das Buch von meiner Tante geschenkt bekam. Das Softcover beinhaltet 276 Seiten Paddington in größerer kindgerechter Schrift und wird durch die wunderschönen, skizzenhaften Illustrationen von Peggy Fortnum unterstützt. Mir gefielen die Bilder sogar so sehr, dass ich sogar einige davon für mein Bullet Journal abzeichnete. Laut Verlag ist das Buch für Kinder ab 5 Jahren geeignet.

Im Prinzip handelt es sich um eine große Geschichte, da die Ereignisse chronologisch ablaufen und sich einige Anekdoten auf vorherige Kapitel beziehen. Dennoch ist jedes Kapitel mit einer eigenen Überschrift versehen und der recht allwissende Erzähler kommt demnach nur mit einem Abenteuer um die Ecke, dass am Ende des Kapitels sauber abgeschlossen wird. Wirklich ideal zum Vorlesen, beispielsweise als Gute-Nacht-Geschichte, denn von Paddington bekommt man sicherlich keine Alpträume. Wirklich klasse, so kann sich ein Abenteuer an das nächste reihen, Abend für Abend.

Es beginnt mit einen dieser „Ach Gott, ist das süß“- Momente: Die Ankunft des kleinen Bären im Bahnhof Paddington, nach dem er benannt wird, und der Begegnung mit der herzallerliebsten, nie etwas übel nehmenden, Familie Brown. Es brachte mich zum Lachen, dass die Browns sich kaum wunderten, dass ihnen ein sprechender Bär über dem Weg läuft. Überhaupt wird Paddington nach kurzer Verwunderung sofort von jedem akzeptiert. Ein Hoch auf die Vielseitigkeit und Aufgeschlossenheit der Menschheit und dem damit angedeuteten Appell gegen Intoleranz. Großartig. In Paddingtons Geschichte zählen hauptsächlich die inneren Werte, das von den Briten geliebte höfliche Verhalten und zumindest ein gepflegtes Äußeres. Außerdem zeigt Paddingtons kindliche Offenheit gegenüber dem Unbekannten, wie in Ordnung die Welt sein kann, wenn man nur freundlich und hilfsbereit ist, egal welches Chaos manchmal um einem herum herrscht.

Der Bär steht im Mittelpunkt der Abenteuers. Sein Verhalten ist eine Mischung aus Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Naivität, Tollpatschigkeit, kreativen Ideen, Unwissen und grenzenloser Neugier. Wer aus dem dunkelsten Peru kommt, muss sich in London erst einmal zurechtfinden, den Sitten, Traditionen, der Geschichte, den Alltag. Paddington lernt es auf seine eigene, für den Leser sehr humorvolle, Weise kennen.

Ich sage es aber gerade aus: Der neugierige Bär stellt alles, recht vorhersehbar, auf dem Kopf!
Michael Bond verpackt Paddingtons Erlebnisse in die verschiedensten Settings. Es ist immer wieder überraschend, wo er was anstellt. Auf die Ideen muss man mal kommen! Darauf wird der Spannungsbogen gebaut, denn das Ende jeden Abenteuers ist im Endeffekt immer dasselbe. Das störte mich schon ziemlich, wenn ich ehrlich bin.
Alles, was Paddington an „Unfällen“ oder „Störungen“ verursachte, hatte keine Folgen oder wandelte sich sogar ins Gegenteil um. Als wäre er ein Glücksbärchi. Natürlich könnte man jetzt sagen, dass es ein Kinderbuch ist und man Spaß haben soll. Das ist richtig. Doch sollte man nicht aus seinen Fehlern lernen? Wäre ich Mitglied der Familie Brown hätte ich über so manches Fiasko nicht hinwegsehen können. Oder würdet ihr ein überschwemmtes Bad nur mit „Ach Paddington“ abtun? Ich könnte mir schon vorstellen, dass ein Kind im Grundschulalter nachfragt, wie es sein kann, dass der Bär immer davon kommt, sogar als Paddington einen Polizisten festhält.

Ich fand es ebenso schade, dass die Familie Brown mit ihren zwei Kindern und der Haushälterin an den Rand des Schauplatzes verbannt wurden. Ich frage mich immer noch, was für ein Mensch die Haushälterin Mrs. Bird wirklich ist. Sie wusste gefühlt alles. Nur woher? Was hat sie im Leben wohl alles erlebt?

Nichtsdestotrotz hat Michael Bond viel Charme und Leichtigkeit in den Schreibstil seiner Zeit gelegt, sodass man über manche altbackene Floskel oder nicht mehr ganz zeitgemäße Unternehmung hinwegsehen kann. Es bleibt Kult und die Briten zelebrieren es in ihren Buchläden mit eigenen Paddington-Regalen, die groß und klein magisch anziehen.

Fazit:

Ein Klassiker unter den Kinderbüchern, der die chaotischen Abenteuer eines kleinen sprechenden Bären immer mit einem zu guten Ende versieht, über das man manchmal hinweg sehen muss.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Hier werden nur Weichen gestellt, aber dafür bekommen die Nebendarsteller ein Gesicht

Sun Warrior
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Allgemein:

Nach „Moon Chosen“ erschien 2018 der 2. Band von P.C. Casts Reihe „Gefährten einer neuen Welt“ bei FJB. „Sun Warrior“ setzt die Geschichte der jungen Mari fort, die zwei Völker und deren magische ...

Allgemein:

Nach „Moon Chosen“ erschien 2018 der 2. Band von P.C. Casts Reihe „Gefährten einer neuen Welt“ bei FJB. „Sun Warrior“ setzt die Geschichte der jungen Mari fort, die zwei Völker und deren magische Kräfte in sich vereint. Nach einer dramatischen Flucht aus der brennenden Stadt in den Bäumen versuchen sie und Nik ein neues Leben zu beginnen. Sie wollen mit Hilfe des Luchsgefährten Antreas, der jungen Mondfrau Sora, sowie weiteren Flüchtlingen der Erdwanderer und Gefährten eine bisher noch nie da gewesene Form des Zusammenlebens erschaffen. Doch es gilt Vorurteile aus der Welt zu schaffen, Kompromisse einzugehen und den Feind nicht aus dem Auge zu verlieren, der sich ebenso nach Veränderung sehnt.

Mein Bild:

Dieses Mal gibt es passend zum Titel ein gelbes Cover, nur leider sticht dieses Gelb tatsächlich zu sehr ins Auge. Es wirkt fast grell. Mir persönlich hätte eine goldene Farbe besser gefallen. Trotzdem sehen beide Buchrücken nebeneinander ziemlich gut aus und nachdem „Moon Chosen“ mich in seinen Bann gezogen gezogen hat, war klar, dass der 2. Band nicht ungelesen bleibt.
Ich befand mich also erneut in dieser abenteuerlichen Welt, in der sich die Natur vor Jahrhunderten alles zurück erobert hatte und die Menschen sich in sehr ursprünglichen Kulturen und magischen Kräften wiederfanden.

Im übrigen, ist es nicht möglich jetzt erst in die Geschichte einzusteigen. Man muss „Moon Chosen“ kennen, schon allein, weil Der 2. Band ohne Umschweife an den 1. Band anschließt. Ebenso wird an Rückblenden gespart, Nur gelegentlich werfen die Protagonisten über ihre Erinnerungen einen Blick zurück. Das störte mich allerdings überhaupt nicht. Dafür haben sich die Grundzüge der Geschichte zu sehr eingebrannt und ich bin ohne Probleme in die knapp 670 Seiten rein gekommen. Auch der Schreibstil in personaler Erzählweise blieb größtenteils fließend und verständlich. Ab und an musste ich Sätze jedoch zweimal lesen, weil es furchtbar altbacken klang bzw. die Zeitformen einzelner Worte nicht wirklich passte.

Innerhalb der Kapitel bzw. Leseabschnitte wird die Veränderung der Gesellschaftsformen von den drei bekannten Völkergruppen innerhalb eines Zeitraumes von einer Woche betrachtet. Ihr lest richtig: Knapp 700 Seiten für ein paar Tage. Ich war selbst überrascht. Bitte erwartet trotzdem nicht zu viel Action. Ich finde, dahingehend lässt der Plot zu wünschen übrig. Hier werden lediglich die Weichen für den nächsten Band „Wind Rider“ gestellt.

Das beginnt bereits als Nik und Mari nicht mehr nur für sich und ihre Hundegefährten verantwortlich sind. Beide wollen ihre eigene Alternative einer Gemeinschaft aufbauen. Es fühlt sich für mich anfangs wie eine jugendliche Rebellion der Freiheit an. Doch es ging um mehr: Jeder soll so akzeptiert werden wie er ist, egal wie anders er ist. Eine schöne Idee, aber wer klar bei Verstand ist, kann sich denken, dass es zu Konflikten kommen kann, wenn derart verschiedene kulturelle Gruppen aufeinander treffen: Zum einen, die bisher hoch in den Bäumen lebenden, sonnenanbetenden Gefährten mit ihren Hunden, dann die in Erdbauten lebenden, mondanbetenden Erdwanderinnen, die bisher von den Gefährten versklavt wurden und der komplette Neuling Antreas mit seiner Luchsin Bast. Und so kommt es förmlich zu einem Kulturschock, denen sich geflüchtete Erdwanderer und Gefährten unter dem Matriarchat (Dominanz der Frauen) der Mondfrauen Mari und Sora aussetzen.
Gefühlt hätte es in Mord und Totschlag enden können. Tat es aber nicht, stattdessen wirkte es viel zu einfach. Innerhalb von 2-3 Tagen waren alle best Friends. Ich finde, die Autorin hätte dahingehend mehr Realismus an den Tag legen können. Nichtsdestotrotz sind Mari, Nik und auch Sora schnell zu gut organisierten Führungspersönlichkeiten mutiert und ihnen steht die Rolle trotz des jungen Alters, dessen Naivität ab und an noch hoch kommt, gut.

Bemerkenswert finde ich, dass sehr viel mehr Charaktere in den Vordergrund rückten, allesamt mit ihren Geschichten, Erfahrungen und Leben. Sie lernen einander kennen und der Leser ist mittendrin. Allem voran der Luchsgefährte Antreas. Der Mann ist eine absolute Wucht, spricht klare Worte mit einem Schuss Ironie und ist Dank seiner Luchsin Bast mit enormen Kräften gerüstet. Die Beschreibungen liefern wirklich ein hautnahes Bild.

Ständig gibt es Szenenwechsel, die diverse Gespräche der inzwischen näher erwähnten Charaktere aufzeigen. Es ist abwechslungsreich gestrickt, vor allem, wenn der Mittelpunkt der Erklärungen den Ursprung von Magie und Tradition beinhaltet. Trotzdem waren Dialoge dabei, die die Geschichte nicht vorwärts brachte, dafür aber vorhersehbarer. Zum Beispiel zukünftige Ziele einer Reise oder wahnwitzige Gedanken, die sich dann komischerweise auch erfüllten. Schade, damit ist die Spannung teilweise flöten gegangen. Vielleicht war die Wahl zu vieler Perspektiven in der Erzählweise doch keine gute Idee?!

Sparsam hingegen war die Autorin mit bildlichen Darstellungen des Settings. Alle Orte, die aus dem 1. Band bekannt waren, wurden nicht nochmals eingehend beschrieben. Das fand ich gut, denn neue Orte wurden demnach in all ihrer Pracht oder Grausamkeit beschrieben. Hier sei gesagt, dass die Altersempfehlung von 14 Jahren eingehalten werden sollte.

Denn fernab von Maris und Niks neuer Gemeinschaft bleiben die Schnitter als zweite Gruppe innerhalb der Geschichte ein grausames Völkchen, dessen Gier von ihrem Anführer Fahlauge weiter geschürt wird. Der Antagonist bleibt mit seiner Art authentisch und man möchte so einer Persönlichkeit niemals begegnen. Wer dachte, dass er nicht noch grausamer werden kann: Es passiert. Und selbst diejenigen, die ihm nahe stehen, bekommen es mit der Angst zu tun. Er ist der Grund, dass spannende Momente entstehen.

Nicht einmal der wutentbrannte Thaddeus kommt an diese Grausamkeit heran. Er gibt uns allerdings den Einblick in die dritte Gruppe, dem Stamm des Lichts. Vom Schicksal gebeutelt, nach der Zerstörung ihrer Stadt, merken sie nicht wie Thaddeus die Situation ausnutzt, um selbst an Macht zu gewinnen. Selbst ein intelligentes und soziales Volk kann so etwas passieren. Die reelle Historie der Menschheit hat uns das oft bewiesen. Diesen Aspekt hat P.C. Cast berücksichtigt und ich kaufe ihr das ab.

Grundlegend entwickeln sich die drei Gruppen in bereits vorgeschriebene bzw. angedeutete Bahnen. Es gibt Beziehungen, die sich entwickeln, andere entzweien sich wiederum, auch Magie spielt weiterhin eine tragende Rolle. Ich habe demnach eine Ahnung, wie die Geschichte weiter geht und wer sich wohl noch begegnen wird. Zum einen freut mich das, da ich weiß, es wird etwas ganz anderes auf mich zukommen, zum anderen allerdings, bezweifel ich, dass noch viele Überraschungen auf mich warten werden. Ihr seht schon, es ist ein Zwiespalt, der sich auftut. „Wind Rider“ wird trotzdem gelesen, weil die Entwicklung der drei Gruppen nach wie vor eine Beobachtung wert ist. Weiterhin ist noch nicht raus, wie viele Bände die Reihe wirklich haben wird. Wer die Autorin kennt, weiß, dass es durchaus mehr als drei Bücher werden können.

Fazit:

Sun Warrior ist ein vorhersehbar, aber richtungsweisender Übergangsband mit vielen Perspektiven, so das kein Aspekt verloren geht. Wer Clan, Stamm und Volk bisher mochte, wird es auch weiterhin tun.

Veröffentlicht am 28.04.2018

Der Tod als emotionales Thema wird leider zur Nebensache

Splitterlicht
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Allgemein:

„Splitterlicht“ ist ein Jugendroman der Amerikanerin Megan Miranda, der 2015 durch Ravensburger in Deutschland veröffentlicht wurde. Die Autorin schreibt nicht nur Jugendbücher, sondern auch ...

Allgemein:

„Splitterlicht“ ist ein Jugendroman der Amerikanerin Megan Miranda, der 2015 durch Ravensburger in Deutschland veröffentlicht wurde. Die Autorin schreibt nicht nur Jugendbücher, sondern auch Thriller, wobei Splitterlicht eines ihrer beliebtesten Bücher ist. Es umfasst die Geschichte der siebzehnjährigen Delaney, die einen Unfall überlebt. Es ist ein Wunder. Denn niemand zuvor blieb 11 Minuten unter eiskaltem Wasser gefangen und überlebte! Doch nichts ist wie vorher, etwas hat sich in Delaney verändert. Der Schock ist groß, als sie erkennt, dass sie ein Gespür dafür entwickelt hat, welche Menschen bald sterben werden. Wie soll sie diese Fähigkeit deuten? Gabe oder Fluch?

Mein Bild:

Und wieder war es ein unwiderstehlicher Coverkauf bei einem großen Aktions-Buch-Verkauf. Das Cover glitzert zart blau, so wunderschön winterlich mit einem hübschen weiblichen Gesicht dazu. Der Klappentext klang nach Drama und Spannung, obwohl ich mir die Frage stellte, in welches Genre man das Buch wirklich stecken sollte. Einfach nur Jugendbuch? Schließlich scheint die Protagonistin eine übermenschliche Gabe zu besitzen. Auch nach dem Lesen des Buches blieb bei mir ein Fragezeichen.
319 Seiten verbrachte ich im winterlichen Maine. Die Beschreibungen der Autorin reichten aus, um das Setting bildlich darzustellen. Nichts war übertrieben blumig ausgeschmückt und trotzdem hatte ich eine Vorstellung darüber wie Straßen verliefen oder Delaneys Familie lebte.
Sicherlich lag das auch an der Ich-Persepektive der Protagonistin. Das Hauptaugenmerk lag auf ihr und die Zeit nach dem dramatischen Unfall. Megan Miranda versuchte darzustellen, dass für Delaney, nach der Nahtoderfahrung, alles anders ist. Durchaus nachvollziehbar, Nur bissen sich angeblich vorhandene Eigenschaften mit ihrem Verhalten „danach“. Delaney sei „davor“ eine gut organisierte Musterschülerin gewesen, eine Mitläuferin innerhalb ihrer Clique, die aber sonst nie ein Risiko eingeht, eine Tochter, die umsetzt, was man ihr sagt und nachdenkt, bevor sie spricht. Jetzt verhält sie sich sprunghaft, ist überladen mit Gefühlen, gibt sich rebellisch gegenüber Freunden und Eltern, stößt andere vor dem Kopf. Wenn sie versuchte, ihr altes Verhalten an den Tag zu legen, passte es einfach nicht zusammen. Sollte der Kern des Charakters nicht erhalten bleiben? Mir fehlte die Authentizität. Ich kam damit nicht zurecht.
Dennoch fand ich die Grundidee aufregend: Delaney spürt körperlich, wer als nächstes sterben würde. Ich stellte es mir spannend vor, wie sie versucht damit umzugehen, eine Lösung zu finden, damit zu leben, vielleicht sogar zu helfen. Leider plätscherte die Idee vor sich hin. Schade, dass ein so emotionales Thema nicht komplett in den Mittelpunkt gestellt wird.
Erst in den letzten 100 Seiten widmet sich Delaney ausschließlich ihrer Gabe. Zu kurz, aber das Konstrukt wird trotzdem sauber aufgelöst. Doch warum erst dann? Tja, der Fokus richtet sich im Hauptteil der Geschichte auf mehrere Probleme: Überforderte Eltern, der beste Freund, der einen liebt, ein geheimnisvoller Typ, der auf einmal auftaucht und die Clique, die auf einmal mehr Interesse zeigt. Das ist zu viel für 300 Seiten. Dabei spielen die Vergangenheit der Beteiligten, Erinnerungen und nicht ausgesprochene Worte eine Rolle. Dinge, denen man glatt extra Bücher widmen könnte. Das ein oder andere hätte man weglassen und sich stattdessen auf eine Sache „spezialisieren“ sollen. Einen Vorteil hat die Verzweigung des Plots allerdings: Es verleiht der Story zusätzliche Spannungsbögen mit dramatischen Szenen, die mitfiebern lassen oder einfach unerwartet daher kommen.
Das ließ den Verlauf nicht vorhersehbar werden, auch wenn die Nebendarsteller stereotypisch sind. Decker, der beste Freund, der immer da ist und auf dem man sich immer verlassen kann. Im Gegenzug, der plötzlich auftauchende Troy, so undurchsichtig und anziehend. Delaney hat die Wahl der Gegensätze. Trotz Klischees sind die Jungs gut gelungen. Sie sind in ihrem Verhalten einfach selbstsicher. Der Leser fühlt bei den Beiden das, was er fühlen soll. Bei Decker fühlte ich mich geborgen und vor Troy hatte ich irgendwie Angst.
Das Ende war definitiv packend umgesetzt und ein Cliffhanger blieb mir erspart, obwohl ich der Meinung bin, dass man daraus noch mehr Bände spinnen könnte.

Fazit:
Abwechslungsreich, nicht vorhersehbar, aber sprunghaft und wenig fokussiert. Für Leser, die es lieben, wenn ein Jugendoman handlungsübergreifende Punkte anspricht.

Veröffentlicht am 05.04.2018

Geheimnisse machen einen Menschen immer angreifbar

Die Regeln des Schweigens
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Allgemeines:
Die Geschichte um den „Klub“, der Geheimnisse hütet, ist der 2. Jungendroman des deutschen Autors und Fernsehproduzenten Tino Schrödl. Veröffentlicht wurde das Buch 2015 durch den Verlag ueberreuter. ...

Allgemeines:
Die Geschichte um den „Klub“, der Geheimnisse hütet, ist der 2. Jungendroman des deutschen Autors und Fernsehproduzenten Tino Schrödl. Veröffentlicht wurde das Buch 2015 durch den Verlag ueberreuter. Innerhalb der Handlung begleitet der Leser den Jugendlichen Phil, der seinem Schwarm Mona näher kommen möchte. Um sein Ziel zu erreichen, willigt er ein, in einen Klub einzutreten, in dem Mitschüler Geheimnisse sammeln und hüten. Doch er stellt sich im Nachgang mehr Fragen als vorher und wird den Gedanken nicht los, dass die Mitglieder des Klubs etwas vor ihm verheimlichen. Nur was soll das sein? Hat es etwas mit dem Brand in der Schule zu tun?

Mein Bild:
Der Roman fiel mir letztes Jahr bei einem größeren Bücherverkauf in die Hände. Das Cover war mal wieder ausschlaggebend für den Kauf - ein rot - grün geteiltes Bild mit zwei starrenden, gespiegelten Gesichtshälften hatte etwas von einem Thriller. Der Klappentext klang vielversprechend, nur schon mal vorab, dieser könnte gut als Zusammenfassung der halben Geschichte herhalten. Aber ich will mal nicht sooo vorgreifen.

Der Schüler Phil führte mich aus der Ich-Perspektive durch die Handlung. Er ist ein lockerer intelligenter Typ, weder besonders beliebt noch ein Mitläufer. Seine dezente sarkastische Ader machte ihn noch einen Wink sympathischer und dementsprechend leicht kommt der Schreibstil daher. Das Setting ist eine überschaubare Kleinstadt in Deutschland, an sich hätte der Plot überall spielen können, es gibt dahingehend keine originellen Besonderheiten.

Zu Beginn wird der Leser auf einen Brand in Phils Schule aufmerksam gemacht und natürlich ist der Brandstifter unbekannt. Ich brauche jetzt niemanden zu sagen, dass hier schon klar war, dass die Suche des Brandstifters einen Teil der Geschichte darstellen wird. Weiterhin werden der Versuch der unnahbaren Mona näher zu kommen, die Schikane durch seinen Geschichtslehrer Herr Walter, der Klub und dessen undurchdringlichen Mitglieder thematisiert.
Vom Klub selbst habe ich mir wirklich viel versprochen: Eine erbarmungslose Einheit, die Geheimnisse sammelt und ihre Nutzen daraus zieht. Das war zumindest meine Vorstellung. Es schien zunächst auch so, da Phils Aufnahme in den Klub mich wirklich zum Schwitzen brachte, so unangenehm wurde es beschrieben. Aber kurze Zeit später kam die Erkenntnis: Es ist nur ein zusammengewürfelter Haufen von Stereotypen in Form eines reichen Snobs, eines Rebellen, des Mitläufer, einer Prinzessin und so weiter, die zusammen eher wie eine Zwangsgemeinschaft wirken. Und die Geheimnisse? Der Nutzen daraus? Unspektakulär, denn die eiserne Regel besagt: Man mischt sich in nichts ein. Dennoch hat ein Verstoß gegen die Regel keine Konsequenzen. Es fehlt an Aktionismus und Rückgrat. Wahrscheinlich ist das glatt realistisch und ich habe mir einfach zu viel Drama gewünscht...

Phil dachte anscheinend ähnlich wie ich, aber auch er handelt innerhalb der Geschichte kaum. Er stellt die richtigen Fragen: Wie ist die Gruppe entstanden? Warum erzählt keiner etwas? Doch er macht nichts draus, stellt kaum Nachforschungen oder verleiht dem Nachdruck. So dümpelt der Hauptteil nur vor sich hin. Die Nebendarsteller bleiben undurchsichtig, obwohl jeder sein Päckchen zu tragen hat. Es werden Themen wie Armut, Magersucht und Überforderung angesprochen, doch in die Tiefe gehen? Fehlanzeige. Phil hätte mehr Interesse zeigen müssen! Wo wächst der Protagonist bitte über sich hinaus? Was ist mit Freundschaft? Der Klub hängt zwar häufig zusammen, aber es gibt selten Augenblicke, in dem ich an „Stand by me“ dachte.

Umso positiver ist mir das Ende aufgefallen, dass auf den letzten 40 Seiten noch einmal Fahrt aufgenommen wird, zwar weniger aufgrund Phils Handeln, dennoch lösen sich die die Stricke sauber auf und hielten ein kleinen Plot Twist bereit. Übrigens bekam ich durchweg ein gutes „Zeitgefühl“. Egal ob Tage, Wochen oder Monate benannt wurden, ich wusste immer ungefähr wie viel Zeit vom Anfang bis zum aktuellen Zeitpunkt vergangen war. Das hinterließ einen realistischen Eindruck.

Fazit:
Die Geschichte benötigt mehr Rückgrat. Trotzdem rettet ein sauberer Ausgang die Story. Für Leser, die Jugendromane ohne große Dramatik mögen.

Veröffentlicht am 24.01.2018

Rich & famous war einmal, Freiheit kann man nicht kaufen, wer hätte das gedacht?

Paper Palace
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„Paper Palace – Die Verführung“ steht für den Abschluss der Paper-Triologie des amerikanischen Autorenduos „Erin Watt“. Der letzte Band erschien in Deutschland erstmals im Mai 2017 unter dem Verlagslogo ...

„Paper Palace – Die Verführung“ steht für den Abschluss der Paper-Triologie des amerikanischen Autorenduos „Erin Watt“. Der letzte Band erschien in Deutschland erstmals im Mai 2017 unter dem Verlagslogo von Piper.
Inhaltlich stehen Ella und die Royals vor einer harten Bewährungsprobe. Reed steht unter dem Verdacht, die Verlobte seines Vaters umgebracht zu haben und Ellas verschollener Vater Steve taucht auf einmal auf. Wird die Familie zusammenstehen? Oder ist eine unheilvolle Zukunft vorprogrammiert? Ein neuer Kampf um Liebe und Freiheit beginnt.

Nach einem bösartigen Cliffhanger im letzten Teil konnte ich dem 3. Band nicht ausweichen. Das über 400 Seiten starke Softcover im silbrig-weißen Glitzerlook erwartete mich voller Hoffnung auf ein Happy End. Bisher war die Reihe für mich eine recht durchwachsene Autorenleistung mit einige Höhen und Tiefen, daher war ich umso gespannter wie sich der Abschluss nun entwickeln würde. Schon mal vorab gesagt: Die deutsche Übersetzung hinkt wirklich. „Neueste Neuigkeiten“ oder „Lasst uns uns setzen“ sind keine schöne Kombinationen. Nur Dank des lockeren, jugendlichen Schreibstil kann man darüber hinweg sehen.
Inhaltlich schließt sich die Geschichte ohne Umschweife an den letzten Band an und sofort wird mit einem Verhör, dem überbezahlten Anwalt und zu harten Polizisten klar: Adieu Cinderellastory! Ich befinde mich zum Teil in einem Krimi, als Detektiv auf der Suche nach einem Mörder. Etwas ganz anderes.
Ein anderer Schwerpunkt stellt die intensive Beziehung der beiden Hauptdarsteller Ella und Reed dar. Ihre Gefühle schäumen über vor Verzweiflung, Leidenschaft und der bitteren Erkenntnis, dass sie kaum eine Chance haben, den Kampf zu gewinnen.Trotzdem geben sie nicht auf und haben die wirklich tolle Unterstützung der Familie. Ihre Perspektive und der Zusammenhalt haben mich mitgerissen. Bis zu dem Punkt, an dem jedes wichtige Gespräch zwischen Ihnen unterbrochen wurde, weil sie übereinander hergefallen sind. Zwar ist es sehr lebendig beschrieben, aber erotische Spielchen hätten an anderen Stellen einen besseren Platz gefunden. Als wäre die Situation nicht schon aufgepeppt genug, bekommt der Leser noch Ellas wieder aufgetauchten Vater vor die Nase gesetzt. Er rückte recht spät ins Rampenlicht, da Ella „zwei Dramen“ nicht gleichzeitig verarbeiten kann. Verständlich, dass einem alles über den Kopf wächst. Steve O´Halloran selbst ist eine misslungene Figur. Geschäftsmann und milliardenschwer, benimmt sich wie ein jugendlicher Proll oder ein kontrollsüchtiger Übervater. Sorry, aber das ist gekünstelt. Sämtliche Begründungen wie „er hat ein Erziehungsbuch gelesen“, haben meinen Kopf auf die Tischplatte schlagen lassen. Auch andere Darsteller sind vom plötzlichen „Sinneswandel“ betroffen. Zum Beispiel Steve´s Ehefrau, die vom Biest zum ungewollten Schoßhund mutiert. Diese Mittel zu nutzen um Überraschungsmomente zu erwirken hat etwas von einer überdramatisierten Teenieromanze – nie langweilig, aber wenig Niveau.
Weiterhin fiel mir auf, dass die Autoren versucht haben, Rückblenden einzubauen. Die Idee finde ich grundlegend gut, schließlich vergisst man das ein oder andere im Verlauf einer Reihe. Nur hat es nicht ganz gepasst. Ella und Reed „erinnerten“ sich in einer Form als wäre Ihnen bewusst, dass jemand ihre Geschichte liest. Es ist aber kein Tagebuch oder eine Biografie, sondern ein Roman. Schade.
Am Ende hat man noch einmal alles versucht raus zu holen. Gefährlich, spektakulär und alle liegen gebliebenen Probleme wurden mit einem Schlag gelöst. Peng! Es blieb nichts offen und die Vermutung, die der Leser bezüglich des Mörders verfolgte, wurde bestätigt. Ein gelungenes Ende nach einer wieder durchwachsenen Achterbahnfahrt. Abschließend kann ich sogar sagen, dass man den Band auch für sich allein lesen könnte, da man der Geschichte gut folgen kann.

Fazit: Rasant, spannend und jugendlich, aber viele Ereignisse und Stimmungswechsel lassen es unrealistisch wirken.