Profilbild von tintentraeume

tintentraeume

Lesejury Star
offline

tintentraeume ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit tintentraeume über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2018

Ich bin enttäuscht, dieser Beckett kann es nicht mit der Hunter-Reihe aufnehmen.

Der Hof
0

„Die Welt ist voller Leute, die glauben, sie wüssten es besser als Sie“, sagte er und schenkt in beide Gläser nach. […] „Es gibt immer jemanden, der glaubt, er hätte das Recht, Ihnen zu sagen, was Sie ...

„Die Welt ist voller Leute, die glauben, sie wüssten es besser als Sie“, sagte er und schenkt in beide Gläser nach. […] „Es gibt immer jemanden, der glaubt, er hätte das Recht, Ihnen zu sagen, was Sie zu tun haben. Ärzte. Nachbarn. Die Polizei.“ Er wirft mir einen kurzen Blick zu. „All diese Leute, die über irgendwelche Rechte labern, über Freiheit und darüber, Teil der Gesellschaft zu sein. Gesellschaft, ha! In der Gesellschaft geht es nicht um die Freiheit, sondern darum, das zu tun, was einem gesagt wird.“
[S. 290]

Erster Satz:
Der Wagen fährt auf den letzten Tropfen.

Inhalt:
Sean ist auf der Flucht. Auf der Flucht vor der Vergangenheit. Aus diesem Grund hat er seine bisherige Heimat, London, verlassen und ist überstürzt nach Frankreich geflohen. Zu schlimm, zu belastend sind seine Erinnerungen an alles, was er zurücklassen musste. Er will per Anhalter durchs Land reisen, Jobs auf Zeit verüben und wenn es geht, so wenig Aufmerksamkeit wie möglich auf sich ziehen. Ein guter Plan, aber nicht ohne Fehler. Denn was Sean vergessen hat, in seine Berechnungen einzubeziehen, sind unglückliche Verstrickungen. Auf der Flucht vor der Polizei, tritt der junge Engländer in eine Bärenfalle, verletzt sich schwer und wird kurze Zeit später bewusstlos. Als er wieder zu sich kommt, liegt er in einer Scheune und wird von einer unbekannten Frau gepflegt. Eigentlich will Sean nicht auf dem Hof, auf welchem er sich befindet, bleiben und auch der verschlossene und mies gelaunte Besitzer, will ihn nicht auf seinem Land, doch durch seine Verletzung wird er zunächst geduldet. Trotzdem wird schnell klar, dass die Bewohner des Hofes ein Geheimnis haben. Ein Geheimnis, welches das Aufstellen von Bärenfallen rechtfertigt. Ein Geheimnis, welches sie zur Außenseiter des ganzes Dorfes macht. Ein Geheimnis, welches besser verborgen bleiben sollte.

Idee/ Umsetzung:
Im Moment finde ich sie immer seltener: Bücher, dessen Erscheinen mich in ein fiebriges Gefühl der Vorfreude versetzen, mein Herz zum Pochen bringen und meine Atmung beschleunigen. Immer weniger Werke schaffen es, diese Sucht, dieses Verlangen in mir zu wecken, doch als ich vom neuen Werk von Herrn Beckett erfuhr, zeigte mir meine Körper deutlich, dass er es kaum erwarten konnte. Die Vorfreude wuchs von Tag zu Tag und ich fieberte dem einen Tag entgegen, dem Tag des Erscheinens. Als es dann endlich so weit war, ich das Buch im Buchladen meines Vertrauens erstand, da drückte ich es ganz fest, wie einen Schatz an meine Brust und konnte es kaum erwarten, zu hause die Schutzfolie abzureißen und sehnsüchtig über den Umschlag zu streichen. Es war so unglaublich lange her, dass ich ein Buch mit solcher Sehnsucht erwartet hatte.
Ich ging also auf Abenteuerreise und huschte direkt hinter die Seiten. Doch schon nach den ersten Kapiteln wurde klar, dass „Der Hof“ mein Herz nicht gewinnen konnte. Schon nach wenigen Stunden des Lesens machte sich Enttäuschung in meiner Brust breit und eroberte schließlich meinen ganzen Körper. Was blieb, war ein kleiner Funken Hoffnung, dass sich die Handlung irgendwann schon steigern würde, doch alle Erwartungen blieben unerfüllt, und nach dem Lesen der letzten Seite machte sich Erleichterung breit. Jene Erleichterung, dass ich das Buch endlich beendet hatte. „Der Hof“ war eine einzige Enttäuschung für mich. Zum einen schimpft sich das Werk ´Thriller´, aber es sind kaum, bis gar keine spannenden Handlungselemente vorhanden. Zum anderen hat die Idee hinter den Seiten massig Potential, welches vom Autoren einfach nicht ganz genutzt wird. Hauptsächlich besteht die Lektüre aus etlichen Beschreibungen, die weder besonders interessant, noch besonders wichtig für die Handlung sind. Schade, schade, schade! Ich ärgere mich wirklich sehr, dass mich jenes Buch, auf welches ich mich in diesem Jahr so gefreut hatte, mich am Ende enttäuscht und unbefriedigt zurückgelassen hat.

Schreibstil:
Ich liebe den Schreibstil von Simon Beckett. Wobei ich mich korrigieren muss: Ich liebe den Schreibstil des Autors in seiner David-Hunter-Reihe. Die Schreibe von Herrn Beckett in „Der Hof“, konnte mich nicht vom Hocker reißen. Zwar versteht er sich wieder sehr gut darauf, schöne und gelungene Formulierungen zu erschaffen, verliert sich aber bei ca. 80% des Buches in langweiligen und eher unnötigen Beschreibungen. So erwähnte Herr Beckett fast jedes Mal, wenn der Protagonist sein Essen bekam oder sich eine Zigarette anzündete. Dass bei diesen ganzen, kleinen und fast sinnlosen Details etwas auf der Strecke bleiben musste, ist mehr als klar. Schade nur, dass es sich hierbei um die Spannung handelte, denn jene erstreckte sich lediglich über die letzten ca. 50 Seiten.

Charaktere:
Die Figuren in „Der Hof“, konnten das sinkende Schiff leider auch nicht mehr retten. Zwar bekommt man nach und nach ein besseres Gefühl für den Protagonisten, da die Perspektive immer zwischen Gegenwart und Vergangenheit wechselt, jedoch bleiben die anderen Charaktere ohne tiefere Konturen. Wie bereits erwähnt, finde ich die Grundidee des Werkes wirklich gelungen und man hätte viel aus dieser Idee machen können, doch anscheinend hat sich Simon Beckett nicht ganz so viel Mühe gegeben, wie etwa bei den David-Hunter-Bänden. Dadurch, dass sich der Autor in vielen Beschreibungen verliert, können den Leser auch die Buchfiguren nicht sonderlich fesseln. Mit einer kleinen Ausnahme: Gretchen, die jüngste Tochter des Bauers, schafft es durchaus, eine annähernd gelungene Reaktion beim Lesenden hervorzurufen. Gretchen ist nämlich ein richtiges Biest und dies kann Herr Beckett, an der einen oder anderen Stelle auch sehr gut vermitteln. Teilweise hatte ich wirklich das Bedürfnis, dem jungen Mädchen an die Gurgel zu gehen. Trotz allem, konnte mich auch dieser Aspekt im Werk, nicht wieder besänftigen oder für das Geschehen begeistern.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover ist einfach nur ein Hingucker! Als ich es das erste Mal sah, war ich total begeistert, weil es super zu der Vorstellung passte, die ich von der Handlung hatte. So wirkte die Aufmachung ziemlich geheimnisvoll und ließ hoffen, dass sich grausames in „Der Hof“ versteckt. Doch genau wie das betiteln des Buches als ´Thriller´, weckte auch die Gestaltung des Covers, ganz falsche Erwartungen. Versteht mich nicht falsch, ich mag das Titelbild noch immer sehr gerne und ich finde, dass der Verlag gute Arbeit geleistet hat, aber zum Inhalt passt die Aufmachung dann doch nicht.
An der Innengestaltung habe ich nichts auszusetzen, denn sie ist, wie auch bei anderen Beckett-Büchern, sehr schlicht. Wie bereits beschrieben, wechseln die Kapitel zwischen den gegenwärtigen und den vergangenen Erlebnissen des Protagonisten. Die Gegenwart wird hierbei durch Kapitelzahlen eingeleitet und die Vergangenheit durch die Überschrift: ´London´.

Fazit:
Für mich gehören sie zu einer bedrohten Spezies: Bücher, auf welche man mit Vorfreude, Herzklopfen und schwitzigen Finger wartet. Und warum sind diese Werke vom Aussterben bedroht? Weil es einfach kaum noch Geschichten gibt, die sich durch eine überragende Grundidee von anderen unterscheiden. Doch nicht nur das: Auch auf geliebte Autoren, scheint kein Verlass mehr zu sein. Ich hatte mich wirklich sehr auf das neue Werk von Simon Beckett gefreut. Ich wollte Spannung, ich wollte Begeisterung und ich wollte mich hinter den Seiten verlieren. Aber am Ende konnte mich dieses Werk in keinem Punkt von sich überzeugen. Die Grundidee ist gut und auch der Schreibstil an sich, lässt die alte, geliebte Beckett-Schreibe erkennen, doch das Gesamtergebnis bleibt weit hinter großen Erwartungen zurück. Falsche Figuren und etliche, langweilige und unnötige Beschreibungen, machen diese Lektüre fast zu einer Geduldsprobe. Besonders da ich weiß, dass Herr Beckett viel, viel mehr auf dem Kasten hat. Aber dieses Werk war wohl ein Schuss in den (H)Ofen!

Veröffentlicht am 28.01.2018

Nicht der beste Fielding!

Sag, dass du mich liebst
0

Ich fühle ihn, bevor ich ihn sehe, rieche ihn, bevor ich spüre, wie er sich über mir bewegt. Ich erkenne den Geruch sofort wieder. Mundwasser mit Menthol und Minze. Unvermittelt spüre ich das volle Gewicht ...

Ich fühle ihn, bevor ich ihn sehe, rieche ihn, bevor ich spüre, wie er sich über mir bewegt. Ich erkenne den Geruch sofort wieder. Mundwasser mit Menthol und Minze. Unvermittelt spüre ich das volle Gewicht seines Körpers auf meinem, sein Ellbogen drückt auf meine Luftröhre, raubt mir den Atem und erstickt meinen Schrei im Keim. "Sag, dass du mich liebst", befiehlt er [...].
"Sag, dass du mich liebst" - Joy Fielding
[S. 40]

Inhalt:
Bailey Carpenter gehört zu den Menschen, über die man behaupten würde, dass sie ihr Leben bis zu den Fingerspitzen fest im Griff haben. Kurz: Bailey hat es im Leben zu etwas gebracht. Dies erkennt man auch an ihrem recht luxuriösen und angenehmen Lebensstil: Große Privatwohnung, in einem Wohnkomplex mit Empfangsmann, Pool, Fintenessraum und einem schnittigen Wagen in der Tiefgarage. Ihr Geld verdient sie als Privatermittlerin für eine hiesige Anwaltskanzlei in Miami.
Dann kommt der Tag, der alles verändert. Während einer verdeckten Ermittlung, wird die junge Frau auf offener Straße überfallen, brutal zugerichtet und missbraucht. Der Täter lässt ihr nur zwei Dinge zurück: Die Erinnerung an den Geruch von Menthol und Minze, sowie die Worte: „Sag, dass du mich liebst“. Nach diesem Übergriff, gleitet das Leben von Bailey aus all seinen Fugen. Überall sieht sie die Geister des Gewaltverbrechens, schließt sich voller Angst in ihrer Wohnung ein und verschanzt sich immer mehr in ihrer eigenen Gefühlswelt. Als sie eines Nachts in einem Haus gegenüber, einen Mann beobachtet, der sie nicht nur zu beschatten scheint, sondern vor ihren Augen einen kaltblütigen Mord begeht, bricht die Welt der jungen Privatermittlerin vollkommen in sich zusammen und die Geschichte nimmt eine erschreckende Wendung.

Meinung:
Ich kann mich noch ganz genau an meinen ersten Roman von Joy Fielding erinnern. Es war ein heißer Tag im Sommer, ich war um die 16 Jahre alt, lag mit dem Bauch auf der Wiese, ein Buch zwischen den Fingern und genoss die warmen Sonnenstrahlen. Es war einer dieser Sommer, die mich komplett überrascht und überrollt hatten. Die Temperaturen waren beißend heiß und selbst der stündliche Sprung ins Wasser brachte kaum Linderung. Es war einer dieser Sommer, in denen man sich bestenfalls so wenig wie möglich bewegte, sich nicht anstrengte. Deshalb verschlang ich Buch um Buch und ehe ich mich versah, war meine komplette Urlauslektüre, plus die meiner besten Freundin verspeist. Eine Bekannte legte mir darauf eine für mich ganz neue Autorin ans Herz: Joy Fielding. Also begann ich: „Tanz Püppchen, tanz“ zu lesen. Das Buch nahm mich voll und ganz in seinen Bann und hielt, was mir versprochen wurde. Seitdem kommt mir Joy vor, wie eine alte Freundin, mit der ich mich ab und zu zusammensetze und an den Sommer denke, der mich positiv so sehr überraschte.

Seither kehre ich von Zeit zu Zeit in ein Abenteuer von Frau Fielding zurück. Und egal wie sehr ich mich bemühe, immer wenn ich mit dem Lesen beginne, dann ist es, als wäre ich wieder 16 Jahre alt, mit dem Bauch auf der Wiese und der Sonne im Rücken. Ich bin demnach immer mit großen Erwartungen gefüllt, wenn ich ein Buch der Autorin beginne. So war ich es also auch bei „Sag, dass du mich liebst“. Der Klappentext haute mich aus meinen Schuhen und deshalb nahm ich diesen Schatz, bezahlt mit meinem letzten Weihnachtsgeld, mit nach Hause. Ich schmiss meine Tasche in die Ecke, setzte Teewasser auf, schlüpfte in meine Lieblingssocken und verkroch mich samt Buch unter der Decke. Ich erwartete atemlose Spannung und einen, bis in kleinste Detail ausgereiften Psychothriller. Denn besonders was das Stichwort “Psycho“ betrifft, denkt sich Frau Fielding immer etwas ganz besonderes aus.

Doch diesmal ist irgendetwas anders: Schon auf den ersten Seiten bemerke ich, dass irgendein Aspekt der alten Fielding-Manier hier fehlt. Die Geschichte beginnt zunächst sehr spannend. Wie lernen Bailey Carpenter kennen, eine erfolgreiche Privatermittlerin, die ihr Geld damit verdient, die Geheimnisse anderer Leute auszugraben und sie zu beschatten. So begleiten wir die junge Frau auf den ersten Seiten bei einem ihrer Aufträge, der furchtbar schief geht. Nun wird Bailey zur gejagten und zum Objekt der Überwachung. Nach dem Überfall auf sie und die Misshandlung, ist für Bailey nichts mehr wie vorher. Sie fühlt sich beobachtet, verfolgt und sieht in jedem Mann eine Gefahr. Ich habe mich wirklich sehr auf das bis Dato neuste Buch der Autorin gefreut, denn diese Idee hatte in meinen Augen viel Potential den Leser in die Irre zu führen und an dieser oder jener Stelle in Angst und Schrecken zu versetzten. Leider schöpfte Joy Fielding dieses Potential hier kaum aus – was ich so gar nicht von der kanadischen Autorin gewohnt bin.

Wie bereits erwähnt, die Geschichte beginnt spannend und brutal, nach dem Übergriff auf die Protagonistin flaut dieser Spannungsbogen jedoch auch genauso schnell wieder ab. In den folgenden Kapiteln verliert sich die Autorin in vielen Versuchen, diese Spannung wieder aufzubauen, scheitert jedoch von Mal zu Mal daran. So lässt sie die Hauptfigur an jeder Ecke den möglichen Täter sehen, lässt den Leser wiederrum aber schnell verstehen, dass dies doch nicht der wirkliche Täter ist. Dieser Aspekt ist in diesem Sinne gut gelungen, als dass wir als Leser verstehen, wie sehr die Ereignisse die junge Bailey von innen heraus zersplittert haben. Wir lernen ihre Schmerzen, ihre Ängste und ihre Verzweiflung kennen, sodass wir sie am Ende packen, schütteln, anschreien und aufwecken wollen. Von Seite zu Seite wünschen wir uns mehr, als nur Beobachter zu sein, wir wollen aktiv in die Handlung eingreifen und der Protagonistin helfen – doch wir können nicht. Was Fielding an Spannungsaufbau nicht mehr schaffen kann, macht sie durch die Buchfiguren wieder weg. Was nicht zuletzt auch ihren Schreibstil geschuldet ist, der die Leser vor Ort und Stelle abholt. Auch wenn die Story einen nicht ganz packen und mitreißen kann, holen einen die Worte der Schreiberin in der Realität ab und schaffen es trotz allem, einen nach Miami zu entführen.

Kurzum würde ich behaupten, dass hier das Wort Psycho ernster genommen wurde, als das Wort Thriller. Man bekommt einen guten Einblick in die zerbrochene Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin, jedoch wird der Aspekt der Spannung, des Schocks und des „Oh-mein-Gott-wer-ist-der-Täter?“ hier nicht vollends ausgenutzt und ausgebaut. Eigentlich sehr schade, da meiner Meinung nach ein Fielding nur durch das gelungene Umsetzung beider Aspekte funktioniert.

Fazit:
Laut und ungehemmt schreit mich dieser vermeintliche Psychothriller aus der Feder von Joy Fielding mit den Worten: „Sag, dass du mich liebst“, an. Doch leider kann ich seine freche Bitte nicht erwidern. Schon aus Sentimentalität würde ich gerne sagen, dass mich dieser Schmöker von sich überzeugen konnte, dass ich mich in jedes Kapitel, jeden Satz, jeden Buchstaben, jeden Punkt und jedes Komma verliebt habe, doch ich kann nicht. Zwar holt mich die Autorin durch ihren Schreibstil in der Realität ab, kann dann jedoch nicht die Spannung aufbauen, die man von einem gelungen Psychothriller erwartet. Die Protagonistin ist in gewissem Sinne gut und authentisch dargestellt, wird jedoch auch nach kurzer Lesezeit lästig. Ich kann also nicht mehr sagen als: „Ich liebe dich nicht. Ich liebe dich in gewissen Aspekten ein Wenig, doch auch nicht genug, als dass ich nach Jahren der Trennung noch einen Gedanken an dich verschwenden würde.“ Selbst für mich, als langjähriger Fielding-Fan, keine Empfehlung wert.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Ein Buch mit zahlreichen Schwächen - konnte mich leider nicht überzeugen

Timeless
0

Allmählich hatte sie das Gefühl, als würden alle Zeitperioden zusammenfallen, wie die Schichten einer Torte. Unter ihr lagen frühere Zeitspannen, die sich immer wiederholten, und über ihr war die Zukunft. ...

Allmählich hatte sie das Gefühl, als würden alle Zeitperioden zusammenfallen, wie die Schichten einer Torte. Unter ihr lagen frühere Zeitspannen, die sich immer wiederholten, und über ihr war die Zukunft. Und aus unerfindlichen Gründen war sie auserwählt worden, zwischen den Zeilen zu wandern.
[S. 305.]

Erster Satz:
Michele stand allein in der Mitte eines Spiegelsaals.

Inhalt:
Michele führt ein glückliches und einfaches Leben mit ihrer Mum. Zusammen sind die Beiden ein unschlagbares Team, mehr als nur Mutter und Tochter, sondern auch Freundinnen. Doch dann kommt der Tag, welcher alles auf den Kopf stellt und die Welt von Michele auf immer verändert: Ihre Mutter stirbt, bei einem tragischen Autounfall. Da Michele keinen Kontakt zu ihrem Vater hat und damit nun eine Weise ist, wird sie zu ihren Großeltern geschickt, nach New York. Doch Michele sträubt sich davor, ihre Heimat zu verlassen, in ein großes Haus zu ziehen und ihre Großeltern kennenzulernen - denn ihre Mutter und deren Eltern, waren schon vor der Geburt von Michele, fürchterlich zerstritten.
Doch Michele bleibt keine Wahl und so zieht sie in das pompöse Heim ihrer Großmutter und ihres Großvaters, welche sehr vermögend und damit mit zu den einflussreichsten und bedeutungsvollsten Menschen des Stadt zählen. Ein großer Stammbaum, ein riesiges Anwesen und viele, verwinkelte Ecken - da sind Geheimnisse vorprogrammiert. Und tatsächlich: Michele wird in das wohl größte, bewegenste und romantischste Abenteuer ihres Lebens gezogen...

...einmal quer durch die Zeit und wieder zurück!

Idee/ Umsetzung:
Die Idee der Zeitreise in Büchern, ist spätestens seit Werken wie "Rubinrot" oder "Die Frau des Zeitreisenden", keine durchaus unverbrauchte Buchidee mehr. Trotzdem übt das Thema auf mich immer und immer wieder, eine gewisse Faszination aus. Das Talente und die Magie besteht lediglich darin, einer bekannten Idee, einen eigenen Schliff zu verpassen. Ich würde gerne sagen, dass Alexandra Monir dies in ihrem Werk gelungen ist. Leider kann ich dies aber nicht zu 100% bestätigen. Zwar verfolgt die Autorin gute Ansätze, welche durchaus einiges an Potential bieten, scheitert aber, meiner Ansicht nach, im kompletten Mittelteil der Lektüre. Dabei ist mir besonders ihr Schreibstil, im Zwischenteil, negativ aufgefallen. Ich will "Timeless" nicht als schlechtes Buch bezeichnen, denn dies ist es definitiv nicht. Es hat einige Höhen, aber leider auch genauso viele Tiefen und pendelt sich damit im mittleren Bereich ein. Was für das Buch spricht sind, wie bereits erwähnt, einige sehr gute Ideenansätze - man berührt einen alten Schlüssel und einen Geganstand aus vergangenen Zeiten und reist in die Vergangenheit. Was gegen das Buch spricht, zeigt sich im Folgenden. Aber trotz allem bin ich angefixt, mich erneut in ein Abenteuer mit Michele zu stürzen und schon alleine deshalb, hat dieses Werk eine Chance verdient.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist zum Lesen relativ angenehm. Einfach und mit einer gewissen Leichtigkeit, reiht sie die Buchstaben aneinander und erschafft so zwar kein Meisterwerk, aber einen guten Partner für die Reise durch ihren Wortsalat. Wirklich überzeugen konnte sie mich jedoch nur auf den ersten 50 Seiten und den letzten 50 Seiten, denn gerade an diesen Stellen, hat mich ihr Schreibstil auch wirklich berührt. Der ganze Mittelteil des Werkes ist teilweise unschlüssig und lückenhaft, was schließlich dazu führt, dass einige logische Entwicklungen, gerade zwischen den Figuren, auf der Strecke bleiben. So weist der Mittelteil einige Sprünge auf, die es dem Leser ungemein erschweren, einige Bindungen nachzuempfinden. Ich hätte mir sehr gewünscht, dass Frau Monir mir mehr bietet: Mehr Gefühle, mehr Entwicklungen und damit auch mehr Verständnis für die Handlung. Denn ich weiß ganz genau, dass Frau Monir das Potential dazu hat. Dies hat sie mir, auf den ersten und letzten Seiten, deutlich bewiesen.

Charaktere:
Mein Gefühle für die Figuren waren, eben durch den Schreibstil der Autorin, etwas gestört. Zwar mochte ich Michele von der ersten Seite an sehr gerne, doch leider konnte sich dieses Gefühl während der Geschichte nicht weiter bestärken. Eben durch die vielen Sprünge in der Geschichte, erschien mir die Pprotagonistin sehr naiv.
Von jetzt auf gleich weiß sie, dass sie in der Zeit reisen kann und das alles Wirklichkeit ist, doch statt große Nachforschungen anzustellen, warum und wieso und überhaupt, stürzt sie sich lieber in eine Romanze mit einem Typen, in welchen sie sich schon auf den ersten Blick verliebt - und er sich natürlich auch in sie. Nennt mich langweilig oder altmodisch, aber ich finde es viel schöner, wenn sich die Beziehungen langsam und damit auch verständlich entwickeln. Vielleicht liegt es auch an meinem Alter, dass ich dieses "Ewige-Liebe-auf-den-ersten-Blick" - Gedönse nicht so ganz nachvollziehen kann und damit auch mag, aber wenn die Handlung so hetzt und sich die Dinge regelrecht überschlagen, spuckt mich das Buch förmlich aus seinem Abenteuer aus und schließt mich somit von einem richtigen Buchtrip aus. Schade, aber Tatsache. Die Figuren waren mir nicht gänzlich suspekt, konnten mein Herz aber auch nicht ganz einnehmen und normalerweise ist genau dies nötig, damit man auch Teil des Abenteuers werden kann.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover gefällt mir gut. Ich mag besonders die Farbgebung und auch wenn ich normalerweise Bilder bevorzuge, die kein Geschicht abbilden, einfach weil es die Fantasie blockiert, finde ich das Motiv bei Timeless ganz gut gelungen.
Die Innengestaltung ist sehr schlicht: Ausschließlich Zahlen, leitern die Kapitel ein.

Fazit:
Manche Bücher verschlingt der Leser mit Haut und Haaren und manche Bücher verschlingen den Leser. In "Timeless" verschlingt das Buch den Leser und spuckt ihn dann, nach den ersten ca. 50 Seiten, wieder grob und unsanft in die Realität zurück. Die Zeitreise-Geschichte von Frau Monir, hat durchaus viele Schwächen - besonders den lückenhaften, spunghaften Schreibstil, sowie nicht ganz überzeugende Charaktere -, aber trotzdem hat ihr Werk auch eine ganz große Stärke und dies ist eine relativ gute Idee, mit Potential. Wenn die Idee stimmt, dann legt man den Grundstein für weitere Werke. Die Autorin hat gezeigt, dass sie gut schreiben kann und auch wenn sie es nicht das ganze Werk hindurch durchgehalten hat, hat sie es trotzdem bewiesen. Genau dies ist der Knackpunkt, warum mich die Autorin trotzdem an der Angel hat, denn trotz vieler Kritikpunkte bin ich neugierig zurückgeblieben. Der Cliffhanger, am Ende des Werkes, ließ mich hungrig zurück und genau deshalb werde ich auch zur Fortsetzung des Buches greifen, und wenn das nicht für die Geschichte spricht, weiß ich auch nicht. Ich kann euch sagen, dass "Timeless" nicht perfekt ist und sich im guten Mittelfeld einpendelt, aber trotzdem ist es eine Reise wert.

Veröffentlicht am 30.01.2018

Leider kein Buch für mich

Daughter of Smoke and Bone
0

Sie stieg vor ihm in die Luft, und er sah sie an. Sah sie einfach nur an. Sein Blick war Hitze auf ihren Wangen, ihren Lippen. Er war eine Berührung. Seine Augen waren hypnotisierend, seine Brauen schwarz ...

Sie stieg vor ihm in die Luft, und er sah sie an. Sah sie einfach nur an. Sein Blick war Hitze auf ihren Wangen, ihren Lippen. Er war eine Berührung. Seine Augen waren hypnotisierend, seine Brauen schwarz und samtig. Er war Kupfer und Schatten, Honig und Gefahr [...]
[S. 234]

Erster Satz:
Als sie über das schneebedeckte Kopfsteinpflaster zur Schule stapfte, hatte Karou keinerlei finstere Vorahnung, was den bevorstehenenden Tag anging.

Inhalt:
Karou hat nicht nur außergewöhnlich, blaue Haare und eine außerordentliche, künstlerische Begabung, sie hütet zudem ein großer Geheimnis: Denn Karou ist im Stande sich zwischen zwei Welten zu bewegen.
Zudem muss sie nur durch eine Türe treten, um durch die ganze Welt zu reisen, die außergewöhnlichsten Länder zu entdecken. Das junge Mädchen arbeitet für tierartige Wesen, die sie nicht nur großgezogen haben, sondern ihre Familie darstellen.
Als jedoch eines Tages, seltsame, schwarze Handabdrücke auf jenen Türen erscheinen, die Karou mit der anderen Welt, ihrer Familie verbinden und ihr kurz darauf jeder Zugang verwehrt bleibt, wird ihr klar: Sie muss alles unternehmen, um zurück zu gelangen - zu ihrer Familie, in die andere Welt, zu sich selbst. Doch jenes entwickelt sich zu einem, sehr hinreißenden und attraktiven Problem. Denn ein Engel stellt sich Karou in den Weg, einer jener Engel, welcher für die Zerstörung der Portale verantwortlich ist.

Aber was macht man, wenn man sich in den Feind verliebt?

Idee/ Umsetzung:
Normalerweise gebe ich jedem Buch eine reelle Chance und darüber hinaus, noch eine Bewährungsauflage. Denn um ehrlich zu sein, fällt es mir unglaublich schwer ein Werk abzubrechen, besonders wenn ich mir viel von der Geschichte erhofft hatte und durch begeisterte Leserstimmen, sehr angefixt wurde. Deshalb lese ich länger, als vielleicht förderlich wäre. Auch "Daughter of Smoke and Bone" weckte massig Wünsche und Erwartungen in meinem kleinen Leserherz und trieb mich in jene Geschichte. Jedoch kam ich nie ganz ans Ziel. Kurz bevor ich Karou und ihre Welt erreichen konnte, stieß ich mit einem dumpfen Knall gegen eine dicke Glasscheibe und blieb weit hinter dem Geschehen, als stiller Beobachter zurück. Mir blieb nicht der Hauch einer Chance ein Teil der Geschichte zu werden. Selbst nachdem ich die Häfte der Seiten hinter mir gelassen hatte, fühlte ich mich wie ein Eindringling, ein Fremdkörper, in mitten dieser gar nicht schlechten Grundidee. Denn jene Grundidee ist wirklich erfrischend, neu, bisher einzigartig und damit wirklich überzeugend, doch mir blieb der Zugang zu ihr verwehrt. Deshalb musste ich, schweren Herzens, das Buch nach über der Hälfte, kurz vor Schluss, abbrechen! War ich auch noch so bemüht, verloren sich nach kurzer Zeit die Buchstaben vor meinen Augen, die Glasseibe wurde eine Wand und ich blieb im Hier und Jetzt zurück. Schade!

Schreibstil:
Auch der Schreibstil von Laini Taylor, konnte meine Sicht auf das Abenteuer nicht verbessern. Zwar waren ihre Buchstaben angenehm, gefühlvoll und teils voller Magie, aber verglichen mit meinen Erwartungen, die weit hinter eben jenen Buchstaben zurückblieben, waren sie nur ein kleiner Trost und kein überzeugender Grund, mich in diesem Werk zu halten. Trotz allem war es gerade jener Schreibstil, der mich zu der Überzeugung brachte, dass ich es gerne nochmals, falls sie jemals ein anderes Werk schreiben sollte, mit einer neuen Geschichte, von Laini Taylor, probieren würde.

Charaktere:
Die Figuren in jener Geschichte, blieben für mich ebenfalls nur ein Schatten, welchen ich zwar versucht war zu fangen, aber nie ganz erreichte.
Besoders die Gefühle der Protagonistin, blieben für mich immer ein undurchdringbarer Umhang. Ich konnte nie ganz nachvollziehen, wie sie jemanden, den sie eigentlich hasste, innerhalb von Sekunden, lieben konnte. Denn obwohl Karou und ihr männlicher Gegenspieler in einer gewissen Form Feinde sind, gibt es eine Stelle im Werk, an welcher sie für mich, sehr leichtsinnig handelte. Dies passte nicht zu ihrer Charakterisierung und brachte mich als Leser, mehr als einmal, zum Straucheln.
Aber auch andere Figuren in der Geschichte, blieben Schemen in der Ferne.
Keiner der Charakter, mochte mich zu fesseln, zu begeistern oder bot mir die Fläche einer Identifikation und damit ein Schlupfloch um in das Werk zu huschen.

Cover/ Innengestaltung:
Das Cover der deutschen Ausgabe gefällt mir sehr gut. Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass jenes Cover, das mit eines der Besten ist. Denn obwohl ich auch die Versionen der anderen Ländern sehr hübsch finde, weiß ich nicht so ganz, was die Maske soll? Mir fehlen zwar die letzten hundert Seiten des Werkes und vielleicht erkennt man dort, was die Maske zu bedeuten hat, aber bis zu der Stelle, zu welcher ich gelesen habe, wüsste ich nicht, wie ich die Covergestaltung deuten sollte. Für Interpretationsansätze, bin ich also offen... Ein weiterer Favorit ist für mich noch die Ausgabe, mit der roten Türe. Einfach weil sie gut zum Inahlt passt.
Die Innengestaltung ist auch sehr überzeugend. Denn nicht nur die Gestaltung des Buchdeckels, hinter dem Umschlag, ist unglaublich ansprechend, auch die Gestaltung der einzelnen Teile, haben mir zugesagt.

Fazit:
Ich laufe und laufe und laufe der Geschichte entgegen, aber desto mehr ich mich bemühe, auf eine gemeinsame Ebene mit der Protagonistin zu gelangen, desto weiter entferne ich mich. Am Ende bleibe ich, trotz aller Bemühungen, ein Fremdkörper, ausgeschlossen durch eine dicke, undurchdringbare Glassschicht. Aus der Ferne kann ich zwar den guten, sehr anregenden Schreibstil von Laini Taylor bewundern, die gelungene Grundidee bestaunen, aber trotzdem bin ich nicht mehr als ein Beobachter. "Daughter of Smoke and Bone", schafft es nicht, mich als Leser abzuholen, mitzunehmen oder gar der Realität zu entreißen. Die Figuren bleiben ein undurchdringbar, ihre Gefühle ein verwirrendes, unverständliches Labyrinth. Am Ende blieb mir demnach nichts übrig, als mich umzudrehen, der Geschichte den Rücken zu kehren und Karou, mit einem lauten Knall, der sich treffenden Buchhälften, zu verlassen

Veröffentlicht am 30.01.2018

Authentische Story, die aber sonst nicht viel her gibt

Vor meinen Augen
0

Ich bohrte meinen Stift in das Holz meines Tisches und schrieb den ersten Buchstaben meines Namens. S. Sophie. Ob ich ein völlig neuer Mensch sein könnte, wenn ich einen neuen Namen hätte? Ein Mensch ohne ...

Ich bohrte meinen Stift in das Holz meines Tisches und schrieb den ersten Buchstaben meines Namens. S. Sophie. Ob ich ein völlig neuer Mensch sein könnte, wenn ich einen neuen Namen hätte? Ein Mensch ohne Vergangenheit. Ein Mensch, der nur die Zukunft vor sich hat.

Erster Satz:
Ich blicke auf die Worte hinab, sie sind schwarz wie Tintenspinnen, und ich betrachte die Netze, die sie weben.

Inhalt:
Manchmal brennen sich Bilder in dein Gedächtnis ein, verfolgen dich, wie ein Fluch. Als wollten sie dir zuflüstern:
Du vergisst uns nicht...

Sophie schreibt Tagebuch. Mit Buchstaben, Wörtern und Sätzen fängt sie ihre Tage ein und versucht den letzen, schrecklichen Sommer zu verarbeiten. Zu traumatisch, zu schrecklich ist die Vergangenheit um sie mit ihrer Stimme, mit einem Ton, einem Geräusch, laut in die Welt zu entlassen.
Um das Geschehene zu verarbeiten besucht Sophie eine Psychologin, diese ihr dieses Tagebuch schenkte.
Doch manchmal kann man nicht vergessen, will man nicht vergessen, weil jene Erinnerung, die sich Tag für Tag in dein Herz beißt, einfach zu schrecklich ist. Mit aller Kraft versucht das junge Mädchen die Bilder, vor ihren Augen, abzuschütteln und bekommt dabei, das erste Mal, einen ganz neuen Blick auf ihre Umwelt, auf ihr bisheriges Leben.

Idee/ Umsetzung:
Manchmal erfüllen dich Worte, die du aussprechen musst, mit tiefem Unbehagen. So ergeht es mir genau jetzt, in diesem Moment. An "Vor meinen Augen" ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass viele Geschmäcker auseinander gehen. Bisher hatte ich nur gutes über die Geschichte gehört und in groben Zügen wusste ich auch ganz genau, was sich hinter den Seiten für mich verstecken würde - eine gelungene, emotionale und aufwühlende Geschichte. Ich ging also mit all diesen Gefühlen und Erwartungen los, zog das Buch aus meinem Regal und begann zu lesen. Schon nach der ersten Seite, wurde ich von der unglaublichen Wortwahl der Protagonistin verzaubert. Schon allein, wenn man sich den ersten Satz, ganz sanft auf der Zunge zergehen lässt, dann wird man gar nicht anders können: Man muss weiterlesen. Doch was danach kam stürzte mich tiefer und tiefer in eine Welle aus schlechtes Gefühlen. Was nach einem relativ starken Anfang klang, entwickelte sich schon nach wenigen Seiten zu einer langweiligen Geschichte, der man nur bedingt, weiter folgen wollte. Auf dem Umschlag des Buches wird gesagt: "Fast wie in einem Krimi, erfährt der Leser durch Sophies Tagebuch nur Stück für Stück die furchtbare Wahrheit." Was ich mich also als erstes fragte, schon nach wenigen Seiten: "Wo versteckt sich der angebliche Kimi...?" Es ist richtig, dass man der wahren Geschichte, der schrecklichen Vergangenheit, nur sehr langsam und Stück für Stück auf die Schliche kommt, aber die Geschichte mit einem Krimi zu vergleichen, ist wohl sehr abwegig. Ein Krimi hat nämlich vor allem eines für mich: Spannung! Diese kam hier leider gar nicht auf. Stattdessen erzählt Sophie ihren Lesern, bis ins aller, aller kleinste Detail, aus ihrem Leben. Dabei verwischen nicht nur immer und immer mehr die Schwerpunkte, sondern auch die Spannung un der Antrieb des Lesers, dem Geheimnis auf die Spur zu kommen, verlieren sich hinter jeder, scheinbar unnötigen Erzählung.

Schreibstil:
Der Schreibstil von Alice Kuipers ist wohl, für mich, der einzige Pluspunkt an dieser Erzählung. Gekonnt verwebt die Autorin umgangssprachliche Elemente, wie sie in Tagebüchern üblich sind, mit poetischen Aussagen, wie z.B. Gedichten. Dabei offenbaren vor allem diese poetischen Stellen, die wahren Emotionen der Protagonistin. Zwar neigt die Autorin dazu, viel zu detailreich zu beschreiben, dafür kann sie trotzdem, sehr gelungen, Emotionen zu ihren Lesern transportieren. Der Schreibstil von Alice Kuipers, wäre aus meiner Sicht, der einzige Antrieb, um der Autorin eine erneute Chance, mit einem anderen Werk zu gewährleisten.

Charaktere:
Obwohl die Autorin sehr viele Kleinigkeiten offenbart, die jene Geschichte, nur unnötig in die Länge ziehen, bleiben die meisten Figuren hinter einer dicken Oberfläche verborgen. Zwar konnte ich am Ende eine gewisse Bindung und ein Verständnis für Sophie aufbauen, doch trotzdem blieben viele Gedanken von ihr im Dunkeln. So erging es mir auch mit zahlreichen anderen Figuren. Genau wie bei der Handlung neigt Alice Kuipers dazu, den "Topf" einfach zu überladen. Für eine Geschichte, mit knapp 200 Seiten und einem so dramatischen und emotionalen Grundproblem, hat die Autorin einfach den Fokus falsch platziert. Sie bindet unglaublich viele Personen in das Buch und die Handlung ein und so bleiben die Meisten, für ihre Leser, nur ein grober Schatten. Wenn man sich hier, auf 1-3 Personen beschränkt hätte, wäre eine viel bessere Basis für den Leser entstanden.

Cover/ Innengetsaltung:
Das Cover gefällt mir sehr gut, es ist unglaublich schlicht und passt so sehr gut zu der Geschichte.
Zur Innengestaltung: Das Buch hat mehrere Kapitel, die in sich, wieder einzelne Abschnitte haben. Diese Abschnitte sind wie Tagebuch-Einträge gestaltet. Werden demnach mit Tag und Datum versehen. Ab und an gibt es dann noch ein paar Gedichte zwischen den Zeilen. Als kleiner Tipp: Behaltet die Überschriften der Kapitel im Auge, denn diese setzten sich am Ende, zu einem Gedicht zusammen.

Fazit:
Wenn es eines gibt, was ich wirklich nicht gerne mache, dann ist es Bücher schlecht zu rezensieren. Doch manchmal muss man sich einfach ein Herz fassen und seinen schlechten Gefühlen Raum verschaffen. "Vor meinen Augen" war ein Buch, an welches ich viele Erwartungen hatte und dem ich mit einer gewissen Vorfreude entgegen getreten bin. Doch leider konnte die Geschichte mir nicht jenes bieten, was mir von so vielen versprochen wurde. Die Geschichte bot, in meinen Augen, leider keinen überzeugenden Spannungsbogen und verdrehte den roten Faden, durch unnötige Figuren und viel zu viele Details. Dabei blieb der Kernpunkt der Geschichte irgendwo, tief hinter den Buchstaben verborgen und trat erst gegen Ende der Geschichte, wirklich in den Mittelpunkt. Bei einem Buch, von knapp 200 Seiten, was in meinen Augen keine lange Geschichte ist, kann man es sich einfach nicht erlauben, dass über die Hälfte des Werkes für die Leser langweilig erscheint. Dabei erwarte ich gar keine Action, Blut oder Grusel. Ich erwarte eine natürliche und authentische Story, die etwas in mir bewegt und mich an dieses Buch fesselt. Leider konnte mich dieses Werk, von Alice Kuipers, nur bedingt überzeugen. Der Schreibstil bietet durchaus Potential, aber die Umsetzung, ging mehr als einmal, unglücklich nach hinten los. Deshalb lege ich euch dieses Buch nur bedingt ans Herz, denn es wird leider nicht, "vor meinen Augen" bleiben und sich schon nach kurzer Zeit, im Strudel der Vergessenheit verlieren.