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Veröffentlicht am 13.02.2019

Gewöhnungsbedürftiger Humor, der die Charaktere unsympathisch macht - schade!

Ein Boygroupstar als Banknachbar
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Klappentext

Nicolas, besser bekannt als „Nick“, ist ein gefeierter Boygroupstar – gewesen! Denn seit seinem Ausstieg hat sich einiges geändert: Statt Autogramme zu schreiben, drückt er nun die Schulbank, ...

Klappentext

Nicolas, besser bekannt als „Nick“, ist ein gefeierter Boygroupstar – gewesen! Denn seit seinem Ausstieg hat sich einiges geändert: Statt Autogramme zu schreiben, drückt er nun die Schulbank, um sein Abitur nachzuholen. All das wäre kein Problem, wenn seine neue Banknachbarin Steffi nicht so unheimlich süß und gleichzeitig furchtbar intelligent wäre. Er ist sich sicher: Wenn Steffi jemals von seiner Zeit bei den Dream Catchers erfährt, wird sie ihn nie wieder ernst nehmen können. Also bewahrt er Stillschweigen über gewisse Dinge aus seiner Vergangenheit. Doch nur weil er jetzt wieder ein normales Leben führt, heißt das nicht, dass seine Fans und die Presse sich plötzlich nicht mehr für „Nick“ interessieren würden. Ein heikles Versteckspiel beginnt – und Nicolas muss eine Entscheidung treffen…



Meine Meinung

Ich habe eine lockerleichte Liebesgeschichte für zwischendurch erwartet und diese auch bekommen. Leider weist das Buch einige Schwächen auf, durch die ich mich leider nicht entspannt zurücklehnen und Nicolas‘ alias „Stoffi“ und Steffis Geschichte richtig genießen konnte.

Der Schreibstil liest sich leicht und angenehm, wird jedoch immer wieder von wissenschaftlichen Fakten begleitet, die den Lesefluss auf Dauer etwas gestört haben. Normalerweise mag ich es sehr, wenn ich beim Lesen nebenher noch Neues dazulerne, hier jedoch war es mir einfach etwas too much. Man wird nahezu auf jeder Seite damit bombardiert, weshalb es etwas zu gewollt und konstruiert wirkte.

Die nächste Enttäuschung waren die Charaktere. Zwar weist die Autorin zu Beginn darauf hin, dass das Buch einige nicht immer politisch und moralisch korrekte Scherze und auch Beleidigungen enthält, dadurch konnte ich mich aber auch nicht leichter mit diesen abfinden. Die Beleidigungen, die Stoffi über ein etwas dickeres Mädchen in Gedanken zum Besten gibt, fand ich ganz und gar nicht lustig und haben ihn am Anfang ziemlich unsympathisch gemacht. Dadurch wirkte er sehr oberflächlich.

Das war bei Steffi anfangs noch besser, wurde bei ihr dann aber noch schlimmer als bei Stoffi. Es mag damit begründet sein, dass sie einfach ein impulsiver Mensch ist, aber dass sie gerade Stoffi am laufenden Band mit wenig schmeichelhaften Bezeichnungen abfertigt, war nicht so vorteilhaft für ihre Liebesgeschichte. Der arme Kerl tat mir ständig leid, weil er – von seinen gehässigen Gedanken abgesehen – eigentlich ein lieber Kerl ist und Steffi das gar nicht zu schätzen weiß. Vor allem am Ende, als sie sich eigentlich schon in ihn verliebt hat, macht sie in Gedanken Bemerkungen über seine Dummheit (obwohl er gar nicht dumm ist!). Aufgrund dessen fiel es mir sehr schwer, sie zu mögen.

Die Liebesgeschichte selbst (von all den Beleidigungen und unsympathischen Gedankengängen einmal abgesehen) ist eigentlich ganz nach meinem Geschmack, denn es ist eine Hate-to-love-Story. Für Stoffi ist es Liebe auf den ersten Blick, für Steffi findet sich ein neues Opfer, mit dem sie sich verbale Schlagabtäusche liefern kann. Bei ihr dauert es etwas, bis sie sich für Stoffi interessiert – und das fand ich ganz interessant. Leider ist die Liebesgeschichte völlig vorhersehbar: Es häufen sich Geheimnisse, die in Missverständnissen enden und alles unnötig verkomplizieren, um am Ende dann in ein ganz zufriedenstellendes, aber wenig überraschendes Happy-End zu gipfeln. Ich glaube leider nicht, dass ich die nächsten Bände auch noch lesen werde, dafür war mir manches zu anstrengend und alles einfach zu unspektakulär.



Fazit

Wenn man beide Augen zudrückt, über unsympathisch machende Beleidigungen, trockene wissenschaftliche Fakten und eine vorhersehbare Storyline hinwegsehen kann, unterhält „Ein Boygroupstar als Banknachbar“ für zwischendurch ganz gut, aber leider nicht mehr. Ich vergebe 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Klischees & Fremdschäm-Momente treffen auf unrealistisch schnelle Gefühlsentwicklung.

Pick the Boss - Liebe ist Chefsache
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Bei diesem Buch war ich vor allem von seiner Kürze überrascht. Mit seinen 170 Seiten ist es ja schon eher eine Kurzgeschichte (mit Fortsetzung). Leider werden auch die entsprechenden (eher negativen) Kriterien ...

Bei diesem Buch war ich vor allem von seiner Kürze überrascht. Mit seinen 170 Seiten ist es ja schon eher eine Kurzgeschichte (mit Fortsetzung). Leider werden auch die entsprechenden (eher negativen) Kriterien einer solchen erfüllt: das unglaubwürdige Heranbahnen – oder eher plötzliche Auftauchen – von Gefühlen und das generelle Kratzen an der Oberfläche. Wer eine Liebesgeschichte lesen möchte, bei der man als Leser Herzklopfen bekommt, mitfiebert und die Gefühle der Protagonisten nachvollziehen und mitfühlen kann, der ist hier leider an der falschen Adresse. „Pick the Boss“ würde ich als ganz unterhaltsame Lektüre für zwischendurch verbuchen, an die man nicht zu hohe Erwartungen haben sollte, vor allem in Bezug auf die Glaubwürdigkeit und die Originalität der Liebesgeschichte(n).

Da ich diesbezüglich nicht vorgewarnt war, war ich einen Großteil des Buches ziemlich enttäuscht und teilweise auch leicht genervt. Stellenweise habe ich mich sogar dabei ertappt, wie ich über manche Gedanken oder Aussagen der Figuren die Augen verdreht habe. Wer sich regelmäßig darüber aufregt, dass es in manchen Liebesromanen zu schnell geht, der wird mit „Pick the Boss“ wahrscheinlich nicht glücklich werden. Der eine junge Mann spricht schon nach zwei Begegnungen davon, dass Emma ihm ach so wichtig ist, der andere empfindet innerhalb weniger Tage mehr für sie als er je für eine andere Frau empfunden hat – das Klischee schlechthin und so unglaubwürdig wie nur möglich, weil zwar immer betont wird, wie besonders Emma ist, es dafür aber keine wirklichen Anhaltspunkte gibt.

Laut Sean und Liam ist Emma eine natürliche, kurvenreiche Schönheit, deren Tollpatschigkeit sie besonders liebenswürdig macht und die sich von den „anderen Frauen“ vor allem durch ihre Professionalität und den Umstand abhebt, dass sie nicht aufs Geld aus ist und sich den beiden auch nicht zu Füßen wirft. Naja – von professionell kann keine Rede sein, wenn sie ihren Chef sogar bespannt, während der sich gerade umzieht, und schmachten tut sie wie alle anderen auch. Laut der Message des Buches scheint sie trotzdem die einzige Frau auf dem Planeten mit gesundem Menschenverstand zu sein. Das ging mir stellenweise doch etwas auf den Keks. Eigentlich ist Emma nämlich völlig gewöhnlich: Sie ist nicht immun gegen den Charme der Coleman-Brüder, sie stellt ihre Gefühle über ihre berufliche Professionalität und sie tritt in jedes, absolut jedes Fettnäpfchen. Letzteres ist sogar so schlimm, dass ich mich regelmäßig fremdgeschämt und in dem Buch manchmal alles andere als wohl gefühlt habe.

Hätte sich das bis zum Schluss so hingezogen, wäre meine Bewertung für das Buch katastrophal ausgefallen. Durch die viel zu schnell vorhandenen Gefühle – sowohl von der Männer- als auch der Frauenseite aus (ich meine, die sprechen nach nicht mal einer Woche von Liebe!) – konnte keine „Spannung“ aufgebaut werden, die Eifersucht seitens der Männer konnte man nicht genießen, weil man nicht richtig mitgefiebert hat, und so richtiges Herzklopfen oder eine romantische, süße Atmosphäre wollte sich auch nicht einstellen. Hatte man sich aber erstmal damit abgefunden, dass die Gefühle eben auf einmal da sind, machte das Buch im letzten Drittel endlich einigermaßen Spaß, weil das Interessante der Geschichte schließlich darin bestand, dass die beiden Brüder in Konkurrenz zueinander standen. Liebesdreiecksfans kommen hier also auf ihre Kosten, wenn auch in üblicher Konstellation: Playboy vs. gewissenhafter Vorzeigeschwiegersohn.

Fazit

Insgesamt bleibt es eine allenfalls mittelmäßige Geschichte, die zu viele Klischees aufgreift und in Sachen Authentizität schwächelt. Ich hatte bei den vielen guten Bewertungen mehr erwartet – meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen. Ich vergebe 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 03.02.2018

Ziemlich belanglose Handlung, hat mich leider nicht berührt.

Mein Leben oder ein Haufen unvollkommener Momente
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Klappentext (LovelyBooks)

Getroffen haben sich Tess und Jonah nur ein einziges Mal. Obwohl sie sieben Monate zusammen waren. In dieser Zeit haben sie alles miteinander geteilt per Chat, Facebook, Tweets, ...

Klappentext (LovelyBooks)

Getroffen haben sich Tess und Jonah nur ein einziges Mal. Obwohl sie sieben Monate zusammen waren. In dieser Zeit haben sie alles miteinander geteilt per Chat, Facebook, Tweets, haben sich herzzerreißende E-Mails geschrieben, ihr Innerstes preisgegeben, sich gegenseitig ihre Liebe erklärt. Und trotzdem hat Tess es nicht kommen sehen: Jonahs Selbstmord. Doch Tess sendet weiter Nachrichten an Jonah, ihre erste Liebe. Es ist ihre Art, die Trauer zu verarbeiten. Und eines Tages erhält sie tatsächlich Antwort …

Meine Meinung

»Unser ganzes Leben ist ein einziger Haufen unvollkommener Momente.« (S. 241)

Als ich die Leseprobe zu diesem Buch las, dachte ich mir: Hey, cool! Ein neues Jugendbuch, das von ernsteren, traurigen Tönen zu lockeren, witzigen hin und her springt. Eine Liebesgeschichte mit traurigem Hintergrund, aber einer sarkastischen Protagonistin! Solche Bücher liebe ich nämlich.

»Tessie, du gehst jetzt in dein Zimmer und ziehst dir eine richtige Hose an.«
»Wie bitte? Eine richtige Hose?«
»Du weißt schon, was ich meine. Eine hosige Hose eben.« (S. 71)


Hinsichtlich dieser Einschätzung habe ich mich bei dem Buch auch nicht getäuscht, aber … ich habe doch mehr erwartet.

Zunächst einmal steht die Liebesgeschichte nicht im Vordergrund. Das ist an sich ja nichts Schlimmes, aber hier wurde sie dadurch irgendwie „wirklich“ unbedeutend und nebensächlich – ich konnte mich nicht für sie begeistern. Was schade ist, weil ich beim Lesen des Klappentextes sogar gedacht habe, dass wir hinsichtlich dessen Großes erwarten können.

Stattdessen geht es vielmehr um sehr düstere Themen wie Selbstmord, Trauer und dem Umgang mit dieser. Ernste Themen, die für mich aber unzufriedenstellend behandelt wurden. Nicht nur die Liebesgeschichte, sondern die ganze Story erschien für mich irgendwie belanglos. Tess setzt sich mit ihrer Trauer auseinander (oder auch nicht), indem sie die Schule abbricht und schließlich ihrem Vater in seinem unkonventionellen Bestattungsunternehmen zur Hand geht (zu Beginn des Buches schickt er die Überreste eines Hundes mit einer Rakete in den Weltraum). Wir begleiten Tess also auf ihrem Weg zu verschiedenen Kunden, erfahren die Geschichte der Verstorbenen und erleben mit, wie deren ungewöhnliche, aber persönliche Beerdigungen ausgerichtet werden. Ich muss sagen: Das fand ich eher weniger spannend, fast schon langatmig, weil ich keine tiefere Message mitnehmen konnte.

Die Handlung dümpelt so ein bisschen vor sich hin. Die Nachrichten, von denen im Klappentext die Rede ist, sind am Anfang noch sehr präsent, dann irgendwann gar nicht mehr vorhanden, weil sich erstaunlich schnell persönlich getroffen wird und dann geht es vor allem um Tess‘ persönliche Trauerbewältigung. Es war alles so … na, wie soll ich es sagen? Unspektakulär! Die Idee hätte viel viel mehr hergegeben. So war es irgendwie keine Geschichte, die unbedingt hätte niedergeschrieben werden müssen, so heftig es auch klingt.

Mir fehlten ganz klar die großen Gefühle, das Mitfühlen und -leiden – einfach die Seele in jedem Wort. Ich wurde stellenweise zum Schmunzeln gebracht, aber nicht berührt. Einfach auch, weil die Charaktere dafür nicht gut genug ausgearbeitet waren.

Abschließend finde ich, dass wir im Deutschen außerdem um den berührenden Originaltitel betrogen wurden. „Things I’m Seeing Without You“ heißt das Buch eigentlich und man erfährt schon zu Beginn der Geschichte, wieso es diesen Namen trägt. Meiner Meinung nach steckt in diesem Satz einfach viel mehr Gefühl und er trifft den Gedanken des Buches besser…

Fazit

Ich bin leider relativ enttäuscht von dem Buch, weil ich einfach mehr erwartet habe. Ich musste mich nicht zum Lesen zwingen, aber richtig gefesselt war ich auch nicht, weil die Handlung bloß vor sich hinplätscherte und große Gefühle auf der Strecke blieben. Deshalb nur 2,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 25.10.2017

Klischees, Süßholzgeraspel und leider nicht viel Gefühl.

Du bist mein Feuer
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ACHTUNG, ES HABEN SICH SPOILER EINGESCHLICHEN!
Wer nicht gespoilert werden möchte, macht lieber einen Bogen um diese Rezension, denn ich benenne einige Handlungsschritte explizit mit der dazugehörigen ...

ACHTUNG, ES HABEN SICH SPOILER EINGESCHLICHEN!
Wer nicht gespoilert werden möchte, macht lieber einen Bogen um diese Rezension, denn ich benenne einige Handlungsschritte explizit mit der dazugehörigen (ungefähren) Seitenangabe. Ihr seid gewarnt.


Ich will mich gar nicht lange an einer Inhaltsangabe aufhalten, denn die Plot Line ist eigentlich relativ simpel: Reicher Aufreißer trifft armes Mädchen, das anders ist als andere (würde ich nicht unterschreiben, Veronica ist eigentlich recht durchschnittlich), und verliebt sich Hals über Kopf. Für sie will er sein Dasein als Womanizer aufgeben, umwirbt sie und als er sie endlich für sich gewonnen hat, stellen sich andere Menschen ihrem Glück in den Weg – aufgrund von Veronicas ärmlicheren Verhältnissen oder aus bloßer Eifersucht/Bösartigkeit. Das kommt einem wahrscheinlich aus dem ein oder anderen Buch bekannt vor, weshalb ich auf die Umsetzung gespannt war.

Zu Anfang der Leseprobe war ich jedoch relativ skeptisch. Caleb lässt so klischeehafte Machosprüche vom Stapel (obwohl er zuvor noch über die Sprüche seines Freundes Justin die Augen verdreht hat), dass ich eigentlich gleich zu lesen aufhören wollte. Ich habe weitergelesen. Veronicas schlagfertige Art und auch Calebs Konter konnten mich dann jedoch noch dazu überzeugen, dem Buch eine Chance zu geben. Wie man meiner Bewertung jedoch ansieht, hätte ich mir das wohl eher sparen können, denn nach der Leseprobe flacht das Niveau der Story enorm ab. Von Reds tougher, schlagfertigen Art ist im gesamten Mittelteil nichts mehr zu erkennen (gegen Ende kommt ihre Schlagfertigkeit wieder zum Vorschein) und Caleb wird zu einer anhänglichen, besitzergreifenden und dominanten Klette, die Red ständig vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen hat.

Calebs Entwicklung fand ich ganz besonders schrecklich, da ich mit dieser besitzergreifenden, bestimmenden Art nichts anfangen kann. Mir ist es auch absolut schleierhaft, wie man eine Aussage wie „Du bist die Eine für mich. Bis ich sterbe. Und das gilt auch für dich, okay?“ romantisch oder süß finden kann. Für mich klingt das wie Zwang, Caleb zwingt sie in diese Beziehung von Anfang an, obwohl sie es langsam angehen möchte. Er jedoch möchte sie schon auf Seite 70 zu seiner festen Freundin machen, obwohl es zuvor keinerlei Annäherungen zwischen ihnen gab, die eine derartige Forderung rechtfertigen würden. Auf Seite 150 macht er ihr einen indirekten Heiratsantrag und gut 20 Seiten später spricht er von Kindern: eine ganze Basketballmannschaft möchte er mit ihr haben. Das ist kein gesundes und realistisches Tempo, es geht alles viel zu schnell und ist absolut unglaubwürdig. Es wirkt, als wäre die Autorin zu ungeduldig gewesen, die Beziehung der beiden gescheit aufzubauen – es wird erwähnt, was die Figuren fühlen, aber es wird nicht glaubwürdig präsentiert – man merkt davon nichts, man fühlt nichts! Aufgrund dessen habe ich die Handlung ziemlich schnell nicht mehr ernstnehmen können und mit dem Gedanken gespielt, das Buch abzubrechen und nicht mehr anzurühren.

Bis Seite 200 war es ein einziger Kampf, danach wurde es etwas fesselnder, da ein wenig Spannung eingeflochten wurde. Immer mehr Personen tauchten auf, die den beiden das Leben schwer machten. Die wenigen Einblicke in deren Perspektive brachten etwas Abwechslung hinein. Dennoch waren sämtliche Handlungsstränge nichts, was ich in dem Genre nicht schon einmal irgendwie gelesen hätte. Ein Klischee jagt das nächste und die Figuren, die man hier wohl als „Antagonisten“ bezeichnen würde, waren derartig schrecklich und bösartig, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann – nein, nicht vorstellen MÖCHTE – dass es solche Menschen gibt. Menschen, die einem die Freundschaft nur vorspielen, um in bessere Kreise zu kommen, mag es geben, aber Menschen, die mit dem Gedanken spielen, dich gegen ein Geländer zu schubsen und zu hoffen, dass du dir den Kopf einschlägst und stirbst, um es dann wegen deiner Trunkenheit wie einen Unfall aussehen zu lassen? Ohne erkennbaren Grund? Wow! Also, was soll man dazu sagen?

Mal ganz abgesehen davon finde ich das Buch manchmal nicht so gut geschrieben. Der Schreibstil ist stellenweise ganz gut, aber oft sind die Sätze zu abgehackt, folgen ohne Ausschmückungen aufeinander und wichtige Handlungsschritte werden unterschlagen (Caleb fängt an, auf jemanden einzuschlagen, auf einmal findet er sich direkt vor dem Club wieder, weil er rausgeschmissen wurde; Theo packt etwas in den Kofferraum, im nächsten Moment ist die Rede davon, dass der Wagen den Geist aufgibt), was auf mich sehr lustlos wirkte. Und das bei der hohen Seitenzahl. Darüber hinaus verhalten sich die Figuren nicht immer authentisch. Von der Frage, wie sich Caleb eine so teure Wohnung leisten kann, kommt Caleb auf die Aussage „Glaubst du wirklich, dass ich dieses Leben will? […] Glaubst du, das macht mich glücklich?“, was in meinen Augen total unpassend und von der Autorin viel zu konstruiert ist, um eine verletzliche Seite an Caleb heraufzubeschwören, die überzogen und unglaubwürdig ist. Gleichermaßen verhält es sich mit den Szenen, in denen Veronica pseudotiefgründige Aussagen vom Stapel lässt, um Caleb zu trösten. Sie wirken wie hohle Phrasen, die ich schon zu Hauf in anderen Büchern gelesen habe.

Trotzdem muss gesagt werden, dass alle Kritikpunkte mit Voranschreiten der Seitenzahl etwas in den Hintergrund rücken. Es wird gegen Ende wirklich besser, sodass ich mich zwischenzeitlich sogar dabei ertappt habe, dass ich weiterlesen wollte. Vor allem auf den letzten Seiten ist viel Spannung vorhanden, obgleich jeder Handlungsschritt irgendwie vorhersehbar ist und nichts überraschend kommt. Die Charaktere verhalten sich – bis auf wenige Ausnahmen, aber das ist so gewollt – auch echter und lebensnaher, obwohl ich Calebs kitschige Aussagen bis zum Schluss zu viel fand, da kein Mann – nicht einmal eine Frau – so viel Süßholz raspelt. Wirklich angetan hat es mir aber folgendes Zitat:

„Wie kannst du nicht in meine Welt passen, wenn du meine Welt bist?“ (S. 549)

Caleb ist manchmal wirklich süß, aber er übertreibt es damit leider maßlos.

Fazit

Das Buch hat gegen Ende ein bisschen die Kurve gekriegt, sodass es nicht unausstehlich war und man sich von vorne bis hinten auch nicht durchquälen musste (das war nur bei den ersten 200 Seiten der Fall), aber herausragend ist es dennoch nicht. Ich bin sehr enttäuscht von dem Buch, da ich doch schon recht oft über bestimmte Passagen die Augen verdreht habe. 600 Seiten Klischees, zu viel Süßholzgeraspel und trotzdem kommt einfach nicht viel Gefühl auf. Von mir gibt es leider nur 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 16.10.2017

Gefühlsgeladener Prolog, danach sehr oberflächlich.

All for You – Sehnsucht
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Das Buch beginnt mit einem fantastischen Prolog, der das Interesse des Lesers weckt und die Gefühle der Protagonisten unglaublich gut rüberbringt. Die intensiven Gefühle, die die beiden füreinander hegen, ...

Das Buch beginnt mit einem fantastischen Prolog, der das Interesse des Lesers weckt und die Gefühle der Protagonisten unglaublich gut rüberbringt. Die intensiven Gefühle, die die beiden füreinander hegen, kommen beim Leser an und lassen diesen mitfiebern. Nach den fünf Jahren Kontaktlosigkeit ist die Beziehung jedoch völlig anders geartet, als sich die beiden wieder näherkommen: Es gibt unglaublich viele nervige Streitereien und mindestens genauso viel Versöhnungssex. Die Beziehung scheint auf einmal nur noch körperlicher Art zu sein und von den ach so tiefen Gefühlen, die die beiden füreinander hegen, merkt der Leser leider nur wenig. Dies zieht sich bis zum Ende hin und wurde in meinen Augen auch leider nicht mehr besser. Es wird viel auf Drama gemacht, aber statt den Leser in diesen Momenten mitzureißen und mitfühlen zu lassen, wirkten diese Momente auf mich pseudotiefgründig und melodramatisch. Der Eindruck einer tiefen Verbindung zwischen den Protagonisten konnte bei mir nicht mehr geweckt werden, obwohl das Buch in dieser Hinsicht mit dem Prolog so stark begann.

Obwohl der Schreibstil durchgehend angenehm und flüssig zu lesen war und die Liebeszenen unglaublich gut und ansprechend geschildert waren (obwohl sie auf der Gefühlsebene zu wünschen übrig ließen), baute das Buch für mich immer weiter ab, sodass mir auch die Lust am Weiterlesen irgendwann abhandenkam. Dies ist auch den Protagonisten verschuldet. Maya war eine Protagonistin, mit der ich im Prolog richtig mitgelitten habe. Sie schien, ein schweres Geheimnis mit sich herumzutragen, das sie Cameron nicht anvertrauen konnte und aufgrund dessen sie seinen Heiratsantrag ablehnen musste. Leider war das Geheimnis in meinen Augen ziemlich mau. Es war nichts, was sie mit Cam nicht hätte besprechen können. Aufgrund dessen wirkte das Beziehungsdrama der beiden unnötig an den Haaren herbeigezogen und die ach so tiefe Verbindung von Maya und Cam bekam für mich einen Dämpfer, da hier offenbar eine Vertrauensbasis fehlte. Dazukam, dass Maya sich nach den fünf Jahren wirklich drastisch verändert hat, was natürlich nachvollziehbar war, mir aber zunehmend auf die Nerven ging. Sie war verständlicherweise abweisend und in Bezug auf Cam sehr vorsichtig, gleichzeitig aber auch verantwortungslos, was sich in ihrem enormen Alkoholkonsum äußerte. Ihr offensichtliches Unglücklichsein und ihr Kontrollverlust drückten auf die Stimmung, sprachen aber nicht mein Mitgefühl an. Sie ging mir zunehmend auf die Nerven, was sich bis zum Ende nicht mehr besserte. Ihre Entwicklung auf den letzten zwanzig Seiten war viel zu schnell und unrealistisch, sodass die eingeflochtenen Themen (beispielsweise die Alkoholabhängigkeit) nicht zufriedenstellend abgehandelt wurden. Daraus hätte man viel mehr machen können.

Cam war daneben etwas sympathischer, aber auch nicht immer ein angenehmer Protagonist. Man merkt schon im Prolog, dass er klammernd und besitzergreifend ist, Mayas Wünsche auf etwas Bedenkzeit nicht akzeptieren kann, sondern auf eine sofortige Entscheidung pocht. Dadurch beginnt überhaupt erst das ganze Drama und er scheint auch nach fünf Jahren nicht sehr viel dazugelernt haben. Immer noch ist er besitzergreifend und will zu schnell zu viel, obwohl er sich zumindest Mühe gibt, etwas geduldiger zu sein. Die aktuelle Maya, die neue Maya, scheint er dabei aber irgendwie nicht zu sehen, er verrennt sich in der Vorstellung seiner früheren Beziehung mit ihr, liebt ihr altes Ich und akzeptiert nicht so richtig, dass sich Maya nach all der Zeit stark verändert hat, obwohl er ihr das vor allem auf den letzten Seiten versichert. Bei mir kam das leider nicht an. Hinzukommt, dass er Maya in absolut unangebrachten Momenten Vorwürfe macht, in denen sie eigentlich seine Unterstützung benötigen würde, wodurch meine Sympathie für ihn kleine Dämpfer bekommen hat. Cameron ist ein Protagonist, den man akzeptieren kann, der aber doch eher Durchschnitt ist. Ein Stereotyp – der besitzergreifende und schließlich durch die Frau weichgekochte Mann, den darüber hinaus aber keine besonderen Charaktereigenschaften auszeichnen. Er war irgendwie langweilig.

Die Nebenfiguren waren dagegen deutlich sympathischer, obgleich auch nichts Neues in dem Genre. Bei Maya waren das der schwule beste Freund Eli und die beste Freundin Vanessa. Bei Cam der Aufreißer-Bruder und beste Freund Darren und die besorgte und deshalb Maya gegenüber abweisende Schwester Olivia, die beide in den nächsten Bänden ihr Glück finden sollen. Da diese doch schon interessantere Charaktereigenschaften aufwiesen, werde ich den nächsten Bänden vielleicht noch eine Chance geben.

Fazit

Insgesamt hat mich das Buch sehr enttäuscht, da ich mir durch den Prolog sehr viel mehr erwartet habe. Im NA-Genre sticht dieses Buch leider nicht heraus – ich finde sogar, dass es etwas schlechter ist als der Durchschnitt, da mir irgendwann die Lust vergangen ist und ich mit den Protagonisten nicht mehr mitfühlen konnte. Von daher würde ich „All for you“ nur bedingt weiterempfehlen. Ich vergebe 2,5 Sterne und hoffe, dass die nächsten Bände mehr überzeugen können.

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