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Veröffentlicht am 03.02.2022

Schwere Kost unerfreulich distanziert und ohne Überraschungseffekt behandelt!

Die Farbe von Milch
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„Die Farbe von Milch“ wurde zu seinem Erscheinen unglaublich „gehyped“, weshalb auch ich dazu verführt wurde, es mir ins Regal zu holen. Jetzt habe ich es nach vier Jahren aus diesem befreit – und verstehe ...

„Die Farbe von Milch“ wurde zu seinem Erscheinen unglaublich „gehyped“, weshalb auch ich dazu verführt wurde, es mir ins Regal zu holen. Jetzt habe ich es nach vier Jahren aus diesem befreit – und verstehe den Hype nicht, denn auf mich konnte das Buch keinen Wow- oder gar Schock-Effekt ausüben. Ich wurde nicht überrascht und habe vergeblich auf einen Twist gewartet, da in manchen Rezensionen von einem oder gar mehreren die Rede war.

Meiner Meinung nach nimmt der Klappentext einiges vorweg, ohne es explizit auszusprechen. Wie könnte er auch nicht? Nur so kann er den potenziellen Leser neugierig machen, denn mit sehr viel mehr kann die Geschichte schließlich nicht aufwarten. Dadurch habe ich genau das gelesen, was ich schon von Anfang an erwartet habe, um dann auch sehr früh eine weitere Ahnung zu entwickeln, wie das Ganze enden könnte, die dann auch genau so gekommen ist. Kein Wow. Kein Aha. Nichts dergleichen.

Aufgrund dessen habe ich die Handlung die meiste Zeit als vor sich hinplätschernd erlebt, auch wenn es ab einem gewissen Punkt unvermeidlich war, dass ich mich beim Lesen etwas angespannt habe. Ich habe mit Mary mitgefühlt, aber eigentlich nicht, weil der Schreibstil besonders berührend gewesen wäre, sondern weil das die Handlung selbst erzwungen hat.

Der Schreibstil ist nämlich – trotz Ich-Perspektive – sehr distanziert. Und daran habe ich mich weit mehr gestört als an seiner viel kritisierten Ungewöhnlichkeit. Ja, der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, weil er fast vollständig auf Zeichensetzung verzichtet und durch einen sehr einfachen, eintönigen Satzbau geprägt ist. Da liest man Sätze wie „Und dann ging ich in die Küche und dann machte ich Tee und dann brachte ich den Tee ins Arbeitszimmer und dann …“, um Authentizität herzustellen, denn Mary hat gerade erst Lesen und Schreiben gelernt und kann sich folglich nicht sehr wortgewandt ausdrücken. Das wirkt zu Beginn abschreckend (wobei ich mich mehr noch an der fehlenden Kommasetzung gestört habe), aber irgendwie gewöhnt man sich dran. An die Distanziertheit der Protagonistin aber nicht.

Mary ist sehr nüchtern. Nicht bloß in Gedanken, auch in ihren Äußerungen, die sie als Charakter aber auch interessant machen. Sie ist nicht auf den Mund gefallen, sondern äußert stets das, was sie gerade denkt. Das macht sie und die Dialoge unterhaltsam. Aber eben diese trockene Abgebrühtheit ist es auch, die eine Barriere zwischen ihr und mir als Leserin aufgebaut und es verhindert hat, dass ich voll in ihre Gefühlswelt eintauchen konnte. Die Handlung ist keine leichte Kost, aber sie wird nie erdrückend, nie niederschmetternd, weil der Schreibstil Marys Gefühle bloß touchiert. Und damit fehlte mir etwas sehr Entscheidendes, denn letztendlich suche ich leider immer noch das wirklich Lesenswerte an der Geschichte.

Fazit

Für mich leider ohne Wow-Effekt, plätschert lange vor sich hin, um dann schwerere Kost zu behandeln, die jedoch distanziert erlebt und erzählt wird. Das Mitfühlen gründet einzig auf der Charakteristik der Handlung und nicht auf der Gefühlswelt der Protagonistin. Damit ist das Buch leider unteres Mittelmaß für mich – 2,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 25.05.2020

Hohe Erwartungen enttäuscht - Mangel an großen Emotionen und ein kindischer Protagonist.

V is for Virgin
10

Von „V is for Virgin“ habe ich mir wirklich eine Menge erwartet. Nicht nur habe ich von „Cinder & Ella“ viel Gutes gehört, auch die Leseprobe hat mir unheimlich gut gefallen und mir Lust auf das Weiterlesen ...

Von „V is for Virgin“ habe ich mir wirklich eine Menge erwartet. Nicht nur habe ich von „Cinder & Ella“ viel Gutes gehört, auch die Leseprobe hat mir unheimlich gut gefallen und mir Lust auf das Weiterlesen gemacht. Leider konnte der weitere Verlauf der Geschichte meinen hohen Erwartungen gar nicht mehr gerecht werden, im Gegenteil: Ich war stellenweise sogar etwas genervt von dem Geschehen und den Charakteren. Sehr schade!

Der Schreibstil hat mir eigentlich gut gefallen. Er liest sich schnell und flüssig und hat mich gelegentlich auch zum Grinsen gebracht. Lediglich in Bezug auf die Emotionen, die ja für einen Liebesroman (aber natürlich auch für andere Genre) sehr wichtig sind, ließ er stark zu wünschen übrig. Ich habe bis auf die sexuelle Anziehung zwischen Kyle und Val nichts gefühlt, aber dazu gleich mehr.

Val ist mir in der Leseprobe sehr sympathisch geworden: Mir hat es gefallen, dass sie als nicht übermäßig selbstbewusst dargestellt wird, sich aber trotzdem für das einsetzt, was ihr wichtig ist. Ihr setzen die Kommentare ihrer Mitschüler zu, aber sie ist stark und steht zu ihrem Beschluss, mit dem Sex bis zur Ehe warten zu wollen. Die Tatsache, dass sie sich sogar dafür einsetzen möchte, dass sich niemand dafür schämen muss, Jungfrau zu sein und/oder mit dem Sex noch warten zu wollen, hat mich für sie eingenommen.

Leider hat sie diesen Eindruck schon innerhalb kürzester Zeit etwas zerstört. Im Laufe des Buches legt sich das zwar, aber vor allem am Anfang musste ich leider feststellen, dass Val nicht viel besser ist als manche ihrer Mitschüler, denn sie ist auch alles andere als tolerant. Manche ihrer Gedanken und auch Bemerkungen gehen schon in Richtung Slut Shaming, was für mich einiges – und vor allem ihren Charakter – kaputt gemacht hat. Besser hätte es mir gefallen, wenn Val wirklich das Vorbild ist, als das sie im gesamten Buch dargestellt wird, und klar die Botschaft in die Welt aussendet, dass jeder mit seiner Sexualität so umgehen dürfen sollte, wie er das möchte. Gegen Ende bekommt das Buch dahingehend zwar noch irgendwie die Kurve (wenn auch nur implizit), aber am Anfang ist mir das sehr bitter aufgestoßen.

Bei Kyle war es eher andersherum, auch wenn ich selbst jetzt noch nicht behaupten kann, dass er mir vollkommen sympathisch ist. Er tritt eigentlich die meiste Zeit sehr unsympathisch auf, macht mehr als deutlich, dass er Val nur ins Bett bekommen möchte, stellt sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit bloß und beutet sie gewissermaßen auch aus, um den Erfolg seiner Band zu steigern. Besonders auf die Nerven ging es mir aber, dass er sich oft sehr kindisch verhalten hat. Die meiste Zeit ist er herausfordernd und selbstbewusst, aber wenn Val den Spieß umdreht und seine Provokationen mit Nettigkeit plattmacht, dann entwickelt er sich in ein Kleinkind, das vor Wut mit dem Fuß aufstampft. Auch dass er ihr seine Erfolge unter die Nase reibt, insgeheim aber möchte, dass sie stolz auf ihn ist, ist kindisches Verhalten, das für mich zu einem um die Zwanzigjährigen nicht so recht passen wollte. Durch meinen negativen Eindruck von Kyle litt für mich die gesamte „Liebesgeschichte“, die ich leider nicht mal als solche bezeichnen würde.

Denn Kyle bessert sich mit der Zeit zwar etwas, aber die Verbindung zwischen ihnen bleibt doch bis zum Ende sehr oberflächlich. Man spürt die sexuelle Anziehungskraft und das Knistern, weil die beiden sich bei jedem Aufeinandertreffen irgendwie in die Haare bekommen (Val immer genervt und doch irgendwie angetan, Kyle meist amüsiert, wenn es darum geht, Val auf die Palme zu bringen), aber die tiefen Gefühle bleiben auf der Strecke. Erst gegen Ende werden zwei etwas tiefergehende Gespräche geführt, die die Liebe, die Val und Kyle angeblich füreinander empfinden, aber trotzdem nicht nachvollziehbar machen. Dadurch konnte ich bei der Geschichte leider gar nicht mitfiebern und habe im Gegenteil über manche Dinge sogar die Augen verdreht.

Insgesamt ist in dem Buch vieles überzogen und unglaubwürdig, Hindernisse sucht man vergeblich und das meiste ist einfach nur Friede-Freude-Eierkuchen. Es wendet sich immer alles zum Guten, Feinde werden zu Freunden und es wird sich zahlreich versöhnt, auch wenn es dafür mal einen Zeitsprung braucht. Besonders enttäuscht hat mich der Zeitsprung vor dem Epilog, der vier Jahre umfasst und der Autorin die Arbeit abnimmt, eine authentische Entwicklung von Kyle darzustellen, auf die ich eigentlich von seinem ersten Auftritt an gewartet habe. Dadurch und durch die fehlenden Emotionen und das fehlende Mitfiebern bei der „Liebesgeschichte“ ist meine Neugier auf Band 2 eher dürftig und ich weiß noch nicht, ob ich ihn wirklich lesen werde.

Fazit

Nach meinen hohen Erwartungen bin ich jetzt sehr enttäuscht. Das Lesen hat mir leider kaum Spaß gemacht, ich war im Gegenteil sogar stellenweise genervt und musste mich zum Weiterlesen zwingen, weil die Geschichte keinen Sog auf mich ausgewirkt hat. Sympathische Charaktere fehlen, tiefe Gefühle fehlen und eigentlich fehlt sogar die gesamte Liebesgeschichte. Sehr schade. Für mich sind es leider nur 2,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Gefühl
  • Geschichte
  • Figuren
Veröffentlicht am 31.03.2020

Der rote Faden geht verloren unter all den willkürlichen Nebensächlichkeiten. Schade!

Das Lied der Sonne
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Dies war mein viertes Buch von Jennifer Wolf und da mir ihre Geschichten bisher immer gut gefallen haben, war meine Erwartungshaltung eher hoch. Ein Fehler, denn ich hatte beim Lesen immer mehr das Gefühl, ...

Dies war mein viertes Buch von Jennifer Wolf und da mir ihre Geschichten bisher immer gut gefallen haben, war meine Erwartungshaltung eher hoch. Ein Fehler, denn ich hatte beim Lesen immer mehr das Gefühl, dass das Buch von Seite zu Seite abbaut und neue Schwächen offenbart. Das aber immerhin, ohne dass bei mir Langeweile aufkam oder ich mich zum Weiterlesen hätte zwingen müssen.

Es fing eigentlich ganz gut an. Man befindet sich zu Beginn der Geschichte in Laneas Heimat Palilan, die den Eindruck eines indianisch angehauchten Hawaiis macht. Die Kulisse war interessant, auch wenn die vielen blind hineingeworfenen Namen vor allem am Anfang eher Verwirrung verursacht haben. Laneas späteres Eintreffen am Hof hat mich dann wiederum ein wenig an Selection erinnert, wobei ich diesen Royal-Aspekt generell sehr mag und mich auch hier auf ihn gefreut habe. Deshalb war der Anfang auch recht vielversprechend, obgleich ich noch nicht hundertprozentig in der Geschichte angekommen war.

Leider haben sich ab da immer mehr Schwächen bemerkbar gemacht. Es fing mit der Liebesgeschichte an, die nach dem ersten Eindruck von Aaren eigentlich ganz interessant zu werden schien. Er tritt ruhig und unnahbar auf, mit leerem, ausdruckslosem Blick, aber einer warmen Stimme, die bei Lanea schon sehr früh Bauchkribbeln auslöst (seufz). Das hätte großes Potential gehabt, wenn man darauf gesetzt hätte, die Liebesgeschichte langsam zu entwickeln. Bei Aarens verschlossenem Wesen hätte sich das gut angeboten. Aber die Gefühle sind schon nach zwei Begegnungen und einer kurzen Unterhaltung präsent, ohne dass man als Leser versteht, warum das so ist. Die beiden haben eigentlich noch gar keinen Grund, einander diese Gefühle entgegenzubringen. Es fehlte schlicht die Grundlage der Liebesgeschichte, was im Nachhinein nicht mehr zu beheben war und meinen weiteren Eindruck von den beiden natürlich beeinflusst hat. Zwar verbringen Lanea und Aaren einige schöne und auch süße Momente zu zweit, bei denen ich hin und wieder schmunzeln musste, aber ich hatte doch die ganze Zeit über das Gefühl, dass etwas fehlte. Etwas sehr Entscheidendes: Die Glaubwürdigkeit ihrer Gefühle. Mitfiebern ließ es sich da schwer.

Sicher trägt dazu aber auch meine Meinung zu Lanea bei. Während ich Aaren als sehr interessante Figur wahrgenommen habe, die ich von Anfang bis Ende sympathisch fand und über die ich auch gerne noch mehr erfahren hätte (denn seine Vergangenheit hätte definitiv den Stoff dafür geliefert), wurde mir Lanea irgendwie unsympathischer. Zwar wird immer wieder betont, dass sie sich für die arme, Hunger leidende Bevölkerung einsetzen möchte, aber letztendlich stehen doch stets ihre eigenen persönlichen Probleme im Vordergrund. Das Land hungert, Feinde trachten Aaren nach seiner Krone und Lanea unterbricht wichtige Gespräche zwischen ihm und anderen Personen, um mit ihm Beziehungsgespräche zu führen. Neben ihrer Ichbezogenheit hatte ich leider auch nicht das Gefühl, eine toughe Protagonistin vorgesetzt zu bekommen, die sich selbst zu helfen weiß – im Gegenteil: Statt selbst zu handeln, lässt sie doch immer nur andere machen (wenn man von einer Merkwürdigkeit am Ende mal absieht). Und wenn sie doch mal etwas selbst in die Hand nimmt, dann geschieht das auf so naive und vertrauensselige Weise, dass ich jedes Mal fest damit gerechnet habe, dass das nicht gut ausgehen kann. Leider habe ich mich da getäuscht. Es gibt nahezu keine Komplikationen, die die Geschichte mal etwas durchrütteln würden.

Das gilt leider ganz allgemein, denn insgesamt ist vieles einfach zu Friede-Freude-Eierkuchen, es gibt zu viele glückliche Fügungen des Schicksals. Wie soll da Spannung aufkommen?
Kann ich euch sagen: Indem immer wieder Konflikte angedeutet werden, die den Leser zum Miträtseln animieren. Davon gibt es einige, viele Möglichkeiten tun sich auf, hinter dem Verhalten mancher Menschen irgendeine Intrige zu wittern. Das Problem ist: Es gibt keine. Der Handlung werden nur beliebige, willkürliche Elemente hinzugefügt, um den Schein von Unvorhersehbarkeit aufkommen zu lassen, aber letztendlich tragen sie rein gar nichts zum Fortkommen der Handlung bei. Sie sind schlichtweg unwichtig und führen nirgendwo hin. Sie sorgen lediglich dafür, dass man den roten Faden nicht findet.

Bis zum Ende habe ich mir fast verzweifelt noch einen Konflikt gewünscht, den ich nicht kommen sehe, aber eigentlich gibt es nur einen einzigen Hauptkonflikt, der stur verfolgt wird und noch dazu von Anfang an klar erscheint. Das war enorm enttäuschend für mich, weil sämtliches Miträtseln damit unnötig wurde. Es gäbe so viele Möglichkeiten, die Handlung etwas undurchsichtiger und verstrickter zu gestalten, aber letztendlich wird das Potential komplett verschenkt (von einer Enthüllung mal abgesehen, die jedoch enttäuschend unspektakulär abgehakt wurde). Zwar wird dadurch auch mit einigen Klischees gebrochen, die man aus ähnlichen Büchern kennt, aber nur um dann den einfachen, unkomplizierten – und im schlimmsten Fall sehr konstruierten – Weg zu gehen.

Zu einfach macht es sich die Autorin auch, indem sie viele Aspekte der Geschichte zu oberflächlich behandelt. Dadurch bleiben am Ende einige Fragen zurück, weil manches ohne weitere Erklärung nicht ganz logisch erscheint. Vor allem aber in Bezug auf Aaren wird hier einiges an Potential für Tiefe verschenkt, zu viel wird leider nur angedeutet.

Ich finde nicht, dass es wirklich nötig war, diese Geschichte zu erzählen. Das Worldbuilding war zu groß angelegt, um den Fokus dann lediglich auf die Liebesgeschichte zu legen und alles drumherum nur oberflächlich und kurz anzuschneiden. Man hätte eine Reihe aus der Geschichte machen, mehr in die Tiefe gehen und weitere Konflikte hinzufügen müssen, um dem Worldbuilding gerecht zu werden. Es wirkt, als hätte man sich nur einen kleinen Teil herausgeschnitten, um den herum alles verschwommen bleibt.

Fazit

Leider ist dieser Einzelband in Bezug auf den Hauptkonflikt unerfreulich vorhersehbar und die Handlung im Allgemeinen nur deshalb undurchsichtig, weil der Geschichte willkürliche Elemente hinzugefügt werden, die letztendlich nichts Wichtiges zu ihr beitragen und den roten Faden nicht erkennen lassen. Auch die Protagonistin und die Liebesgeschichte konnten mich leider gar nicht überzeugen, einzig Aaren war ein ungewöhnlicher Lichtblick und hätte es verdient gehabt, mehr Tiefe zu bekommen. Das Potential war da. Von mir gibt es leider nur 2,5 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.02.2019

Gewöhnungsbedürftiger Humor, der die Charaktere unsympathisch macht - schade!

Ein Boygroupstar als Banknachbar
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Klappentext

Nicolas, besser bekannt als „Nick“, ist ein gefeierter Boygroupstar – gewesen! Denn seit seinem Ausstieg hat sich einiges geändert: Statt Autogramme zu schreiben, drückt er nun die Schulbank, ...

Klappentext

Nicolas, besser bekannt als „Nick“, ist ein gefeierter Boygroupstar – gewesen! Denn seit seinem Ausstieg hat sich einiges geändert: Statt Autogramme zu schreiben, drückt er nun die Schulbank, um sein Abitur nachzuholen. All das wäre kein Problem, wenn seine neue Banknachbarin Steffi nicht so unheimlich süß und gleichzeitig furchtbar intelligent wäre. Er ist sich sicher: Wenn Steffi jemals von seiner Zeit bei den Dream Catchers erfährt, wird sie ihn nie wieder ernst nehmen können. Also bewahrt er Stillschweigen über gewisse Dinge aus seiner Vergangenheit. Doch nur weil er jetzt wieder ein normales Leben führt, heißt das nicht, dass seine Fans und die Presse sich plötzlich nicht mehr für „Nick“ interessieren würden. Ein heikles Versteckspiel beginnt – und Nicolas muss eine Entscheidung treffen…



Meine Meinung

Ich habe eine lockerleichte Liebesgeschichte für zwischendurch erwartet und diese auch bekommen. Leider weist das Buch einige Schwächen auf, durch die ich mich leider nicht entspannt zurücklehnen und Nicolas‘ alias „Stoffi“ und Steffis Geschichte richtig genießen konnte.

Der Schreibstil liest sich leicht und angenehm, wird jedoch immer wieder von wissenschaftlichen Fakten begleitet, die den Lesefluss auf Dauer etwas gestört haben. Normalerweise mag ich es sehr, wenn ich beim Lesen nebenher noch Neues dazulerne, hier jedoch war es mir einfach etwas too much. Man wird nahezu auf jeder Seite damit bombardiert, weshalb es etwas zu gewollt und konstruiert wirkte.

Die nächste Enttäuschung waren die Charaktere. Zwar weist die Autorin zu Beginn darauf hin, dass das Buch einige nicht immer politisch und moralisch korrekte Scherze und auch Beleidigungen enthält, dadurch konnte ich mich aber auch nicht leichter mit diesen abfinden. Die Beleidigungen, die Stoffi über ein etwas dickeres Mädchen in Gedanken zum Besten gibt, fand ich ganz und gar nicht lustig und haben ihn am Anfang ziemlich unsympathisch gemacht. Dadurch wirkte er sehr oberflächlich.

Das war bei Steffi anfangs noch besser, wurde bei ihr dann aber noch schlimmer als bei Stoffi. Es mag damit begründet sein, dass sie einfach ein impulsiver Mensch ist, aber dass sie gerade Stoffi am laufenden Band mit wenig schmeichelhaften Bezeichnungen abfertigt, war nicht so vorteilhaft für ihre Liebesgeschichte. Der arme Kerl tat mir ständig leid, weil er – von seinen gehässigen Gedanken abgesehen – eigentlich ein lieber Kerl ist und Steffi das gar nicht zu schätzen weiß. Vor allem am Ende, als sie sich eigentlich schon in ihn verliebt hat, macht sie in Gedanken Bemerkungen über seine Dummheit (obwohl er gar nicht dumm ist!). Aufgrund dessen fiel es mir sehr schwer, sie zu mögen.

Die Liebesgeschichte selbst (von all den Beleidigungen und unsympathischen Gedankengängen einmal abgesehen) ist eigentlich ganz nach meinem Geschmack, denn es ist eine Hate-to-love-Story. Für Stoffi ist es Liebe auf den ersten Blick, für Steffi findet sich ein neues Opfer, mit dem sie sich verbale Schlagabtäusche liefern kann. Bei ihr dauert es etwas, bis sie sich für Stoffi interessiert – und das fand ich ganz interessant. Leider ist die Liebesgeschichte völlig vorhersehbar: Es häufen sich Geheimnisse, die in Missverständnissen enden und alles unnötig verkomplizieren, um am Ende dann in ein ganz zufriedenstellendes, aber wenig überraschendes Happy-End zu gipfeln. Ich glaube leider nicht, dass ich die nächsten Bände auch noch lesen werde, dafür war mir manches zu anstrengend und alles einfach zu unspektakulär.



Fazit

Wenn man beide Augen zudrückt, über unsympathisch machende Beleidigungen, trockene wissenschaftliche Fakten und eine vorhersehbare Storyline hinwegsehen kann, unterhält „Ein Boygroupstar als Banknachbar“ für zwischendurch ganz gut, aber leider nicht mehr. Ich vergebe 2,5 Sterne.

Veröffentlicht am 17.06.2018

Klischees & Fremdschäm-Momente treffen auf unrealistisch schnelle Gefühlsentwicklung.

Pick the Boss - Liebe ist Chefsache
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Bei diesem Buch war ich vor allem von seiner Kürze überrascht. Mit seinen 170 Seiten ist es ja schon eher eine Kurzgeschichte (mit Fortsetzung). Leider werden auch die entsprechenden (eher negativen) Kriterien ...

Bei diesem Buch war ich vor allem von seiner Kürze überrascht. Mit seinen 170 Seiten ist es ja schon eher eine Kurzgeschichte (mit Fortsetzung). Leider werden auch die entsprechenden (eher negativen) Kriterien einer solchen erfüllt: das unglaubwürdige Heranbahnen – oder eher plötzliche Auftauchen – von Gefühlen und das generelle Kratzen an der Oberfläche. Wer eine Liebesgeschichte lesen möchte, bei der man als Leser Herzklopfen bekommt, mitfiebert und die Gefühle der Protagonisten nachvollziehen und mitfühlen kann, der ist hier leider an der falschen Adresse. „Pick the Boss“ würde ich als ganz unterhaltsame Lektüre für zwischendurch verbuchen, an die man nicht zu hohe Erwartungen haben sollte, vor allem in Bezug auf die Glaubwürdigkeit und die Originalität der Liebesgeschichte(n).

Da ich diesbezüglich nicht vorgewarnt war, war ich einen Großteil des Buches ziemlich enttäuscht und teilweise auch leicht genervt. Stellenweise habe ich mich sogar dabei ertappt, wie ich über manche Gedanken oder Aussagen der Figuren die Augen verdreht habe. Wer sich regelmäßig darüber aufregt, dass es in manchen Liebesromanen zu schnell geht, der wird mit „Pick the Boss“ wahrscheinlich nicht glücklich werden. Der eine junge Mann spricht schon nach zwei Begegnungen davon, dass Emma ihm ach so wichtig ist, der andere empfindet innerhalb weniger Tage mehr für sie als er je für eine andere Frau empfunden hat – das Klischee schlechthin und so unglaubwürdig wie nur möglich, weil zwar immer betont wird, wie besonders Emma ist, es dafür aber keine wirklichen Anhaltspunkte gibt.

Laut Sean und Liam ist Emma eine natürliche, kurvenreiche Schönheit, deren Tollpatschigkeit sie besonders liebenswürdig macht und die sich von den „anderen Frauen“ vor allem durch ihre Professionalität und den Umstand abhebt, dass sie nicht aufs Geld aus ist und sich den beiden auch nicht zu Füßen wirft. Naja – von professionell kann keine Rede sein, wenn sie ihren Chef sogar bespannt, während der sich gerade umzieht, und schmachten tut sie wie alle anderen auch. Laut der Message des Buches scheint sie trotzdem die einzige Frau auf dem Planeten mit gesundem Menschenverstand zu sein. Das ging mir stellenweise doch etwas auf den Keks. Eigentlich ist Emma nämlich völlig gewöhnlich: Sie ist nicht immun gegen den Charme der Coleman-Brüder, sie stellt ihre Gefühle über ihre berufliche Professionalität und sie tritt in jedes, absolut jedes Fettnäpfchen. Letzteres ist sogar so schlimm, dass ich mich regelmäßig fremdgeschämt und in dem Buch manchmal alles andere als wohl gefühlt habe.

Hätte sich das bis zum Schluss so hingezogen, wäre meine Bewertung für das Buch katastrophal ausgefallen. Durch die viel zu schnell vorhandenen Gefühle – sowohl von der Männer- als auch der Frauenseite aus (ich meine, die sprechen nach nicht mal einer Woche von Liebe!) – konnte keine „Spannung“ aufgebaut werden, die Eifersucht seitens der Männer konnte man nicht genießen, weil man nicht richtig mitgefiebert hat, und so richtiges Herzklopfen oder eine romantische, süße Atmosphäre wollte sich auch nicht einstellen. Hatte man sich aber erstmal damit abgefunden, dass die Gefühle eben auf einmal da sind, machte das Buch im letzten Drittel endlich einigermaßen Spaß, weil das Interessante der Geschichte schließlich darin bestand, dass die beiden Brüder in Konkurrenz zueinander standen. Liebesdreiecksfans kommen hier also auf ihre Kosten, wenn auch in üblicher Konstellation: Playboy vs. gewissenhafter Vorzeigeschwiegersohn.

Fazit

Insgesamt bleibt es eine allenfalls mittelmäßige Geschichte, die zu viele Klischees aufgreift und in Sachen Authentizität schwächelt. Ich hatte bei den vielen guten Bewertungen mehr erwartet – meinen Geschmack hat es leider nicht getroffen. Ich vergebe 2,5 Sterne.