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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2018

Einer meiner Lieblings-Manga

Trau Dich 02
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Trau dich erzählt die Geschichte eines alleinerziehenden Vaters mit einer Tochter im Kindergartenalter, der seine Zuneigung zu einem Mann entdeckt, auf liebevolle Weise. Während ich diese zwei Bände gelesen ...

Trau dich erzählt die Geschichte eines alleinerziehenden Vaters mit einer Tochter im Kindergartenalter, der seine Zuneigung zu einem Mann entdeckt, auf liebevolle Weise. Während ich diese zwei Bände gelesen habe, war ich immer wieder überrascht von der Schlichtheit der Handlung, aber dem gleichzeitig mitschwingenden Tiefgang. Das zeigt ganz deutlich, dass Ernsthaftigkeit nicht gleich Drama und Unterhaltung nicht Albernheit bedeutet.

Die Story finde ich auch durch die tollen Nebencharaktere sehr sympathisch, das Artwork ist angenehm fürs Auge und voller liebevoller Details. Trau dich lässt sich leicht und flüssig lesen. Die Geschichte ist in diesen zwei Bänden abgeschlossen. Einerseits finde ich das klasse, weil sie erzählt ist und die Handlung so nicht unnötig in die Länge gezogen wird, andererseits bin ich fast traurig, diese kleine Familie verlassen zu müssen. Die drei sind mir in der kurzen Zeit echt ans Herz gewachsen.

Veröffentlicht am 22.02.2018

"Es war nicht das erste Mal, dass Schokolade mich in Schwierigkeiten gebracht hat."

Stille der Nacht
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Geschichte und Architektur
Mercy Thompson in Prag. Allein dieser kurze Satz sollte in jedem, der die taffe KFZ-Mechanikerin schon kennen lernen durfte, weihnachtliche Gefühle aufkommen lassen. Nicht wegen ...

Geschichte und Architektur
Mercy Thompson in Prag. Allein dieser kurze Satz sollte in jedem, der die taffe KFZ-Mechanikerin schon kennen lernen durfte, weihnachtliche Gefühle aufkommen lassen. Nicht wegen der besinnlichen Stimmung, sondern weil dieses Setting ein wahres Geschenk an die Leserschaft, gerade die europäische, sein könnte. In meinem Fall habe ich es so empfunden und ich kann mir auch sehr gut vorstellen, Mercy zukünftig irgendwo in Deutschland in Aktion zu erleben. (Zees Geschichte wurde zwar schon ganz gut aufgearbeitet, aber genug Stoff für eine weitere Reise über den großen Teich ist bestimmt noch übrig! Aber ich schweife ab.) Mir gefiel die Idee, die Handlung nach Prag zu verlegen auch deshalb sehr gut, weil ich vor einigen Jahren einen Schüleraustausch mit einer tschechischen Schule machen durfte (für jeden, dessen Muttersprache nicht Deutsch ist, ist „tschechische Schule“ bestimmt ein übler Zungenbrecher …) und damals auch einige Zeit in Prag verbrachte. Diese Stadt – oder zumindest die Teile, die ich in der kurzen Zeit anschauen konnte – ist wunderschön und bietet sehr viel Stoff für Legenden und Geschichten – und Schwärmerei über Architektur. Als ich damals den jüdischen Friedhof besucht habe, schossen mir selbst viele Ideen durch den Kopf, und die Altstädter Astronomische Uhr hat nicht dafür gesorgt, dass diese Ideen weniger wurden. Irgendwo habe ich sogar noch mein angefangenes Geschreibsel … Jedenfalls konnte ich mir, nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, sehr gut vorstellen, dass Mercy und ihre Großfamilie das eine oder andere Abenteuer in dieser tollen alten Stadt erleben würden. Und dass Patricia Briggs, die nicht nur ein Diplom in Deutsch, sondern auch in Europäischer Geschichte hat, diese Kulisse zu würdigen wüsste. Kurz gefasst: Meine Erwartungen waren goß.

Und – Überraschung! – sie wurden erfüllt! In meiner letzten Rezension zu Licia Troisis Die Eiskriegerin bin ich genauer auf das Worldbuilding eingegangen, das in Fantasyromanen keine unwichtige Rolle spielt. Dazu gehört auch, die Umgebung zu beschreiben und Mythen, die von Bedeutung sind, zumindest so ausführlich wiederzugeben, wie für das Verständnis der Leser notwendig ist. Briggs schreibt mit ihrem tollen Vokabular – oder dem der deutschen Übersetzerin Vanessa Lamatsch – sehr atmosphärisch über die Kopfsteinpflaster und Fassaden Prags, natürlich aus Mercys Sicht: einer Amerikanerin, die noch nie Bauwerke gesehen hat, die mehr als ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel haben. Dass sie da etwas ins Schwärmen geriet und das selbst für meinen Geschmack etwas ZU ausführlich wurde, ist nachvollziehbar. Einerseits ließ sich die Autorin von ihrer eigenen Passion hinreißen, andererseits ist es auch nur logisch, dass Mercy von einer vollkommen fremden, altehrwürdigen Umgebung fasziniert ist. Weniger schön, wenn auch verständlich ist für mich, dass bestimmte Legenden oder historische Begebenheiten so ausführlich erzählt wurden. Klar, es erklärt ein paar Details der Handlung genauer, aber wirklich notwendig war es nicht. Das hat leider an ein, zwei Stellen das Tempo gedrosselt, war aber nicht allzu schlimm. Kurz danach ging es wieder mit Volldampf weiter und die etwas langatmigen Szenen waren schnell vergessen.

Schokolade
(Na, habe ich eure Aufmerksamkeit?) ?

Dieser Band unterscheidet sich dahingehend von den bisherigen Titeln der Reihe, dass die einzelnen Kapitel nicht nur aus verschiedenen Perspektiven geschrieben sind, sondern sich zeitlich auch überschneiden oder auf andere Weise nicht linear verlaufen. So wird die Zeitlinie etwas durcheinander gebracht, aber kurze Kommentare von Mercy am Anfang eines jeden Kapitels entwirren die Gedankenknoten schnell wieder. Tatsächlich ist der Kommentar vor dem ersten Kapitel eines meiner Lieblingszitate aus Stille der Nacht:

Es war nicht das erste Mal, dass Schokolade mich in Schwierigkeiten gebracht hat.

Er gefällt mir nicht nur wegen des Inhalts so gut – ich meine, Schokolade, hallo? -, sondern auch, weil mit diesem einen Satz der Rahmen für das ganze Buch gegeben wird. Was ich damit meine, werdet ihr verstehen, sobald ihr es gelesen habt.

Das gewisse Etwas
Wer meine Instagram-Stories verfolgte, als ich Stille der Nacht gelesen habe, wird sich vielleicht an das Bild rechts erinnern. Bevor die Handlung überhaupt richtig in Fahrt kam, war ich schon wieder hin und weg von Briggs’ Schreibstil und ihren wunderbaren Charakteren. Die Geschichte beginnt an einem sogenannten Piratenabend des Werwolfrudels: jeder spielt einen virtuellen Piraten in einem Computerspiel. Ziel ist es, der letzte Überlebende zu sein – und Jesse, die Teenagertochter des Alphas, scheint auf dem besten Weg zu sein, zu gewinnen, was natürlich die großen, starken Werwölfe nicht einfach so hinnehmen können. Allen noch lebenden „Piraten“ ist es außerdem untersagt, einander mit dem Real-Life-Namen anzusprechen oder generell normal, nicht „piratig“, zu reden. Wie amüsant die Dialoge während dieser Szenen waren, kann sich jetzt jeder selbst ausmalen … Ich jedenfalls konnte mir das Lachen mehrfach nicht verkneifen.
Ich würde jetzt gern schreiben „An anderer Stelle verging mir das Lachen sehr schnell“, doch das würde einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Der Ton blieb die ganze Zeit über humorvoll und einfach großartig. Damit meine ich nicht, dass die Handlung einfach seicht vor sich hin plätscherte oder alles ach so witzig war. Nein, es gab durchaus ernste Szenen und Momente, die alles andere als lustig daher kamen. Aber es gibt diesen ganz besonderen Unterton, den ich nicht genauer definieren kann und für Patricia Briggs’ höchst eigenen Stil halte. Dieser Stil ist es, der mich die Mercy Thompson-Reihe so lieben lässt – neben den Charakteren, natürlich.

Charaktere
Mercy kennen wir ja bereits als Überlebenskünstlerin, die alles andere als auf das Werwolfrudel ihres Mannes angewiesen ist. Auf einem fremden Kontinent und in Gefangenschaft auf sich allein gestellt zu sein, ist allerdings eine ganz andere Hausnummer. Wie sie diese Situation meistert, werde ich nicht verraten, nur so viel: Sie ist ganz Mercy.
Adam zeigt mal wieder, dass Diplomatie nicht seine Stärke ist, er aber durchaus darauf zurückgreifen kann, wenn es sein muss – und diesmal kommt er wirklich nicht darum herum!
Ich liebe diese beiden einfach. Hier zeigen sie ganz unabhängig voneinander, was sie draufhaben und ich bin einfach nur begeistert. Allerdings gestehe ich, die Mercy-Kapitel immer wieder herbeigesehnt zu haben, da ich die Handlung dort einfach spannender fand. (Vampir-) Politik ist einfach nicht mein Ding … Das heißt aber nicht, dass Adams Kapitel langweilig waren, ganz und gar nicht! Gerade die neuen Charaktere, die wir aus Adams Perspektive kennen lernen durften, waren ziemlich spannend. Ich hoffe, dass sie weiterhin von Bedeutung bleiben werden. So langsam wächst die Gruppe an liebenswerten Figuren zu einer beachtlichen Masse heran. Ich freue mich über jeden einzelnen Neuzugang und bin sehr gespannt, was noch kommt!

Handlung
Stille der Nacht befasst sich mit einer der bekanntesten Prager Legenden und ohne jetzt genau zu verraten, worum es geht, sei nur so viel gesagt: Dem historischen Wert des Mythos wird die Geschichte absolut gerecht und bringt ihren eigenen Touch so ein, dass das Ergebnis einfach großartig in den Rest der Mercy Thompson-Reihe passt. Es fällt mir fast schwer, die eigentliche Legende von Briggs’ Fantasie zu trennen. Das ist ebenfalls ein Aspekt, den ich sehr an ihren Büchern liebe.
Außerdem tritt eine Figur, die bereits seit dem ersten Band Ruf des Mondes namentlich bekannt ist, endlich auch in Fleisch und Blut in Erscheinung und nimmt eine wichtige Rolle im Verlauf dieser Geschichte ein. Sie gehört nicht zu meinen Lieblingscharakteren, aber ich freue mich, sie endlich „persönlich“ kennen zu lernen.
Das Setting in Europa bringt einen tollen Tapetenwechsel mit sich und auch neue Herausforderungen, denen sich unsere Helden stellen müssen. So sehr ich diese Reihe auch liebe – wenn sich nur immer alles um die Tri-Cities dreht, ist irgendwann die Luft raus. Briggs hat an genau der richtigen Stelle für frischen Wind gesorgt und diese Veränderung des Schauplatzes super eingesetzt. Wie eingangs schon kurz erwähnt hoffe ich, dass es Mercy und ihr erweitertes Rudel irgendwann mal nach Deutschland verschlägt und sich so das „Das kenne ich, da war ich schon mal!“-Gefühl, dass ich beim Lesen der Szenen in Prag hatte, noch verstärkt. In Deutschland gibt es schließlich auch genug Legenden, denen man auf den Grund gehen könnte bzw. die zum Leben erwachen und Mercy an den Kragen wollen könnten … Just saying.

Notizen
In meinen Notizen, die ich vor dem Verfassen dieser Rezension geschrieben habe, stehen jetzt nur noch ein paar Stichpunkte, die ich unmöglich in Sätze verpacken kann. Deshalb lasse ich sie einfach mal so, wie sie sind, hier stehen und für sich selbst sprechen:

ICH LIEBE MERCY UND DAS RUDEL!!!
Lachen, weinen, alles dabei.
Absolut großartiger Schreibstil, ich liebe diese Autorin!
Kann ich einen eigenen Adam haben, bitte? Und Ben? Und Stefan und Warren, wenn wir schon dabei sind? Pretty please?
Tatsächlich habe ich beschlossen, dass die Reihe um Mercy Thompson spätestens jetzt Harry Potter als meine Lieblingsbuchreihe ablöst. Harry Potter gefällt mir immer noch sehr und besonders die vielen Details, die mir gerade bei Re-reads immer wieder neu auffallen und andeuten, wie viele Gedanken sich J. K. Rowling beim Schreiben gemacht haben muss, begeistern mich sehr. Doch Mercy reißt mich inzwischen mehr mit und ich bin Hals über Kopf ihrer Geschichte verfallen.



Liebe Patricia Briggs, ich liebe Mercy. Ich liebe Adam. Ich liebe Jesse. Ich liebe das ganze Rudel. Und Stefan. Und überhaupt irgendwie alle! Sogar die Bösewichte haben einen gewissen Charme und Witz. Und die kleinen Exkurse in Geschichte, Mythologie und Sprache machen das einfach nur noch besser, ohne die Handlung unnötig in die Länge zu ziehen. Ich liebe diese Reihe und habe jetzt auch meine Schwester „gezwungen“, sie zu lesen, damit ich endlich jemanden habe, dem ich begeistert davon erzählen kann und der dann auch versteht, wovon ich spreche. Danke, danke, DANKE für diese tolle Romanreihe!

PS: Bitte schreiben Sie noch viel, viel mehr Bände! Bis dahin werde ich endlich die Alpha & Omega-Reihe lesen, die ja ebenfalls ins „Mercyverse“ gehört …

Veröffentlicht am 08.02.2018

Toller Auftakt mit einer großartigen Protagonistin!

Die Eiskriegerin
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Licia Troisi kenne ich bereits aus Reihen wie Die Drachenkriegerin, Die Schattenkriegerin oder Die Feuerkriegerin und an den Titeln lässt sich unschwer erkennen, dass meist eine Frau oder ein Mädchen im ...

Licia Troisi kenne ich bereits aus Reihen wie Die Drachenkriegerin, Die Schattenkriegerin oder Die Feuerkriegerin und an den Titeln lässt sich unschwer erkennen, dass meist eine Frau oder ein Mädchen im Mittelpunkt der Handlung steht – und dass sie gut auf sich selbst aufpassen kann, denn sonst würde man den Begriff „Kriegerin“ ja wohl kaum verwenden. Mit Die Eiskriegerin, oder im italienischen Original Le Lame Di Myra, also Die Klingen von Myra, steigt Troisi in die neue Dominium-Saga ein. Diese Reihe ist nach dem Kontinent benannt worden, auf dem sich unsere Helden und Bösewichte aufhalten. Eine Karte des Dominiums ist vorn im Buch eingezeichnet und erleichtert die Orientierung während des Lesens etwas. Allerdings hätte sie für meinen Geschmack noch etwas detailreicher sein können – manche für mich wichtige Orte sind gar nicht genauer verzeichnet.

Die Eiskriegerin dreht sich um Myra, eine junge Frau, die als Mädchen mit ansehen musste, wie ihr Vater brutal ermordet wurde. Ihr Leben sah seitdem selten schön aus – Sklaverei eingeschlossen -, aber nun ist sie als erfolgreiche Schwertkämpferin an der Seite eines großen Heerführers unterwegs, um die Zukunft des Dominiums zu verändern. Dann erfährt sie, dass der Grund der Ermordung ihres Vaters doch nicht ganz so eindeutig zu sein scheint, wie sie es jahrelang angenommen hatte. Myra macht sich auf, um endlich die Wahrheit zu erfahren, trifft dabei nicht nur auf Überraschungen, sondern auch auf unerwartete – und anfangs auch unerwünschte – Weggefährten und entdeckt ein ganz neues Schicksal.

Myra ist einerseits eine typische Fantasy-Heldin: eine starke Kriegerin, im Kampf ausgebildet und mit einem Ziel vor Augen, das es zu verfolgen gilt, außerdem scheint sie etwas Besonderes zu sein, wodurch sie sich von der Masse abhebt. Andererseits ist sie ein Mensch wie du und ich. Myra zweifelt und ist sich unsicher, wie sie mit Informationen umgehen oder welchen Weg sie einschlagen soll. Welche Situationen erlauben es, über ihre Moralvorstellungen hinweg zu sehen? Es fällt ihr schwer, ihren Weg zu gehen und wie jeder junge Mensch hat auch sie ihre schwachen Momente. Sie hat außerdem als eine Art Selbstschutz gelernt, Menschen auf Distanz zu halten – Ausnahmen bestätigen die Regel – und keinerlei Übung im Prinzip „Freundschaft“, weshalb sie Fremden und auch Bekannten gegenüber oft eiskalt rüberkommt (See what I did there?). Myra ist alles andere als perfekt, aber bereit und in der Lage, zu lernen. Das macht für mich einen Großteil ihres zweifelhaften Charmes aus. Ihr Charakter entwickelt sich weiter und ist am Ende dieses ersten Bandes kaum noch mit der Person in Einklang zu bringen, die wir zu Beginn kennen lernen.

Das gleiche trifft auch auf die meisten Nebencharaktere zu. Anstatt mit reinen Stereotypen um sich zu werfen, hat die Autorin jeder wichtigen Figur mehrere Schichten verpasst: Je länger man eine Figur begleitet, desto mehr Schichten lassen sich abpellen und desto mehr Eigenschaften werden deutlich, desto eher lässt sich eine Entwicklung erkennen. Gleichzeitig sind die Figuren auch stabil, in Ermangelung eines besseren Wortes. Sie erfüllen im Rahmen der Geschichte einen bestimmten Zweck und sind in ihrer Entwicklung nicht ZU wankelmütig, aber eben auch nicht nur stumpfe Stereotypen. Es fällt mir schwer, hierfür die richtigen Worte zu finden; vermutlich müsst ihr das Buch einfach selbst lesen, um zu verstehen, was genau ich meine. Oder ihr kennt Troisis Stil schon, denn dieselben Merkmale lassen sich auch in ihren älteren Büchern finden.

Apropos Stil: Licia Troisi ist bekannt für ihr detailliertes Worldbuilding. Auch diese Medaille hat zwei Seiten, wie Myras Charakter. Einerseits sind die Beschreibungen der Welt, in der wir uns aufhalten, toll geschrieben und sehr bildlich formuliert – ich hatte beim Lesen ständig exakte Bilder vor Augen und mein Kopfkino lief auf Hochtouren: großartig! – und auch zwingend notwendig, um das Dominium und seine Politik und Gesellschaft, die eine nicht unwesentliche Rolle spielen, verstehen zu können. Andererseits sind diese Beschreibungen und Erklärungen an einigen Stellen schlicht zu lang, weshalb trotz des ständig präsenten roten Fadens der Spannungsbogen beeinträchtigt und das Tempo merklich gedrosselt wurde. Auch das hat Vor- und Nachteile. (Ihr merkt schon, ich bin bei diesem Aspekt in meiner Meinung ziemlich zwiegespalten.) Es ist beim Lesen durchaus etwas lästig, immer wieder ausschweifende Landschaftsbeschreibungen und Erklärungen, warum eine bestimmte Handlung in der Politik wie ausgeführt werden konnte, serviert zu bekommen. (Wobei ich hier der Autorin hoch anrechne, dass es kaum Wiederholungen gab und wenn doch, dann nur, sofern die erste Erwähnung einer Gegebenheit schon viele Kapitel zurück lag.) Ich würde sagen, mit 30 Seiten weniger hätte man die Durchhänger vermeiden können.

Diese langen Worldbuilding-Momente sorgten aber auch dafür, dass ich mir die Zeit genommen habe, sie zu würdigen. Die Geschichte, so spannend und aufreibend sie auch stellenweise sein mochte, wurde so entschleunigt. Das habe ich sehr entspannend empfunden. Normalerweise lese ich Romane in einem Rutsch, an einem, maximal zwei Tagen, je nach Seitenzahl und Stimmung. Die Eiskriegerin hat für gut zwei Wochen vorgehalten (auch, weil die Weihnachtstage und damit einige Familienangelegenheiten dazwischen kamen), weil ich einfach langsamer gelesen habe. Ich habe nicht nur gelesen, um schnell in der Handlung voran zu kommen, um möglichst rasch all den Rätseln auf die Spur zu kommen, die die Geschichte stellt, sondern den Text selbst wahrgenommen, die Worte, die Welt. Das ist mir schon recht lange nicht mehr passiert. Nicht, weil ich keine guten Bücher gelesen hätte, sondern eher, weil viele der Romane auf meinem „Speiseplan“ davon leben, mit hohem Tempo und viel Action die Leser bei Laune zu halten – Dystopien, New Adult, Urban Fantasy. Die Eiskriegerin würde ich meinem Gefühl nach in der High Fantasy einordnen: Auch Tolkiens Werke oder Markus Heitz‘ Die Zwerge hatten diese entschleunigende Wirkung auf mich.

Ein weiteres Merkmal des Schreibstils sind die vielen Zeitsprünge, mit denen Troisi Myras Vergangenheit Stück für Stück aufrollt. Zuerst war ich verwirrt, warum an genau dieser Stelle so wichtig ist, was Myra zu diesem anderen bestimmten Zeitpunkt in der Vergangenheit passiert ist. Das wurde aber jeweils schnell deutlich. Die Sequenzen aus der Vergangenheit sind optisch klar erkennbar, weshalb es da zu keinen Verwechslungen kommen kann. Ich finde es extrem gelungen, wie sich so ein Rätsel nach dem anderen von selbst aufklärt. Wir Leser werden eine ganze Weile über die verschiedensten Dinge im Dunkeln gelassen und erfahren so nach und nach gewisse Hintergründe, die wie Puzzlestücke irgendwann ein ganzes Bild ergeben. Das ist eine tolle Art, die Geschichte der Eiskriegerin zu erzählen, wenn ihr mich fragt!

Noch ein dicker Pluspunkt sind die Wendungen, die in 90 Prozent der Fälle für mich unerwartet kamen. Besonders rückblickend bin ich schwer beeindruckt, sowohl von der Kunstfertigkeit der Autorin als auch von meinen eigenen Scheuklappen: Viele Dinge wurden schon so früh und dann immer wieder angedeutet, während es mir erst in dem Moment klar wurde, den die Autorin für die jeweilige Enthüllung vorgesehen hat. Ich bin einfach in die Fallen getappt, in die ich treten sollte, und habe erst kurz vor dem finalen Plottwist, der gleichzeitig auch der Cliffhanger vor dem nächsten Band ist, vermutet, was passieren könnte. Schon allein hierfür LIEBE ich dieses Buch und seinen tollen Stil.

Oh. Eins noch: Es gibt Magie. UND DRACHEN! Wenn all meine Schwärmerei bisher noch nicht ausreichte, um euch zu überzeugen, Die Eiskriegerin zu lesen, dann doch bestimmt dieses kleine Detail. ?

Licia Troisi hat mit Die Eiskriegerin wieder einmal eine junge Frau auf die Reise ihrer Bestimmung geschickt, ihren Weg mit Stolpersteinen und Hürden bestückt und diese Geschichte kunstvoll verpackt.
Die entschleunigte Lektüre unterhält mit detailreichem Worldbuilding und überzeugt durch Charaktere, die über sich hinauswachsen. Ich freue mich schon auf Band 2 und vergebe ohne Zweifel 5 von 5 Sternen!
(Am liebsten noch mit Sternchen, aber, na ja, es sind ja schon Sterne …)

Veröffentlicht am 30.01.2018

Eine tolle Ergänzung zur ursprünglichen Reihe

Throne of Glass – Celaenas Geschichte Novella 1-5
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Seit Oktober 2016, als ich hat Sarah J. Maas mich von Celaena Sardothien und ihrer Geschichte durch Throne of Glass begeistert. Die ursprüngliche Reihe beginnt mit Celaena, die als Sklavin in den Salzminen ...

Seit Oktober 2016, als ich hat Sarah J. Maas mich von Celaena Sardothien und ihrer Geschichte durch Throne of Glass begeistert. Die ursprüngliche Reihe beginnt mit Celaena, die als Sklavin in den Salzminen von Endovier festgehalten wird. Aber wie kam die einst größte Assassinin von Ardalan in diese missliche Lage? Warum hasst sie ihren Ziehvater Arobynn so und was genau ist damals eigentlich mit Sam, ihrer ersten großen Liebe, passiert? Diese und andere Fragen werden in den fünf Novellen, die in Celaenas Geschichte aus Vorgeschichte zusammengefasst sind, beantwortet.

Die Novellen umfassen jeweils ca. 50 – 100 Seiten, weshalb sich dieses Buch wunderbar häppchenweise lesen lässt – und ich hatte kein schlechtes Gewissen, wenn ich es zwischen den einzelnen Kurzgeschichten auch mal beiseite gelegt habe. Jede Geschichte führt Celaena in ein neues Abenteuer und lässt mich als Leserin besser verstehen, warum sie zu Beginn von Die Erwählte so ist, wie sie ist. Warum sie Arobynn abgrundtief hasst. Wie sehr sie Sam geliebt hat.

Es kommen viele Figuren vor, die später in der ursprünglichen Reihe Throne of Glass auftauchen und deshalb schon bekannt sind, die Kurtisane Lysandra zum Beispiel, oder der Piratenkönig Rolfe. Besonders letzterer hat es mir angetan, ich hätte mir mehr Handlung mit seiner Figur gewünscht – da es aber doch zentral um Celaena geht, verstehe ich, dass die anderen Storylines kurz gehalten werden mussten. Vielleicht gibt es ja einmal eine andere Gelegenheit, mehr über Rolfe zu erfahren.
Auch viele unbekannte Charaktere traten auf. Die Stillen Assassinen gefielen mir sehr und erinnerten mich ein bisschen an die Liga der Assassinen aus der Serie Arrow.

Verglichen mit der ursprünglichen Throne of Glass-Reihe wird in Celaenas Geschichte relativ wenig Worldbuilding betrieben. Das zeigt ganz deutlich, dass diese Kurzgeschichten nach Beginn der Reihe entstanden und für Leser geschrieben worden sind, die die Welt um Adarlan schon kennen. Das finde ich aber ziemlich gut, denn jede längere Erklärung hätte den Spannungsbogen überreizt und zerstört. So sind die Novellen kurz und knackig – jedenfalls überwiegend: Die letzte und mit Abstand längste der fünf Novellen fand ich etwas ZU lang. Sie hatte ein paar Durchhänger – eben genau an den Stellen, an denen die Autorin die Handlung durch zu viele Erklärungen in die Länge gezogen hat. 20 Seiten weniger hätten dieser Kurzgeschichte gut getan. Insgesamt ist Celaenas Geschichte jedoch in Maas’ gewohnt angenehmen Schreibstil verfasst und lässt sich flüssig lesen.

Ich finde es schade, dass der geniale Originaltitel The Assassin’s Blade nicht übernommen bzw. mit Das Schwert der Assassinen übersetzt wurde, denn unter diesem Titel ist Celaena in Adarlan bekannt und diese fünf Novellen erzählen, wie eben dieses menschliche Schwert geschmiedet und geschliffen wurde, bis es das tödliche Werkzeug war, das wir in Die Erwählte kennen gelernt haben. Die Nicht-Übersetzung und stattdessen die Verwendung des schon irgendwie langweiligen Titels Celaenas Geschichte ist aus meiner Sicht verschenktes Potential vonseiten des Verlags.

Zum Schluss ein paar Worte zum Cover: Wie alle Taschenbuchausgaben dieser Reihe trägt auch Celaenas Geschichte auf dem Cover die kampfbereite Titelheldin mit ihren Schwertern und einem wunderschönen Kleidungsstück, in diesem Fall einen Umhang. Das passt perfekt zu der Figur. Besonders raffiniert finde ich, dass auf der U4-Seite jedes Bandes, also auch hier, die Rückseite des Titelbildes zu sehen ist, zusammen mit einer kräftigen Farbe. Damit die Schwerter sichtbar bleiben, hat man hier den Umhang auf der Rückseite weggelassen, was aber nicht schlimm ist. Dieses Konzept, Buchcover und U4 ( = Rückseite) eines Buches auf diese Weise zu verbinden, finde ich sehr gelungen und ich habe noch kein anderes Buch gesehen, bei dem es auf die gleiche Weise umgesetzt wurde.

Für Fans von Throne of Glass sind diese Novellen eine tolle Ergänzung zur ursprünglichen Reihe im bekannten Stil der Autorin und geben uns Lesern einen interessanten Einblick in die Entstehung der Figur Celaena Sarthodien.

Schön zu lesen, spannend und sicherlich nicht das letzte Buch, das ich von Sarah J. Maas lesen werde! (See what I did there? ? )

Veröffentlicht am 20.12.2017

Super als Geschenk geeignet!

Pinguine sind kitzlig, Bienen schlafen nie, und keiner schwimmt so langsam wie das Seepferdchen
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Dieses niedliche kleine Büchlein habe ich erstmals irgendwo in den Tiefen von Instagram entdeckt – die App ist also tatsächlich zu etwas zu gebrauchen! ?

Besonders die Illustrationen haben mich interessiert, ...

Dieses niedliche kleine Büchlein habe ich erstmals irgendwo in den Tiefen von Instagram entdeckt – die App ist also tatsächlich zu etwas zu gebrauchen! ?

Besonders die Illustrationen haben mich interessiert, aber auch die „Fun Facts“ über ausgewählte Tiere fand ich spannend. Die Zeichnungen der schwedischen Künstlerin sind sehr schlicht und „nur“ schwarz-weiß, aber in ihrer Einfachheit sehr detailliert und liebevoll gestaltet. Ich mag Zeichnungen, denen man noch ansieht, dass sie von Hand gezeichnet sind, die nicht makellos sind, sehr gern. Deshalb gefallen mir die vielen kleinen und teilweise auch ganze Doppelseiten einnehmenden Illustrationen sehr.
Schön und gleichzeitig sehr schade finde ich, dass die Illustrationen so viel Raum einnehmen, und zu den Illustrationen gehört auch der Leerraum dazwischen. Das klingt jetzt etwas paradox, da es mir doch eigentlich um die Zeichnungen geht. Allerdings sind 120 Seiten in dem kleinen Format nicht viel und die einzelnen Seiten beinhalten nicht allzu viel Text. Dadurch hatte ich Pinguine sind kitzlig nach weniger als einer Stunde beendet. Der Vorteil an bebilderten Büchern ist aber, dass man einfach wieder von vorn beginnen kann und mit etwas Glück ein paar Details entdeckt, die einem vorher nicht aufgefallen waren.

Die als verblüffend angepriesenen Fakten über die abgebildeten Tiere waren mir nicht alle unbekannt, aber es gab genügend, die mich überraschten oder zum Schmunzeln brachten. Dass Grashüpfer fünf Augen haben war mir zum Beispiel fremd – aber es erklärt, warum die Biester immer so schnell weggehüpft sind, als ich sie als Kind im Sommer fangen wollte … Wieder etwas gelernt! Dieses Buch ist also in meinen Augen (auch) für Erwachsene geeignet. Was mir nicht ganz klar wurde, war, wie die Autorin/Illustratorin die abgebildeten Tiere ausgesucht hat. Vorn im Inhaltsverzeichnis ist auch eine Ente dargestellt, die genau diese Frage stellt – die aber nicht wirklich beantwortet wird. Es ist jetzt nicht so, dass ich die schönen Zeichnungen und die teilweise echt interessanten Fakten dazu nicht genießen könnte, nur, weil ich nicht weiß, warum Giraffen, aber keine Gnus ausgesucht wurden. Das ist einfach eine Frage, die sich mir beim Lesen gestellt hat.

Ich habe mit dem Gedanken gespielt (und mich inzwischen dafür entschieden), es meinem bald fünfjährigen Neffen zu Weihnachten zu schenken. Man wird ihm noch ein paar der Details erklären müssen – zum Beispiel die großen Zahlen mit viel zu vielen Nullen dahinter, deren Ausmaße man sich als Kind ja gar nicht vorstellen kann -, aber ich bin sicher, dass ihm das Buch gefallen wird. (Und wenn es ihm irgendwann langweilig werden sollte, freut sich die Mama.)

Apropos „freut sich die Mama“: Pinguine sind kitzlig eignet sich hervorragend als Geschenk, weil es jedem Leser/Betrachter garantiert² ein Lächeln aufs Gesicht zaubern wird und auch nach mehrerem „Lesen“ nicht an Charme verliert. Das handliche Format passt auch gut in eine normale Handtasche oder einen Rucksack, sodass es gut für unterwegs geeignet ist. Ich finde, damit erfüllt es die notwendigen Kriterien für einen Geschenktipp. Was meint ihr?

² Ich übernehme keine Haftung, falls das doch nicht der Fall ist. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich jeder über ein Geschenk freut, besonders, wenn es so schön ist wie dieses Buch!

Fazit
Dieses niedliche Büchlein legt den Fokus auf die einfachen, aber schönen Illustrationen. Wer also die interessanten Infotexte eher nebensächlich findet, der wird hier gut bedient.