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Veröffentlicht am 16.09.2016

Aufbruch, Ausbruch ... Bruchlandung

Die Witwen
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Das sind sie, die Witwen, die eigentlich keine sind. Penny, Laura, Beatrice, Dodo. Und er, der kein Witwer ist, ein Lahmer, ein Mann mit kaputten Bein, ihr Führer. Oder zumindest der mit dem Führer-Schein, ...

Das sind sie, die Witwen, die eigentlich keine sind. Penny, Laura, Beatrice, Dodo. Und er, der kein Witwer ist, ein Lahmer, ein Mann mit kaputten Bein, ihr Führer. Oder zumindest der mit dem Führer-Schein, Bendix. Die Damen begehren eine Reise. Einen Aufbruch ins Unbekannte, einen Ausbruch quasi aus dem Alltag, aus allen Tagen, die sich gleichen, aus ihrem langweiligen Leben. Und Bendix, der Mann mit dem Schein, der Fahrer, was will er? Ich kann es nicht sagen, seine ewig lahmen, wenn auch geschliffenen Monologe und Briefe konnten sprachlich gelegentlich beeindrucken, aber wirklicher Druck, etwas von Substanz, fand sich dort nicht. Wie es sich überhaupt in dem ganzen Buch nichts von Substanz findet, außer Doro vielleicht, die zumindest körperlich etwas davon aufweisen konnte.

Ansonsten: vier ältere Damen, ein nicht mehr junger Herr. Auf Reisen. Gut situiert, alle vier. Alle mit Wohlstandsproblemen, die zumindest von mir nicht wohl angenommen wurden, weil das für mich keine Probleme sind. Aber ausführlich und hochintellektuell diskutiert worden sind. Mein Gott, wie ausführlich. Wie langatmig. Wie langweilig. Wie doch teilweise sprachlich eingängig, immerhin das. Schlechtes Handwerk kann man der Autorin nun wirklich nicht vorwerfen.

Zum Abschluss ein Fazit zu drei Büchern aus der Buchpreis-Longlist, die ich gelesen habe. Thema grundsätzlich: das Leben von nebenan. Deins, das deiner Eltern, der komischen Nachbarin von gegenüber oder dem Typen, den du im Verdacht hast, heimlich deine Fernsehzeitung zu klauen. Spannend? Verdammt, nein. Wie spannend kann schon das Leben dieser Leute sein? Alle scheinen deprimiert, keiner weiß, wie man überhaupt das Wort "Hoffnung" ausspricht, geschweige denn lebt und am Ende bist du als Leser deprimiert und fragst dich, ob du auch mal so enden wirst. Wenn mir die Lektüre dieser preisverdächtigen Bücher was gebracht hat, dann dieses: Niemals werde ich so enden wie diese uninteressanten Protagonisten in ihren lahmen Leben.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Glitzer, Glamour ... welche Leiche?

Glitzer, Glamour, Wasserleiche
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Pauline Miller, Halbamerikanerin, Diva, Opersängerin und Besitz von Radames, dem Hund, der nur für Laien wie ein Mops aussieht, tatsächlich jedoch ein Boston Terrier ist, hat ein Engagement in Bregrenz, ...

Pauline Miller, Halbamerikanerin, Diva, Opersängerin und Besitz von Radames, dem Hund, der nur für Laien wie ein Mops aussieht, tatsächlich jedoch ein Boston Terrier ist, hat ein Engagement in Bregrenz, an der Seebühne. Dort soll sie die Turandot geben, die chinesische Prinzessin, die halt diesmal etwas voluminöser rüberkommen wird. Doch bevor sie die Massen mit ihren Massen begeistern kann, verschwinden Paulines Zuneigung zu einem Wikinger, dann ihr Hund Radames und eine ältere Millionenerbin, nicht unbedingt in dieser Reihenfolge. Pauline muss Prioritäten setzen, und das tut sie auf ihre eigene Weise.

Zuerst das Positive: Der Schreibstil ist gut, das Buch ist kurz und schnell beendet. Und man erfährt etwas über den Lebensstil einer Operndiva. Das wäre als Roman nicht schlecht, wird jedoch als rabenschwarzer Pauline-Miller-Krimi angekündigt. Rabenschwarzen Humor habe ich nur auf den ersten paar Seiten gefunden, danach ging die Geschichte in eine Slapstick-Komödie über, die zwar ab und zu auch witzige Momente enthielt, aber für den Krimianteil musste man bis tief zum Grund des Bodensees tauchen, um ihn dort in homöopathischen Dosen zu finden. Und als er sich dann anfand, wurden sowohl Mörder als auch Paulines wundersame Abenteuer bei der Mörderjagd auf den letzten Seiten aus dem Ärmel geschüttelt. Das weiße Kaninchen, das nicht in das Erdloch sprang, sondern aus dem Zylinder, dabei murmelnd "Zu spät, zu spät, ich bin zu spät ..."

Veröffentlicht am 15.09.2016

Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen, Wiederholungen ...

Venezianische Schatten
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Luca Brassoni, der Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, und seine Freundin, die Gerichtsmedizinerin Carla Sorrenti, finden bei ihrem abendlichen Spaziergang eine verwirrte, junge Frau. ...

Luca Brassoni, der Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, und seine Freundin, die Gerichtsmedizinerin Carla Sorrenti, finden bei ihrem abendlichen Spaziergang eine verwirrte, junge Frau. Sofort ist dem Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, klar, dass ein Verbrechen geschehen ist, und er weiß auch sofort, dass es sich hier um den Mädchenfänger handelt. Die Frau ist blond und hübsch und es sind schon zwei blonde, hübsche Mädchen verschwunden - voilá, Deduktion gelungen. Dem Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, ist ebenso klar, dass seine Vorgänger in dem Fall gepfuscht haben müssen, denn sie haben nicht herausgefunden, was mit den blonden, hübschen Mädchen, die verschwunden sind, passiert ist. Oder wurden sie gar bestochen? Dann wird die Leiche eines blonden, hübschen Mädchens gefunden, der Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, bekommt eins auf die Nase (wortwörtlich), weil er einem Anwalt die Hörner aufgesetzt hat, und sein Cousin Stefan Mayer, der nur Caruso genannt wird (von wem eigentlich?), löst den Fall mehr oder weniger im Alleingang.

Es treten auch noch auf: ein Serienkidnapper/Mörder, dessen Blick sich immer bedrohlich ändert oder dessen Augen immer auf seltsame Weise gefährlich aufleuchten, die Freundin des Commissarios, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, die Gerichtsmedizinerin ist, aber sich gleich auch mal als Profilerin versucht, ein Kriminaltechniker, der jung und übereifrig ist, Maria Grazia, ehemalige Chefsekretärin, die ihren Mann eiskalt mit Luca Brassoni, dem Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, betrogen hat und sich jetzt wundert, dass der ausrastet, als er es erfährt und findet, dass seine neugeborene Tochter nur wenig Ähnlichkeit mit ihm hat, Raffaella Cerano, die vorübergehende Chefsekretärin und einige Opfer, die alle blond und hübsch sind.

Wie man unschwer erkennen kann, liebt es die Autorin, dieselben Dinge immer und immer und immer und immer ... wieder zu erwähnen. Zudem verteilt sie großzügig Adjektive, denn die werden sowieso viel zu wenig beachtet. Das Motiv des Mörders ist mir persönlich zu weit hergeholt, zumal schon ab der Hälfte ziemlich deutlich wurde, wer es mit ziemlicher Sicherheit sein musste. Da wurden Leute von oben angewiesen, nicht weiter zu ermitteln? Der Vater des Verdächtigen ist ein hochrangiger Richter? Wird schon nichts zu sagen haben. Mich hat auch gewundert, dass das gefundene Opfer nicht unter Polizeischutz stand bzw. dass der Mörder keinen Versuch unternahm, es zum Schweigen zu bringen, Amnesie hin oder her. Ich empfand den Commissario, der am liebsten zu Fuß durch Venedig geht, als arrogant und unsympathisch, den Fall eher als nebensächlich, denn es wird viel aufs Dolce Vita eingegangen und wenig auf tatsächliche Ermittlungen.

Die zwei Punkte gibt's für die Stadtrundführung (sollte es mich je nach Venedig verschlagen, werde ich mich ziemlich gut auskennen) und das Auskennen mit den ganzen italienischen Begriffen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

The past never rests

Im dunklen, dunklen Wald
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Ahead: I'm reading a lot in English but never wrote a review in this language so sorry for all of my mistakes. Now to the book: a page turner, they said. A thrilling, chilling, creepy story, they promised. ...

Ahead: I'm reading a lot in English but never wrote a review in this language so sorry for all of my mistakes. Now to the book: a page turner, they said. A thrilling, chilling, creepy story, they promised. And you see, there were all of the requirements. A dark dark wood. A lonely house in this dark dark wood. Five people who couldn't be more differently if you tried. And a past between two of this people that emanates to the presence. Trails in the snow, silly games that hurt some of them, no calls to the outside world because of capped phone connections, a ouija-game, a gun, a shot in the night, blood, death and tragedy.

I was so corious to see how this would unfold. Right, this isn't a new or original approach, but you find a lot of books out there you can't laying out of hand. This is not one of them. Yes, the writing style was nice, simple and fluently, but that's it. Every time there came a touch of tension the scene ended. For this you got a lot of repeats and monologues of the main charakter, Nora. And Nora - I can't say otherwise - is a really stupid woman with the emotional maturity of a teenager. With Nora stand and fall all of the events and I have to tell you: they fall. Almost never I could comprehend her thougts, her actions, her behavior.

So what remains? Disappointment over a predictable and sometimes silly story.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Spiel mir das Lied von der Beraterfirma

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Ausnahmsweise gehe ich mal auf den Klappentext ein. Dort heißt es, als sich Christian ein Video ansieht, das an ihn geschickt wird, ist er entsetzt über das, was er sieht: eine Wasserleiche. Diese Szene ...

Ausnahmsweise gehe ich mal auf den Klappentext ein. Dort heißt es, als sich Christian ein Video ansieht, das an ihn geschickt wird, ist er entsetzt über das, was er sieht: eine Wasserleiche. Diese Szene kommt auch wirklich vor, allerdings hat der Klappentextersteller vergessen zu sagen, dass es ein langer, langer Weg bis dahin wird. Ein Weg, der sich vor allem durch Langeweile auszeichnet. Ausgiebig und bis zum Einschlafen wird erst mal Christian beschrieben. Ein junger Businesstyp, der versucht, auf der Karriereleiter einer Beraterfirma hochzuklettern und dabei Arbeitszeiten von 80 Stunden oder mehr in Kauf nimmt und nie zu Hause ist, was seiner Freundin wenig schmeckt. Davon abgesehen, dass Christian ein langweiliger Typ ist, interessiert mich die Hierarchie und der Aufbau in so einer Firma null. Zwischendurch bekommt man Einblicke in das Leben eines Kommissars, der möchtegernzynisch einen auf einsamen Wolf macht. Bevor es um die erste Leiche geht, ist ein Drittel des Non-Thrillers vergangen.

Dann benimmt sich Christian so dermaßen irrational, dass man sich mit der Hand gegen den Kopf schlagen möchte. Andererseits kann er sonst natürlich nicht selbst zum Verdächtigen werden, denn ein kurzzeitiges Nachdenken der Ermittler (Kommissar plus Gerichtsmedizinerin plus Ex-Hackerin) hätte jeden von den drei ziemlich schnell in die Richtung des Täters geführt. Es wurde also konstruiert auf Teufel komm raus; Leichen pflastern den Weg, Christian macht sich immer verdächtiger. Aufgeteilt ist das Ganze in Buch 1, 2 und 3, wobei 3 den wenigsten Platz einnimmt, aber wenigstens noch so etwas ähnliches wie Spannung aufzubauen vermag. Spannend und interessant ist das Buch für Leute, die sich für Strukturen großer Beraterfirmen interessieren, alle, die einen fesselnden Thriller erwarten, werden enttäuscht. 1,5/5 Punkten.