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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.03.2018

Ganz okay

Schweigegelübde (Ein Emma-Vaughan-Krimi 2)
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Der Tag könnte für Emma nicht schlechter beginnen: muffeliger Teenie am heimischen Frühstückstisch, dem Exmann droht aufgrund einer möglichen IRA-Vergangenheit immer noch das Gefängnis und jetzt muss Emma ...

Der Tag könnte für Emma nicht schlechter beginnen: muffeliger Teenie am heimischen Frühstückstisch, dem Exmann droht aufgrund einer möglichen IRA-Vergangenheit immer noch das Gefängnis und jetzt muss Emma auch noch zum Toxscreening. Dass das positiv ausgehen wird, ist schon abzusehen, nimmt sie doch seit Jahren starke Schmerzmittel. Trotzdem machen die Verbrechen vor der Kleinstadt Sligo natürlich keinen Halt. Ausgerechnet in der Klinik, in der Emma zum Test einbestellt wird, scheint ein Todesengel umzugehen. Ältere Herrschaften sterben plötzlich an Herzversagen; ohne jemals zuvor Symptome in dieser Richtung gezeigt zu haben…
Band 1 mit Emma habe ich ganz gerne gelesen, und auch Band 2 kann durchaus unterhalten. Das Flair der irischen Kleinstadt mit all seinen Macken und Eigenheiten macht eine schöne Atmosphäre. Emma als Ermittlerin fand ich schon im ersten Band etwas überzeichnet, auch in diesem Teil wurde ich mit ihr nicht endgültig warm. Die Handlung entwickelt sich zunächst recht ansehnlich, dann bekommt man den Mörder aber schon viel zu früh auf dem Silbertablett zwischen den Zeilen serviert, was der Spannung dann natürlich einen gehörigen Dämpfer verpasst hat. Wirklich schade, ich wäre gerne noch etwas länger im Dunklen getappt. So liest man sich durch seitenweise Ermittlungen, die einem zunehmend stümperhaft anmuten, haben die Ermittler doch dieselben Informationen wie der Leser. Im Hintergrund entwickelt sich ein zweiter Fall, der mir dann wesentlich besser gefallen hat. Geschrieben ist das Buch dann wiederum sehr flüssig und es ist wirklich gut zu lesen.
Fazit: Ein etwas leichterer Krimi, der mit seiner schönen Atmosphäre aber Punkte gutmachen kann.

Veröffentlicht am 22.02.2018

Und wenn sie tanzt, ist sie woanders

Wenn Martha tanzt
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Im Jahre 1900 wird Martha in Pommern geboren. Schnell entwächst sie der ländlichen Idylle Türnows und landet als junge Erwachsene im Dunstkreis des Bauhausgenies Gropius. Aus einer musikalischen Familie ...

Im Jahre 1900 wird Martha in Pommern geboren. Schnell entwächst sie der ländlichen Idylle Türnows und landet als junge Erwachsene im Dunstkreis des Bauhausgenies Gropius. Aus einer musikalischen Familie stammend, kann sie ihrer synästhetischen Veranlagung entsprechend dort Musik mit der bildenden Kunst und dem Tanz verbinden.
Am Anfang des nächsten Jahrhunderts stehen ihre Erinnerungen in Form eines Tagebuchs bei Sotheby‘s zum Verkauf. Enthalten: einige wertvolle Werke bekannter Künstler wie Paul Klee oder Kandinsky.
Tom Saller hat sich in seinem Debutroman ein interessantes Setting ausgesucht, die Welt der Bauhauskünstler fand ich sehr spannend. Marthas Blick auf diese Welt erscheint trotzdem irgendwie immer etwas eingeschränkt, ich hatte immer den Eindruck, dass sie mit ihrem „Talent“ nicht so richtig ernst genommen wurde. Nichtsdestotrotz erfährt man viel Neues und mir hat dieser Ausflug nach Weimar gut gefallen. Zwar bemüht sich Saller um einen historischen Kontext, nicht immer schafft er eine authentische Einbindung ins soziale und politische Geschehen seinerzeit. Ich mochte leider auch den Erzählstil nicht so gerne; die Aufteilung in eine „Vergangenheit“ und eine Rahmenhandlung im „Jetzt“ hat mir gut gefallen, doch sprachlich konnte ich Sallers Roman nicht viel abgewinnen. Auch die Figuren haben mich nicht richtig überzeugt, ich muss nicht immer in alle tiefsten Tiefen der Gefühlswelt eines Protagonisten vordringen, aber gerade Martha als Dreh- und Angelpunkt der Handlung hätte ich dann doch gerne etwas besser kennengelernt.
Insgesamt wirkte der Roman auf mich noch etwas unausgegoren, auch wenn durchaus ansprechende Passagen enthalten waren, die ich sehr gerne gelesen habe.

Veröffentlicht am 21.02.2018

Idee gut, Ausführung solala

Die Rache der Polly McClusky
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Polly ist ein schüchternes Mädchen, das in der Schule getriezt wird und das nicht nur, weil sie mit ihren 11 Jahren immer noch ihren Teddy ständig bei sich trägt. Sie wohnt eigentlich bei ihrer Mutter, ...

Polly ist ein schüchternes Mädchen, das in der Schule getriezt wird und das nicht nur, weil sie mit ihren 11 Jahren immer noch ihren Teddy ständig bei sich trägt. Sie wohnt eigentlich bei ihrer Mutter, umso erstaunlicher ist es, dass eines Tages ihr Vater vor den Schultoren auf sie wartet. Der ist nach Jahren frisch aus dem Gefängnis entlassen, leider nachdem er dort den falschen Leuten kräftig ans Bein gepinkelt hat. Die Aryan Steel haben ihm Rache geschworen, und so befindet sich nicht nur Nate, sondern auch Polly in höchster Gefahr. Eine irre Flucht beginnt…

Mich hat der Klappentext angesprochen, diese Mischung aus verqueren Figuren, dramatischer Flucht und die Verbindung zur Aryan Steel hatte ich mir sehr interessant vorgestellt. Leider hat die Geschichte nicht alles halten können, was ich mir erhofft hatte. Man erfährt einen Großteil der Handlung aus Pollys Perspektive, die ich eigentlich ganz sympathisch fand. Irgendwie konnte ich dem Autor ihr kindliches Alter nicht komplett abnehmen, sie handelt an einigen Stellen nicht so richtig nachvollziehbar. Natürlich ist ihre Situation eine sehr ungewöhnliche, trotzdem war ich oft nicht wirklich überzeugt. Ihren Vater Nate dagegen fand ich recht glaubwürdig, auch wenn er an vielen Stellen gängigen Klischees entspricht und nichts wirklich Neues darstellt. Der Autor arbeitet bereits an einem Drehbuch zu Polly, und das schien ihm beim Schreiben des Romans immer schon im Hinterkopf gewesen zu sein. Viele Szenen kann ich mir im TV sehr viel besser vorstellen, als sie im Buch rüberkommen. Harpers Stil ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, hat mir dann aber doch gut gefallen. Er weiß Spannung zu erzeugen, sodass ich schon immer wissen wollte wie es weitergeht, auch wenn ich insgesamt nicht komplett gefesselt war.
Unterm Strich kann man Polly durchaus mal zur Hand nehmen, man verpasst aber auch nichts, wenn man lieber auf die Verfilmung wartet.

Veröffentlicht am 19.02.2018

Der Trompeter

Die Herzen der Männer
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In den 60er Jahren werden Nelsons Ferien von seinem Besuch im Pfadfinderlager dominiert. In der Schule hat er quasi keine Freunde, daheim wird er vom Vater unterdrückt und nicht für voll genommen. Im Lager ...

In den 60er Jahren werden Nelsons Ferien von seinem Besuch im Pfadfinderlager dominiert. In der Schule hat er quasi keine Freunde, daheim wird er vom Vater unterdrückt und nicht für voll genommen. Im Lager soll das alles anders werden, er arbeitet hart an seinen Abzeichen, darf morgens zur Ansprache sogar die Trompete spielen, hält sich vorbildlichst an alle Regeln. Trotzdem kann er sich weder bei Gleichaltrigen noch bei dem mitgereisten Vater ins rechte Licht rücken und bleibt in seiner Außenseiterrolle. Auch noch Jahre später.

Nickolas Butler hat es mir mit seinem Roman nicht leicht gemacht. Ich tat mich mit dem ganzen Mikrokosmos des Pfadfinderlagers etwas schwer, konnte mich nicht richtig hineinversetzen. Dort gelten eigenen Regeln, die jedoch am laufenden Band unterlaufen werden, auch wenn Einzelne dagegen arbeiten. In Ansätzen kann ich mir das soziale Gefüge dort schon vorstellen, so richtig überzeugt haben mich die Ausführungen nicht. Regelrecht anstrengend fand ich das ständige Gerede von Werten, Heldentum und „echten“ Männerfreundschaften, die als Ideal dahingestellt werden, obwohl kaum ein Protagonist wirklich danach zu streben scheint. Nelson ist da die Ausnahme, leider fand ich ihn als Figur nicht wirklich nahbar. Auch im weiteren Verlauf der Handlung konnte ich seine Handlungsintentionen oft nicht nachvollziehen. Mir hat die Handlung gerade in der zweiten Hälfte etwas besser gefallen. Die erste Hälfte habe ich zwar durchaus mit Interesse gelesen, hätte das Buch aber auch jederzeit zur Seite legen können, in der zweiten Hälfte (und somit in der nächsten Generation) waren mir die Figuren dann doch etwas näher.
Butlers Stil ist zunächst nüchtern, mit der Zeit liest man sich aber ein. Er erzählt immer etwas distanziert, mit der Zeit gelingt es ihm aber trotzdem ein intensives Lesegefühl aufzubauen. Der Ton ist immer etwas melancholisch, oft auch unnötig altbacken, hat mir unterm Strich nur mittelmäßig gefallen.
„Die Herzen der Männer“ ist ein mehrschichtiger Roman, der aber in seiner ganzen Ausführung irgendwie an meinem Geschmack vorbeigedriftet ist. Potential war da, konnte aber meiner Meinung nach nicht ausgeschöpft werden.

Veröffentlicht am 05.02.2018

Leider etwas seicht geraten

Die Kathedrale des Lichts
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Nach dem Tod ihrer Mutter bleibt Helena nur noch der Vater, der seinen Kopf aber vor allem für seine Aufgaben als Baumeister frei hat. Die beiden gelangen nach Magdeburg, wo der Erzbischof den Bau seiner ...

Nach dem Tod ihrer Mutter bleibt Helena nur noch der Vater, der seinen Kopf aber vor allem für seine Aufgaben als Baumeister frei hat. Die beiden gelangen nach Magdeburg, wo der Erzbischof den Bau seiner Kathedrale vorantreiben will. Hier treffen sie auf Arbeiter von Nah und Fern, mit guten und bösen Absichten…

Ich lese gerne historische Romane; einerseits natürlich um unterhalten zu werden, andererseits aber auch um Neues zu lernen. So ist die Frage nach der Lektüre nicht nur, hat mir die fiktive Handlung gefallen, sondern auch: was wusste ich vorher noch nicht? Bei der Kathedrale des Lichts habe ich leider nicht so wahnsinnig viel Neues erfahren, da sich die Handlung doch sehr aufs einfache „Vor-sich-hin-leben“ konzentriert. Im Hintergrund spielt sich der Bau einer Kathedrale ab, die Protagonisten sind alle mehr oder wenig darin eingebunden, trotzdem liegt der Fokus immer auf den amourösen oder feindseligen Beziehungen der Figuren. Mir war das einfach ein bisschen zu dünn, zumal es den Figuren selbst auch ein bisschen an Tiefe mangelt. Helene ist schön, Bohnsack arbeitswütig, Gotthart fies und Moritz begabt. Dahinter kommt meist nicht so viel, was ich sehr schade fand. Gut gelungen fand ich die Rückblicke in die Römerzeit, hier gab es dann doch ein bisschen Hintergrund zum Geschehen zu erfahren.
Der Erzählstil hat mir wie bei anderen Werken des Autors sehr gut gefallen, wer z.B. den Gaukler mochte, wird sich auch hier wieder wohlfühlen. Insgesamt glaube ich schon, dass dieses Buch seine Anhänger haben wird, aber es ist sicherlich eine andere Leserschaft als bei vorherigen Werken. Ich habe es schon mit einem gewissen Interesse gelesen, muss aber sagen, dass ich mir viel mehr davon versprochen hatte.